ED 02/17 Die Welt reparieren oder wegwerfen? (S.22-25)

Klimaanlagen

Folie statt Klimaanlage

Passive Wohnraumkühlung

Folie statt Klimaanlage: Passive Wohnraumkühlung

Von Louis-F. Stahl

(15. September 2021) Gleichwohl sich der Sommer dieses Jahr durch andere Extremwetterereignisse als Hitze auszeichnet, sorgt der Trend zu immer höheren Temperaturen und stärker ausgeprägten Hitzewellen für eine steigende Nachfrage nach Klimaanlagen – eine Entwicklung, die auch im Rahmen der Beratungsangebote vom Bund der Energieverbraucher seit Jahren zu beobachten ist. Die Stiftung Warentest hat in Heft 6/2021 eine Alternative zu energieverbrauchenden Klimaanlagen untersucht: Sonnenschutzfolien, die von außen an Fensterscheiben angebracht bis zu 87 Prozent der Sonnenenergie reflektieren und damit den Anstieg der Innenraumtemperatur deutlich mindern. Im Test konnte bei einem Wohnraum im Dachgeschoss mit einer solchen Folie die Anzahl der Stunden mit Raumtemperaturen über 26 °C um 70 Prozent reduziert werden. Von 11 getesteten Folien schnitten 10 Folien mit dem Gesamtergebnis „gut“ ab. Nur die Folie des Online-Anbieters Velken erreichte aufgrund einer lediglich befriedigenden Haltbarkeit auch nur das Gesamtergebnis „befriedigend“.

Zu den günstigsten für „gut“ befundenen Folien mit Preisen unter 25 Euro pro Quadratmeter zählen Bruxsafol, Ifoha, Opalfilm und Prosafe. Zu beachten sei, so die Warentester, dass die Folien mit einer Haltbarkeit von 3 bis 7 Jahren regelmäßig getauscht werden müssen und die Verdunklungswirkung auch im Winterhalbjahr das einfallende Sonnenlicht reduziert. Dafür seien unauffällige, nicht stark verspiegelte und rückstandsfrei entfernbare Folien auch in Mietwohnungen grundsätzlich zulässig. Als sehr effektiv haben sich in der Beratungspraxis vom Bund der Energieverbraucher zudem einfach nachrüstbare Vorbaurollladen und in verschiedenen Lichtdurchlässigkeitsstufen erhältliche Außenrollos erwiesen. Diese Lösungen haben zudem den Vorteil, dass die bei Folien nachteilige dauerhafte Verdunklung auch in den düsteren Jahreszeiten entfällt.

Klimaanlagen im Test

Von Louis-F. Stahl

(23. Oktober 2018) Im Juli stiegen die extremen Temperaturen des bisher außergewöhnlichen Sommers vielen Verbrauchern zu Kopf. Und Klimaforscher warnen davor, dass die Extremtemperaturen zur neuen „Normalität“ werden (siehe Weblinks). Auch in unseren Breitengraden geraten Verbraucher daher zunehmend in Versuchung, sich mit Klimaanlagen für Wohnräume Linderung zu verschaffen.

1337 Lüftungsanlage auf Dach / Smial (CC BY-SA 2.0 DE)

Die Stiftung Warentest hat dies zum Anlass genommen, Klimageräte zu testen (Test 7/2018, S. 46-51). Zu unterscheiden sind dabei „Monoblöcke“ und „Splitgeräte“. Die mobilen Monoblöcke kommen zumeist auf Rollen und lassen sich von Raum zu Raum schieben. Die Wärme wird über einen Abluftschlauch nach draußen geführt. Das Problem: Der Schlauch nach draußen wird häufig durch ein gekipptes Fenster gehängt und dann dringt viel warme Luft in den Wohnraum – ein stromfressender Teufelskreis. Die Stiftung Warentest hat zudem ermittelt, dass Monoblockgeräte, verglichen mit Splitgeräten, nur halb so gut kühlen und dabei auch noch die doppelte Menge Strom benötigen. Die Warentester empfehlen Monogeräte daher nur selten, an besonders heißen Tagen, einzusetzen. Die deutlich effizienter arbeitenden „Splitgeräte“ müssen hingegen durch Kältetechniker fest installiert werden und bestehen aus zwei mittels Rohre verbundenen Aggregaten.

