ED 01/13 Die 1.000-Watt Lösung von Köln (S.17)
ED 04/13 Zählertausch: Großbritannien wird smart (S.23)
Was Braunkohlestrom wirklich kostet 

Teurer Strom

Teurer Strom: Was Braunkohlestrom wirklich kostet

(2. September 2024) Die Stromerzeugung aus Braunkohle mag auf den ersten Blick günstig erscheinen. Werden jedoch neben den Stromgestehungskosten auch die nicht internalisierten externen Kosten sowie die staatlichen Förderungen von Braunkohle berücksichtigt, ist sie deutlich teurer als die Nutzung erneuerbarer Energien. Man spricht von „gesamtgesellschaftlichen Kosten“. 

In einer Kurzstudie stellt das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft nun dar, wie hoch diese Kosten tatsächlich sind. Die Abbildung zeigt die gesamtgesellschaftlichen Kosten des Braunkohlestroms 2022 im Vergleich zum Börsenstrompreis, den Stromgestehungskosten von Braunkohle und den Stromgestehungskosten von Neuanlagen erneuerbarer Energien.

 ED 02/2024 Teurer Strom: Was Braunkohlestrom wirklich kostet (S. 5) 

Die gesamtgesellschaftlichen Kosten summieren sich auf 26,3 bis 26,5 ct/kWh. 11,8 bis 12,0 ct/kWh machen dabei die Stromgestehungskosten von Braunkohle aus (abhängig vom Alter des Kraftwerks), während 1,2 ct/kWh aus staatlichen Förderungen stammen und weitere 13,3 ct/kWh auf nicht internalisierte externe Kosten zurückgehen. 

Der Börsenstrompreis betrug 2022 durchschnittlich 23,5 ct/kWh. Im Vergleich zu 2017 hat er sich infolge der Gaspreiskrise knapp verzehnfacht (Forschungsstelle für Energiewirtschaft 2023). 

Die Stromgestehungskosten von Neuanlagen erneuerbarer Energien betrugen im Mittel 2021 6,1 ct/kWh bei neuen Onshore-Windenergieanlagen, 9,7 ct/kWh bei neuen Offshore-Windenergieanlagen und 7,1 ct/kWh bei neuen PV-Anlagen. Da die externen Kosten vernachlässigbar klein sind, entsprechen die Stromgestehungskosten weitgehend den gesamtgesellschaftlichen Kosten der erneuerbaren Energien.
•    www.bdev.de/foesbraunkohle

Saubere Kohlekraftwerke?: Die CCS-Illusion auf dem Prüfstand

(17. November 2023) Carbon Capture and Storage CCS, also die permanente Entsorgung des Klimakillers CO2, ist wieder im Gespräch. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz plant ein Programm zur Reaktivierung der bereits 2010 beerdigten Vorstellungen zum Thema CCS. Der Schweizer Physiker Ulf Bossel hat bereits 2009 alle wesentlichen Möglichkeiten der permanenten und sicheren CO2-Entsorgung im Untergrund und auf dem Meeresboden untersucht. Die wissenschaftlich fundierte Studie ergibt, dass es keine Möglichkeiten zur permanenten Entsorgung der riesigen Mengen des Klimagases gibt.

Bei der Diskussion um die Abscheidung und Entsorgung oder Wiederverwendung von CO2 scheint das Vorstellungsvermögen zu fehlen, um welch riesige Mengen es sich handelt. Man vergisst, dass bei der Verbrennung von einer Tonne Steinkohle mehr als drei Tonnen des Klimagases entstehen. Ein einziges mit CCS gekoppeltes Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 1 GW produziert im Jahr etwa 11 Millionen Tonnen CO2. Das „vom Erdgas befreite“ Sleipner Field unter der Nord- und Ostsee kann etwa 500.000 Tonnen CO2 aufnehmen, wäre also bereits in 20 Tagen gefüllt.

