ED 04/12 Eine Welt ohne Öl (S.30-31)
(16.05.03): Verschiedene Forschungsteams der EuropäischenUnion haben den "World Energy, Technology, and Climate PolicyOutlook" (WETO) vorgelegt.

Energieverbrauch bis 2030: Forscher malen ein düsteres Bild der Welt

Verschiedene Forschungsteams der Europäischen Union haben den "World Energy, Technology, and Climate Policy Outlook" (WETO) vorgelegt. In der Untersuchung wird ein detailliertes Bild der in den nächsten 30 Jahren weltweit erwarteten Probleme in den Bereichen Energieverbrauch, fossile Brennstoffe und Kohlendioxid-Emissionen gezeichnet.

(16. Mai 2003) "Bis zum Jahr 2030 wird sich der weltweite Energieverbrauch verdoppelt haben. Fossile Brennstoffe, insbesondere Erdöl, stellen weiterhin die wichtigste Energiequelle dar, und die Kohlendioxid-Emissionen werden beinahe doppelt so hoch sein wie 1990." Dies geht aus den jetzt von der Europäischen Kommission veröffentlichten Forschungsergebnissen hervor.

Detailliertes Bild der nächsten 30 Jahre

 Im "World Energy, Technology and Climate Policy Outlook" wird zum ersten Mal ein detailliertes Bild der in den nächsten 30 Jahren weltweit erwarteten Probleme in diesen Bereichen gezeichnet. Die Studie äußert Zweifel daran, ob die Umweltmaßnahmen zur Beschränkung der Treibhausgasemissionen und zur Förderung einer stärkeren Nutzung erneuerbarer Energiequellen langfristig wirksam sein werden. So erwarten die Verfasser, dass die Entwicklungsländer einen beträchtlichen Anteil an der weltweiten Situation im Energiebereich haben werden, da über 50 Prozent der Energienachfrage aus diesen Ländern kommen wird. Das gleiche gilt für die Kohlendioxid-Emissionen. Außerdem ergab die Untersuchung, dass die USA im Vergleich zu 1990 einen um 50 Prozent höheren Anteil an Kohlendioxid-Emissionen haben werden, der Anteil der EU wird um 18 Prozent steigen. "Wir können es uns nicht leisten, diese Forschungsergebnisse und ihre Bedeutung für eine weltweite nachhaltige Entwicklung zu ignorieren", erläuterte das für Forschung zuständige Kommissionsmitglied Philippe Busquin. Die vorliegende Studie liefert wertvolle Einsichten in die Energie- und Umweltprobleme, die uns in Zukunft erwarten. So können wir unsere Prioritäten für künftige Forschungsarbeiten und technologische Entwicklung in den Bereichen Energie und Umwelt festlegen."

Veränderungen und Entwicklungen

Gegenstand des WETO-Berichts sind Veränderungen der Entwicklungsmuster in den Bereichen Energie und Umwelt in den nächsten 30 Jahren. Er enthält u.a. Vorhersagen für den Energiesektor weltweit (u.a. Energieangebot und -nachfrage und Kohlendioxid-Emissionen), Fortschritte bei den Energietechnologien und Auswirkungen der Politik im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Dazu liefert er quantifizierte Daten zu Themen wie dem EU-Erdgasmarkt und der technologischen Entwicklung. Ausgehend von wissenschaftlich gestützten Annahmen bezüglich der Wirtschaftstätigkeit, der Bevölkerungsentwicklung und der Ressourcen an Kohlenwasserstoffen wird in dem WETO-Bericht die Weiterentwicklung der Energiesysteme in Europa und weltweit eingehend beschrieben, wobei die Auswirkungen einer den Klimawandel berücksichtigenden Politik einbezogen sind.

44 Milliarden Tonnen Kohlendioxid 2003

Wie die Forscher herausgefunden haben, wird die Energienachfrage in den Jahren 2000 bis 2030 weltweit um jährlich 1,8 Prozent steigen. Über die Hälfte dieser Nachfrage wird aus den Entwicklungsländern kommen, deren Anteil heute nur 40 Prozent beträgt. Die Kohlendioxid-Emissionen werden laut Untersuchung durchschnittlich um 2,1 Prozent jährlich zunehmen. 2030 werden so weltweit 44 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen werden. 35 Prozent der Energienachfrage wird aus der Industrie stammen, der Verkehrssektor benötigt 25 Prozent der Energie, Dienstleistungen und Haushalte 40 Prozent.

Rasche Zunahme der Erdöl- und Erdgasproduktion und der Preise

Weitere Ergebnisse der Untersuchung: Bis 2030 wird die Erdölproduktion weltweit um etwa 65 Prozent steigen (auf 120 Millionen Barrels täglich). Diese Steigerung findet zu 75 Prozent in den OPEC-Ländern statt. Die OPEC wird somit im Jahr 2030 60 Prozent des Erdöls weltweit liefern (40 Prozent im Jahr 2000). Es wird ferner erwartet, dass sich die Erdgasproduktion zwischen 2000 und 2030 verdoppelt. Die Preise für Erdöl und Erdgas werden beträchtlich zunehmen: der Erdölpreis soll 2030 35 Euro pro Barrel erreichen. Die Stromgewinnung wird stetig um jährlich drei Prozent zunehmen. Erdgas und Kohle werden bei der Elektrizitätsgewinnung immer wichtiger. Erneuerbare Energiequellen, insbesondere Windkraft, werden einen Anteil von vier Prozent haben.

Europa: Rückgang des Verbrauchs und zunehmende Abhängigkeit von externen Energiequellen

Die Kohlendioxid-Emissionen in Europa werden bis 2003 im Vergleich zu 1990 um 18 Prozent zunehmen in den USA um etwa 50 Prozent. 1990 betrug der Anteil der Entwicklungsländer an den weltweiten Emissionen 30 Prozent, 2030 wird er auf mehr als 50 Prozent gestiegen sein. Europa wird immer stärker Erdgas als Energiequelle einsetzen. Die Erdgasproduktion findet jedoch hauptsächlich in der ehemaligen Sowjetunion und im Mittleren und Nahen Osten statt, womit die energiepolitische Abhängigkeit Europas zunimmt.

Technologische Vorausschau

Sollten neue Energiequellen eingesetzt werden, könnten die Emissionsziele im Rahmen des Kyotoprotokolls rascher erreicht werden, heißt es in der Untersuchung weiter. In dem Bericht wird davon ausgegangen, dass die hierfür zu veranschlagenden Kosten um bis zu 30 Prozent verringert werden könnten, sollten die Kernenergie oder erneuerbare Energiequellen in großem Maßstab eingesetzt werden. Ein beträchtlicher Emissionsrückgang könnte auch durch eine Beschränkung der Energienachfrage und einen weniger kohlenstoffintensiven Energieverbrauch erreicht werden. Es wird erwartet, dass die Industrie die größten Anstrengungen zur Verringerung der Energienachfrage unternehmen wird. Ein Rückgang beim kohlenstoffintensiven Verbrauch dürfte vor allem durch den Ersatz der Kohle durch Erdgas und Biomasse erreicht werden, in geringerem Maße durch den Einsatz von Erdöl. Bei diesem Szenario wird ferner davon ausgegangen, dass Windenergie, Sonnenenergie sowie Wasserkraftwerke beträchtlich an Bedeutung gewinnen.

letzte Änderung: 17.06.2024