Im Test erwies sich nur das Splitgerät Panasonic CS-Z25TKEW/CU-Z25TKE als „gut“. Die Splitgeräte von Daikin, Mitsubishi und Hitachi zeigten zumindest „befriedigende“ Ergebnisse. Das Splitgerät von Toshiba fiel wegen nur ausreichender Kühlleistung bei mangelhafter Energieeffizienz glatt durch. Bei den Monoblöcken erreichten nur der „PAC EX100 Silent“ von DeLonghi und der „Eco friendly“ von Comfee ein „befriedigend“. Die Geräte von Remko, Obi und Suntec Wellness erreichten allesamt nur „ausreichende“ Kühlleistungen und aufgrund der Verwendung des besonders umweltschädlichen Kältemittels „R410A“ sogar ein „mangelhaft“ bei den Umwelteigenschaften.

Wie man sein Zuhause auch ohne eine stromintensive Klimaanlage im Sommer angenehm temperiert halten kann, zeigt der Leserbrief „Hausmittel statt Klimaanlage“ in der Energiedepesche 03/18 auf Seite 22.

Ineffiziente Klimageräte ab 2013 vom Markt

Klimageräte sind Stromfresser

Ineffiziente Klimageräte ab 2013 vom Markt

(14. Juni 2012) Sobald es draußen warm wird, laufen drinnen die Klimageräte – und der Stromverbrauch steigt. Die EU-Mitgliedsstaaten wollen daher ineffiziente Geräte ab 2013 schrittweise vom Markt nehmen. Besser als jede noch so effiziente Anlage: nachts auf Durchzug lüften und tagsüber die Fenster komplett schließen. Es hilft ebenso, die Jalousien rechtzeitig herunterzulassen und nicht benutzte Elektro-Geräte abzuschalten. Auch Ventilatoren und Pflanzen bringen Abkühlung.

Bisherige Klimageräte haben einen hohen Stromverbrauch und setzen klimaschädliche Kältemittel frei. Beides belastet die Umwelt mit Treibhausgasen. In Deutschland wie in der EU sind die Verkaufszahlen seit 2005 stark angestiegen. Hierzulande werden etwa 100.000 - 140.000 Klimageräte pro Jahr verkauft, in Italien und Spanien jeweils etwa das 10-Fache. Infolgedessen steigt auch der Stromverbauch für Kühlung und Klimatisierung. Dieser betrug in Deutschland 2008 etwa 8 % des Gesamtverbrauches. Zwar gibt es bereits effizientere Klimageräte, vor allem solche, die mit dem umweltschonenden Kältemittel Propan arbeiten. Doch oft reichen ein paar einfache Maßnahmen aus, die ein Klimagerät unnötig machen. Wer nachts auf Durchzug lüftet, tagsüber die Fenster schließt und die Jalousien herunterlässt, kann Räume ebenso auskühlen. Wärmequellen wie Elektro-Geräte und Lampen sollten nur dann angeschaltet sein, wenn sie genutzt werden. Alternativ helfen auch Ventilatoren, die weniger Strom verbrauchen. Falls dennoch ein Klimagerät nötig ist, rät das UBA zu sparsamen Geräten mit hohen Energieeffizienzklassen, wie sie die EU nun auch in ihren Regelungen festgelegt hat.

Ein einzelnes Klimagerät mit 7 Kilowatt (kW) Kühlleistung kann im Jahr 900 Kilowattstunden (kWh) verbrauchen, ein kleines Einkanal-Klimagerät mit 2,2 kW etwa 400 kWh. Das kostet 225 € bzw. 100 € pro Jahr. Die neuen EU-Regelungen betreffen solche Klimageräte bis zu einer Kühl- oder Heizleistung von 12 Kilowatt. Dazu zählen in erster Linie so genannte „Split-Klimageräte“, die Kälte draußen erzeugen und sie ins Gebäudeinnere leiten. Sie bekommen zum 1. Januar 2013 eine Kennzeichnung von A bis G, die schrittweise bis 2019 auf A+++ erweitert wird (Tabelle 1 und Abbildungen in der Anlage). Klimageräte, die diese Anforderungen erfüllen, brauchen weniger Strom, indem sie ihre Leistung stufenlos an den tatsächlichen Kühlbedarf anpassen und gleichmäßig arbeiten können (Tabelle 2 in der Anlage). Die EU-Regelungen erfassen auch Ein- und Zweikanal-Klimageräte. Diese Geräte haben eine ungleich schlechtere Energiebilanz. Die effizientesten Geräte können auf der neuen Energieverbrauchskennzeichnung ab dem 1. Januar 2013 dann die Effizienzklasse A+++ erhalten. 2014 tritt eine weitere Stufe in Kraft. Ohne diese Regeln könnte der Stromverbrauch durch Klimageräte in der EU von 30 Terawattstunden (TWh) in 2005 auf bis zu 74 TWh in 2020 steigen. So wird mit einem Anstieg auf bis zu 63 TWh gerechnet.