Ferner wird nur selten über den zusätzlichen Kohlebedarf gesprochen, der aufgrund des schlechteren elektrischen Wirkungsgrades der CCS-Kraftwerke und durch den Energieaufwand für die CO2-Entsorgung entsteht. Wegen des Strombedarfs der CCS-Technologie erhöht sich die CO2-Erzeugung gegenüber einer konventionellen Kohleverstromung ohne CCS um mindestens 30 %. Erst bei Abscheidungsraten von etwa 30 % kann die CCS-Technologie ökologische Vorteile bringen. Bei den heute für möglich gehaltenen Abscheidungsraten von 80 % ist Strom aus weniger effizienten CCS-Kraftwerken mit etwa 300 g CO2 pro kWh immer noch viel schmutziger als Strom von Windkraft- oder PV-Anlagen. 

Ulf Bossel: „CCS: Aber wohin mit dem CO2?“

Diskussion mit einem Leser

Interessante Diskussion

Diskussion mit einem Leser

Lieber Herr Bossel,

ich finde unseren fachlichen Austausch sehr anregend, zumindest mich hat er auf neue Ideen gebracht.

 

Aus meiner Sicht können wir gemeinsam festhalten:

  • Die Kapazität des Sleipnerfeldes und schon gar die der gesamten Utsira-Formation liegt um mehrere Größenordnungen über der von Ihnen genannten Zahl von 500.000 t.
  • Das Argument, die CO2-Masse seien nicht handhabbar, sehe ich auch als widerlegt an, da wir jedes Jahr die hundertfache Masse (pardon, in meiner letzten Mail stand „tausendfach“) an Wasser bewegen. CO2 würde in Leitungen transportiert, die sehr unseren Fernleitungen für Wasser bzw. Erdgas ähneln. In den USA bestehen jahrzehntelange Erfahrungen mit solchen Pipelines.

 

Nun zum Thema der Mineralisierung des CO2. Sie schreiben, dass man bei dieser Reaktion Wärme zuführen müsse. Tatsächlich läuft diese Reaktion ständig in der Natur ab, es ist die ganz gewöhnliche Kalksteinverwitterung.

 

http://www.ahabc.de/bodenentwicklung/chemische-verwitterung/kohlensaeureverwitterung/

 

Ich behaupte gar nicht, dass dieser Mechanismus in der Lage wäre, „100 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr“ zu binden. Bei der natürlichen Verwitterung wird weltweit etwa die von den Vulkanen jährlich ausgestoßene Menge von 160 Mio. t CO2 gebunden, das ist natürlich weit weniger als die anthropogen emittierte Menge von mehr als 40 Mrd. t/a.

 

Deshalb gilt ganz klar: Wenn wir CCS machen, müssen die Lagerstätten dicht sein, und nur im Verlauf sehr langer Zeit wird ein Teil des eingelagerten CO2 mineralisieren. Deshalb ist das für mich auch ein Nebenaspekt. Aber wir können nicht behaupten, dass es diesen Effekt nicht gäbe.

 

Lieber Herr Bossel, ich denke, wir sind uns doch in so vielen Fragen einig. Wie Sie sehe ich auch unsere Energiezukunft in der „All electric Society“, wie es manche nennen, oder in der „Elektronenwirtschaft“, wie Sie es bezeichnet haben. Ich habe dazu auch einmal einen Vortrag gehalten „Von der Energiewirtschaft zur Exergiewirtschaft“. In der Anlage ein Interview vom 21.9.23, in dem ich mich auch noch einmal kritisch zur gegenwärtigen Wasserstoffbegeisterung geäußert habe.

 

Nur – den Klimawandel werden wir dadurch nicht aufhalten. Wenn wir weniger fossile Brennstoffe importieren (und wir importieren fast alles), bleiben sie deshalb ja nicht im Boden, sondern vergrößern nur das Angebot auf dem Weltmarkt, was die Preise drückt und alle anderen Verbraucherländer weltweit freut. Die Brennstoffe werden so nur etwas später extrahiert und verbrannt, damit ist aber nicht viel gewonnen, denn das CO2 akkumuliert sich nun einmal in der Atmosphäre.

