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Dämmung von Altbauten
Ein gut gedämmtes Gebäude hat zwei wichtige Vorteile: Es verbraucht dauerhaft weniger Energie und ermöglicht zudem den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe. Sehr gut gedämmte Häuser brauchen gar keine Heizung mehr.
Von Markus Hohmann
(27. Juli 2023) Wärmeschutz und Wärmepumpen sind gemeinsam viel effizienter als jede einzelne Technologie für sich. Kombiniert tragen sie dazu bei, die elektrische Energie effektiver zu nutzen, durch gedämmte Gebäude den Heizwärmebedarf zu senken und auch das Stromnetz zu entlasten.
Markus Hohmann | Jahrgang 1975, gelernter Schreiner und Dipl. Bauingenieur, Inhaber eines Energieberatungsbüros mit den Schwerpunkten Wohngebäude, Sanierungsfahrplan (iSFP) und Wärmepumpen. Seit 2012 Regionalpartner der LandesEnergieAgentur Hessen.
Wärmepumpen arbeiteten am effizientesten mit niedrigen Vorlauftemperaturen (<55 °C) in gut gedämmten Gebäuden. In ungedämmten Häusern braucht es leistungsstärkere, teurere Geräte mit höherem Stromverbrauch. Aber erst die Hälfte aller Gebäude ist in Deutschland bisher auf ihren Einsatz vorbereitet, also Niedertemperatur-ready. Das sorglose Einbauen von Wärmepumpen in ungeeignete Gebäude zieht nicht nur hohe laufende Kosten nach sich, sondern überlastet auch die Stromerzeugung, belastet die Stromnetze und damit die Umwelt. Die EU strebt an, dass alle neuen Gebäude spätestens 2030 keine Emissionen mehr ausstoßen und bestehende bis 2050 zu Nullemissionsgebäuden umgebaut werden.
Hier ein paar Einblicke aus der Praxis, wie die Gebäudehülle ertüchtigt werden kann: Alle der folgenden Dämmmaßnahmen lassen sich unabhängig voneinander durchführen. Die Energieeinsparungen der Einzelmaßnahmen in kWh pro Jahr hängen vom erreichten U-Wert und von der Größe der gedämmten Fläche ab und addieren sich für alle Flächen.
Dachschrägen und Dachboden
Oft bringt die Dämmung von Dachböden und Dachschrägen bei geringstem Aufwand die höchste Dämmwirkung. Sie sollte mit Zellulose und Holzfaser, also nachwachsenden Dämmstoffen, ausgeführt werden. Denn diese haben einen sehr guten sommerlichen Wärmeschutz, der teilweise fünfmal besser wirkt als bei anderen Dämmstoffen. Oftmals kommt man daher ohne Kühlung im Dachgeschoss aus. Die Dämmwirkung natürlicher Dämmstoffe ist jedoch im Vergleich zu der von Dachdeckern meist gewählten Polyurethandämmung geringer, weshalb die Dämmschicht um 50–100 % dicker sein muss: Wärmeleitfähigkeitsstufe WLS 038–047 gegenüber WLS 023–027. Je geringer die Wärmeleitfähigkeit, desto besser ist bei gleicher Dämmschichtdicke die Dämmwirkung.
Die Wärmedämmung wird hier zwischen Dachsparren und Ziegeln aufgebracht.
Eine 14 cm dicke Zwischensparrendämmung führt auf ein konventionelles Niveau von circa U = 0,34 W/(m2K). Um einen förderfähigen U-Wert von 0,14 W/(m2K) zu erreichen, werden hier Dämmstärken von mindestens 30 cm benötigt. Um auf diese Dicke zu kommen, muss der vorhandene Sparren aufgedoppelt (erhöht) werden. Zudem sollte eine dünne Aufsparrendämmung von 3–4 cm montiert werden, also eine Dämmung zwischen Sparren und Dachziegeln. Ebenfalls möglich sind Kombinationen von Zwischensparren- und Untersparrendämmung mit insgesamt 30–35 cm Dämmdicke. Bei unbeheizten Dachböden liegt die Dämmung auf der obersten Geschossdecke oder zwischen den Deckenbalken. Für eine konventionelle Dämmung reichen 20 cm, für eine zukunftsweisende sind 30–35 cm erforderlich. Dies gilt auch für die Dämmung von Flachdächern.
Wissenswert ist zudem, dass Einblasdämmstoffe wie Zellulose oftmals die günstigste Variante einer Dämmung sind. Sie haben einen sehr geringen Herstellungsaufwand (graue Energie) und können oft anstelle von Mineralwolle eingeblasen werden.
Zu beachten ist bei der Dachdämmung immer die exakte Ausführung der luftdichten Ebene (Lüftungswärmeverluste) beispielsweise in Form einer geeigneten Folie, da im Gegensatz zu verputzten Außenwänden die luftdichte Ebene noch nicht vorhanden ist. Wird die luftdichte Ebene im Dach und bei Erneuerung von Fenstern verbessert, so ist der nutzerunabhängige Mindestluftwechsel nach DIN 1946-6 rechnerisch zu prüfen und gegebenenfalls sind Fensterfalzlüfter oder Lüftungsanlagen einzubauen.
Kosten: Als aktueller Erfahrungswert im Raum Frankfurt für ein neu gedecktes und gedämmtes Steildach inklusive Folien usw. kann man mit 400–500 Euro brutto pro m2 rechnen. Je nach Regionen variieren die Preise. Die Dämmung eines Dachbodens (oberste Geschossdecke) sollte für 100 Euro brutto pro m2 umsetzbar sein.