Die Energieverbrauchskennzeichnung enthält auch Angaben zur Lärmemission. Die Grenzwerte für die Lärmemission in der Ökodesign-Verordnung sind aus Sicht des UBA nicht besonders ambitioniert. Daher empfiehlt das UBA beim Kauf auf Geräte zu achten, auf denen Lärmemissionswerte innerhalb von Gebäuden bis maximal 45 dB(A) bzw. 55 dB(A) nach außen gekennzeichnet sind.

Ab 2013 wird zudem die Leistungsaufnahme von „Komfortventilatoren“ wie Tisch-, Decken- oder Standventilatoren im Aus-Zustand und im Bereitschaftszustand auf 1 Watt begrenzt, ab 2014 auf 0,5 W. Deren Energieeffizienz bei der Luftförderung muss angegeben werden.

Presseinformation Nr. 22/2012 der UBA: EU verbannt Klimasünder

1337 Label für Klimageräte mit Kühlfunktion

Überarbeitete Energieverbrauchskennzeichnungen ab dem 01.01.2013 für Klimageräte mit Kühlfunktion

1337 Label für Klimageräte mit Heiz- und Kühlfunktion

Überarbeitete Energieverbrauchskennzeichnungen ab dem 01.01.2013 für Klimageräte mit Heiz- und Kühlfunktion

1337 Label für Einkanal-Klimageräte

Überarbeitete Energieverbrauchskennzeichnungen ab dem 01.01.2013 für Einkanal-Klimageräte

Kühlen durch Verdunstung

Aha-Effekt in der Wüste

Wenn Wasser verdunstet, sinkt die Temperatur. Dieses Grundprinzip lässt sich nutzen, um Gebäude im Sommer zu kühlen. Dies könnte gegenüber herkömmlichen Klimaanlagen rund 80 Prozent Strom und Anschlussleistung sparen. Doch bislang kennen selbst Energieexperten diese Technik kaum.
Von Dr. Aribert Peters

(17. März 2011) Es war in der flirrenden Hitze der ägyptischen Wüste: Ein einfacher Ventilator kühlte unsere Zuflucht, ein Haus in einer Oase. Das Gerät saugte Luft über ein Geflecht von Holzwolle an, auf das von oben Wasser rieselte.

80 Prozent weniger Stromverbrauch

Dieses simple, aber geniale Kühlgerät war ein Import aus Saudi-Arabien und hatte eine Leistung von 250 Watt. Übliche Klimaanlagen brauchen mindestens 2.000 Watt, also fast das Zehnfache. Ich begann, der Sache nachzugehen, und fand dabei Erstaunliches heraus:

Die Kühlung durch Verdunsten beruht darauf, dass man zum Verdampfen von Wasser Energie benötigt. Diese Energie entzieht das Wasser beim Verdunsten der umgebenden Luft. So kühlt sie ab. Man spricht von „adiabatischer Kühlung", weil das Prinzip nur funktioniert, wenn keine neue Wärme aus der Umgebung nachfließt. Die Natur nutzt dieses Prinzip beim Schwitzen, um im Sommer den Körper zu kühlen: Der Schweiß verdunstet und kühlt die Haut.

Wasserkühlung birgt auch Probleme

Leider lässt sich dieses Prinzip in unseren Breitengraden nicht einfach auf die Kühlung von Gebäuden übertragen. Wenn man in Deutschland die Luft von außen befeuchtet, um mit der Verdunstungskälte den Raum zu klimatisieren, treten zwei Probleme auf: Anders als in der extrem trockenen Wüste wird der Innenraum feucht. Zweitens könnten sich im Wasser Bakterien vermehren und im Raum verbreiten. Dieses hygienische Problem ist durchaus ernst zu nehmen, denn bei der Luftbefeuchtung entstehen feinste Tröpfchen, sogenannte Aerosole. Über die Lunge eingeatmet, können sie direkt in die Blutbahn gelangen. Besonders gefürchtet sind Legionellen, die schwere Lungenentzündungen hervorrufen können. Darüber hinaus trägt die Luftfeuchtigkeit gelöste Salze in den Raum. Deshalb sollte das Wasser aus solchen Verdunstungskühlern vor dem Versprühen durch Osmose, Entsalzung oder durch UV-Bestrahlung gereinigt werden.

