ED 01/20 Einladung zur Prosumertagung des Vereins (S.33)

Historische Heißluftmotoren

In diesem Beitrag werden einige besonders erfolgreiche Heißluftmotoren vorgestellt. Besonderen Anteil an dieser Zusammenstellung hat Gerd Maier, Biberach, aus dessen sorgfältig zusammengetragenen Buchveröffentlichungen auch sämtliche Abbildungen entnommen sind.

(07. Februar 2003) Heißluftmotoren waren um die Jahrhundertwende stark verbreitet und in mehr als 250.000 Exemplaren weltweit im Einsatz. Damals gab es noch kein überall verfügbares Stromnetz.

Der Heißluftmotor war allen anderen damaligen Antriebsarten deutlich überlegen: einfacher, billiger, ruhiger, langlebiger, wartungsfreier, abgasärmer und gefahrloser.

Besonders für kleine Leistungen unter 0,5 PS hatten sich Heißluftmotoren in Haushalt, Handwerk und Kleinindustrie flächendeckend durchgesetzt. Es ist schwer zu begreifen, warum diese einst weitverbreitete Technik in den kommenden Jahren so stark in Vergessenheit geraten konnte. Es gab mehrere völlig unterschiedliche Bauarten und Hersteller.

Lake-Breeze-Ventilatoren

Um die Jahrhundertwende galt es in heissen Landstrichen, in Indien und im Süden der USA als elegant und zeitgemäß, einen Ventilator für Kühlung sorgen zu lassen.

726 Ventilator mit Lake Breeze-Motor betrieben

Familienidylle mit LakeBreeze-Ventilator

Zwar gab es schon elektrische Ventilatoren, doch nicht überall gab es Strom. Man setzte deshalb heißluftbetriebene Geräte ein. "Lake Breeze" nannte die Firma Strong aus Chicago ihre vier Ventilatoren, die sich zu Tausenden verkauften.

Selbst im Labor von Thomas Alva Edison lief ein LakeBreeze Modell A. Der Ventilator wurde durch einen kleinen Petroleumbrenner getrieben, der im Gehäuse untergebracht war. Er kostete 15 Dollar.
Geworben wurde in Briefen: "Wonder-Fan: What Makes Me Go?" Eine auch heute noch faszinierende Frage.

Lehmann 1 PS-Kühlmaschine von 1868

Ein langer horizontal liegender Zylinder, der vorn offen, am hinteren Ende dagegen durch den Feuertopf geschlossen ist, bildet den Hauptteil der Maschine. Im vorderen Teil zirkuliert das Kühlwasser, während der hintere Teil in einem Ofen eingemauert ist, der zur Rotglut gebracht wird.

726 Lehmann Heißluftmotor - liegende Ausführung

Deutscher Lehmann-Heißluftmotor, liegende Ausführung

Der Nürnberger Wilhelm Lehmann meldete sein Patent 1868 beim Königreich Bayern an, da das Deutsche Reich erst 1871 gegründet wurde. Es wurden über 1.300 Exemplare bis zur Jahrhundertwende gebaut. Die überwiegende Zahl wurde von der Berlin-Anhaltischen Maschinen AG (BAMAG) gebaut.

Raab-Jost-Maschine

Hubertus Friedrich Raab baute in Zeitz ab 1887 Heißluftmotoren, auch für Zimmerspringbrunnen und zum Einbau in Orchestrien der Pianofabrik Späte. 1903 begann Raab mit der Serienfertigung heißluftgetriebener Ventilatoren, von denen er bis zum Beginn des Weltkriegs 25.000 Stück an die Firma Jost in Bombay lieferte.

Carl Jost war ein deutscher Erfinder, der im Elsaß ein umlegbares Hopfenspalier erfand, bevor er 1882 nach Bombay auswanderte.

Robinson-Heißluftmotoren

Horace Robinson aus Manchester ließ seinen Motor 1886 patentieren. Die nach ihm benannten Robinson-Motoren wurden in den folgenden 20 Jahren in zahlreichen Varianten gebaut.

726 Robinson Nr. 5 als Pumpmotor

Robinson Nr. 5 in veränderter Ausführung als Pumpmotor

Heinrici-Motoren

Seit 1876 fertigte die Firma Heinrici in Zwickau (Sachsen) Heißluftmotoren für die verschiedensten Anwendungen. Besonders bekannt wurden sie als Pumpenantrieb von Zimmerfontänen, die damals zum guten Ton gehörten und sehr verbreitet waren.

726 Salon-Fontaine mit Blumentisch

Salon-Fontaine mit Blumentisch aus feinem Metallguss und Aquarium

Heinrici-Motoren waren die weltweiten Marktführer für Heißluftmotoren. Die Motoren gab es in ganz unterschiedlichen Größen. Der größte Motor wog drei bis vier Tonnen und kostete 800 Mark.

Autos mit Stirlingmotoren

In den siebziger und achtziger Jahren experimentierten viele Autohersteller mit Stirling-Motoren. Die Nasa untersuchte in einer Studie den Benzinverbrauch eines 39 kW Freikolben-Stirlingmotors mit hydraulischem Antrieb und Akku.

Das 1.6 t schwere Auto beschleunigte auf 100 km/h in 16 Sekunden und verbrauchte 4,6 l Benzin/100 km. Der Wirkungsgrad erreichte 43%.

Schiffe mit Stirlingantrieb

1853 wurde eine 440 kW-Stirlingmaschine zum Antrieb in das 2000 t-Schiff Ericson eingebaut. Der US-Flottenkommandant Joshua Sand notierte über die Probefahrt:

»Der Kolben drehte sich ruhig und gleichmäßig, während das Schiff rollte und schlingerte...
Ich hatte viel über die große Hitze gehört, die auf die Maschine einwirkt. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass die Bunkerräume so kühl waren wie ein Keller.
Auch versetzte es mich in Erstaunen, dass nur ein einziger Heizer jeweils im Einsatz war, und dass dieser von Zeit zu Zeit eine geringe Menge Kohle einschippen mußte.«

 Auch moderne schwedisch nichtnukleare U-Boote haben Stirlingantrieb..

letzte Änderung: 28.04.2011