Außenwände
Die Fassade ist ähnlich wie das Dach eine der größten Flächen am Gebäude, durch die Wärme entweichen kann (Transmissionswärmeverluste). Als Dämmstoffe eignen sich verschiedenste Produkte, um bei Häusern, die vor 1977 gebaut wurden, einen Bafa-förderfähigen Wert von U = 0,20 W/(m2K) zu erreichen:
- Holzfaserdämmung (WLS 040), mindestens 18 cm
- Mineralwolle (WLS 035), mind. 16 cm
- Polystyrol (WLS 032), mind. 14 cm
- Polyurethan (WLS 024), mind. 12 cm
- Resolhartschaum (WLS 021), mind. 10 cm
Die Einsparung pro m2 gedämmter Wand-fläche beträgt bei Baujahr 1965 und bisher ungedämmter Außenwand circa 85 %! Eine Dämmung auf Passivhausniveau erfordert eine Dämmstoffstärke von mindestens 20 cm (U = 0,1 W/(m2K)), abhängig von der Dämmstoffgüte. Eine zukunftsweisende Dämmung ist allein mit einer Innendämmung nicht zu erreichen, jedoch kann diese zumindest ein Stück weiterhelfen.
Zu beachten sind besonders bei der Fassadendämmung verschiedenste Details rund um die Fenster (Leibung, Brüstung, Sturz), ein lückenloser Anschluss zur Dach- oder Dachbodendämmung, die „Überdämmung“ der Wandflächen bis unterhalb der Kellerdeckendämmung (bei unbeheizten KG-Räumen) und optimalerweise bis zum Fundament bei wohnlich genutzten Kellerräumen.
Kosten: Als Erfahrungswert für eine gedämmte Wand inklusive Oberputz kann man mit 150 (Polystyrol)–200 (Holzfaser oder Resolhartschaum) Euro brutto pro m2 rechnen.
Hier lohnt sich Dämmen: Neben dem Dach sind die Außenwände die größte Energieschleuder im Haus.
Kellerdecke und -boden
Die Dämmung der Decke unter dem letzten beheizten Geschoss (KG-Decke) oder des KG-Bodens mindert den Transmissionswärmeverlust an unbeheizte Räume oder zum Erdreich. Die Anforderungen zum Erhalt der Bafa-Förderung sind geringer, da unbeheizte KG-Räume oder das Erdreich nicht so kalt werden wie die Außenluft bei Fassaden- und Dachflächen.
Oftmals werden zur Dämmung an KG-Decke oder -Boden hochwirksame Platten gewählt, da die Raumhöhe beschränkt ist. Die für eine Förderung benötigte Dämmstärke liegt bei 8–9 cm, sofern mit Resolhartschaum oder Polyurethan gedämmt wird. Damit wird bereits der geforderte U-Wert von
0,25 W/(m2K) erreicht beziehungsweise unterschritten. Für eine zukunftsweisende Dämmung sollten es aber schon 12–16 cm sein. Sinn macht eine sogenannte Verzögerungsdämmung in Höhe von 30–50 cm unterhalb der Kellerdecke als Ergänzung zur Kellerdeckendämmung, da ansonsten die Wärme aus dem EG (teilweise) über die Außenwände in das KG wandert.
Kosten: Als Richtwert kann man mit 120 Euro brutto pro m2 rechnen oder 50 Euro brutto pro m2 Materialkosten bei Eigenleistung (Material ist förderfähig).
Fenster und Haustüren
Fenster und (verglaste) Haustüren mit Baujahr 1995 oder älter sind häufig noch mit Standardisoliergläsern oder bei Türen sogar mit Ein-Scheiben-Verglasung versehen. Sie dämmen im Vergleich zu heutigen Fenstern deutlich schlechter. Noch größer ist der Unterschied zu dreifach verglasten Fenstern. Hinzu kommt das Thema der besser dämmenden Fensterrahmen (bis zu 8 Kammern bei Kunststoffrahmen sind machbar) und der heute fast immer verwendeten „warmen Kante“ als äußerem Abschluss der Verglasung.
Der geforderte U-Wert für die Bezuschussung neuer Fenster liegt bei 0,95 W/(m2K), setzt aber voraus, dass die angrenzenden Bauteile (in aller Regel die Fassade) einen besseren Wert als das neue Fenster haben.
Die Uw-Werte (Uw = Uwindow) verschiedener Altersklassen und Verglasungen stellen sich wie folgt dar:
- 1-fach-Glas/Holzrahmen (bis 1960er-Jahre): Uw = 5,0 W/(m2K)
- 2-fach-Glas/Aluminiumrahmen (bis 1983): Uw = 4,3 W/(m2K)
- 2-fach-Glas/Aluminiumrahmen (1984–1994): Uw = 3,2 W/(m2K)
- 2-fach-Glas/Kunststoffrahmen (bis 1994): Uw = 3,00 W/(m2K)
- 2-fach-Glas/Holzrahmen (bis 1994): Uw = 2,70 W/(m2K)
- 2-fach-Glas/Holz- oder Kunststoffrahmen (1995–2012): Uw = 1,30–1,90 W/(m2K)
- 3-fach-Glas/Holz- oder Kunststoffrahmen (Stand heute): Uw = 0,60–0,95 W/(m2K)
Zu beachten ist wie schon bei den Dacharbeiten die exakte Ausführung der luftdichten Ebene zur Verhinderung von Bauschäden und zur Minimierung der Lüftungswärmeverluste mittels geeigneter Klebebänder, Dichtestoffe oder sogenannter 3-D-Bänder. Hierzu sind Vorarbeiten notwendig (Glattstrich mittels Zementputz). Zudem ist zu beachten, dass die Dämmung der Wandflächen bis auf den Fensterrahmen läuft, um Wärmebrücken zu vermeiden, weil es ansonsten zu Auskühlung und Kondensat an den Leibungen kommen kann.
Kosten: Als Richtwert für ein neu geliefertes und montiertes Kunststofffenster (dreifach verglast, Uw 0,80 bis 0,90 W/(m2K)) ist mit
circa 700 Euro brutto pro m2 zu rechnen. Die zusätzliche Dämmung von Rollladenkästen oder deren Austausch gegen elektrische Kästen sollte man mit 100 Euro pro Laufmeter be-ziehungsweise 400 Euro pro Stück ansetzen.
