Gasqualität
Schnellere L-Gas-Umstellung
Von Louis-F. Stahl
(20. März 2020) In Deutschland gibt es mit H-Gas und L-Gas zwei Erdgassorten, die in getrennten Netzen zum Verbraucher kommen. Die Förderung des zum Großteil aus den Niederlanden stammenden niederkalorischen L-Gases ist seit Jahren stark rückläufig (siehe „Drohender Engpass im Erdgasnetz“). Das Ende der Förderung aus dem wichtigsten Gasfeld in Groningen wurde im September 2019 aufgrund von neuerlichen Erdbeben vom Jahr 2030 auf Mitte 2022 vorverlegt. Das hochkalorische H-Gas aus Russland, Norwegen und der Nordsee bleibt hingegen auf absehbare Zeit gut verfügbar.
Aufgrund der unterschiedlichen Gaszusammensetzung müssen Heizkessel, Gasherde und andere Verbrauchsgeräte, die derzeit für L-Gas ausgelegt sind, auf H-Gas umgerüstet werden. Bei den meisten Geräten ist dies mit einer Einstellung im Servicemenü oder dem Austausch einer Düse erledigt. Die Umrüstung ist für Haushaltskunden grundsätzlich kostenfrei. Die Kosten werden über eine Umlage von allen Erdgaskunden getragen. Nur bei besonders alten Geräten, die nicht umgerüstet werden können, werden die Gerätebetreiber an den Kosten für ein neues Gerät beteiligt.
Die Umstellung wurde im Jahr 2015 langsam begonnen, um Erfahrungen zu sammeln. Im Jahr 2019 wurde die Umstellung stark beschleunigt und mit 300.000 Geräten so viele Umstellungen realisiert, wie in den drei Jahren zuvor insgesamt. Das Tempo soll kurzfristig auf bis zu 500.000 Geräte pro Jahr angezogen werden.
Auch wenn sich die Gasnetzbetreiber offiziell zufrieden mit dem Tempo zeigen, werden hinter vorgehaltener Hand Bedenken geäußert: Der Handwerkermarkt sei bereits jetzt sehr angespannt und Monteure für die Umstellung kaum zu bekommen. Woher die zusätzlichen Monteure für eine noch schnellere Umstellung in den nächsten Jahren kommen sollen, bleibt unklar. Um im Fall weiterer L-Gas-Engpässe gerüstet zu sein, baut der Netzbetreiber EWE eine zusätzliche Gas-Konvertierungsanlage, die H-Gas auf L-Gas-Qualität reduzieren kann und kurzfristig den Betrieb aufnehmen soll.
Bundesnetzagentur: Umstellung von L- auf H-Gas
Weil das in Deutschland und den Niederlanden geförderte L-Gas knapp wird, ist bis 2030 eine komplette Umstellung auf H-Gas geplant.
Erdgasumstellung von L zu H
(11. Dezember 2015) In Deutschland gibt es zwei Erdgasqualitäten: High-Gas, kurz H-Gas (oberer Heizwert etwa 11 kWh/m3) im Süden, Osten und dem hohen Norden der Republik sowie Low-Gas, kurz L-Gas (oberer Heizwert etwa 8,2 bis 8,9 kWh/m3) im Nordwesten des Landes.
Weil das in Deutschland und den Niederlanden geförderte L-Gas knapp wird, ist bis 2030 eine komplette Umstellung auf H-Gas geplant. L-Gas macht in Deutschland derzeit etwa 30 Prozent der insgesamt verbrauchten Gasmenge aus.
Die chemische Zusammensetzung und auch die physikalischen Eigenschaften der beiden Gassorten sind unterschiedlich. Vor einer Umstellung müssen deshalb alle Herde und Heizungen in Haushalten und Firmen überprüft und gegebenenfalls umgerüstet oder ausgetauscht werden. Zuletzt wurde diese Umstellung vor einigen Jahren in den neuen Bundesländern vorgenommen. Fünf bis sechs Millionen Geräte sind jetzt zu überprüfen. Dafür bräuchte es rund 800 Monteure, derzeit gibt es aber nur 50 bis 100 qualifizierte Fachleute. Die Umstellungskosten werden über die Netzentgelte von den Verbrauchern getragen. Verbindliche Zeitpläne für die Umstellung gibt es noch nicht.
Nähere Informationen zur Umstellung hat die Bundesnetzagentur veröffentlicht.
Wer mit Erdgas heizt und kocht, achtet vor allem auf den Preis. Doch auch die Beschaffenheit des Energieträgers ist von Bedeutung.
Keine Chance für Rost aus dem Rohr
Wer mit Erdgas heizt und kocht, achtet vor allem auf den Preis. Doch auch die Beschaffenheit des Energieträgers ist von Bedeutung. Insbesondere Wasserdampf und Schwefel könnten bei der Verbrennung zu Problemen für die Heizung führen. Die Energiedepesche hat Franz-Josef Jünger von der Landeseichdirektion Nordrhein-Westfalen gefragt, wie viel davon im Gas enthalten sein darf und wer die Qualität nachprüft.
