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Alarm an der Zimmerdecke Wer kennt das nicht? Dunkle Flecken auf der Tapete, auf Duschvorhängen oder den elastischen Fugenmaterialien in der Dusche oder "verschimmelte" Lebensmittel.

Alarm an der Zimmerdecke

Wer kennt das nicht? Dunkle Flecken auf der Tapete, auf Duschvorhängen oder den elastischen Fugenmaterialien in der Dusche oder "verschimmelte" Lebensmittel. Meist stellt Schimmelpilzbefall jedoch nur ein hygienisches Problem dar. Richtiges Heizen und Lüften beugt vor.
Von Aribert Peters

(14. Dezember 2010) Schimmel ist häufiger, als man denkt: Eine groß angelegte Untersuchung aus dem Jahr 2003 kam zu dem Ergebnis, dass 22 Prozent aller Wohnungen sichtbare Feuchteschäden haben. Neun Prozent davon waren Schimmelpilzschäden. Feuchteschäden traten gehäuft in Zusammenhang mit bestimmten Verhaltensweisen auf, zum Beispiel, wenn Kochen oder Baden die Luftfeuchtigkeit erhöhen, ohne dass angemessen gelüftet wird. Weitere Ursachen für Feuchteschäden sind sozio-ökonomische Merkmale, etwa viele Personen in wenigen oder zu kleinen Räumen sowie bestimmte bauliche Voraussetzungen, etwa undichte Fenster, keine Wärmedämmung sowie Außenwandecken oder -kanten.

Von Pilzen und Menschen

Rund um uns wimmelt der Schimmel: Über 250.000 Schimmelpilzarten tummeln sich in unserer Nähe. Manche Schimmelpilze sind erwünscht, etwa als Veredler von Käse wie beim Blauschimmelkäse Penicillium roqueforti oder beim Camembert Penicillium camemberti. Andere Pilzarten tummeln sich in Gartenerde oder verderben Lebensmittel. Die Sporen von Schimmelpilzen sind so klein, dass sie fliegen können.

Kalte feuchte Luft lässt Pilze gedeihen

Die Schimmelpilzkonzentration in der Außenluft schwankt jahreszeitlich sehr stark: Im Sommer finden sich rund 4.000 koloniebildende Einheiten je Kubikmeter Luft, im Winter sind es draußen gerade mal 50 Kolonien pro Kubik-meter. Doch Schimmel findet sich auch im Haus: So genannte Hausschimmelpilze ernähren sich von Hausstaub, Tapeten, Putzmörtel und Ähnlichem. Sie brauchen genügend Feuchtigkeit und Wärme zur Entwicklung. Die meisten davon sind für uns harmlos.

Machen Schimmelpilze krank?

Die meisten Menschen sind fest davon überzeugt, dass Schimmelpilze krank machen. Und tatsächlich können Schimmelpilze Atemwegsbeschwerden auslösen: Sporen und Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen können laut Umweltbundesamt allergische und reizende Reaktionen beim Menschen auslösen. Schimmelpilze werden daher als Allergene eingestuft. Damit stehen sie auf einer Stufe mit bekannten Allergenen wie Blütenpollen, Mehl, Holzstaub, Milbenkot, aber auch Erdbeeren, Nüssen oder Fisch. Welche Allergene bei einem Menschen tatsächlich Allergien auslösen, hängt vom Immunsystem des Betroffenen ab. Zu den Beschwerden können dann zum Beispiel Asthma, Husten, Schnupfen und tränende Augen gehören. Betroffene Personen sollten den Kontakt mit dem Auslöser strikt meiden dann verschwinden die Beschwerden. Dagegen sind krankmachende Infektionen durch Schimmelpilze sehr selten.

260 628 Schimmel

Wenn die Möbel zu dicht an der Wand stehen, kühlt eine dahinter befindliche Außenwand ab. Kondenswasser und Schimmel können die Folge sein

Vorsorglich sollte man Schimmelpilzbefall in Innenräumen in jedem Fall sanieren, um die zusätzliche Belastung zu reduzieren. Panikmache ist jedoch fehl am Platz, denn laut Umweltbundesamt kann man nicht aus gemessenen Schimmelpilz-Konzentrationen unmittelbar auf gesundheitliche Wirkungen schließen.