Zusammenhang zwischen Effizienzklasse, Energieverbrauch und Haustyp |
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Energieeffizienzklasse | kWh / m2 jährlich | Haustyp |
A+ | 0 – 30 | Neubauten mit höchstem Energiestandard z.B. Passivhaus, KfW 40 |
A | 30 – 50 | Neubauten, Niedrigenergiehäuser, KfW 55 |
B | 50 – 75 | normale Neubauten |
C | 75 – 100 | Mindestanforderung Neubau |
D | 100 – 130 | gut sanierte Altbauten |
E | 130 – 160 | sanierte Altbauten |
F | 160 – 200 | sanierte Altbauten |
G | 200 – 250 | teilweise sanierte Altbauten |
G | über 250 | unsanierte Gebäude |
Quelle: www.wegatech.de/ratgeber/energieeffizienzklasse-haus |
Eigenleistung
Handwerklich begabte Hauseigentümer können die Kellerdecke oder in vielen Fällen auch den Dachboden selber dämmen und ein ähnlich gutes Ergebnis erreichen wie bei der Umsetzung durch Fachfirmen. Innendämmung fällt auch hierunter, sollte aber bauphysikalisch geprüft werden, um Bauschäden zu vermeiden.
Förderung
Die aktuelle Zuschussförderung des Bundes nennt sich BEG EM (Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen) und liegt zum Stand der Erstellung des Artikels bei 15 %. Wird vorab ein Sanierungsfahrplan erstellt, erhöht sie sich um weitere 5 %. Die Grenze der förderfähigen Kosten bei Wohngebäuden liegt bei 60.000 Euro pro Wohneinheit (WE) und Jahr und ist bei Mehrfamilienhäusern auf maximal 10 WE x 60.000 Euro gedeckelt.
Fazit
Die Dämmung der Gebäudehülle ist eine durchaus kostenintensive Angelegenheit. Jedoch muss berücksichtigt werden, dass oftmals ohnehin ein Fenstertausch, eine neue Dacheindeckung oder der Anstrich der Fassade anstehen. Dadurch liegen die „energetischen Mehrkosten“ üblicherweise zwischen 10 und 60 %, wovon der Bund mittels Förderprogramm BEG EM bis zu 20 % zusteuert und gegebenenfalls weitere Programme (etwa kommunaler Energieversorger) genutzt werden können.
Die Dämmung vermindert die Heizkosten bis in alle Ewigkeit ganz unabhängig von der Heizung. Und sie ermöglicht einen hohen Wirkungsgrad der Wärmepumpe. Auch erhöht sie die Behaglichkeit der Wohnräume, weil die Innenwände im Winter wärmer und im Sommer kühler sind.
Mehr Geld für effizientere Gebäude
Hausbesitzer und Bauherren machen starken Gebrauch von der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Nachdem sich im August abzeichnete, dass die für das Jahr 2021 vorgesehenen 5,8 Milliarden Euro bereits ausgeschöpft sein könnten, wurde der Fördertopf rechtzeitig vor der Bundestagswahl um weitere 5,7 Milliarden Euro aufgefüllt.
Von Louis-F. Stahl
(8. Dezember 2021) Steigende Immobilienpreise, coronabedingte Home-Office-Tätigkeiten sowie Urlaubszeit in den eigenen vier Wänden und damit mehr Zeit, sich mit der eigenen Immobilie zu beschäftigen bei gleichzeitig ungenutzten Urlaubskassen und stark verbesserten Förderbedingungen für energetische Wohngebäudeverbesserungen seit dem 1. Januar 2021: Es gibt viele Gründe, warum in Deutschland derzeit ein Bau- und Sanierungsboom herrscht. Energieberater sind über Monate ausgebucht und Handwerker mit freien Terminen so schwer zu finden wie die nötigen Baumaterialien. Zumindest einen Engpass hat die Politik behoben: Die auf 11,5 Milliarden Euro aufgestockten Fördermittel der BEG sollten – zumindest für die Anträge in diesem Jahr – ausreichen.
KfW startet BEG
Nachdem das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) bereits seit dem Jahreswechsel Anträge für Einzelmaßnahmen der neuen BEG entgegennimmt (siehe „Neue Bundesförderung für effiziente Gebäude“), startete zum 1. Juli 2021 auch die KfW die Annahme von Anträgen ihrer neuen BEG-Programme für umfassende Sanierungen und den Neubau von Effizienzhäusern sowie die neuen Kreditangebote für Einzelmaßnahmen. Für sämtliche Einzelmaßnahmen, Komplettsanierungen und Neubauten können Antragsteller damit nun zwischen einer Kredit- und einer Zuschussförderung wählen. Neu eingeführt wurden zudem Boni für Effizienzhäuser, die mehr als 55 Prozent erneuerbare Energien nutzen oder besonders nachhaltig gebaut werden. Eine Übersicht der unterschiedlichen Fördermöglichkeiten haben wir Ihnen in einer Grafik zusammengestellt.
Beratung lohnt sich
Auch wenn Sie bereits eine konkrete Einzelmaßnahme ins Auge gefasst haben, sollten Sie prüfen, ob eine professionelle Energieberatung nicht doch lohnend ist. Die Hinzuziehung eines Energieberaters und die Erstellung eines „individuellen Sanierungsfahrplans“ (iSFP) zahlt sich nämlich doppelt aus: Die Energieberatung wird mit bis zu 80 Prozent der Beratungskosten durch das BAFA gefördert und wenn Sie dann eine Maßnahme aus dem Fahrplan umsetzen, erhöht sich die Förderung für die durchgeführte Maßnahme um 5 Prozentpunkte. Ziehen Sie einen Energieberater für die Fachplanung und Begleitung der Baumaßnahme hinzu, sind diese Beratungskosten mit bis zu 50 Prozent förderfähig. Eine Vor-Ort-Energieberaterliste finden Sie unter „Vor-Ort-Energieberatung“.
