Kraft und Wärme aus Schönau
Kraft-Wärme-Kopplung ist die Schlüsseltechnologie zum Ausstieg und für den Klimaschutz. Mit den richtigen Rahmenbedingungen, wie wir sie bei den Elektrizitätswerken Schönau haben und wie sie jetzt auch bundesweit eingeführt werden sollen, kann das Stromerzeugungspotenzial aus unseren Heizungskellern realisiert werden - denn 40 % unseres Stroms liegt in unseren Heizungskellern, wir müssen ihn nur "ausgraben".
Ein Beitrag von Michael Sladek.
(16. Oktober 2003) Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) sind aus einer Bürgerbewegung nach Tschernobyl hervorgegangen.
Die Schönauer Bürger wollten einen aktiven Beitrag zum Ausstieg aus der Atomenergie sowie zur Verhinderung der bedrohlichen Klimaveränderungen leisten. Dabei kommt der Kraft-Wärme-Kopplung eine Schlüsselstellung zu.
Kraftwerksabwärme könnte alle deutschen Häuser beheizen
Kraftwärmekopplung (KWK) ist die für den Ausstieg und den Klimaschutz z. Zt. wichtigste Technologie.
Bei der Stromerzeugung in zentralen Großkraftwerken (z.B. Atom- oder Kohlekraftwerken) entstehen mit jeder Kilowattstunde (kWh) Strom gleichzeitig zwei kWh Wärme (physikalischer Prozess). Diese Wärme belastet die Umwelt und muss in Kühltürmen abgekühlt werden oder erwärmt direkt unsere Flüsse.
Dr. Michael Sladek, der Motor der Bewegung
Bei der Stromproduktion in Großkraftwerken wird eineinhalb Mal so viel Wärmeerzeugt, wie alle Wohnungsheizungen in ganz Deutschland benötigen.
Wenn wir also diese Abwärme nutzen würden, müsste in keinem Haus in Deutschland mehr eine Heizungsanlage sein und es wäre immer noch ca. ein Drittel der so erzeugten Wärme übrig.
Bei der Kraftwärmekopplung wird nun das physikalische Gesetz genutzt, dass bei der Stromherstellung immer 2/3 Wärme und 1/3 Strom entstehen.
Die Nutzwärme und der Strom werden bei der Kraftwämekopplung (KWK) gleichzeitig genutzt, wodurch ein Nutzungsgrad von bis zu 90 % der eingesetzten Energie erreicht werden kann: So können klimaschädliche Gase in immenser Größenordnung eingespart werden. Selbst wenn die Anlagen fossil betrieben werden, ist die CO2 Bilanz der KWK extrem gut.
40 % des bundesweiten Strombedarfs liegt in unseren Heizungskellern vergraben.
Es ist durch vielerlei Studien (z.B. von dem renommierten Prognos-Institut in Basel ) bekannt, dass 40 % des bundesdeutschen Stroms in KWK-Anlagen hergestellt werden könnten. Dieser Anteil ist höher als der z.Zt. in Deutschland produzierte Atomstromanteil.
Umkehrsignal aus Schönau: Wen beauftrage ich mit der Stromlieferung?
Die Kraft-Wärme-Kopplung ist seit über 70 Jahren bekannt und marktreif. Trotz der großen ökologischen Bedeutung der Kraftwärmekopplung ist diese bis jetzt jedoch noch nicht breitflächig in den Markt gekommen. Die schlechten Vergütungen der Energieversorgungsunternehmen für den produzierten Überschussstrom haben dies verhindert!
Unternehmenspolitik der Elektrizitätswerke Schönau
Die EWS wollen ihren Kunden mit stromsparfördernden Tarifen und gerechten Einspeisevergütungen wirtschaftliche Anreize bieten, in zukunftsorientierte und energiesparende Techniken zu investieren.
Ziel dieser Unternehmenspolitik ist es, das Potenzial des vor Ort zu erzeugenden Stroms auszuschöpfen und dabei alle zur Verfügung stehenden Techniken einzusetzen.
Es soll damit modellhaft gezeigt werden, dass es in jeder Gemeinde möglich ist, einen großen Anteil des Stromes selbst zu "erzeugen", und zwar über Stromeinsparung, über regenerative Energien und vor allem über kleine, dezentrale Blockheizkraftwerke.
