ED 01/13 Die 1.000-Watt Lösung von Köln (S.17)
ED 04/13 Zählertausch: Großbritannien wird smart (S.23)
Überraschende Einsichten erbrachte die Suche nach den effizientesten Stromnutzern. Auch bei einem Zehntel des durchschnittlichen Verbrauchs ist ein komfortables Leben möglich.

"Was machen andere Leute nur mit dem vielen Strom?"

Überraschende Einsichten erbrachte die Suche nach den effizientesten Stromnutzern. Auch bei einem Zehntel des durchschnittlichen Verbrauchs ist ein komfortables Leben möglich. Alle Sieger schafften zudem, auch effizient und kostengünstig zu heizen. Die Geschichten der drei Sieger unseres Stromwettbewerbs weisen weit voraus in eine bessere und effizientere Zukunft.

(6. März 2004) - Rund 50 Euro monatlich gibt jeder Haushalt für Strom aus. Dass es auch mit weitaus weniger geht, zeigt der Stromwettbewerb, den der Bund der Energieverbraucher im Dezember 2003 ausgeschrieben hat. Wir suchten den Single, den Zweipersonenhaushalt und die Familie, die am wenigsten Strom verbrauchten. Als Belohnung zahlt der Bund der Energieverbraucher die letzte Stromrechnung der Preisträger.

Jetzt stellen wir die Sieger des Wettbewerbs vor - und ihre besten Tipps für Umwelt und Geldbeutel.

Sieger bei Einpersonenhaushalten: Ulrich Schäfer, Reinheim: 232 Kilowattstunden jährlich!

Ulrich Schäfer verbraucht im Jahr 232 Kilowattstunden Strom. Er ist damit der sparsamste Single von allen 91Teilnehmern. In seiner 50 Quadratmeter großen Eigentumswohnung kocht er elektrisch, isst aber meist in der Firma oder auswärts. Er hat eine Waschmaschine, nicht einmal ein besonders sparsames Modell. In der Wohnung gibt es eine Stereoanlage, aber keinen Fernseher. Warmwasser kommt wie die Heizung von der Zentrale.

Er legt sich nicht krumm, um ein paar Kilowattstunden zu sparen, freut sich aber über den geringen Verbrauch. Die "Energiedepesche" hat er in der Stadtbibliothek in Darmstadt gefunden und will jetzt auch Mitglied im Bund der Energieverbraucher werden "weil die Energiedepesche wirklich gut ist".

Seine Stromspartipps:

  • Bezüglich Beleuchtung ist die Wohnung konsequent mit Leuchtstofflampen statt Glühbirnen ausgestattet.
  • Geräte, die selbst keinen Netzschalter vor dem Trafo haben, werden mit einem solchen ausgerüstet, über eine abschaltbare Steckerleiste betrieben oder außer Betrieb durch Ziehen des Netzsteckers völlig vom Stromnetz getrennt.
  • Der Kühlschrank wird von etwa Mitte November bis Ende Februar stillgelegt. In dieser Zeit reicht die Außentemperatur in der Regel zur Kühlung aus. Die Lebensmittel werden in einer Isoliertasche auf dem Balkon aufbewahrt. Der Kühlschrank wird selbstverständlich auch bei längerer Abwesenheit abgeschaltet.
  • Ansonsten läuft der Kühlschrank normalerweise auf niedrigster Leistungsstufe, was sich bis jetzt als ausreichend erwiesen hat.
  • Einen Gefrierschrank betrachtet Ulrich Schäfer angesichts der heutigen Einkaufsmöglichkeiten als entbehrlich. Das Eisfach im Kühlschrank reicht völlig aus, um eventuell gekaufte Gefrierware einige Tage bis zum Verbrauch aufzubewahren. Der geringfügige Mehraufwand für die notwendigerweise genauere Vorratsplanung wird durch die Einsparung mehr als aufgewogen.
Sieger bei den Zweipersonenhaushalten: Christoph Schneider und Lebensgefährtin, Kassel: 391 Kilowattstunden jährlich!

