Waschen mit Köpfchen
An einem Waschtag ist nichts Ungewöhnliches. Es sei denn, er fällt auf den 10. Mai. Da findet in diesem Jahr zum ersten Mal ein ganz besonderer Waschtag statt: der "Aktionstag Nachhaltiges Waschen".
(10. Mai 2004) - Ins Leben gerufen wurde er vom Deutschen Grünen Kreuz, dem Deutschen Hausfrauenbund, dem Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel sowie dem Deutschen LandFrauenverband. Aber was bedeutet es eigentlich, nachhaltig zu waschen?
Den Begriff Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung hat die UN-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung geprägt. Nachhaltige Entwicklung ist die Übersetzung des englischen Begriffs "sustainable development". Seine Kernaussage: bei der Befriedigung alltäglicher Bedürfnisse an das Allgemeinwohl denken, sodass auch nachfolgende Generationen noch in der Lage sein werden, ihre täglichen Bedürfnisse zu befriedigen.
Beim Wäschewaschen geht es in puncto Nachhaltigkeit vor allem darum, durch geringen Wasser-, Strom- und Rohstoffverbrauch die Umwelt zu schonen und Gesundheit zu erhalten. Die Grundregeln dafür werden aber oft nicht eingehalten.
Grundregeln nachhaltigen Waschens
Die folgenden sechs Punkte führen Schritt für Schritt zum nachhaltigen Waschen:
- Wäsche sortieren.
- Pflegehinweise auf den Textilien beachten.
- Niedrige Waschtemperaturen.
- Vollständige Befüllung der Waschmaschine.
- Richtige Wahl und Dosierung des Waschmittels.
- Kauf von Waschmitteln in Nachfüllpackungen (siehe auch Tipps unten im blauen Kasten).
Besonders Menschen mit empfindlicher Haut oder gesundheitlichen Problemen wie Asthma, Neurodermitis und Allergien sollten mit Waschmitteln sachgerecht umgehen und auf bestimmte Inhaltsstoffe verzichten. Vor allem Duftstoffe und Bleichmittel können Reizungen der Haut und Atemwege hervorrufen.
Tipp: Achten Sie beim Kauf auf Inhaltsstoffe, insbesondere Parfüm und Bleichmittel, und geben Sie nicht mehr Waschmittel hinzu als nötig (siehe Tipps unten).
Richtig dosieren
Dosieren Sie das Waschmittel gemäß der Dosieranleitung. Da der Großteil der Wäsche nur leicht verschmutzt ist, reicht die kleinste angegebene Menge Waschmittel aus. Mehr macht die Wäsche nicht sauberer. Eine Überdosierung von Waschmittel ist an übermäßiger Schaumbildung zu erkennen. Der Schaum bremst die Wäsche aus und die mechanischen Kräfte in der Maschine können nicht mehr richtig wirken.
Richtig sortieren
Trennen Sie weiße und bunte Wäsche, außerdem unempfindliche von Wolle und Feinem. Die richtige Sortierung ist wichtig. Sie ermöglicht es, das optimale Waschprogramm zu wählen. Wolle und Feines hat zum Beispiel andere Ansprüche an Waschmittel, Wassermenge, Waschzeit und Schleudergeschwindigkeit als weiße Wäsche. Beachten Sie zudem die Pflegehinweise auf dem Etikett der Wäsche.
Richtig temperieren
Waschen Sie Feines und Wolle höchstens bei 30 °C (siehe Pflegeetiketten), Für Buntes reichen 40 °C und bei weißer Wäsche tun es 60 °C. Die heutigen Waschmittel sind so entwickelt, dass sie ihre volle Waschkraft schon bei diesen Temperaturen entfalten. Außerdem werden die meisten Krankheitskeime bei 60 °C abgetötet. Auf Vorwäschen sollten Sie verzichten. Besser ist es, hartnäckige Flecken wie Gras oder Obst vorzubehandeln.
Richtig füllen
Beladen Sie die Waschmaschine immer voll. Gleichzeitig ist ein Überladen der Maschine auch nicht empfehlenswert. Ist die Trommel zu voll, kann sich das Wasser-Waschmittel-Gemisch nicht bestmöglich verteilen. Eine halb beladene Trommel braucht auch nur halb so viel Wasser und Waschmittel. Wiegen Sie die Wäsche, so bekommen Sie ein Gefühl dafür, wie viel vier oder fünf Kilo Wäsche wirklich sind.
Weich genug
Weichspüler werden gern benutzt, um die Wäsche angenehm weich und duftend zu machen. Da sie aber die Sauberkeit der Wäsche nicht beeinflussen, kann man auf sie verzichten. Die Wasserenthärter in den Waschmitteln reichen aus, um die Wäsche tragbar weich zu machen. Außerdem belasten die Wirksubstanzen von Weichspülern, in der Regel kationische Tenside, Gewässer und Organismen zusätzlich.
Leine statt Trockner
Wäsche lässt sich am umweltfreundlichsten trocknen, indem sie an der frischen Luft oder im Trockenraum aufgehängt wird. Bei Gebrauch eines Trockners lohnt es sich, die Wäsche in der Waschmaschine bei mindestens 1200 Umdrehungen pro Minute zu schleudern. Dadurch ist sie trockener als bei beispielsweise 600 Umdrehungen pro Minute und der Trockner benötigt weniger Energie für die restliche Trocknung.