 

Unilaterale Maßnahmen zur Verringerung des Verbrauches fossiler Brennstoffe, egal ob es um Energieeffizienz, erneuerbare Energie oder Kernenergie geht, sind deshalb nicht zielführend. CCS ist dagegen eine Maßnahme, die auch unilateral und sofort wirksam ist.

 

Ob man sich am Ende dafür oder dagegen ausspricht, ist eine Frage der Abwägung. Ich war bis vor ein paar Jahren auch dagegen. Aber wir haben ein wirklich drängendes Problem, das nur zwei Lösungen kennt: Entweder die Kohlenstoffatome müssen in der Erdkruste verbleiben oder sie müssen nach Verwendung wieder dorthin zurück. Die erste Strategie funktioniert offensichtlich nicht. Seit dem Riogipfel 1992 gibt es Klimaschutzpolitik und seitdem hat die weltweite CO2-Emission um mehr als 40% zugenommen. Also sollten wir uns der zweiten Option nicht verschließen – denke ich. Aber das ist eine Abwägungsfrage, und ich kann verstehen, wenn Sie zu einer anderen Bewertung kommen, so wie ich bis vor kurzem auch.

 

Beste Grüße
Jürgen Kuck

 

Prof. Dr. Jürgen Kuck

Energietechnik/Energiemanagement

Institut für energieoptimierte Systeme

Fakultät Versorgungstechnik

Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Salzdahlumer Str. 46/48

38302 Wolfenbüttel

 

Lieber Herr Kuck

 

Eigentlich wollte ich Ihnen nicht mehr antworten, aber Ihr Schreiben erstaunt mich erneut. Was soll der Hinweis auf die Chemie des langsamen Kohlenkreislaufs. Wir habe es mit zig Megatonnen pro Jahr zu tun, die möglichst sofort permanent sicher entsorgt werden müssen. Ausserdem sind die zitierten Gleichungen endotherm. Man muss Wärme auf geeignetem Temperaturniveau hinzufügen. Auch das ist in der Erdkruste nicht in ausreichendem Umfang gegeben. Vielleicht habe Sie die Güte, mit einen Nachweis für die chemische Bindung von 100 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr zu liefern. Die Erkenntnisse müssen nicht unbedingt in Ihrem Labor gewonnen worden sein. Sie dürfen auch andere Arbeiten zitieren – oder schweigen. Besten Dank.

 

Mit Gruss,

Ulf Bossel

 

 

 

Lieber Herr Bossel,

das Mengenargument überzeugt mich überhaupt nicht.

 

Als ich „1 m“ als ausreichenden Durchmesser für die Ableitung des CO2 aus dem Hüttenwerk Salzgitter genannt habe, war das eine grobe Abschätzung, tatsächlich könnte die Leitung deutlich kleiner sein, ein Viertel des Querschnitts wäre völlig ausreichend.

 

Um eine Größenordnung zu bekommen: Wenn wir das CO2 aller (!) ortsfesten Großfeuerungsanlagen in Deutschland (ca. 300 Mio. t/a) im Zustand 20°C, 70 bar (üblicher Zustand in Ferngasleitungen) Richtung Nordsee bewegen wollten, würde dafür ein Rohr von 2,75 m Durchmesser reichen. Sie dürfen gern nachrechnen: Dichte CO2 unter diesen Bedingungen 808 kg/m³, also ähnlich wie Wasser, Strömungsgeschwindigkeit 2 m/s (eine üblicher Wert in Fernwasserleitungen).

 

300 Mio. t/a von einem Stoff mit 800 kg/m³ Dichte in Leitungen bewegen soll ein Problem sein?

 

Wir bewegen jährlich die mehr als tausendfache Menge (32 Mrd. t/a) eines Stoffes mit der Dichte 1000 kg/m³ und halten das für vollkommen normal. Richtig, der Wasserverbrauch Deutschlands liegt bei 32 Mrd. m³/a.

 

Ich bitte Sie sehr herzlich, Ihre Positionen hier noch einmal zu überprüfen, und zwar von Ingenieur zu Ingenieur.