Energetische Sanierungen teuer, aber wirtschaftlich
Der Gebäudesektor ist neben dem Verkehr das Sorgenkind des Klimaschutzes in Deutschland. Das Ingenieurbüro Hinz hat zusammen mit dem Institut für Wohnen und Umwelt in Darmstadt im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) untersucht, mit welchen Kosten eine hochwertige energetische Sanierung verbunden ist. Demnach rechnet sich bei rund zwei Drittel aller untersuchten Gebäudetypen eine hochwertige Modernisierung dank der staatlichen Förderungen. Zu empfehlen sei insbesondere eine Sanierung in einem großen Schritt zur Erreichung eines Effizienzhausstandards, dessen Erreichung mit hohen Fördermitteln verbunden ist. Die Studie zeigt aber auch, dass zur Erreichung der Klimaziele die Förderung noch massiv ausgeweitet werden muss.
Für unsanierte Gebäude wurde eine Dämmung von Dach, Außenwand und Kellerdecke, der Austausch der Fenster sowie eine neue Heizung in Form einer Wärmepumpe oder einem Biomasse-Pelletkessel und eine Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung angenommen. Die dabei ermittelten Sanierungskosten basieren auf tatsächlich durchgeführten und abgerechneten Bauvorhaben. Bemerkenswert ist der in jüngster Zeit beobachtbare starke Anstieg der Sanierungskosten aufgrund der Kapazitätsengpässe im Baugewerbe.
Mit den genannten Maßnahmen wurden Kosten in Höhe von 367 bis 444 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zur Erreichung des KfW-Effizienzhaus-85-Standards ermittelt. Für die nächsthöhere Effizienzhausklasse 70 sind die ermittelten Kosten im Bereich von 396 bis 475 Euro/m² kaum höher ausgefallen. Um mit einem Effizienzhaus-Neubau der Klasse 55 gleichzuziehen, sind Kosten von 471 bis 554 Euro/m² ermittelt worden. In den genannten Kosten sind die mit einer Modernisierung verbundenen Kostenanteile für Instandsetzungen und Instandhaltung von 358 bis 395 Euro/m² noch nicht enthalten. Dabei handelt es sich um früher oder später ohnehin anfallende Kosten beispielsweise einer neuen Dacheindeckung, dem Austausch undichter Fenster oder einer überalterten Heizung, die unabhängig von einer energetischen Sanierung über die Jahre in Form von Reparaturen anfallen würden und durch die Modernisierung lediglich vorgezogen werden. Die aktuellen Energiepreissteigerungen (siehe „Dramatische Energiepreisexplosion“) sind in der Studie noch nicht berücksichtigt und erhöhen die Wirtschaftlichkeit.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich eine Modernisierung auf einen Effizienzhausstandard ohne die staatlichen Fördermittel in den meisten Fällen nicht binnen 25 Jahren amortisieren würde. Dank der staatlichen Fördermittel lohne sich eine energetische Sanierung auf einen der Effizienzhausstandards hingen in nahezu allen geprüften Fallkonstellationen. Lediglich bei ab 1969 gebauten Gebäuden, die bereits eine Dämmung beziehungsweise energetische Teilsanierung erhalten haben oder einen aktuellen Dämmstandard erfüllen, würde sich laut der Studie eine erneute beziehungsweise zusätzliche energetische Sanierung in der Regel nicht lohnen.
Energiesprong: Modernisierung schnell und günstig
Von Louis-F. Stahl
(25. März 2020) Die energetische Sanierung von Wohngebäuden ist ein individueller, kleinteiliger und damit kostenintensiver Prozess. Vom Energieberater über den Sanierungsfahrplan bis zur Fördermittelbeantragung und der arbeitsintensiven Ausführung der einzelnen Gewerke durch verschiedene Handwerker kommen viele Einzelpositionen zusammen und sorgen für hohe Preise und lange Projektlaufzeiten.
Ein Lösungsansatz stammt aus den Niederlanden, nennt sich „Energiesprong“ und wurde dort bereits bei rund 5.000 Häusern umgesetzt (siehe „Null-Energie-Sanierung vom Fließband“).
Das Prinzip setzt auf moderne Technik: Mittels 3D-Laserscanner wird das zu sanierende Gebäude digitalisiert. Auf Basis dieses Computermodells werden alle Teile für eine umfassende Sanierung industriell millimetergenau vorgefertigt und müssen auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt werden. Die so gefertigten Fassaden- und Dachelemente enthalten bereits alle nötigen Leitungen, Lüftungskanäle, Solarmodule, neue Fenster und eine gute Dämmung.
Im niedersächsischen Hameln wurde im Dezember 2019 das erste Mehrfamilienhaus gemäß dem „Energiesprong-Prinzip“ in Deutschland saniert. Die Kosten für die Komplettsanierung des rund 80 Jahre alten Gebäudes auf ein aktuelles KfW-Effizienzhaus-55-Niveau sollen rund 30 Prozent unter denen einer konventionellen Sanierung liegen. Koordiniert wird die Einführung des Energiesprong-Prinzips in Deutschland durch die Deutsche Energieagentur (Dena).
22 Wohnungsunternehmen, vier Bauunternehmen und die Dena haben im Zuge des erfolgreichen Projektes eine Absichtserklärung unterzeichnet, die binnen vier Jahren eine Modernisierung von 11.635 Wohnungen nach dem Energiesprong-Prinzip vorsieht.
Die „Energiesprong-Initiative“ verspricht scheinbar Unmögliches.
Null-Energie-Sanierung vom Fließband
Eine Null-Energie-Sanierung als standardisiertes Produkt mit minimalen Sanierungszeiten und langjähriger Performancegarantie, warmmietenneutral: Die „Energiesprong-Initiative“ verspricht scheinbar Unmögliches. Doch genau solche Innovationen braucht das Land.
