Wie oft lüften?
Wie oft muß ich das Fenster nun öffnen?
Für einen 0,33-fachen Luftwechsel muss die Luft alle drei Stunden einmal ausgetauscht werden, will heißen: Fensteröffnen mindestens in einem Intervall von drei Stunden. Das geht vielleicht noch am Tage, wenn wir uns in den Räumen aufhalten. Was macht aber eine berufstätige Familie?
Wasserdampf und Gerüche sind gegenwärtig, auch wenn niemand in der Wohnung ist; das Wasser wird in den obersten Millimetern der Bauteile und Möbel per Kapillarkondensation gespeichert und allmählich wieder in den Raum freigesetzt. Wenn zeitweise überhaupt nicht gelüftet wird, dann sind die Gleichgewichtsfeuchtigkeiten hoch, mit den bekannten Auswirkungen, nämlich Schimmelbildung.
Und wie mache ich das mit dem Fensteröffnen alle drei Stunden in der Nacht im Schlafzimmer? Die Deutschen sind in dieser Frage in zwei Fraktionen gespalten:
- Die Frischluftfraktion: Weil die Luft sonst spürbar schlecht ist, wird das Fenster nachts im Schlafzimmer gekippt. Folge: etwa 3 bis 5 facher Luftwechsel, ausreichende Luftqualität, kaltes Schlafzimmer.
- Jene, die das nicht können (Krach) oder wollen (Kälte), lassen das Fenster zu. Folge: warmes Schlafzimmer, morgens dicke Luft. Abb. 2 zeigt, welche CO2-Konzentrationen Dipl.-Phys. J. Werner unter solchen Bedingungen in einem 1984 gebauten Haus (kein Niedrigenergiehaus) gemessen hat.
Schwedisch lüften
Die Ergebnisse sind für beide Fraktionen unbefriedigend. Es musste eine bessere Lösung gefunden werden. In Schweden hat man uns auf die Sprünge geholfen. Als J. Werner und der Autor 1986 im Rahmen einer Studienreise u.a. Prof. Bo Adamson an der Universität in Lund besuchten, fiel uns auf, dass in seiner Arbeitsgruppe durchgehend mit einem 0,5-fachen Luftwechsel in Wohnungen gerechnet wurde.
Irgendwann haben wir Bo Adamson gefragt, woher er denn so genau wisse, dass der Luftwechsel in schwedischen Neubauten 0,5fach sei. Die Antwort war verblüffend: "Ja, wir wissen das ganz genau. In jeder schwedischen Neubauwohnung gibt es nämlich einen Abluftventilator, und der zieht exakt ein Luftvolumen entsprechend 0,5fach pro Stunde aus der Wohnung heraus. Genau soviel kalte Luft strömt über Außenluftdurchlässe wieder nach."
Die deutschen Besucher waren sich damals spontan einig, dass das ja wohl keine gute Idee sei, diese verschwenderischen Abluft-Lüftungsanlagen einzubauen, bei denen man auch noch bewusst warme Luft über Dach einfach in die Umwelt hinweglüftet! Wenn schon Lüftungsanlage, dann doch mindestens eine solche mit Wärmerückgewinnung.
Messungen in Schrecksbach
Gesagt, getan. In das Demonstrationshaus in Schrecksbach wurde also eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Der Mensch lernt offenbar nur aus den Fehlern, die er selbst gemacht hat: In der Auswertung der Messergebnisse aus dem Niedrigenergiehaus (NEH) Schrecksbach musste den Schweden im Nachhinein recht gegeben werden: Eine saubere Energiebilanzierung ergab, dass die Lüftungswärmeverluste im NEH Schrecksbach tatsächlich auch mit einer einfachen Abluft-Lüftungsanlage nicht höher gewesen wären als mit dem verwendeten System.
Wie kann dies sein? Nun, bei einem reinen Abluftsystem gibt es wegen des Unterdrucks im Haus praktisch keine Exfiltration. Ist ein Haus nicht wirklich perfekt dicht, dann kommt bei einer balancierten Zu/Abluft-Anlage mit Wärmerückgewinnung ein durchschnittlich um 0,2facher Luftwechsel durch In/Exfiltration hinzu; bei einer reinen Abluftanlage bleibt es aber bei dem einmal eingestellten Abluftstrom, wenn das Haus nicht extrem undicht und der Wind nicht so stark ist, dass er die Druckverhältnisse umkehren kann.
Wenn nun, wie bei gewöhnlichen damaligen Wärmerückgewinnungsanlagen mit 0,4-fachem Anlagenluftwechsel ein Wärmebereitstellungsgrad von nur 50% erreicht wird, ergibt sich energieäquivalent gerade ein 0,2 (Exfiltration) + 50% x 0,4-facher Luftwechsel, genau soviel, wie der Anlagenluftwechsel bei einer reinen Abluftanlage auch betragen würde.
Einfach aber effektiv
Eine sehr wirkungsvolle Möglichkeit die Luftfeuchte maßvoll zu begrenzen sind sogenannte Hygrometer.
Diese messen die Luftfeuchte, die der Mensch im Vergleich zur Temperatur nur sehr viel schwerer abschätzen kann. Ist die Luftfeuchte zu hoch wird das vom Hygrometer angezeigt und empfohlen kurz und kräftig zu lüften. Bezug über den Effizienz-Shop im Energienetz.