Ursachen für Schimmelbefall

Schimmelpilzsporen sind praktisch überall vorhanden. Schimmelpilze können aber nur dort wachsen, wo es dauerhaft feuchte Oberflächen gibt. Deshalb muss man der Feuchtigkeit in der Wohnung auf den Grund gehen. In einem Vier-Personen-Haushalt werden täglich zehn Liter Wasser als unsichtbarer Dampf an die Raumluft abgegeben: 4,5 Liter durch Atmen und Schwitzen, 2,5 Liter durch Kochen, ein Liter durch Duschen und 1,5 Liter durch Pflanzen. Dieser Wasserdampf kann nicht durch die Wände entweichen: Denn Wände sind stets undurchlässig für Wasserdampf - er kann nur durch Lüften aus der Wohnung ins Freie abziehen. Das geschieht bei alten Gebäuden meist automatisch durch Ritzen an Türen und Fenstern. Sanierte Gebäude sollten auf jeden Fall über eine Lüftungsanlage verfügen. Ansonsten müssen die Bewohner mehrmals täglich die Fenster kurz öffnen. Die Luft sollte in jedem bewohnten Raum alle zwei Stunden vollständig ausgetauscht werden.

Hilfe für Mitglieder

Der Bund der Energieverbraucher bietet seinen Mitgliedern Hilfe an: Der Verein verleiht eine Anti-Schimmel-Box. Sie enthält einen Feuchtigkeitsmesser für Luft und für die Wand, ein Infrarot-Thermometer, eine Anleitung und ein Messprotokoll. Die Aktion wird unterstützt von der Firma TFA Dostmann. Schreiben oder mailen Sie bei Interesse an die Bundesgeschäftsstelle des Vereins. Oder nutzen Sie das Online-Formular.

Eine kalte Bierflasche beschlägt sofort bei Zimmertemperatur. Genauso schlägt sich Wasserdampf als Feuchtigkeit an Wänden nieder. So kommt es zu feuchten Wänden. Ein Rechenbeispiel soll dies verdeutlichen: Bei 20 Grad Raumtemperatur und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit beträgt die so genannte Taupunkt-Temperatur 14,4 Grad. Ist es draußen minus zehn Grad kalt, dann ist

  • eine ungedämmte Wand innen 14,5 Grad warm,
  • eine gut gedämmte Wand (zwölf Zentimeter Dämmung) 19 Grad warm,
  • eine Fensterscheibe mit Doppelverglasung 15 Grad und
  • eine Fensterscheibe mit Dreifach-Verglasung 18 Grad warm.

Verbesserte Dämmung führt also zu höheren Temperaturen an den Außenwänden und Fenstern. Die Raumfeuchte schlägt sich deshalb nicht an Wänden und Fenstern nieder. Wer jedoch nicht oder nur unzureichend lüftet, muss trotz exzellenter Dämmung mit feuchten Stellen rechnen, denn wenn die Luftfeuchtigkeit ansteigt, werden selbst gut gedämmte Wände und Scheiben feucht. Dabei gilt es jedoch, die relative Luftfeuchtigkeit zu beachten: Wärmere Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf als kalte Luft. Bei gleicher Wassermenge ist die relative Luftfeuchtigkeit bei 18 Grad höher als bei 22 Grad. Das erklärt auch, warum ein gut geheiztes Wohnzimmer kaum ein Schimmelproblem aufweisen wird, während sich die Luftfeuchtigkeit in nicht geheizten Schlafzimmern schneller an Fenstern und Außenwänden niederschlägt.

Wer sparsam heizt, muss gut lüften

Wer also beim Heizen spart, muss öfters lüften, um Feuchte- und Schimmelprobleme zu vermeiden. Darüber hinaus gibt es bestimmte "Risikofaktoren" für Schimmelpilzbefall. Dazu zählen häufiges Baden oder Duschen sowie Wäschetrocknen in der Wohnung. Viele Personen auf engem Raum begünstigen ebenso das Schimmelpilzwachstum. Wer zum Fensteröffnen zunächst das Fensterbrett von Pflanzen freiräumen muss, hat ebenfalls ein höheres Risiko für Schimmelpilzbefall. Eine Untersuchung zeigte, dass die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur großen Einfluss auf das Wachstum von Schimmelpilzen haben: In befallenen Räumen lag die Luftfeuchtigkeit durchschnittlich bei 51 Prozent und die Wandtemperatur der befallenen Wände bei 15 Grad, während die Luftfeuchtigkeit in Vergleichswohnungen durchschnittlich 47 Prozent betrug und die Wände 17 Grad warm waren. In den mit Schimmelpilz befallenen Zimmern lag die Anzahl der Sporen um 1.800 über den von gesunden Vergleichswohnungen.