 

Auch Ihre in dem alten Paper gemachte Aussage, CO2 wäre chemisch vollkommen inaktiv und würde in der Erdkruste nicht mineralisieren, ist nicht korrekt. Es handelt sich dabei um den ständig in der Natur ablaufenden Prozess der Kalksteinverwitterung:

  • H2O + CO2 → H2CO3- → HCO3- → 2 H+ + CO32-
  • CaCO3 + H+ + HCO3- → Ca2+ + 2 HCO3- → Ca(HCO3)2

Dieser ist Bestandteil des sog. Langsamen Kohlenstoffkreislaufes der Erde

 

https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Nat%C3%BCrlicher_Kohlenstoffkreislauf

 

und hat erdgeschichtlich die CO2-Emissionen der Vulkane kompensiert.

 

Gern können wir aber die Diskussion hier beenden. Vielen Dank für Ihre Anregungen, es war für mich auch sehr erhellend, mal ein bisschen nachzurechnen.

 

Lieber Herr Peters, an Sie erneut meine Bitte, meinen Leserbrief zu veröffentlichen.

 

Und bei Gelegenheit -warum nicht – gern ein  Pro und Contra zum Thema CCS in der ED. Ich wäre dazu bereit.

 

Beste Grüße

Jürgen Kuck

 

 

Prof. Dr. Jürgen Kuck

Energietechnik/Energiemanagement

Institut für energieoptimierte Systeme

Fakultät Versorgungstechnik

Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Salzdahlumer Str. 46/48

38302 Wolfenbüttel

 

 

Lieber Herr Kuck, lieber Herr Peters

 

Natürlich ist auch mir klar, dass man die riesigen Mengen CO2 nicht per Güterzug abtransportieren wird. Aber der Mengenvergleich von 1 Zug Kohle ergibt 6 Züge CO2 sollte doch zu denken geben. Diese Rechnung kann man selber machen und muss sich nicht auf andere Autoren beziehen. Dies gilt auch für die von mir gemachten Angaben, die ich als Maschinenbauer durchaus selber berechnen kann. Dabei speilt es auch keine Rolle, dass mir die genaue Ausdehnung des Sleipner Feldes nicht bekannt war. Die 15.5 Mio Tonnen CO2 sind in den letzten 16 Jahren mit jährlich 1 Mio Tonnen verklappt worden. Also, 1 Mio pro Jahr und nicht die für die Entsorgung eines einzigen 1 GW-CCS-Kraftwerks notwendigen 11.5 Mio Tonnen pro Jahr. Das sollte doch zu denken geben und zu einem Ende unserer in Spitzfindigkeiten ausartenden Diskussion. Rohrleitungen von 1 m Durchmesser sind durchaus machbar. Aber wer wird in eine 1000 km lange Leitung investieren, mit denen das CO2 eines einzigen Kraftwerks in norwegische Gewässer entsorgt werden soll. Wir sollten die Füsse auf dem Boden lassen. Es gibt keine Optionen für die sichere Lagerung der riesigen Mengen CO2 für alle Ewigkeit im Untergrund.

 

Mit freundlichem Gruss,

 

Ulf Bossel

 

 

Lieber Herr Bossel,

leider haben Sie meine Fragen nicht beantwortet. Ich hatte lediglich um die Aufklärung der Widersprüche in Ihren Aussagen gebeten und m Quellenangaben. Wenn Sie das nicht aufklären können, gelten die von mir gemachten und belegten Aussagen.

 

Selbstverständlich würde man das CO2 eines Kohlekraftwerks oder Hüttenwerks nicht mit Kesselwagen abfahren, sondern mit Pipelines ableiten. Wenn man so argumentiert, könnte man auch sagen, es sein unmöglich, Gaskraftwerke zu betreiben, weil man zu viele Kesselwagen für das flüssige tiefkalte Erdgas benötigen würde…

 

Die CO2-Emission des Hüttenwerkes Salzgitter z.B. (8 Mio. t/a) ließe sich problemlos mit einer Pipeline von 1 m Durchmesser abführen.