Kältetauscher

Findige Ingenieure sind deshalb auf folgende Lösung gekommen: Man saugt die Luft aus dem Innenraum nach außen und lässt in dieser Luft Wasser verdampfen. Die entstehende Kälte fängt man über einen Wärme- oder besser: Kältetauscher auf und kühlt damit die in den Raum nachströmende Luft.

1337 Schema Kühlung durch Verdunsten

Technisch gesehen nutzt man dieselbe Anlage wie bei einer Wärmerückgewinnung. Nur wird in der kalten Jahreszeit der Abluft die Wärme entzogen und damit die Zuluft erwärmt. Eine solche Anlage hat die Kempener Firma SEW im neuen Bundeskanzleramt installiert.

Allerdings ist der Aufwand für solche komplexen Anlagen sehr hoch, weshalb sich der Einsatz dieser Technologien erst bei größeren Systemen lohnt. Für Bürogebäude oder Mehrfamilienhäuser sind wassergekühlte Anlagen übrigens schon am Markt verfügbar. Für kleine Geräte bleibt noch Raum für Erfinder und Tüftler.

Klimaanlagen

Sonnige Kühlung

Sonnige Kühlung

(22. Dezember 2010) Mit Sonnenkraft nicht nur wärmen, sondern auch kühlen - das geht, wie die weltweit erste, direkt solarbetriebene Klimaanlage zeigt. Sie war kürzlich auf dem World Solar-Powered Air Conditioning Development Forum 2010 in Dezhou in der chinesischen Provinz Shandong zu sehen und ist das Ergebnis dreijähriger Arbeit chinesischer und amerikanischer Wissenschaftler. Die Entwicklung stammt von der Vicot Air Conditioning Ltd. und ermöglicht eine ununterbrochene Kühlung, Erhitzung und Warmwasserversorgung. Als ergänzende Energiequelle kann Erdgas dienen.

Die Klimaanlage erreicht eine optimale thermale Kühleffizienz von 85 Prozent. Ihre Nutzbarmachung der Solarkraft liegt beim 27-fachen eines herkömmlichen Warmwasserbereiters. Die Erstinvestition in eine Anlage amortisiere sich nach 3,5 Jahren, hieß es von Vicot, die Gesamtinvestition nach 6,7 Jahren.

Klimaanlagen sind oft überflüssig

Klimaanlagen werden immer häufiger in Büros und Wohnungen installiert...

Klimaanlagen sind oft überflüssig

Klimaanlagen werden immer häufiger in Büros und Wohnungen installiert und lassen den Energieverbrauch stark ansteigen. Doch oft entspricht die Klimatisierung keinem wirklichen Bedürfnis.

(27. August 2008) In den letzten fünfzehn Jahren hat sich der Energieverbrauch im Zusammenhang mit der Klimatisierung von Gebäuden mehr als verdoppelt. Diese steile Zunahme wird sich fortsetzen, obwohl Forschende darauf hinweisen, dass die Klimatisierung gar keinem wirklichen Bedürfnis entspricht. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms "Nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung" (NFP 54) durchgeführt wurde.

Der Stromverbrauch für Klimaanlagen verdoppelte sich zwischen 1990 und 2005 von 711 auf 1591 Gigawattstunden. Dies entspricht 2,8 Prozent des 2005 in der Schweiz verbrauchten Stroms und der Hälfte der Stromproduktion des Atomkraftwerks Mühleberg. Bis 2020 wird der Verbrauch 2264 Gigawattstunden erreichen, wenn dieser Trend anhält. Außerdem könnte diese Entwicklung durch besondere Ereignisse beschleunigt werden, wie der außerordentlich heiße Sommer 2003 zeigte, als der Stromverbrauch in die Höhe schnellte.