Eine Frage der Dämmung

Feuchte Stellen im Putz oder Mauerwerk treten häufig dort auf, wo falsch gedämmt wurde, etwa bei undichten Dampfsperrfolien. Schränke, die zu nah an den Außenwänden stehen, sind ebenfalls ein Risikofaktor, denn dann kann die Luft dahinter nicht ausreichend zirkulieren. Die entsprechende Wand kühlt stärker ab, Feuchtigkeit schlägt sich nieder und bietet Schimmelpilzen einen idealen Nährboden. Experten empfehlen daher, Schränke im Abstand von mindestens fünf Zentimetern zur Außenwand aufzustellen. Besonders kritisch sind die Ecken von Räumen, die zwei oder gar drei Außenwände haben. Doch auch andere Eigenheiten des Gebäudes können zu kalten Stellen an der Außenwand führen: die sogenannten Wärmebrücken. Das sind zum Beispiel ungedämmte Träger eines Außenbalkons oder Schäden im Außenputz.

Pilzgutachten aus dem Labor

Viele Schimmelpilze kann man mit bloßem Auge erkennen. Oft gedeihen Pilze aber an verborgenen Orten, etwa hinter Möbeln. Wer wissen möchte, wie es um den Pilzbefall in seiner Wohnung steht, kann die Zahl der Pilzsporen in der Innenluft bestimmen lassen, indem man die Luft über einen Filter ansaugt. Der Filter wird in einem Labor auf einem Nährboden ausgewertet. Zeitgleich sollte man immer auch in der Außenluft eine Probe entnehmen. Denn nur die Differenz zwischen Innenraum- und Außenluftbelastung gibt einen Hinweis auf einen Pilzbefall im Innenraum. Zudem sind mehrere Messungen notwendig. Auch der Hausstaub im Staubsauger kann auf Pilzsporen untersucht werden. Die Stiftung Warentest bietet einen sogenannten Abklatschtest für 47 Euro an. Dazu berührt man mit einem speziellen Nährmedium mögliche Schimmelflecken und sendet die Petrischale ein. Es gibt noch eine Reihe weiterer Nachweisverfahren, deren Nutzen allerdings teilweise fraglich ist: Es muss sichergestellt werden, dass die Probe auf dem Weg ins Labor nicht verunreinigt wird und während des Transports kein Schimmelpilzwachstum stattfindet, das die Ergebnisse verfälscht. Für eine genaue Analyse ist es zudem wichtig, zu wissen, welche Pilze in der Wohnung wachsen. Doch solche Analysen kosten stets mehr Geld. Darüber hinaus zeigt die Praxis, dass auch Labore die Pilze nicht immer korrekt bestimmen. Meist dominieren die Arten Aspergillus, Penicillium und Cladosporium.

Dem Schimmel auf der Spur

Ein einfaches Hygrometer, das für wenige Euro im Baumarkt erhältlich ist (zum Beispiel das -digitale Thermo-Hygrometer "Comfort Control" von TFA, etwa 25 Euro), erlaubt eine eigene Kontrolle der Raumfeuchte. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte unter 65 Prozent bleiben. Es gibt auch günstige Geräte für das Messen von Oberflächentemperaturen und Oberflächenfeuchte. Mit einem Thermometer kann man kalten Stellen (Wärmebrücken) an der Wand auf die Spur kommen. Wer bereits sichtbare Schimmelflecken hat, sollte sich vor der Beseitigung über die Ursachen Klarheit verschaffen, sonst kehrt der Schimmel schnell zurück.

Bei kleinerem Befall kann man die befallenen Materialien selbst vollständig entfernen. Bei oberflächlichem Schimmelbefall können die befallenen Wände mit Ethylalkohol gereinigt werden (Brand- und Explosionsgefahr!). Meist kann man glatte Oberflächen abwischen, Möbel feucht reinigen oder bei stärkerem Befall entsorgen. Haben sich die Pilze jedoch stärker ausgebreitet, sollte eine darauf spezialisierte Firma die Beseitigung übernehmen.

