Archiv

Atomkraft in Schweden

Beinahe-Unfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-1

(4. August 2006) Womöglich nur wenige Minuten vor dem GAU am 25.Juli 2006 kam es zu einer Beinahe-Katastrophe im schwedischenAtomreaktor Forsmark I. Nach einem Kurzschluss fielen dort mehrereSicherheitssysteme aus.

Beinahe-Unfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-1

Bericht der Sicherheitkommission in deutscher Übersetzung

(4. August 2006) Womöglich nur wenige Minuten vor dem GAU am 25.Juli 2006 kam es zu einer Beinahe-Katastrophe im schwedischen Atomreaktor Forsmark I. Nach einem Kurzschluss fielen dort mehrere Sicherheitssysteme aus. Europa ist womöglich haarscharf an einem neuen Tschernobyl vorbeigeschlittert.

Der Reaktor 1 des schwedischen AKW Forsmark nördlich von Stockholm war wegen eines Kurzschlusses mit anschließendem Stromausfall beinahe unkontrollierbar geworden. Gleich verschiedene Sicherheitssysteme funktionierten nicht wie vorgesehen.

"Es war ein reiner Zufall, dass es zu keiner Kernschmelze kam." Das behauptet jetzt ein Mann, der es wissen sollte. Lars-Olov Höglund, der als langjähriger Chef der Konstruktionsabteilung des schwedischen Vattenfall-Konzerns für deren Atomkraftwerk in Forsmark zuständig war und den in Frage stehenden Reaktor in- und auswendig kennt. Das ist die gefährlichste Geschichte seit Harrisburg und Tschernobyl.

Begonnen hatte die Beinahe-Katastrophe am 25. Juli kurz vor 14 Uhr mit einem durch Wartungsarbeiten an einem Stellwerk verursachten Kurzschluss, der das Atomkraftwerk auf einen Schlag vom übrigen Stromnetz trennte. Automatisch erfolgte daraufhin eine Schnellabschaltung des Reaktors 1. In einer solchen Situation sollen normalerweise vier Notgeneratoren automatisch anspringen und vor allem die Kühlpumpen mit Strom versorgen.Tatsächlich setze sich aber der Kurzschluss über die gesamte Versorgungskette fort, sodass sich auch die Batterien der Hilfsgeneratoren kurzschlossen.

Nur weil zwei der vier baugleichen Generatoren nach einiger Zeit gestartet und damit ein Teil der Notkühlung in Betrieb genommen werden konnte, gelang es, den Reaktor nach 23 Minuten wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Sieben Minuten später wäre die Zerstörung des Reaktors nicht mehr aufzuhalten gewesen, sagt Höglund. Mit der Folge einer nicht mehr aufzuhaltenden Kernschmelze eineinhalb Stunden später. Das zusätzliche Problem in Forsmark: Der Stromausfall hatte zu einem Computerblackout geführt, sodass die Bedienungsmannschaft teilweise "blind" agieren musste: Viele Messgeräte funktionierten, und so bekam das Team über den Zustand des Reaktors und die Auswirkungen seiner Eingriffe selbst keine sicheren Informationen.

Laut Berglund stellte sich nach dem Vorfall heraus, dass der Herstellerfirma AEG, die die fraglichen Generatoren Anfang der Neunzigerjahre geliefert hatte, diese Konstruktionsschwäche durchaus bekannt war. AEG habe es aber nicht für notwendig gehalten, dieses Wissen weiterzugeben. Im Widerspruch dazu meldete am Mittwoch die Tageszeitung Upsala Nya Tidning, AEG habe das Forsmark-AKW informiert, nachdem es einen Zwischenfall in einem deutschen AKW gegeben hatte. Verschiedene schwedische und finnische Reaktoren arbeiten mit den gleichen Generatoren.

Sowohl der AKW-Betreiber als auch die staatliche SKI weisen die Einschätzung des Forsmark-Konstrukteurs, der Reaktor habe vor einer Kernschmelze gestanden, als "übertrieben" zurück.

Aufgrund des Zwischenfalls nahmen die Betreiber drei baugleiche Blöcke ebenfalls vom Netz. Ole Reistad, Abteilungsleiter der Strahlenschutzbehörde im Nachbarand Norwegen, nimmt den Vorfall allerdings deutlich ernster als seine schwedischen Amtskollegen. Im Forsmark habe man "nahe vor einer Katastrophe" und vor dem Wegfall der letzten Sicherheitsbarriere gestanden, sagte Reistad der taz. "So etwas hätte nie passieren dürfen."

Atomreaktor in Barsebäck/Schweden stillgelegt

(2. Juni 2005) Das 30 Jahre alte schwedische AtomkraftwerkBarsebäck ist endgültig vom Netz genommen worden. Am 31.Mai 2005 um Mitternacht wurde der letzte verbliebene Reaktorstillgelegt.

Schwedisches AKW Barsebäck stillgelegt

(2. Juni 2005) Das 30 Jahre alte schwedische Atomkraftwerk Barsebäck ist endgültig vom Netz genommen worden. Am 31. Mai 2005  um Mitternacht wurde der letzte verbliebene Reaktor stillgelegt.

Die Regierung will damit ihr Programm umsetzen, das eine geringere Abhängigkeit von der Atomenergie vorsieht. Ausschlaggebend hierfür ist eine Abstimmung der schwedischen Bevölkerung, die in den 80er Jahren den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen hatte.

Nachdem bereits 1999 der erste Reaktor in Barsebäck außer Betrieb ging, sorgte der verbliebene Reaktor bis zuletzt für juristischen Streit.

Schwedens Nachbar Dänemark begrüßte nun die endgültige Abschaltung der Atomanlage. Kopenhagen, die Hauptstadt Dänemarks mit zwei Millionen Einwohnern, befindet sich lediglich 40 Kilometer von Barsebäck entfernt. 

Terje Haaland von Greenpeace Dänemark meinte dazu: "Der 30-jährige Krieg gegen Barsebäck ist vorbei." Die Stilllegung sei aber nur der Anfang, da in Skandinavien und dem Baltikum weitere Anlagen in Betrieb sind.

Jüngeren Umfragen zufolge ist allerdings eine deutliche Mehrheit der schwedischen Bevölkerung für den weiteren Betrieb ihrer Atomkraftwerke. Sie fürchten andernfalls einen Anstieg der Strompreise. Die Schweden beziehen 50 Prozent ihres Bedarfs an Strom aus ihren zehn Atomanlagen. Sie sollen in den kommenden Jahrzehnten abgeschaltet werden. 

Schwedens Atomaufsicht zeigt Sydkraft an

(25.08.03) Die schwedische Aufsichtsbehörde fürKernkraftwerke SKI hat den zur E.ON-Gruppe gehörendenSydkraft-Konzern wegen Sicherheitsmängeln angezeigt.

Schwedens Atomaufsicht zeigt Sydkraft an

(25. August 2003) Die schwedische Aufsichtsbehörde für Kernkraftwerke SKI hat den zur E.ON-Gruppe gehörenden Sydkraft-Konzern wegen Sicherheitsmängeln angezeigt.

Dem Konzern wird vorgeworfen, Block 2 des Kernkraftwerks Barsebäk bei Malmö erst Mitte Januar abgeschaltet zu haben, obwohl Unregelmäßigkeiten bei der Wasserzuführung schon seit November bekannt waren. Die für die laufende Woche erwartete Genehmigung zum Wiederanfahren des Reaktors wurde von SKI wegen Detailfehlern des Betreibers aufgeschoben.

letzte Änderung: 25.03.2015