 

In den USA gibt es seit Jahren Erfahrungen mit CO2-Pipelines, da dort CO2 in großen Mengen für EOR (Enhanced Oil Recovery) eingesetzt wird, also Verpressen von überkritischem CO2 in Erdöllagerstätten, um eine erhöhte Ausbeute zu erzielen.

 

Das SACROC-Feld in West-Texas war 1972 das erste, bei dem diese Technim eingesetzt wurde. Etwa 90-95% des CO2 verbleiben dabei im Boden, 5-10% treten zusammen mit dem geförderten Öl wieder aus. Das ist leider kein CCS, weil bislang praktisch nur natürliches CO2 (aus CO2-Lagerstätten) dafür eingesetzt wird. Man bräuchte dafür nur CO2 aus Abgas einzusetzen und hätte schon CCS realisiert.

Auch das CO2 für EOR wird aus großer Entfernung  mit Pipelines transportiert, was sicher funktioniert.

 

Also ist das alles andere als technisch unmöglich.

 

Lieber Herr Bossel: Ich teile ja Ihre Meinung, dass wir eine Elektronenwirtschaft brauchen und teile auch Ihre Ablehnung einer „Wasserstoffwirtschaft“. Nur: Diese Maßnahmen würden das Problem nr lösen, wenn dadurch der fossile Brennstoff im Boden bleiben würde – und das ist aufgrund von Verdrängungs- und Reboundeffekten nicht der Fall.

 

Ich würde mich freuen, wenn Sie sich dazu meinen Vortrag an der TU Braunschweig vom letzten Jahr anschauen würden:

 

https://www.youtube.com/watch?v=B-GMQJ7xjVM&t=2932s

 

CCS ist dagegen eine unilaterale Maßnahme, die sofort wirkt.

 

Beste Grüße

Jürgen Kuck

 

Quellen für Text oben: https://www.vox.com/energy-and-environment/2019/10/2/20838646/climate-change-carbon-capture-enhanced-oil-recovery-eor

 

 

 

 

 

Lieber Herr Peters, Hallo Herr Kuck

 

Die Diskussion wird spitzfindig. Wenn man bedenkt, dass ein einziges mit CCS-Kohlekraftwerk mit einer Netzleistung von 1 GW im Jahr etwa 11 Millionen Tonnen CO2 produziert, also 1‘250 Tonnen pro Stunde, dann braucht man sich mit der Frage der Speicherung für alle Ewigkeit nicht zu  beschäftigen. Die Frage ist, wie man diese riesigen Mengen (jeder Güterzug Kohle endet in 4 bi 6 Güterzügen verflüssigtes CO2) zu einem in der Nordsee vermuteten Endlager bringt. Und das für ein einziges Kraftwerk für zig Jahre. In Deutschland wird zur Zeit etwa 20 GW Kohlestrom erzeugt.

 

Ende der Diskussion. Dafür braucht man keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Die Machbarkeit scheitert an der Menge. Geld und Geist sollten für sinnvollere Möglichkeiten des Klimaschutzes verwendet werden. Der schnelle Aufbau einer auf Grünstrom basierenden Energiewirtschaft ist aus meiner Sicht dringend angeraten. Die Politik sollte sich so schnell wir möglich auf die Schaffungen einer „Elektronwirtschaft“ konzentrieren und keine Zeit verlieren mit CCS und H2.

 

Mit freundlichen Grüssen,

 

Ulf Bossel

 

 

 

Sehr geehrter Herr Dr. Bossel,

ich empfinde Ihre Stellungnahme als widersprüchlich. Zum einen beharren Sie auf der Zahl von 500.000 t CO2 (ohne Quellenangabe), zum anderen schreiben Sie (wieder ohne Quellenangabe), das von den 15,5 Mio. t ein Drittel „nicht mehr nachweisbar“ sei. Also sind doch 15,5 Mio. t verpresst worden? Aber dann ist doch die Zahl „500.000 t“ offenkundig Unsinn, oder verstehe ich Sie falsch? Bitte belegen Sie Ihre Angaben mit Quellen, gern mit Internetadressen, etwas anderes habe ich dazu im Moment ja auch nicht angeben können.