(20. März 2011) Die Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) hat ein Arbeitsblatt herausgegeben mit der Bezeichnung G 260. Es legt die Anforderungen an die Beschaffenheit von Gasen der öffentlichen Versorgung fest.
Die Hauptbestandteile eines Gases beziehungsweise Gasgemisches sind sogenannte Brenngas- und Inertgaskomponenten, deren Volumen-, Mol- beziehungsweise Massenanteile in Prozent angegeben werden. Sie bestimmen die Zuordnung des Brenngases zur jeweiligen Gasfamilie. Daneben enthalten die Gasgemische Gasbegleitstoffe. Aus natürlichen Vorkommen stammende Erdgase, synthetische Erdgase (SNG) sowie deren Austauschgase sind der zweiten Gasfamilie (methanreiche Gase) zugeordnet. Man unterteilt sie in die Gruppen L- (low) und H- (high) Gas (Wobbe-Index).
Die Gesamtheit der charakteristischen Daten, die das Brennverhalten eines Gases und die Leistung eines Brenners bestimmen, nennt man brenntechnische Kenndaten. Dazu gehören der Brennwert, Heizwert, Normdichte, Betriebsdichte, relative Dichte, Wobbe-Index und der Anschlussdruck.
Die relative Feuchte von Erdgas sollte unter 60 Prozent liegen, um Korrosion zu vermeiden. Statt eines maximalen Wassergehalts nennt die Tabelle die Bodentemperatur, oberhalb derer bei einem Leitungsdruck zwischen 18 und 25 Millibar keine Kondensation von Wasser auftreten sollte. Da sich das Gas im Keller auf die Temperatur im Heizungsraum erwärmt, kann es gemäß Arbeitsblatt keine Kondensation im Kessel geben.
Ungeprüfte Begleitstoffe
Weder die Menge der Begleitstoffe, noch die dafür geeigneten Meßgeräte unterliegen der Eichpflicht. Deshalb weiss die Eichbehörde nicht, ob und wie oft die Versorger eine Überprüfung vornehmen. In der Regel misst der Versorger regelmäßig an den Grenzübergangsstationen der Ferntransportleitungen.
Eine Frage der Mischung
Weil Erdgase nicht immer den vorgeschriebenen Anforderungen entsprechen, werden sie mit anderen Gasen gemischt, bis die Bedingungen erfüllt werden. Selbst wenn die Anforderungen nicht in vollem Umfang eingehalten werden, darf der Einsatz des Gases keine funktions- und sicherheitstechnischen Beeinträchtigungen in normgerechten Gasgeräten hervorrufen.
Folgende brenntechnischen Kenndaten müssen Erdgase erfüllen:
Bezeichnung | Gruppe L (L-Gas) | Gruppe H (H-Gas) |
Wobbe-Index Gesamtbereich | WS,n = 10,5 bis 13,0 kWh/m3 | WS,n = 12,8 bis 15,7 kWh/m3 |
Brennwert | HS,n = 8,4 bis 13,1 kWh/m3 | |
relative Dichte | dn = 0,55 bis 0,75 | |
Anschlussdruck Gesamtbereich | pan = 18 bis 25 mbar (bezogen auf den Normzustand des Gases: pn = 1013,25 mbar und Tn = 273,15 K) |
|
Maximale Richtwerte für Gasbegleitstoffe: |
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Kohlenwasserstoffe: Kondensationspunkt 1 | Bodentemperatur, beim jeweiligen Leitungsdruck | |
Wasser: Taupunkt 2 | Bodentemperatur, beim jeweiligen Leitungsdruck | |
Nebel, Staub, Flüssigkeit | technisch frei 3 | |
Sauerstoff-Volumenanteil - in trockenen Verteilungsnetzen - In feuchten Verteilungsnetzen |
3 Prozent 0,5 Prozent |
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Gesamtschwefel | 30 4 mg/m3 | |
Mercaptanschwefel - in Ausnahmefällen kurzzeitig |
6 mg/m3 16 mg/m3 |
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Schwefelwasserstoff - in Ausnahmefällen kurzzeitig |
5 mg/m3 10 mg/m3 |
1 Kondensationspunkt: Temperatur, oberhalb der bei einem festgelegten Druck bzw. in einem Druckbereich keine Kondensation von Kohlenwasserstoffen auftreten soll.
2 Taupunkt: Temperatur, oberhalb der bei einem festgelegten Druck keine Kondensation von Wasser auftreten soll.
3 Die Anforderung “technisch frei“ bedeutet, dass Kondensate, Nebel und Staub soweit entfernt werden, dass der Betrieb von Gasgeräten und gastechnischen Einrichtungen, normgerechter oder üblicher Konstruktion, gewährleistet ist.
4 Der ggf. durch ein schwefelhaltiges Odoriermittel hinzukommende Schwefelanteil ist in der Angabe für den Gesamtschwefelgehalt nicht enthalten. Der Gesamtschwefelgehalt der in Deutschland verteilten Gase liegt einschließlich Odoriermittel im Allgemeinen deutlich unterhalb von 30 mg/m³.