Wann müssen Mieter zahlen?

Bei Feuchte und Schimmel gibt es meist Streit zwischen Mieter und Vermieter: Der Vermieter behauptet, durch eine höhere Raumtemperatur und besseres Lüften ließe sich ein Schaden vermeiden. Der Mieter ist dagegen der Ansicht, die Wohnung dürfe bei üblichem Gebrauch keine Feuchte- und Schimmelschäden aufweisen. Beide Auffassungen sind richtig. Ein Gutachten eines Sachverständigen kostet zwischen einigen Hundert und einigen Tausend Euro. Einfacher und billiger ist eine gütliche Einigung. Die schon vorhandene Rechtsprechung weist dafür einen Weg.

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Das Risiko im Blick mit der Anti-Schimmel-Box: Mitglieder können es kostenlos ausleihen. Scantemp 380 Infrarotthermometer, digitales Thermo-Hygrometer Comfort Control, Humidcheck Mini Materialfeuchte-Messgerät. Mit freundlicher Unterstützung der Firma TFA Dostmann.

Feuchtigkeitsschäden und Schimmelpilze sind Mängel der Mietsache. Der Vermieter muss unverzüglich, am besten schriftlich, informiert werden. Der Vermieter muss sich um den Mangel kümmern. Bis zur Beseitigung kann der Mieter sogar die Miete kürzen. Der Vermieter reagiert meist mit dem Hinweis, der Mieter habe durch falschen Lüften und Heizen den Schaden verursacht. Dringt jedoch nachweislich Feuchtigkeit von außen in die Wohnung ein - etwa durch einen Rohrbruch oder ein defektes Dach - so liegt eindeutig ein Wohnungsmangel vor.

Viel häufiger stammt die hohe Luftfeuchtigkeit jedoch tatsächlich von innen. In dem Fall muss der Vermieter beweisen, dass kein Baumangel vorliegt. Andersherum muss der Mieter nachweisen, wie lange und wie häufig er die Wohnung lüftet und heizt und wie die Wohnung möbliert ist. Das Kippen der Fenster ist als Lüftung nicht ausreichend, da dabei aus physikalischen Gründen kaum ein Luftaustausch stattfindet. Dreimal täglich zehn Minuten kräftig Durchlüften ist dagegen ausreichend. Zudem gilt, dass der Mieter Mängel in der Isolierung nicht durch übermäßiges Heizen ausgleichen muss. Er darf seine Wohnung nach seinen Bedürfnissen einrichten und Möbel auch mit geringem Abstand zur Wand aufstellen.

Weitere Hilfe:

Energieberatung bei den Verbraucherzentralen, Deutscher Mieterbund, Gesundheitsamt

Weitere Informationen:

Trifft den Mieter keine Schuld, kann er bei Schimmelpilzbefall die Miete mindern, im Extremfall bis 100 Prozent. Wenn die Ursache eindeutig feststellbar ist, kann der Mieter nach erfolgloser Mahnung selbst Handwerker beauftragen und vom Vermieter einen Ersatz der Kosten verlangen. Bei Erstbezug ist die Rechtslage allerdings bisher umstritten. In jedem Fall gilt: Hat der Mieter den Schimmelbefall zu verantworten, dann muss er ihn auch beseitigen.

Fogging

Nicht jeder dunkle Fleck an Wänden und in Ecken ist gleich ein Zeichen für Schimmelpilzbefall: Es gibt auch harmlose Staubablagerungen, die man als Schwarzstaub oder magic-dust bezeichnet. Meist sind Neubauten betroffen. Der Effekt tritt in der Winterzeit - also in der Heizperiode - auf, die Flecken bleiben jedoch. Organische Stoffe wie Weichmacher verbinden sich mit Staub- und Rußpartikeln und lagern sich als schmutziger Film an Wänden ab. Es handelt sich dabei um einen Mietmangel und der Mieter hat Anspruch auf Beseitigung (BGH-Urteil vom 28. Mai 2008 - VIII ZR 271/07). Macht der Mieter einen Schadenersatz geltend, dann muss er das Verschulden des Vermieters beweisen.

letzte Änderung: 06.08.2015