 

Wie die Angabe „600 Mio. t CO2“ zustande gekommen ist, weiß ich auch nicht, ich bin kein Geologe. Wie geschrieben, ist das nicht die Kapazität des Sleipner-Feldes, sondern der gesamten Utsira Formation, von der das Sleipner-Feld nur ein kleiner Teil ist.

 

Ihre Vermutung, dass Methanaustritte vor der Küste Schwedens (!) mit der CO2-Injektion in das Sleipner-Feld zusammenhängen, halte ich für hochspekulativ. Auch für diese Methanaustritte fehlt die Quelle ebenso wie für den von Ihnen vermuteten Zusammenhang.

 

Gern können wir uns darüber auf direktem Wege austauschen.

 

Beste Grüße

Jürgen Kuck

 

 

Die Ausdehnung des Sleipner Fields habe ich nicht erfunden, sondern einer Veröffentlichung entnommen, die ich allerdings nicht mehr zitieren kann, weil ich mich bereits seit vielen Jahre mit der CCS-Frage beschäftigt habe. Es spielt auch keine Rolle. Die 500‘000 Tonnen CO2 stammen jedoch von einer Veröffentlichung in den VDI-Nachrichten, ebenfalls vor einigen Jahren erschienen.

 

Ich habe vor kurzer Zeit gelesen, dass von den 15.5 Millionen Tonnen CO2 etwa ein Drittel nicht mehr nachzuweisen ist. Man vermutet Undichtheit. In der Tat wurde kürzlich berichtet, dass vor der Küste Schwedens erhebliche Methanaustritte festgestellt worden sind, die es vorher nicht gab. Dies hat nicht mit der Zerstörung der Pipeline zu tun. Ich vermute, dass sich das schwerere CO2 unter das leichtere Methan gedrängt und dieses nach oben gedrückt hat, wo es jetzt dem Sleipner Fiel entweicht.

 

Ich weiss nicht, wie man zu den 600 Milliarden Tonnen CO2 kommt, wenn man vorher nur wesentlich weniger Erdgas gefördert hat. Hohlräume können nur einmal gefüllt werden.

 

Ich erkenne keine Notwendigkeit, meine Analyse in wesentlichen Punkten zu ändern.

 

Dr. Ulf Bossel

 

 

 


An: redaktion@energiedepesche.de
Betreff: WG: ED 3/2023 Seite 7

 

Kurz im Nachgang zu meiner vorigen Mail: Die falsche Zahl steht nur im Artikel und nicht in dem unter dem Artikel als Quelle genannten Text von Herrn Bossel.

Beste Grüße

Jürgen Kuck

 

 

Guten Tag, liebe ED-Redaktion,

 

in der ED 3/2023 Seite 7 ist Ihnen leider ein Fehler unterlaufen. Ich bitte deshalb darum, den anliegenden Leserbrief zu veröffentlichen.

Beste Grüße

Jürgen Kuck

 

Leserbrief

In der ED 3/2023 heißt es auf Seite 7 zum Thema CCS: „Das (…) Sleipner Field unter der Nord- und Ostsee kann etwa 500.000 Tonnen CO2 aufnehmen,…“ Zum einen befindet sich dieses Gasfeld nur in der Nordsee, zwischen Norwegen und Schottland. Und zum anderen ist es gut, dass das Sleipner-Feld diese Zahl nicht kennt. Dort sind nämlich seit 2015 schon 15,5 Mio. t CO2 verpresst worden und die Kapazität der gesamten Utsira Formation, von der das Sleipner-Feld nur ein kleiner Teil ist, wird auf 600 Milliarden Tonnen geschätzt. Das würde reichen, um die globale CO2-Emission 16 Jahre lang aufzunehmen.