Um diesen Trend zu bremsen, haben Forschende des Ingenieurbüros Planair SA, des Instituts für Gesundheitspsychologie der Universität Lausanne und des Laboratoriums für Solarenergie und Gebäudephysik der ETH Lausanne in einer Studie, die im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms "Nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung" (NFP 54) durchgeführt wurde, einen Katalog mit rund zwanzig kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen (Zeithorizont ein Jahr, zwei bis fünf Jahre und mehr als fünf Jahre) ausgearbeitet. Mit diesen Maßnahmen kann in Dienstleistungs- und Wohngebäuden ohne systematische Klimatisierung ein angenehmes Raumklima sichergestellt werden. Sie betreffen sowohl das menschliche Verhalten als auch technische und rechtliche Aspekte.

Mit den Verhaltensmaßnahmen sollen Personen, die Klimaanlagen benützen, informiert und sensibilisiert oder sinnvolle Verhaltensweisen aufgezeigt werden. Die technischen Maßnahmen betreffen die Klimatisierungstechnik. Mit rechtlichen Maßnahmen schließlich werden Änderungen des gesetzlichen Rahmens oder neue baurechtliche Bestimmungen angestrebt. Zu den Maßnahmen gehören Kleidung und Arbeitszeiten, die der warmen Jahreszeit angepasst sind, eine Einschränkung der Wärmequellen (Lampen, Computer, Fotokopierer) im Gebäudeinneren, die Optimierung bestehender Klimaanlagen und die Schaffung von Baunormen zur Kühlung.

Angenehmes Raumklima ohne Klimatisierung

Für die Forschenden steht fest: Klimaanlagen sind keine Notwendigkeit. Sie sind überzeugt, dass sich mit den von ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen auch im Sommer ein angenehmes Raumklima bewahren lässt. Dabei lässt sich hinsichtlich Baumaterialien, Sonnenschutz oder Belüftung viel von den Erfahrungen in südlichen Ländern lernen. Wenn eine Klimatisierung aber tatsächlich gerechtfertigt ist, sollten die bestehenden Anlagen optimal genutzt werden, zum Beispiel indem ein Raum eher nachts als am Tag gekühlt wird.

Die Forschenden versuchten, die Beweggründe für die zunehmende Klimatisierung in Erfahrung zu bringen. Dazu entwickelten sie zwei Fragebögen, mit denen die subjektive Empfindung eines angenehmen Raumklimas und die Notwendigkeit einer Klimatisierung ermittelt sowie welche Alternativen in Betracht gezogen werden sollten. Der erste Fragebogen wurde 500 Personen vorgelegt, die in nicht-klimatisierten Büroräumlichkeiten arbeiten, der zweite Fragebogen 500 Personen, die in nicht-klimatisierten Mietwohnungen leben. Mit 15 halbstrukturierten Befragungen beim Personal der Stadtverwaltung und der Verkehrsbetriebe von Lausanne wurden die Unterschiede zwischen Arbeitsplatz und Wohnung, der Begriff der Temperaturkontrolle, individuelle Unterschiede, die Auswirkungen der Hitze und auch das Wissen im Zusammenhang mit der Klimatisierung genauer unter die Lupe genommen.

Eine letzte Befragung fand im Sommer 2006 statt. In nicht-klimatisierten Büros füllten Freiwillige einen Fragebogen aus, der auf ihrem Computer installiert war. Dabei erschienen auf ihrem Bildschirm regelmäßig Fragen zu ihrem Wohlbefinden bezüglich der Temperatur sowie zu ihrer Kleidung, ihrer Tätigkeit und den von ihnen getroffenen Maßnahmen zur Verbesserung des Wohlbefindens. Immer wenn die Versuchspersonen die Temperatur als unangenehm heiß empfanden, konnten sie dies im Fragebogen festhalten. Das persönliche Empfinden wurde dann mit den tatsächlich gemessenen Innen- und Außentemperaturen verglichen.

Selbstbestimmung vergrößern

Aus diesen Befragungen lassen sich mehrere Einsichten gewinnen. Der Begriff Hitze wurde vor allem im Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz verwendet und kaum je für das Zuhause. Für die Forschenden hängt dies stark mit einem Gefühl der Selbstbestimmung zusammen: Zuhause fühlen sich die Leute dem Problem weniger ausgeliefert, da sie aktiv Gegenmaßnahmen ergreifen können (Standort wechseln, Zeiteinteilung, Kleidung, Kontrolle der Umgebung). Die Zufriedenheit der Angestellten könnte wesentlich vergrößert werden, wenn diesem Gefühl in der Geschäftswelt besser Rechnung getragen würde - z.B. durch die Schaffung individuell gestaltbarer Arbeitsplätze anstelle von Open-Space-Büros.

