ED 02/17 Die Welt reparieren oder wegwerfen? (S.22-25)
Forderung an die Hersteller vom Bund der Energieverbraucher e.V.

Warmwassertauglichkeit für Hausgeräte!

Für Spül- und Waschmaschinen sucht man meist vergeblich nach dem Hinweis, dass die Geräte ans Warmwasser angeschlossen werden dürfen. Obwohl zahllose Geräte schon jahrelang problemlos so betrieben werden, sind Hersteller oft skeptisch und schränken die Gewährleistung ein.
Von Oliver Stens

(15. Dezember 2005) Der Bund der Energieverbraucher hat nun fünf große Hausgerätehersteller aufgefordert, künftig nur noch Wasch- und Spülmaschinen auf den Markt zu bringen, die für den Anschluss an das Warmwassernetz geeignet sind.

Heide S. gehört zu den etwa 500.000 Haushalten in Deutschland mit einer thermischen Anlage auf dem Dach. Sie freut sich im Sommer über die kostenlose Warmwassererzeugung. 12 Jahren lang versorgte sie mit dem so erwärmten Wasser auch ihre Waschmaschine über ein Vorschaltgerät. Als die Maschine nun vor kurzem kaputt ging, hat sie sich für ein neues Markengerät mit niedrigen Verbrauchswerten entschieden. Doch als sie das Gerät anschließen wollte, wurde sie durch die Angabe auf dem Zulaufschlauch "Max 25 °C" verunsichert. Sie erkundigte sich beim Hersteller, ob der Schlauch auch für solar erwärmtes Wasser geeignet sei, und wenn nicht, ob ein anderer Wasserzulaufschlauch erhältlich sei.

Für Warmwasser nicht geeignet?

Mit Hinweis auf die Gebrauchs- und Aufstellanleitung wurde ihr mitgeteilt, dass Ihr Gerät nur für den Anschluss an kaltes Trinkwasser vorgesehen sei. Bei einer hohen Zulauftemperatur könne die Steuerung aussetzen und Störungen im Programmablauf sowie Folgefehler hervorrufen (Wäscheschäden, Wäsche wird nicht sauber).

Ein weiteres Nachhaken beim Hersteller brachte keine andere Nachricht. Auch der Händler konnte nicht weiterhelfen. Frau S. ärgerte sich sehr. Sie wollte nicht glauben, dass in eine Maschine, die Wasser auf 90 Grad aufheizen kann, nicht gleich warmes Wasser einlaufen darf.

Im Folgenden werden Vorschläge zur Beseitigung einige Bedenken genannt.

Wäscheschäden

Wenn zum Programmbeginn heißes Wasser in die Maschine läuft, wird befürchtet, die Wäsche nähme Schaden und könne infolge Temperaturschock einlaufen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass diese Erscheinung in den Griff zu bekommen ist. Zahllose Menschen mit Vorschaltgerät nutzen ihre Geräte bereits seit langer Zeit am Warmwasserzulauf. Sie hätten dies sicher längst beendet, wenn dadurch Schäden entstünden. Wer seine Maschine an Warmwasser anschließt, tut das sehr bewusst, denn er hat einigen zusätzlichen Aufwand. Er muss und er wird darauf achten, dass empfindliche Wäsche nicht durch zu hohe Temperaturen Schaden nimmt. Der Hersteller könnte mit einem Warnhinweis in der Gebrauchsanweisung vor "Temperaturschock-Schäden" ausreichend absichern.

Schlechtere Waschwirkung

Läuft gleich warmes Wasser zu, verkürzt sich die Aufheizphase. Durch die kürzere Programmzeit wird befürchtet, die Wäsche könnte nicht ausreichend sauber werden. Auch hier gilt: Sollte ein entsprechender Effekt tatsächlich auftreten, würden Benutzer darauf angemessen reagieren. Wahrscheinlich wird aber niemand diesen Effekt überhaupt bemerken.

Fehler im Programmablauf

Wenn im 30 Grad-Programm plötzlich 40 Grad heißes Wasser zuläuft, meldet ein Temperaturfühler mancher Geräte "Wasser ist zu heiß" und bricht das Programm ab. Eine Digitalanzeige zeigt eine Störmeldung an. Dieses Problem ist hausgemacht und tritt nur bei manchen neueren Modellen auf. Bei älteren Maschinen ist dieser Fehler nicht bekannt. Eine Elektronik sollte grundsätzlich so programmiert sein, dass sie nicht mit Fehlermeldung und Programmabbruch reagiert. Die richtige Reaktion wäre ein verkürztes oder gar kein Nachheizen. Die Änderungen in künftigen Steuerungen zu berücksichtigen, wäre sehr einfach. Entsprechende Fehlermeldungen mit Programmabbruch fielen einfach weg.