Umsetzung in Schönau
Als erstes nach der Stromnetzübernahme haben die Elektrizitätswerke Schönau die Einspeisevergütungen für den BHKW- Strom von damals ca. 7-8 Pfennigen auf ca. 14- bis 15 Pfennige erhöht. Dadurch - und durch entsprechende Motivationsarbeit - installieren immer mehr Bürger ein eigenes BHKW. Seit 1997 sind in Schönau mit seinen 2.500 Einwohnern 12 BHKW ans Netz gegangen.
Schönau hat darüber hinaus den höchsten Solarstromanteil eines Energieversorgers (ca. 100 mal so viel wie im Durchschnitt in der Bundesrepublik) sowie stromsparfördernde Tarife.
Hoffentlich macht das Beispiel Schönau Schule und dient anderen als Leitbild
Seit der Liberalisierung des Strommarktes kaufen die EWS nur noch Strom aus Blockheizkraftwerken und regenerativen Energien für alle ihre Kunden. Damit sind die Elektrizitätswerke Schönau das einzige Energieversorgungsunternehmen bundesweit, das nicht wahlweise auch "Schrottstrom" an seine Kunden verkauft und "atom- und kohlestromfrei" ist.
Umsetzung bundesweit
Die Liberalisierung des Strommarktes hat es mit sich gebracht, dass jeder Stromkunde beim Energieversorger seiner Wahl einkaufen kann. Er kann nun selbst entscheiden, wieviel Atommüll und CO2 in seinem Auftrag produziert wird und welche Unternehmenspolitik er mit seinem Stromkauf fördern will.
Kochen auch Sie gesund - ohne Atomenergie und anderen Müll
Der Kunde entscheidet durch seinen Stromkauf mit darüber, ob die Umstrukturierung von zentralistischen, verschwenderischen, umweltzerstörenden Strukturen zu dezentralen, sparsamen und ökologischen Strukturen gelingt.
Er entscheidet mit darüber, ob auf unabsehbare Zeit immer noch mehr Atommüll produziert wird und Tausende von Generationen nach uns gefährdet. Und er entscheidet auch darüber, ob die Klimaveränderungen, die durch ungezügelten Verbrauch fossiler Brennstoffe entstehen, immer rasanter zunehmen oder ob es gelingen kann, diese Entwicklung zu verlangsamen und vielleicht irgendwann sogar zu stoppen.
Die Frage, wen beauftrage ich, meinen Strom für mich zu produzieren, ist dabei eine ganz zentrale Frage. Es wird seine Wirkung auf die Energieversorger, die heute noch auf Atom-und Kohlestrom setzen, nicht verfehlen, wenn immer mehr Menschen nicht mehr bereit sind, für diese Technologien zu bezahlen und sich von ihnen abwenden!
Das ist das Signal, was verstanden wird und was mittelfristig auch dazu führt, dass die Unternehmenspolitik geändert wird.
Jeder unserer Stromkunden unterstützt mit jeder Kilowattstunde den Aufbau neuer umweltfreundlicher Energieerzeugungsanlagen durch den "Schönauer Sonnen-Cent", denn in jeder von der EWS verkauften Kilowattstunde Strom sind 0,5 Cent für neue regenerative und rationelle Energieanlagen sowie Energieeinsparung enthalten.
Stromwechsel mit den Elektrizitätswerken Schönau
Die Elektrizitätswerke Schönau bieten auch mit dem "Bunten Strom" des Bundes der Energieverbraucher e.V. bundesweit einen preisgünstigen, "sauberen" Strom für Haushalt, Gewerbe und Industrie an, mit dem jeder Stromkunde seinen bisherigen Energieversorger wechseln kann.
Dies haben in etwas mehr als einem Jahr schon ca. 12.000 Kunden getan, überwiegend Haushaltskunden aber immer mehr auch Gewerbekunden, Kirchen, Schulen, Altersheime, Firmen, die umweltfreundliche Produkte herstellen usw.