 

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Kuck, Wolfenbüttel

 

Quellen

https://en.wikipedia.org/wiki/Sleipner_gas_field

https://sequestration.mit.edu/tools/projects/sleipner.html

 

 

 

Prof. Dr. Jürgen Kuck

Energietechnik/Energiemanagement

Institut für energieoptimierte Systeme

Fakultät Versorgungstechnik

Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Salzdahlumer Str. 46/48

38302 Wolfenbüttel

Lieber Herr Kuck

 

Ich komme erst heute zur Beantwortung Ihrer Botschaft. Wir sind uns im Prinzip einig. Nur scheint es ein Mengenproblem zu geben. Ich denke an die 20 GW Kohlekraftwerke in Deutschland. Ein mit CCS ausgestattetes und 1 GW in Netz einspeisende Kohlekraftwerk produziert pro Jahr etwa 11,5 Millionen Tonnen CO2, also etwa 1250 Tonnen pro Stunde. Diese Mengen lassen sich nicht permanent entsorgen. Noch nicht einmal das Transportproblem ist wirtschaftlich lösbar. Ende der CCS-Vorstellungen. Mehr habe ich nicht zu sagen.

 

Ich wüsche eine geruhsames Wochenende und grüsse freundlichst.

 

Ulf Bossel

 

Lieber Herr Bossel,

danke für Ihre freundliche Antwort ! Ich denke auch, dass wir den Austausch an dieser Stelle beenden können.

 

Am Ende ist es ja immer so: Wenn die Sachfragen geklärt sind (und das haben wir ja recht gut hinbekommen), ist der Rest eine Frage der persönlichen Bewertung, und natürlich respektiere ich, dass Sie dabei zu einem anderen Ergebnis kommen als ich – um so mehr, als ich auch sehr lange gegen CCS war.

 

Ich danke noch einmal für die wirklich interessante Fachdiskussion!

 

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Kuck

Kohlekraftwerke kommen und gehen

Von Louis-F. Stahl

(23. Februar 2021) Im Jahr 2021 sollen im Zuge des Kohleausstiegs elf Kohlekraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. Der Energiekonzern Vattenfall konnte allerdings nicht bis zum Jahreswechsel warten und hat das seit Jahren defizitäre Kohlekraftwerk Moorburg bereits im Dezember 2020 vom Netz genommen. Das Kraftwerk wurde erst vor nicht ganz fünf Jahren in Betrieb genommen und zählt zu den größten und modernsten Kohlekraftwerken in Europa. Vattenfall hatte die Rechnung aber ohne die wehrhaften Hamburger Bürger gemacht, denen Vattenfall das Kraftwerk gegen alle Widerstände ins Herz der Stadt an die Elbe setzte. Bis zum Europäischen Gerichtshof wurde der Streit getragen, der im April 2017 die Genehmigung für teilweise rechtswidrig erklärte, woraufhin Vattenfall der Elbe kein Kühlwasser mehr entnehmen durfte. Auch die Wärme des Kraftwerks wollten die Hamburger für ihr Fernwärmenetz nicht mal geschenkt haben – und so entging Vattenfall neben einer eigentlich eingeplanten Vergütung für die Abwärme auch noch die lukrative KWK-Prämie für das Kraftwerk. Der rund 3 Milliarden Euro teure Kraftwerksbau wurde seither von Umweltschutzverbänden als teuerste Investitionsruine Norddeutschlands bezeichnet.

1373 Kohlekraftwerk / Foto: sweasy / stock.adobe.com

Im Gegensatz zu Hamburg gibt es in Nordrhein-Westfalen noch politischen Rückhalt für die klimaschädliche Kohleverstromung. Nicht zuletzt dank der Unterstützung des NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet wurde vom Bund die Genehmigung zur Inbetriebnahme des Kraftwerks Datteln 4 sogar nach dem Beschluss des Kohleausstiegs erteilt und das Kraftwerk im Mai 2020 ans Netz gebracht (siehe ED 2/2020, S. 9). Vor der Inbetriebnahme lobte Laschet das neue Kohlekraftwerk als Beitrag zur „Reduktion von CO2-Emissionen“ und forderte mehr „Verstand und Rationalität“ in der „emotionalen Debatte“ über den Kohleausstieg. Laschet wurde danach im Januar 2021 zum Parteivorsitzenden der CDU gewählt. Angesichts des politischen Rückhalts ist sich Kraftwerksbetreiber Uniper sicher, dass „Datteln das letzte Kohlekraftwerk sein wird, das in Deutschland vom Netz geht. Wir wollen Datteln bis 2038 laufen lassen“, sagte Uniper-Chef Andreas Schierenbeck zuletzt gegenüber der Rheinischen Post.