Von Aribert Peters
(26. April 2019) Die Sanierungspraxis ist geprägt von Kleinstbetrieben, einem Mangel an guten Beratungsangeboten, sowie einer wenig attraktiven Wirtschaftlichkeit der Vorhaben. Es fehlt an einem gewerkeübergreifenden Sanierungsprodukt mit professionellen Abwicklungsprozessen. Eine Initiative mit dem Namen „Energiesprong“ will das ändern. Die Energiesprong-Initiative bietet ein neuartiges Produkt an: Eine Null-Energie-Sanierung mit minimalen Sanierungszeiten und langjähriger Performancegarantie.
Praktische Erfahrungen
In den Niederlanden hat man bereits seit einigen Jahren praktische Erfahrungen mit dem Konzept gemacht und konnte enorme Kostensenkungen bei der Sanierung erzielen. Deshalb kommt auch der Name „Energiesprong“ aus dem Niederländischen. Inzwischen arbeitet eine Allianz aus mehreren Ländern gemeinsam an der Verwirklichung des Konzepts. Mit dabei sind Frankreich, Großbritannien, der Bundesstaat New York, Kanada und natürlich die Niederlande. In Deutschland wird die Initiative koordiniert von der Deutschen Energieagentur. www.energiesprong.de
Kernelemente von Energiesprong:
- NetZero-Standard: Die sanierten Gebäude erzeugen über das Jahr so viel Energie, wie die Bewohner für Raumwärme, Warmwasser und Strom benötigen.
- Langjährige-Qualitätsgarantie von 10 bis 30 Jahren: Generalübernehmer und Dienstleister verpflichten sich, die beim Bau vereinbarten Leistungsmerkmale sowie die energetischen Standards langfristig über die gesetzliche Gewährleistung hinaus zu garantieren. Das führt wiederum dazu, dass sie ihre Energiesprong-Produkte fortlaufend optimieren.
- Einfache, schnelle Umsetzung: Die Außensanierung soll durch digitale Planung und Vorfertigung innerhalb von zwei Wochen umsetzbar sein. Die Mieter können in ihren Wohnungen bleiben.
- Bezahlbarkeit: Die Maßnahme soll nicht durch Mieterhöhungen, sondern durch Einsparungen bei den Heiz- und Stromkosten refinanziert werden; zudem soll sie zur Wertsteigerung der Immobilie beitragen.
Was auf den ersten Blick wie ein Wunder aussieht, wird ermöglicht durch die clevere Kombination folgender Komponenten:
- Industrielle Vorfertigung von Dämmwänden, Dächern und Haustechnik
- Anpassung an die individuellen Gebäude mit modernster Fertigungstechnik
- PV-Anlage und Sonnenkollektoren auf dem Dach
Entwicklung in den Niederlanden
In den Niederlanden konnte man die Kosten für eine Energiesprong-Sanierung im Vergleich zu Pilotprojekten, die vor drei Jahren durchgeführt wurden, um 55 Prozent senken. Gleichzeitig wurde der energetische Standard deutlich verbessert, von anfänglich 60 Prozent Energieeinsparung auf einen Nullenergiestandard. Allein in den letzten 16 Monaten sind die Preise um 30 Prozent gesunken. Das sind die besten Voraussetzungen, Energiesprong-Sanierungspakete im Breitenmarkt zu etablieren.
- bdev.de/energiesprongbeispiel (niederländisch)
- Energiesprong-Channel auf Vimeo: www.vimeo.com/energiesprong (englisch)
Angebot in Deutschland
Die Firma Ecoworks in Berlin bietet Sanierungen nach dem Energiesprong-Prinzip an. Im Mai 2019 sollen die ersten Häuser in Hameln saniert werden und danach dem KfW-40-Standard entsprechen, also besser gedämmt sein als ein Neubau. Man hat sich mit dem ersten Angebot auf zwei- bis viergeschossige Altbauten konzentriert, die schlecht gedämmt sind. Immerhin gibt es davon 2,9 Millionen Gebäude in Deutschland. Der Firmenchef Emanuel Heisenberg verspricht mit dem Energiesprong-Prinzip günstiger zu sein, als eine konventionelle Sanierung.
Grenfell Tower: Falscher Dämmstoff als Sündenbock
(19. September 2017) Der Hochhausbrand in London wird in Großbritannien oft als Fanal gegen die Regierungspolitik in London gesehen.
In Deutschland wurde rasch die Wärmedämmung aus Polystyrol als Sündenbock ausgemacht und Warnungen für Deutschland ausgesprochen.
Tatsächlich war der Turm mit brennbaren Polyisocyanuraten (PIR) gedämmt, die ein völlig anderes Brandverhalten als Polystyrol aufweisen. Darüber wurden unzulässigerweise äußere Wetterschutzplatten aus einem leicht brennbaren Aluminium-Polyethylenverbund angebracht. Die Verwendung von derartigem Material ist in Großbritannien nur bei Gebäuden bis zehn Meter Höhe zulässig. Für die Verkleidung eines Hochhauses hätten ausschließlich nicht brennbare Platten verwendet werden dürfen.
Auch in Deutschland dürfen für Hochhäuser nur nicht brennbare Dämmstoffe verbaut werden. Darauf weist eine Fachinformation vom Energieinstitut Hessen hin.
Wie könnten die Kosten der Altbausanierung reduziert und damit die Sanierungsrate verdreifacht werden?
Sorglos-Paket für Altbausanierung
(22. März 2016) Wie könnten die Kosten der Altbausanierung reduziert und damit die Sanierungsrate verdreifacht werden? Das derzeitige Sanierungsangebot ist dominiert von schlecht zugänglichen, überteuerten, und zersplitterten Handwerkerleistungen. Es fehlt an einem gewerkeübergreifenden Sanierungsprodukt mit professionellen Abwicklungsprozessen, garantierten Einsparungen, garantierten Kosten und kürzeren Amortisationszeiten.