Fest statt flüssig
Waschpulver (und Tabs) waschen sauberer als Flüssigwaschmittel. Das haben wir bei den Tests von Vollwaschmitteln in Heft 9/03 und von Colorwaschmitteln in Heft 3/04 festgestellt. Außerdem belasten die Flüssigen die Umwelt stärker als Pulver und Tabs, weil sie mehr Tenside enthalten. Die Kunststoffflaschen der Flüssigwaschmittel verursachen auch mehr Verpackungsmüll als die Folienverpackungen der Pulver.
Kompakt statt Jumbo
Durch Waschpulver, die in Zehn-Kilo-Packungen - so genannten Jumbos - verkauft werden, gelangen mehr Chemikalien in die Gewässer als bei Kompaktwaschmitteln. Die Wirkstoffe in den Kompakten sind hoch dosiert und effektiv zusammengesetzt. So können Sie mit einem Kilo Kompakt-Vollwaschmittel 16 Waschladungen à 4,5 Kilo waschen. Mit einem Kilo Jumbo-Vollwaschmittel schaffen Sie dagegen nur 9,5 mal 4,5 Kilo.
Was sich schon getan hat
Der Strom- und Wasserverbrauch von Waschmaschinen hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verringert. Wie die Sektion Haushaltstechnik der Universität Bonn errechnet hat, kann eine neue Waschmaschine im Unterschied zu einer 25 Jahre alten jährlich 28 290 Liter Wasser sparen (bei fünf Waschladungen pro Woche). Damit kann man 943-mal duschen, das heißt zweieinhalb Jahre lang jeden Tag (bei 30 Liter Wasser pro Duschgang).
Strom sparen die neuen Waschmaschinen auch: im Durchschnitt 199 Kilowattstunden pro Jahr im Vergleich zu 25 Jahre alten Maschinen. Mit dieser Energie lässt sich ein 300-Liter-Kühschrank ein Jahr lang betreiben.
Bei den Waschmittelrezepturen hat sich ebenfalls einiges verändert. Während 1966 in den Dosieranleitungen für eine Waschladung von fünf Kilogramm noch 202 Gramm Waschpulver empfohlen wurden, sind es jetzt nur noch 75 Gramm.
Tipp: Welches die sparsamsten Geräte sind, erfahren Sie in unserer Online-Datenbank sparsamer Hausgeräte .
Und eine aktuelle Studie der Universität Oldenburg bestätigt, dass auch der Verbraucher seine Waschgewohnheiten in den letzten Jahren zugunsten der Nachhaltigkeit verbessert hat. Während zum Beispiel die durchschnittliche Waschtemperatur vor 30 Jahren noch bei über 60 °C lag, sind es heute weniger als 50°C.
Was es noch zu tun gibt
Aber nicht nur bessere Waschmaschinen und Waschmittelrezepturen, sondern auch die Verbraucher können mehr tun. Und das Schöne daran: Nachhaltiges Waschen spart auch noch Geld. Doch viele kennen die Grundsätze nicht. Das hat der Deutsche Hausfrauenbund in einer Umfrage unter 1500 Verbrauchern in Bünde, Bremen und Baden im Jahr 2003 herausgefunden
Zum Beispiel gaben rund 70 Prozent der Befragten an, sie würden ihre Wäsche bei 30, 60 und 90 °C waschen. Meist reichen aber 40 °C aus, weil die Wirkstoffe der Waschmittel heute bereits bei niedrigen Temperaturen aktiv sind. Das bestätigen auch unsere Waschmitteltests immer wieder. Ist die mittlere Waschtemperatur in den letzten 30 Jahren auch gesunken, scheint doch der Glaube weit verbreitet, höhere Temperaturen würden die Wäsche sauberer machen. Nur etwa jeder zehnte Befragte gab an, hauptsächlich bei 40°C zu waschen.
Die Stiftung Warentest richtet am 10. Mai ein Expertentelefon ein: 030 / 26 31 27 50.
Von 10 bis 12 Uhr werden dort Fragen zum Waschen, Wasser- und Energiesparen beantwortet.
Gut 40 Prozent wechseln bei nicht zufrieden stellendem Waschergebnis die Waschmittelmarke. Dabei liegt es nicht nur am Waschmittel, wenn die Wäsche nicht sauber wird. Vielleicht ist die Maschine überladen oder das Mittel falsch dosiert. Hartnäckige Flecken wie Bratensoße oder Rotwein sollten vor dem Waschen erst einmal mit etwas Gallseife oder Bleichmittel vorbehandelt werden.
Tipp: Am Aktionstag "Nachhaltiges Waschen" am 10. Mai können Sie sich auf Veranstaltungen in Ihrer Stadt informieren. Bundesweit finden dazu Aktionen statt. Auch das Umweltbundesamt und die Stiftung Warentest beteiligen sich daran. Wo was geplant ist, steht im Internet unter www.aktionstag-nachhaltiges-waschen.de . Dort gibt es auch einen Wasch-Rechner , der die Energiekosten und den Wasserverbrauch Ihrer Waschmaschine genau errechnet.