DIW: Braunkohle nicht systemrelevant

(6. Januar 2014) Braunkohle sei für die deutsche Energiewirtschaft nicht systemrelevant, so das Fazit des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, aus der Zusammenfassung seiner Arbeiten zur Braunkohlewirtschaft. Nehme man die Regierungsziele in Bezug auf die Energiewende ernst, habe die Braunkohle weder aus umweltpolitischer noch aus wirtschaftlicher Perspektive eine Zukunft im deutschen Stromsystem.

Angesichts des Scheiterns der saubereren Braunkohlenverstromung durch CO2-Abscheidung und –Speicherung (CCS) sei Braunkohle auf lange Zeit der mit Abstand CO2-intensivste Energieträger und trage ursächlich dazu bei, dass die Vermeidungsziele für 2020 nicht erreicht werden.

Die Nutzung der Braunkohle sei auch aufgrund fehlender Flexibilität inkompatibel mit einem auf erneuerbaren Energien basierten Stromsystem. Angesichts der aktuellen Überkapazitäten sei selbst nach dem endgültigen Atomausstieg die Versorgungssicherheit nicht gefährdet, so das DIW. Die Einführung von Kapazitätsmärkten sei nicht notwendig, sondern eher kontraproduktiv. Neue Tagebaue seien aus energiewirtschaftlichen Gründen überflüssig, das gelte für die laufenden Verfahren bei Garzweiler II und WelzowSüd.

Kraftwerks-Standortkarte der Strombörse EEX

(31. Juli 2008)

Karte: Kraftwerke Standorte in Deutschland

Für Deutschland und Österreich gibt es eine Übersicht aller Großkraftwerke, die an der Strombörse gehandelten werden. Zu jedem Standort gibt es Informationen zur Kraftwerksart, Leistung, Betreiber, Baujahr und Laufzeiten.

Informationen zur Strombörse EEX

 

Kraftwerks-Standortkarte vom Umweltbundesamt

Das Umweltbundesamt erstellte drei Karten zu Kraftwerken in Deutschland und stellte diese auf seine Website.

Kraftwerks-Standortkarte vom Umweltbundesamt

(10. März 2008) Das Umweltbundesamt erstellte drei Karten zu Kraftwerken in Deutschland und stellte diese auf seine Website.

Die Karten geben einen Überblick über die Stromversorgung in Deutschland.

Die erste Karte "Kraftwerke und Windleistung in Deutschland" zeigt, klassifiziert nach Energieträgern (Kohle, Atom, Erdgas, Windkraft), alle Kraftwerksstandorte ab einer Bruttoleistung von 100 Megawatt sowie die Windanlagen pro Bundesland.

Die Karte "Kraftwerke und Verbundnetze in Deutschland" zeigt die Kraftwerksstandorte, ergänzt diese jedoch um das deutsche Höchstspannungsnetz.

Die dritte "Strommix in Deutschland" stellt für die einzelnen Bundesländer den Anteil der Energieträger an der Bruttostromerzeugung 2006 in Deutschland dar.

Konventionelle Kraftwerke über 300 MW Leistung

Karte gesamte Bundesrepublik und Rhein-Ruhr

Konventionelle Kraftwerke über 300 MW Leistung

(22. Juli 2004)

Vorkommen Braunkohle Öl bzw. Gas Steinkohle Deutschland

Bundesrepublik (Gesamtkarte)

Vorkommen Braunkohle Öl bzw. Gas Steinkohle - Rhein-Ruhr

Ausschnitt Rhein / Ruhr

Quelle und Details zu den Kraftwerken: www.kraftwerke-online.de

Atomkraftwerke in Deutschland und Europa

Kartenausschnitt

Atomkraftwerke in Deutschland und Europa

(22. Juli 2004)

Karte AKW in Europa

letzte Änderung: 26.08.2024