Die Stiftung „Neue Verantwortung“ schlägt ein standartisiertes Sorglos-Komfort-Paket für eine Vollsanierung vor, das nach industriellen Maßstäben abgewickelt und vermarktet wird. Um ein solches Paket entstehen zu lassen, sind – so der Vorschlag – vier Maßnahmen notwendig: Jährlich eine halbe Million geförderte Beratungen mit Datenerfassung und Sanierungsfahrplänen. 50 bis 60 regionale Beratungszentren als Anlaufstellen gerade für ältere Sanierungswillige, Standardisierung und Industrialisierung des Sanierungsangebots und schließlich die Sanierung von 100.000 Wohnungen aus öffentlicher Hand.
Details sind der Broschüre: „Wie Deutschland die Wärmewende schaffen kann – Eine Bestandsaufnahme“ von Emanuel Heisenberg zu entnehmen.
Wärmedämmung: Von Gut nach Böse
(5. Juli 2014) Nachdem es Mode geworden ist, die Wärmedämmung schlechtzureden, gibt es jetzt eine umfassende kritische Bewertung. Denn ohne Wärmedämmung geht es nicht. Das Forschungsinstitut für Wärmeschutz hat die Argumente rund um die Wärmedämmung zusammengetragen und ausgewertet.
Es zeigt sich, wie wichtig die Wärmedämmung für das einzelne Gebäude und auch die Energiewende ist. Die Studie analysiert aber auch den Umgang der Medien mit dem Thema. Überwogen 2011 noch neutrale oder positive Begriffe, tauchten bei den Überschriften und Sendetiteln später eher negativ besetzte Wörter auf. Die Einsparung und die Wirtschaftlichkeit werden einseitig kritisiert. Schlagzeilen sind wichtiger als gute Recherche. Bei der Jagd nach der Quote bleibt die Wahrheit auf der Strecke. Dadurch entsteht Verunsicherung und das Thema wird emotionalisiert. Eine fachlich ausgewogene und neutrale Aufklärung wird damit erschwert oder sogar unmöglich gemacht.
Ein gemeinsames Positionspapier von fünf anerkannten Institutionen hat ebenfalls Argumente zur Überwindung von Missverständnissen zusammengetragen: „Über den Sinn von Wärmedämmung“. Auch hier werden 13 Einwände gegen die Wärmedämmung behandelt.
Die Studie ist kostenlos verfügbar: Metastudie Wärmedämmstoffe – Produkte – Anwendungen – Innovationen
Positionspapier: Über den Sinn von Wärmedämmung
Energetische Gebäudesanierung: „Hauswende“ läuft an
(27. Juni 2014) Um Hausbesitzer besser über Modernisierungsoptionen zu informieren, startete die bundesweite und branchenübergreifende Kampagne „Die Hauswende“. Das Internetportal www.die-hauswende.de bündelt Informationen zur energetischen Gebäudesanierung. Online können Verbraucher geeignete Fördermöglichkeiten sowie qualifizierte Energieexperten und Firmen in ihrer Nähe finden. Flankiert wird die Kampagne durch bundesweite Anzeigen sowie Info-Veranstaltungen in vielen Städten und Regionen.
Die von der Deutschen Energie-Agentur (dena) gesteuerte Kampagne wurde von der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) initiiert, wird vom Bundeswirtschaftsministerium, dem Bundesbauministerium sowie den relevanten Branchenverbänden und Firmen getragen und von der Bundesregierung mit 1,3 Millionen Euro unterstützt.
Hintergrund: Fast zwei Drittel der 15 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland brauchen eine Wärmedämmung, effiziente Heizungstechnik, moderne Fenster und erneuerbare Energien. Aktuell wird pro Jahr nur ein Prozent des Gebäudebestands saniert. Um die Ziele der Regierung zu erreichen, brauche es eine Verdoppelung auf mindestens zwei Prozent, so die dena.
Chefsache Gebäudeeffizienz
(26. September 2013) Die Politik müsse das Thema Gebäudeeffizienz nach der Wahl endlich zur Chefsache machen, so der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) anlässlich der Vorstellung eines BDI-Zehn-Punkte-Plans zur Gebäudeeffizienz. Wenn die Sanierungsquote von 1% bei Gebäuden nicht verdoppelt werde, sei das Großprojekt Energiewende zum Scheitern verurteilt. Die Politik habe bisher nicht erkannt, dass die Energiewende von allen Gebäudeeigentümern in Deutschland geschultert werden müsse. Politik und Öffentlichkeit diskutierten fast ausschließlich über den Strombereich, so der BDI, dabei liege der größte Verbrauch im Wärmesektor.
Mit seinem 40%-Anteil am Energiebedarf lägen im Gebäudesektor die größten Effizienzpotenziale. Technisch könne der Energieverbrauch durchschnittlich um 85% reduziert werden. Leider fehle es an einem durchdachten politischen Masterplan. Dabei dürfe keine Technologie bevorzugt oder benachteiligt werden.
Werden nach Dämmmaßnahmen die erwarteten Einsparungen wirklich erreicht?
Erfolgskontrolle nach Dämmung
Werden nach Dämmmaßnahmen die erwarteten Einsparungen wirklich erreicht? Oliver Stens zieht Bilanz nach einer Dämmung seines Wohnhauses.
(29. März 2013) Vor drei Jahren wurde unser Dreifamilienhaus mit 14 Zentimeter Styropor gedämmt. Nachdem mir verschiedene Handwerker unglaubliche Einsparungen voraussagten, entschied ich mich damals, selber nachzurechnen.
Energiespar-Experte Oliver Stens
Mit Hilfe von zwei Computerprogrammen simulierte ich zuerst den Verbrauch des Bestands. Das Gleiche folgte für die geplante Dämmung. Dazu nutzte ich zum Einen das kostenlose Lernprogramm Casanova, von dem in der letzten Energiedepesche berichtet wurde. Zum Anderen nutzte ich zusätzlich zur Kontrolle eine Software zur Erstellung eines Online-Bedarfsausweises.