Christoph Schneider und seine Lebensgefährtin verbrauchen gemeinsam im Jahr 391 Kilowattstunden Strom. Das ist nur ein Viertel des Durchschnittverbrauchs aller Zweipersonen-Haushalte, die am Wettbewerb teilgenommen haben. Christoph Schneider wundert sich manchmal über den hohen Verbrauch anderer: "Was machen die Leute bloß mit ihrem Strom?" fragt er sich.

Der 37jährige Facharzt für Allgemeinmedizin begann schon in den 80er Jahren, Energie zu sparen. Damals war sein Motto: Eine Kilowattstunde am Tag. "Damit kam ich ohne Einbuße an Lebensqualität aus", berichtet er. Heute ist sein Haushalt mit Energiespargeräten (Waschmaschine, Kühlschrank, Staubsauger) ausgestattet. Er kocht auf einem Allgasherd mit Propangasflasche. Eine Elf-Kilo-Füllung reicht circa ein dreiviertel Jahr und kostet 15 Euro.

Wäsche wird auf dem Balkon oder dem Speicher getrocknet. Kein Gerät läuft auf Stand-by-Betrieb. CD-Player, TV etc. werden nach Gebrauch konsequent vom Netz genommen. Die Devise lautet: Licht aus, Stecker raus! Auch wird mit einem Strommessgerät schon mal der Verbrauch von Hausgeräten ermittelt, die fast ausschließliche Nutzung von Energiesparlampen gehört ebenfalls zum Alltag.

Für den Arzt, der seit 13 Jahren Mitglied im Bund der Energieverbraucher ist, und seine Lebensgefährtin bedeutet Energiesparen den verantwortlichen Umgang mit den begrenzten Ressourcen und ein Stück bewusstes Leben überhaupt. Darüber hinaus, so sagen sie, macht es auch einfach Spaß und spart Geld!

Nun freut sich Christoph Schneider darüber, dass seine Stromrechnung diesmal vom Bund der Energieverbraucher gezahlt wird. Der Arzt hat täglich nur für 26 Cent Strom verbraucht. Gegenüber einem Durchschnittshaushalt mit zehn Kilowattstunden und 1,70 Euro pro Tag spart er so circa 45 Euro im Monat. Seine Jahresstromrechnung beläuft sich tatsächlich nur auf 94,34 Euro. Glückwunsch!

Sieger Mehrpersonenhaushalte: Familie Ekkehard M., Celle: 498 Kilowattstunden jährlich!

Ekkehard M. und seine Frau Lidia, Architektin, haben nahe Celle in sechsjähriger Eigenarbeit ein zweistöckiges 200-Quadratmeter-Niedrigenergiehaus errichtet. Das Haus wurde in holzständerbauweise mit zwischenliegender Isolierung und hinterlüfteter Fassade gebaut.

Im Jahr 2000 bezog die Familie mit zwei neunjährigen Kindern, dem Zwillingspärchen Nicole und Michael, und Hund Chika das Haus. Atemberaubend ist die völlig autarke und zugleich extrem kostengünstige Energieversorgung des Hauses. Sie wurde inspiriert von Wolf-Rüdiger Weiß, wie M. auch seit Jahren Mitglied im Bund der Energieverbraucher.

Buchtitel Energieinsel von Wolf-Rüdiger Weiß

In seinem Buch "Die Energie-Insel" hat Wolf-Rüdiger Weiß eine ausführliche Bauanleitung für eine autarke Stromversorgung gegeben, die bei handwerklichem Geschick mit Materialkosten von circa 6.000 Euro zu verwirklichen ist.

Interessenten können das Buch zum Preis von 25 Euro beim Bund der Energieverbraucher bestellen: info@energieverbraucher.de oder Frankfurter Straße 1, 53572 Unkel.

Tatsächlich hat das Haus keinen Stromanschluss!!! Dadurch spart die Familie die Kosten für Stromanschluss und Zählerkasten etc., also circa 2.000 Euro. Den Strom stellt ein 7,5 Kilowatt-Dieselmotor her. Er wird von der japanischen Firma Kubota für LKW-Kühlanhänger hergestellt und arbeitet deshalb sehr zuverlässig mit garantierten Standzeiten von 20.000 Stunden - Kostenpunkt: circa 1.300 Euro. Der Diesel steht in einem doppelwandig gedämmten Kellerraum und ist mit einer selbst gebauten Schallschutzhaube gedämpft.

