Holzvergasung
Eine alte Technik kehrt zurück
(16. September 2007) - Das Prinzip der Holzvergasung ist mehr als zwei Jahrhunderte alt: Bereits 1791 begann der französische Ingenieur Philipp Lebon Studien über "das Gas, das beim Erwärmen von Holz entsteht". 1921 fuhren die ersten Autos mit Holzgas, schon bald gab es allein in Mitteleuropa eine halbe Million Fahrzeuge mit Holzvergasern. Doch billiges Erdöl beendete nach dem Zweiten Weltkrieg die Ära der Holzvergasung.
Holzvergasung ist bald serienreif
Nicht nur das preiswerte Öl hatte den Siegeszug des Holzgases verhindert. Es gelang auch lange nicht, ein Problem der Holzvergasung in den Griff zu bekommen: die Teerbildung. Sobald man ligninhaltige Biomasse vergast, entsteht die ungeliebte Sub- stanz, die Motoren und Turbinen den Garaus macht. Die im Holz enthaltenen Teere und Phenole hatten in der Vergangenheit bei der Vergasung so manchen Hersteller zur Verzweiflung gebracht, der in die Holzvergasung einsteigen wollte.
Eine Lösung des Teerproblems
Die englische Firma Biomass Engineering Ltd hat nun ein Verfahren entwickelt, um nahezu teerfreies Holzgas herzustellen. Dazu füllt man Holzhackschnitzel von oben in einen tonnenförmigen Vergaser. Dort erfolgt die Vergasung bei einer Temperatur von rund 700 Grad Celsius. Damit ein nahezu teerfreies Gas entsteht, das sich nicht in den Motoren festsetzt, strömt das heiße Gas hinter dem Vergaser über nachgeschaltete keramische Filter.
Strom aus Holz
Mit den Holzvergasungsanlagen mit einer Leistung von unter einem Megawatt erschließt sich ein neuer Markt. Bislang spielte Holz für die Stromerzeugung kaum eine Rolle. Dass es auch anders geht, zeigt eine Anlage im sauerländischen Arnsberg: Dort vergast eine spezielle Energiezentrale Holzhackschnitzel. Anschließend nutzt der Motor eines Blockheizkraftwerkes die flüchtigen Moleküle, um Strom zu erzeugen. Der Strom wird ins Netz eingespeist und mit rund 20 Eurocent je Kilowattstunde vergütet. Damit wird die eigene Stromerzeugung durch Holzvergasung vor allem für Menschen interessant, die in waldreichen Gebieten leben. Holz verbrennt normalerweise so, dass 85 Prozent der Materie in ein Schwelgas übergehen und ein Großteil der Energie verschwendet wird.
Nach einer Erhebung der Fördergesellschaft Erneuerbare Energien e. V. waren Ende 2006 hierzulande rund 44 Holzvergasungsanlagen mit einer Gesamtleistung von 6,5 Megawatt bekannt. Es gibt aber nur zwei oder drei Anbieter, die mit nachvollziehbaren Aufzeichnungen den Dauerbetrieb ihrer Anlagen nachweisen können.
Die Holzvergasungstechnik ist zwar auf einem guten Weg, aber der Übergang zur Serienreife ist noch nicht geschafft.
(Ergänzt am 14. Dezember 2007) Leserbrief zu diesem Artikel:
Zu dieser Technologie zur Gaserzeugung in einer modernen und sehr effizienten Form ist mir vor geraumer Zeit ein Prospekt einer deutschen Firma in die Hände gefallen: NRP-GmbH Natur-Rohstoff Pyrolyse in Unterthingau. Die beschriebene Anlage macht einen sehr sauberen Eindruck, wobei nichts mehr auf die teerverschmutzten Aggregate der "ersten Generation" hindeutet. Ferner wird beschrieben, dass nicht nur Holz vergast werden kann, sondern quasi jedes Pflanzenmaterial, wie Stroh, Spelzen, Nussschalen und sogar getrockneter Klärschlamm. Mehr zu dieser Firma unter www.holzvergaser-nrp.de. Ich stehe im Übrigen in keiner geschäftlichen Beziehung zu dieser Firma.
Johannes Weber, Eitorf