Simulation mit Casanova
Problemlos war die Eingabe der Geometrie und der Fenster. Etwas unsicherer war die Abschätzung der U-Werte für die Außenwände, für das Dach sowie für die Kellerdecke aus Beton. Überfordert war ich bei der Abschätzung des Lüftungsverlusts, der ganz erheblich für den Heizaufwand sein kann. Den Luftwechsel kann man im Programm von 0 bis 10 Wechseln pro Stunde frei wählen. Mangels besserer Idee „eichte“ ich daher den Lüftungsaufwand mit dem bekannten Gesamtverbrauch an Gas. Nachdem alle anderen Parameter eingegeben waren, passte ich die Luftwechselrate so an, dass der vom Programm berechnete Gesamtverbrauch zu dem tatsächlichen Verbrauch der letzten drei Jahre passte. Damit ergaben sich etwa 30 Prozent für die Lüftungsverluste, was mir im Bereich des Möglichen schien.
Für die geplante Dämmung berechnete mir Casanova für die betroffenen Wohnungen 7.000 kWh Einsparung. Tatsächlich ist der Verbrauch um 6.000 kWh gesunken, wenn man die drei Jahre vor und nach der Dämmung vergleicht.
Simulation mit Software für Bedarfsausweis
Hier kam eine Software zum Einsatz, die seinerzeit von einer Planungsgemeinschaft (ArchiNea) online bereitgestellt wurde. Die nötigen Eingaben waren ausführlich erläutert, wurden per Internet eingegeben und für etwa 150 Euro erhielt man am Ende einen Bedarfsausweis. Auch hier war die Eingabe der Geometrie einfach und zum Teil sogar etwas genauer als bei Casanova. Beispielsweise wurden auch unsere drei Dachgauben und unser unbeheizter Dachspitz erfasst. Zum Lüften wurden aber hier keine detaillierten Angaben abgefragt. Bereits der von der Software berechnete Heizenergieaufwand für das vorhandene, ungedämmte Haus traf die Wirklichkeit nur schlecht. Er lag doppelt so hoch wie der Tatsächliche.
Ich wollte trotzdem von diesem Programm eine Prognose für die zu erwartende Einsparung erhalten. Ich ergänzte die Dämmmaßnahmen und erhielt einen neuen Heizungsverbrauch. Da auch diese Einsparung gleichermaßen übertrieben hoch ausfiel, hielt ich es für plausibel, zwar die absoluten Zahlen zu verwerfen, aber die relative Veränderung durch die Dämmung als einigermaßen zuverlässig zu sehen. So nahm ich die vom Programm ausgespuckte prozentuale Einsparung und multiplizierte sie mit dem realen Heizenergieverbrauch. Danach wäre eine Einsparung von 12.000 kWh zu erwarten gewesen. Trotzdem lag das noch weit abseits der Realität, wie sich später herausstellte.
Fazit
Casanova war für mich ein gutes Hilfswerkzeug bei der Planung. Ohne umfangreiche Plausibilitätskontrollen und -korrekturen kommt aber leider oft ein verzerrtes Bild bei Verbrauch und Einsparung heraus. Trotzdem kann das Programm Casanova für versierte Nutzer mehr sein als ein reines Lernprogramm. Mit ausreichendem Hintergrundwissen ist es eine große Hilfestellung für energetische Sanierungsplanungen, die in Eigenregie laufen sollen.
Tatsächliche und prognostizierte Einsparung nach Dämmung in kWh/Jahr
Real | Casanova | Bedarfsausweis | |
Verbrauch vor Dämmung | 34.000 | 34.000 | 60.000 |
Einsparung durch Dämmung | 6.000 | 7.000 | 12.000 |
Ausführliche Unterlagen zur Vorgehenssystematik und die Casanova Berechnungsdateien stehen Mitgliedern im internen Bereich zur Verfügung.
Die Energiebilanz der Altbauten in Deutschland sei schlecht, so die Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea), Berlin.
Sanierungsfall Deutschland
(16. Dezember 2011) Die Energiebilanz der Altbauten in Deutschland sei schlecht, so die Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea), Berlin. 70% der vor 1979 gebauten Gebäude hätten gar keine Dämmung, bei 20% sei sie unzureichend. Nur 10% hätten eine Dämmung, die aktuellen Anforderungen genüge. Ein ähnlich schlechtes Bild ergebe sich bei den Heizungsanlagen, so die geea. Von den 18 Mio Heizungsanlagen im Bestand seien 13 Mio veraltete Gas- und Ölkessel, 70% der Heizungen entsprächen damit nicht dem Stand der Technik.
Der Gebäudebestand in Deutschland müsse dringend saniert werden, der Vermittlungsausschuss zwischen Bundesrat und Bundestag müsse sich auf die steuerliche Absetzbarkeit energetischer Sanierungen verständigen, so die geea, ein branchenübergreifender Zusammenschluss von Industrie, Forschung, Handwerk, Planung, Energieversorgung und Finanzierung auf Initiative der Deutschen Energie-Agentur (dena), Berlin.
Hintergrund: Von den 18 Mio Gebäuden in Deutschland sind knapp 13 Mio vor 1979 gebaut und damit vor der ersten Wärmeschutzverordnung. Drei Viertel der Energie, die hierzulande für Raumwärme und Warmwasser im Gebäudebestand verbraucht wird, wird in unsanierter Altbauten genutzt. (Datenbasis Gebäudebestand)
Gebäudedämmung ist ein wichtiger Bestandteil, um Klimaschutzziele zu erreichen
Pressemitteilung der dena vom 02.12.11
dena weist Kritik an Wärmedämmung zurück
Gebäudedämmung ist ein wichtiger Bestandteil, um Klimaschutzziele zu erreichen
(16. Dezember 2011) Aktuelle Medienberichte stellen die Wärmedämmung von Gebäuden als Mittel zur Energieeinsparung und CO2-Reduzierung in Frage. Aus Sicht der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) sind diese Darstellungen haltlos und weisen überwiegend auf eine unsachgemäße Verarbeitung der Materialien oder eine falsche Planung hin. "Die Gebäudedämmung ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil, um die Energieeffizienz von Gebäuden zu erhöhen, Heizenergie zu sparen und klimaschädliche CO2-Emissionen zu reduzieren", betont Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung.