Temperaturbeständigkeit

Nicht alle Bauteile sind für die hohen Temperaturen geeignet. Zulaufschläuche und Ventile bis 90 Grad sind bereits heute für einen geringen Mehrpreis als Massenware erhältlich. Alle Komponenten, die dem Zulaufbereich folgen (Bottich, Dichtungen, Pumpe, Auslaufschlauch) müssen auch bisher schon 70 bis 90 Grad standhalten. Bleibt bei Waschmaschinen der Einspülkasten übrig, bei Spülmaschinen der Ionentauscher / Wassertasche. Bisher wird hier meist als Kunststoff ein Thermoplast verwendet, der sich bei höheren Temperaturen verformen kann. Eine Änderung des Materials und der Fertigungsmethode wäre nötig. Diese Umstellung sollte aber ebenso problemlos sein wie die Umstellung vom Metall- auf Kunststoffbottich, der heute in vielen Geräten zu finden ist.

Dem Bund der Energieverbraucher erscheint eine Materialanpassung als technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar. In vielen Fällen ist eine Auslegung auf 95 Grad gar nicht nötig, da die Temperatur in der Warmwasserleitung viel nidriger ist, oder weil so hohe Temperaturen nie erreicht werden. Eine Billig-Lösung wäre daher ein Hinweis in der Bedienungsanleitung, auf eine maximal erlaubte Zulauftemperatur (oberhalb 20 °C). Dabei würden keine Konstruktionsänderungen im Gerät nötig.

Zulaufregelung teuer

Die Integration einer Warm- und Kaltwassermischung für Waschmaschinen auf die richtige Temperatur wäre sehr kostenaufwändig. Eine Integration eines Warmwasser-Mischvorrichtung in die Hausgeräte ist in diesem Zusammenhang nicht gemeint. Der Bund der Energieverbraucher verfolgt diesbezüglich das Konzept, ein Vorschaltgerät zum Mischen als separate Apparatur zu sehen, die von der Maschine getrennt ist.

Vorteil: Man kann das kann das Gerät auch noch benutzen, wenn die Waschmaschine mit Totalschaden auf dem Müll landet. Der Temperaturverlauf in Spülmaschinen ist durch die Wärmespeicherung des Geschirrs von Anfang bis Ende relativ gleichmäßig. Dadurch entfällt hier die Notwendigkeit eines Vorschaltgeräts ohnehin.

Die vom Bund der Energieverbraucher beschriebene Forderung beinhaltet nur die Verwendung wärmebeständiger Materialien und das Tolerieren höherer Temperaturen seitens der Steuerung. Einem geringen Mehraufwand beim Materialeinsatz und Fertigungsmethode stünden Energiekosteneinsparungen gegenüber Bei Waschmaschinen zwischen 20 und 50 %, bei Spülmaschinen zwischen 50 und 70 %.

"Alle Geräte unserer Marke sind für den Anschluss ans Warmwassernetz geeignet", ein Werbeslogan, der sich gut vermarkten ließe. Der Bund der Energieverbraucher wird in den nächsten Ausgaben über die Reaktion der Hersteller berichten.

Änderung notwendig

Dem Bund der Energieverbraucher erscheint die Nutzung von Warmwasser insbesondere bei Wasch- und Spülmaschinen energieeffizient, umweltbewusst und zukunftsträchtig. Bislang gibt es kaum Hersteller, die mit der Anschlussmöglichkeit an Warmwasser werben. Dabei besteht eine große Nachfrage nach Geräten, die dafür tauglich sind. Vor dem Hintergrund großer Energiekosteneinsparungen setzt sich der Bund der Energieverbraucher für die Einführung eines neuen Standards ein und will durch Aufklärung die Nachfrage entsprechend ankurbeln. Ähnlich wie er vor 15 Jahren mit der Forderung nach verbrauchsarmen Geräten das heutige Bewusstsein geprägt hat, soll auch hier eine Initialzündung gegeben werden.

Deswegen hat der Bund der Energieverbraucher fünf namhafte Hersteller aufgefordert, den Warmwasseranschluss künftig zu propagieren statt ihn zu erschweren und künftig alle Geräte warmwasseranschlussfähig zu bauen.

Der Verein unterbreitete den Herstellern Vorschläge, wie sich Bedenken wie Wäscheschaden, schlechteres Waschergebnis, Störungen und Materialprobleme ausräumen lassen.

Der Bund der Energieverbraucher wird über die Reaktion der Hersteller berichten.

letzte Änderung: 31.07.2023