Stromzusammensetzung
Der "Bunte Strom" aus Schönau und auch der "Watt Ihr Spart" kommt zu ca. 50 % aus kommunalen Kraftwärmekopplungsanlagen und zu ca. 50 % aus Wasserkraft.
Entscheidend dabei ist, daß der Strom nur von solchen Anbietern gekauft wird, die keinerlei kapitalmäßige Verflechtung mit der Atomwirtschaft haben. Dies lassen sich die EWS auch - wie die Herkunft des Stroms - vom TÜV zertifizieren. Kauft man nämlich den Strom von den Atomstrom-Unternehmen (das sind in der Regel die gleichen, die auch die großen Kohlekraftwerke betreiben), fließt doch das Geld wieder in die gleiche Tasche und unterstützt genau die Unternehmenspolitik, die nicht mehr unterstützt werden soll.
Unsere eigenen Erfahrungen mit einem Blockheizkraftwerk
Wir besitzen ein älteres 2-Familienwohnhaus - seit 1998 wird in unserem Haus mit einem BHKW geheizt, einer G 5,5 HKA der Firma SENERTEC; die Wärme wird in einem 1.000 l Puffer gespeichert und die HKA läuft immer nur dann, wenn wir auch Wärme brauchen.
Unser kleines Kraftwerk läuft an ca. 4.200 Stunden im Jahr, produziert die Wärme für unser Haus und "schenkt" uns gleichzeitig ca. 22.000 - 23.000 kWh Strom. Von diesem Strom verbrauchen wir 2.000 kWh selbst und liefern über 20.000 kWh an die EWS.
Die EWS bezahlen uns 7,5 Cent/kWh; diese Vergütung braucht man, um ein kleines BHKW kostendeckend betreiben zu können.
Wir haben also von unserem Energieversorger, den EWS, im letzten Jahr 1.500 Euro ausbezahlt bekommen - damit konnten wir unser BHKW wirtschaftlich betreiben.
Die 1.000 Keller-Initiative der EWS
In Netzgebieten der RWE oder EnBW bekommt man aber nur knapp zwei Cent für die eingespeiste kWh, das wären bei 20.000 kWh, die dem Netzbetreiber geliefert wurden, nur 400 Euro gewesen. Mit einer solchen Vergütung ist aber die Investition in eine HKA absolut unwirtschaftlich - die Folge, in diesen Netzgebieten sind kaum Neuanlagen installiert worden.
Mit diesen "jämmerlichen" Vergütungen halten die Energieversorger die für den Atomausstieg entscheidende Technologie aus dem Markt heraus - einige BHKW-Hersteller sind so in den finanziellen Ruin getrieben worden.
Wir schafften es gemeinsam
Deshalb haben die Schönauer zwei Dinge getan:
- Wir haben im Sommer 2001 ein spezielles Förderprogramm für BHKW gestartet: die 1.000 Keller Initiative.
Jedem, der eine HKA installieren wollte, aber wegen der schlechten Einspeisevergütungen die Investition nicht realisieren konnte, bezahlen die EWS 4 Cent pro eingespeister kWh zusätzlich zu der Einspeisevergütung des jeweiligen Netzbetreibers.
Diese Fördergelder stammen aus den "Sonnen-Cents" aus unserem bundesweiten Stromverkauf. - Wir haben mit Politikern in Berlin viele Gespräche geführt, Briefe geschrieben und Gruppen unterstützt, um eine gesetzlich garantierte Bonusvergütung für Klein-BHKW zu erreichen.
Wir schafften es gemeinsam
Der Strom aus KWK-Neuanlagen bis 50 kW, der ins Stromnetz eingespeist wird, bekommt nun bundesweit einen Bonus von 5,11 Cent/kWh - zehn Jahre lang. Dazu kommt dann noch die Vergütung des jeweiligen Stromnetzbetreibers.
Das KWK-Modernisierungsgesetz wird im April 2002 in Kraft treten. Sollte sich damit noch keine Wirtschaftlichkeit erzielen lassen, so stehen die Schönauer mit zusätzlichen Zahlungen aus ihremFörderprogramm bereit.
Und: eigener Stromproduzent zu sein ist ein "tolles Gefühl" - ich weiß wovon ich spreche.
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