Einsparpotenziale und Wirtschaftlichkeit
Für optimale Ergebnisse sollte die Dämmung in ein energetisches Gesamtkonzept eingebettet sein, das auch Fenster und Gebäudetechnik beinhaltet. Ebenso wichtig ist eine fachgerechte Ausführung durch qualifizierte Experten. Die dena hat bei den von ihr betreuten Modellprojekten nachgemessen, wie viel Energie mit einer solchen Komplettsanierung gespart werden kann. Der Energieverbrauch sank um 70 Prozent und entsprach damit genau den vorher berechneten Einsparprognosen.
Zudem lassen sich energetische Sanierungen bei einem ohnehin bestehenden Sanierungsbedarf wirtschaftlich umsetzen. Das belegt die von der dena veröffentlichte Sanierungsstudie, die hocheffiziente Sanierungen von Mehrfamilienhäusern ausgewertet hat.
Brandschutz
In Deutschland gibt es sehr hohe Sicherheitsstandards. Das gilt auch beim Brandschutz. Die fachgerechte Ausführung der Dämmmaßnahmen spielt dabei eine entscheidende Rolle. Maßgebend dafür ist die Brandschutzverordnung, die die Verwendung der Baustoffe regelt und vorschreibt, wo an der Fassade Brandsperren angebracht werden müssen. Die Brandschutzverordnung wird regelmäßig aktualisiert und auf den Stand der Technik gebracht.
Zudem unterliegen alle Baumaterialien in Deutschland einer Zulassungspflicht und werden intensiv von etablierten Instituten geprüft. So wird auch das Brandverhalten von Wärmedämmverbundsystemen in Brandversuchen im Originalmaßstab getestet, bevor sie auf den Markt kommen.
Algenbildung
Die Problematik der Algenbildung an gedämmten Fassaden ist vor allem eine optische Beeinträchtigung. Sie kann entstehen, wenn der Außenputz der Fassade im Vergleich zur Luft kalt ist und sich dort Feuchtigkeit niedersetzt.
Eine Algenbildung muss aber nicht von der Dämmung verursacht sein. Es gibt eine Reihe von äußeren Faktoren, die diese Entwicklung begünstigen, zum Beispiel dichter Pflanzenbewuchs in Fassadennähe, stark verschattete Bereiche der Fassade oder eine verstärkte Schlagregenbeanspruchung, vor allem auf der Nord- und Westfassade.
Die äußeren Einflüsse können durch eine sorgfältige Planung minimiert werden. Dabei spielen zum Beispiel ausreichende Dachüberstände eine wichtige Rolle. Zudem bietet der Zusatz von Bioziden (Algizide bzw. Fungizide) im Außenputz oder der Farbe Schutz. Auch der Einsatz mineralischer Putze ist möglich.
Schäden durch Spechtlöcher
Das Auftreten von Spechtlöchern an gedämmten Fassaden ist ein Randthema. Das zeigt auch eine Umfrage der Zeitschrift "Ausbau und Fassade" bei Unternehmen des Stuckateurhandwerks aus dem Jahr 2010, in der die überwiegende Mehrheit der Stuckateure das Thema als irrelevant einstuft. Zudem treten Tierschäden nicht ausschließlich in der Dämmschicht von sanierten Häusern auf. So zerfressen Marder zum Beispiel auch Leitungen auf Dachböden und verunreinigen oder zerkratzen Fassaden.
Download Hintergrundpapier dena Wärmedämmung zu PM vom 02.12.11
Das Hintergrundpapier bezieht sich insbesondere auf die NDR-Sendung „45 Minuten – Wahnsinn Wärmedämmung“ vom 28.11.2011 sowie die ARD-Sendung „plusminus“ "Dämmwahn: Nicht immer macht Energiesparen Sinn" vom 23.11.2011.
Nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) müssen am 31. Dezember 2011 bei allen Mehrfamilienhäusern bisher ungedämmte oberste Geschossdecken gedämmt sein.
Dachboden dämmen
(14. Juli 2011) Nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) müssen am 31. Dezember 2011 bei allen Mehrfamilienhäusern bisher ungedämmte oberste Geschossdecken gedämmt sein. Dabei spiele es keine Rolle, ob die Hausbewohner einen Dachboden nutzen oder nicht, erklärt die EnergieAgentur.NRW.
Lediglich Besitzer von selbst genutzten Ein- und Zweifamilienhäusern, die das Eigentum vor dem 1. Februar 2002 angeschafft haben, seien von dieser Vorschrift ausgenommen.
Wer seinen Dachboden zu Wohnzwecken ausbauen wolle, könne anstelle der Geschossdecke das darüber liegende, bisher ungedämmte Dach entsprechend dämmen. Auch dies lasse die EnEV 2009 ausdrücklich zu, so die Agentur.
Wärmedämmung: Schleppende Modernisierungsrate
(26. März 2011) Jährlich erhalten nur knapp ein Prozent aller vor 1978 gebauten Häuser einen neuen Wärmeschutz. Bleibt es bei dieser lahmen Modernisierungsrate, dauert es noch bis ins Jahr 2075, bis zu einer – rein hypothetisch – vollständigen Modernisierung des Altbaubestandes.
Weil jedoch auch jüngere Gebäude nachgedämmt werden müssen, ergibt sich für den gesamten Gebäudebestand eine jährliche Renovierungsrate von nur wenig mehr als 0,8 Prozent. Das erbrachte eine repräsentative Erhebung bei über 7.500 Gebäuden/Gebäudeeigentümern zur energetischen Situation und zu den Modernisierungsraten der letzten Jahre.