Ferner sind Personen, die ein Auto mit Klimaanlage besitzen oder die in einem klimatisierten Raum arbeiten, eher von der Notwendigkeit der Klimatisierung in den Sommermonaten überzeugt. Schliesßlich haben auch das Alter, die Zahl der Personen, mit denen ein Büro geteilt wird, und die subjektiv empfundene Luftqualität einen Einfluss darauf, ob eine Klimatisierung als notwendig empfunden wird, während die Art der Arbeit, das Einkommen, das Geschlecht, das Körpergewicht und auch eine regelmäßige sportliche Betätigung keine Rolle spielen.

Quelle: Planair www.planair.ch

Warnung: Stromfressende Klimageräte

Der Bund der Energieverbraucher warnt vor Raumklimageräten

Warnung: Stromfressende Klimageräte

(17. Juli 2007) Der Bund der Energieverbraucher warnt vor Raumklimageräten: Sie lassen die gesamten Stromkosten eines Haushalts oft um 50 Prozent steigen. Das sind meist mehrere hundert Euro im Jahr. Verschattung und kleine Ventilatoren kosten einen Bruchteil.

Raumklimageräte werden zurzeit stark beworben, teils sogar mit aggressiven Rabattaktionen. Doch die Geräte allein können das Hitzeproblem in vielen Wohnungen nicht sinnvoll lösen. Weiteres Manko: Wegen ihres zusätzlichen Energiebedarfs wirken sie allen Bemühungen entgegen, den Klimaschutz voranzubringen. "Ein unüberlegter Kauf kann schnell zur Enttäuschung über die durch das Gerät bewirkten Effekte führen und sich zusätzlich zur Kostenfalle entwickeln" warnt auch die Verbraucherzentrale NRW.

 Download Tipp VZ NRW Raumklimageräte 

Klimaanlagen kommen teuer zu stehen

Es gibt Geräte, deren Anschaffung nicht viel kostet. Teuer werden sie erst, wenn man den Stecker in die Steckdose steckt und sie benutzt.

Klimaanlagen kommen teuer zu stehen

Raumklimageräte boomen: Allein 2002 wurden 140.000 Geräte verkauft. Sie drohen zum Massenartikel zu werden. Heizungsbau und Stromversorger wittern bereits das Geschäft mit den energieintensiven Haushaltsgeräten und rühren kräftig die Werbetrommel. Weil Käufer den enormen Verbrauch meist falsch einschätzen, kommt für viele das böse Erwachen erst mit der Stromrechnung.
Von Oliver Stens

(5. Juni 2004) - Es gibt Geräte, deren Anschaffung nicht viel kostet. Teuer werden sie erst, wenn man den Stecker in die Steckdose steckt und sie benutzt. Dazu gehören in zunehmendem Maße Klimaanlagen für daheim. Beim Verkauf steht der Anschaffungspreis im Vordergrund, die Betriebskosten geraten leicht aus dem Blick.

 Download Informationen zu Raumklimageräten 

Leistung, Verbrauch und Kosten

Der Zusammenhang zwischen elektrischer Leistungsaufnahme, Benutzungsdauer und Strompreis ist längst nicht jedem bekannt. Meist beginnt die Unklarheit schon in der Unterscheidung zwischen der elektrischen Leistung (Watt) und dem Verbrauch (Kilowattstunden). Die Watt-Angabe sagt aber nicht viel über den Verbrauch aus.

Wird sie mit der jährlichen Nutzungsdauer in Stunden multipliziert, ergibt das den Verbrauch in Kilowattstunden pro Jahr. Auch das ist für viele noch nicht anschaulich genug. Erst wenn man diesen mit dem Strompreis multipliziert, kommt man auf die Kosten in Euro pro Jahr. Darunter kann sich jeder etwas vorstellen.

1337 Wohnzimmer mit Klimaanlage

Wer die Anschaffung einer Klimaanlage erwägt, sollte sich gleich einen Nebenjob zur Finanzierung der Stromkosten suchen. Der Betrieb kann jährlich 350 Euro kosten.