Kreisdiagramm Stromverbrauch im Haushalt

An den Diesel hat Ekkehard M. über einen Keilriemen einen fünf Kilowatt-Wechselstromgenerator angeschlossen, den er für 200 Euro gekauft hatte. In der Heizperiode wird der Diesel mittags gestartet, wenn die Kinder von der Schule kommen. Das Kühlwasser des Diesels heizt das Haus auf und auch den 300-Liter-Brauchwasserspeicher.

Einen Abgaswärmetauscher hat M. nicht eingebaut. Der Strom erlaubt zum Beispiel den Betrieb der Waschmaschine. Überschüssiger Strom wird gleichgerichtet und in eine der vier 500 Amperestunden-Bleibatterien eingespeichert, die insgesamt 24 Kilowatt Strom speichern können.

Der Diesel läuft selbst im Winter nur etwa zwei Stunden täglich und verbraucht dabei je Stunde weniger als einen Liter Treibstoff. Der Treibstoff lagert in einem 40-Liter-Kanister, ein zweiter Kanister dient als Reserve. Wenn der Motor warm gelaufen ist, wird auf die Versorgung durch Rapsöl umgeschaltet, der in einem weiteren 40-Liter-Tank lagert. Wenn der Diesel nicht läuft, wird Strom für Beleuchtung, Fernsehen, Laptop, Stereoanlage usw., aus der Batterie über einen Wechselrichter in das 220-Volt-Hausnetz geholt.

Im Sommer unterstützt eine 500-Watt-Solaranlage die Stromversorgung. Über eine Ladeeinheit von Solaris speist die PV-Anlage den Gleichstrom direkt in die Batterie. Die Steuerung der Komponenten, andernorts millionenschwere Forschungs- und Entwicklungsaufträge, hat M. selbst entwickelt und mit elektronischen Bauteilen verwirklicht.

Das Warmwasser wird im Sommer von einer Fünf-Quadratmeter-Solarkollektor-Anlage auf dem Dach und im Winter vom wassergekühlten Dieselmotor erwärmt, gepuffert über einen 300-Liter-Speicher. Geheizt wird mit Kohle und Holz über einen Kamin und zusätzlich mit dem Dieselmotor. Im Kamin ist ein selbst gebauter Wärmetauscher. Gekocht wird mit einem Allgasherd und einer 33-Kilo-Flüssiggasflasche. Sie wird viermal jährlich für circa 25 Euro nachgefüllt.

Die Versorgung funktioniert ohne Probleme seit dreieinhalb Jahren. Für Heizen, Strom und Kochen zahlt Familie M. jährlich weniger als 500 Euro. Vor zwei Jahren fiel das Stromnetz im Ort aus. Fast einen Tag lang hatte nur die Familie M. Strom. Auf den örtlichen Stromversorger ist M. nicht gut zu sprechen.

Als er mit seinem Diesel ans Ortsnetz angeschlossen werden wollte, wurde das verweigert, weil man angeblich dafür eine neue Trafostation hätte bauen müssen (vergleiche Verleihung der "Trüben Funzel", Seite 33). Zwei Bekannten hat Ekkehard M. beim Nachbau seiner Versorgung bereits geholfen.

Wie hätten Sie abgeschnitten?

Der mittlere Stromverbrauch eines 4-Personen-Haushalts liegt bei 4.050 Kilowattstunden, eines 2-Personenhaushalts bei 2.350 Kilowattstunden und eines 1-Personen-Haushalts bei 1.600 Kilowattstunden.

Diagramm Durchschnittlicher Strombezug - Haushaltsgröße

Nehmen Sie das Gewinnspiel doch zum Anlass, Ihren Stromverbrauch genauer zu untersuchen. Das Computerprogramm "Strom-Check" hilft Ihnen dabei.

letzte Änderung: 09.10.2023