Unzureichende Kennzeichnung

In Anzeigen rufen Hersteller den Jahrhundertsommer 2003 noch einmal in Erinnerung und versprechen mit den kompakten Hausklimageräten "Kühle statt Schwüle". Seit Mai tourt beispielsweise der südhessische Energieversorger Entega mit den Elektroinnungen durch sein Versorgungsgebiet, um über die kompakten Heimklimageräte zu "informieren". Es ist zu befürchten, dass sie dabei potenzielle Käufer nicht ausreichend über die finanziellen Folgen dieser Anschaffung beraten.

Ein Beispiel: Ein Ehepaar kauft sich für seine Zwei-Zimmer-Wohnung ein vergleichsweise kleines Mobilgerät mit 2.000 Watt Anschlussleistung. Dieses läuft in den drei Sommermonaten mit einer Auslastung von 50 Prozent. Typischerweise wird die Raumtemperatur um etwa drei Grad abgesenkt. Bei der nächsten Stromrechnung: 350 Euro mehr. Durch das Mobilgerät hat sich der Jahresverbrauch nahezu verdoppelt.

Der Verbrauch kann je nach Raumgröße, Fensterflächen und Temperaturen stark nach oben und unten abweichen, da die Einschaltdauer der Anlage entsprechend variiert. Das Energie-Verbrauchs-Kennzeichnungs-Gesetz schreibt zwar vor, dass Leistungs- und Energieverbrauchsdaten in Werbung und beim Verkauf genannt werden müssen. Doch wegen oben genannten Unwägbarkeiten finden sich auch bei den Klimageräten keine griffigen Angaben, aus denen wenigstens die Größenordnung der Kosten hervorginge.

Das Haus als Kühlschrank?

Das Kälteerzeugungsprinzip der Raumklimageräte entspricht dem des Kühlschranks. Aber statt 200 Litern Inhalt müssen ein bis zwei Wohnräume gekühlt werden. Ein Kompressor, zehnmal so stark wie beim Kühlschrank, erzeugt über ein Kältemittel gleichzeitig Kälte und Wärme. Während Kühlschränke die Wärme an der Rückwand an den Raum abgeben, bläst das Raumklimagerät die Warmluft mit einem Abluftschlauch durch ein gekipptes Fenster nach draußen.

Von da aus strahlt und strömt leider immer neue Wärme in den Raum nach. Statt die Sonnenenergie in Strom zu verwandeln, verbraucht das Gerät Strom, um die Sonnenenergie zu beseitigen. Ebenso betrüblich ist die Wechselwirkung zwischen Klimaanlage und Klimaveränderung. Der Grund für die ständige Erwärmung der Erdatmosphäre ist bekanntlich der CO2-Ausstoß. Da Klimaanlagen durch ihren Strombedarf zu noch mehr CO2-Ausstoß führen, bewirken sie einen kräftigen Tritt aufs Gaspedal der Klimaerwärmung.

Amerikanische Verhältnisse

Wie folgenschwer eine breite Einführung von Klimaanlagen wäre, zeigt ein Blick über den Atlantik. Wo ein großer Anteil der Haushalte mit Klimaanlagen ausgestattet ist, werden die Leistungsspitzen der Stromnetze nicht im Winter erreicht, sondern im Sommer, wenn alle Klimageräte brummen.

1337 Grafik: USA Sommer 1999: Lastspitze durch Klimaanlagen

Spitzenlast und Ausfälle der Stromversorgung werden in den USA maßgeblich durch Klimaanlagen verursacht.

Landesweite Stromausfälle sind die Folge, nicht nur in Kalifornien. Deutschland darf sich in eine Abhängigkeit wie in den USA gar nicht erst hineinbegeben. Eine Verbreitung von Klimaanlagen in Privathaushalten wäre für unsere Energieversorgung fatal, für das Weltklima eine Katastrophe und für Energieverbraucher unbezahlbar.

In Krankenhäusern, Seniorenheimen und so weiter haben Klimaanlagen ihre Berechtigung. Wer hingegen als gesunder Mensch eine Klimaanlage betreibt, ist entweder unwissend oder er handelt verantwortungslos angesichts der sich immer deutlicher abzeichnenden Weltklimaveränderung.

Prima Klima ohne Anlage

Zum Schutz vor der Sommerhitze gibt es bessere Möglichkeiten. Morgens Lüften, Fensterflächen gezielt abschatten oder einen kleinen, mobilen Ventilator benutzen. Alternativen, die einen Bruchteil kosten. Lassen Sie sich beraten - aber vielleicht besser nicht von Ihrem Stromversorger.

letzte Änderung: 30.07.2023