Heizungsoptimierung in Eigenregie
Auch ohne große finanzielle Investition können Sie mit ein wenig Eigenleistung die Effizienz Ihrer Heizung deutlich steigern. Mit unseren Tipps zum Wintercheck können Sie ganz leicht Ihre Heizkosten senken.
Von Louis-F. Stahl
(19. Oktober 2018) Unsere Tipps können Ihnen bares Geld sparen. Die Wartung Ihres Heizkessels durch einen Fachmann ersetzen sie jedoch nicht. Die richtige Einstellung des Brenners, die Kontrolle und gegebenenfalls Anpassung des Vorspanndruckes im Membranausdehnungsgefäß und Sicherheitskontrollen sind Tätigkeiten, die man ausgebildeten Fachkräften überlassen sollte.
Druck und Luft
Damit die Heizung gut funktioniert, muss der Wasserdruck passen und es darf keine Luft im System sein. Spätestens wenn Heizkörper gluckern, Heizkörper nicht mehr auf ganzer Länge warm werden oder einige Heizkörper ganz kalt bleiben, sollten Sie die Heizkörper entlüften und anschließend den Wasserdruck kontrollieren.
Heizkörper nicht verstecken
Damit Heizkörper den Raum wärmen können, sollten sie nicht in Kästen oder hinter Heizkörperverkleidungen und Vorhängen versteckt werden. Sonst staut sich die Wärme und entweicht ungenutzt durch Mauerwerk und Fenster. Ideal sind Vorhänge, die nach unten hin mit der Fensterbank abschließen. So wird das Fenster isoliert, aber die Heizkörper strahlen ihre Wärme in den Raum. Heimwerker können zudem zwischen Heizkörper und Außenwand Dämmplatten oder Wärmereflexionsfolien anbringen. bdev.de/reflektorvideo
Angepasste Raumtemperaturregelung
Eine weitere Sparmöglichkeit direkt am Heizkörper ergibt sich durch den Austausch von ungenauen Thermostaten mit unklaren Einstellungen ohne exakte Temperaturangaben gegen elektronische Heizkörperthermostate. Als Beispiel sei der in vielen Baumärkten erhältliche und in der Energiedepesche bereits vorgestellte Honeywell Rondostat HR-25 zu nennen.
Solche elektronischen Thermostate ersetzen zwar keinen vollwertigen hydraulischen Abgleich, aber öffnen das Ventil nur so weit wie nötig und verringern damit den Durchfluss. Auch erlauben elektronische Thermostate die Einstellung einer exakten Raumtemperatur in Schritten von 0,5 °C und von mehreren Heizzeiten individuell für jeden Heizkörper. So können Sie einstellen, dass morgens nur im Bad schön warm geheizt wird oder, dass am Abend nur noch im Fernseh- oder Lesezimmer für eine mäßige Temperatur gesorgt wird. bdev.de/hr25video
Heizung abschalten
Noch mehr spart das Abschalten der gesamten Heizung, wenn keine Wärme benötigt wird. Dies kann regelmäßig in der Nacht sein, aber auch tagsüber, wenn der Wohnraum bereits warm genug ist – oder schlicht niemand daheim ist. Neben einer Nachtabsenkung können Sie häufig auch feste Sperrzeiten direkt am Kessel oder einer Fernwärmeübergabestation einstellen. Hier hilft ein Blick in das Handbuch der Heizung (siehe Erfahrungsbericht im Kasten „Heizungshandbuch lesen und Energie sparen“). Kann die Heizung nicht programmiert werden, besteht die Möglichkeit durch eine vorgeschaltete Zeitschaltuhr den Strom für die Heizung zu unterbrechen. Auch ein per Funk-Fernbedienung schaltbarer Zwischenstecker kann sich anbieten, wenn die Funkreichweite von der Heizung bis in den Wohnraum reicht. Ob Ihr Kessel eine Stromunterbrechung gut verträgt, sollten Sie jedoch vorab mit einem Fachmann klären. Eine weitere Möglichkeit sind Funk-Thermostate wie von Netatmo und Tado (siehe ED 1/2017, S. 29-31), welche die Heizung nicht nur zu bestimmten Zeiten sperren, sondern auch abschalten, wenn der Wohnraum ausreichend geheizt ist.
Heizungswassertemperatur
An der Heizung lassen sich aber nicht nur die bekannte Nachtabsenkung oder Sperrzeiten einstellen. Ganz besonders wichtig für einen effizienten Betrieb ist die richtige Einstellung der Heizkurve. Denn je niedriger die Heizungswassertemperatur ist, desto effizienter arbeitet die Heizung und desto weniger Wärme geht durch den Schornstein verloren. Das Wasser muss aber auch stets so warm sein, dass die Räume noch ausreichend beheizt werden. Dafür haben Heizungen seit Jahrzehnten standardmäßig einen Temperaturfühler – entweder im Wohnraum oder an der Außenwand. Dank dieses Temperaturfühlers muss das Heizungswasser nicht immer so heiß sein, dass es auch bei -20 °C Außentemperatur im Wohnraum noch ausreichend warm wird, sondern die Heizungswassertemperatur wird von der Heizung dem Wärmebedarf automatisch angepasst.
Heizkurve absenken
Wie stark das Heizungswasser in Abhängigkeit von der gemessenen Temperatur erwärmt wird, bestimmt die sogenannte „Heizkurve“. Eine gut eingestellte Heizkurve sorgt für verminderte Wärmeverluste, eine gleichbleibende Raumtemperatur und senkt den Brennstoffverbrauch. Der Schlüssel dafür ist eine möglichst weite Absenkung der Heizkurve und damit der Heizungswassertemperatur. Beeinflussen lässt sich die Heizkurve über die Einstellung der beiden Parameter „Steilheit“ (auch „Steigung“ genannt, blau in der Grafik) und „Parallelverschiebung“ (auch „Höhe“ genannt, rot in der Grafik). Bei alten Heizungen erfolgt die Einstellung häufig über Drehregler – bei modernen Heizungen über ein Menü.
Steilheit und Parallelverschiebung
Die Steilheit gibt vor, um wie viel Grad das Heizungswasser wärmer werden soll, wenn die Außentemperatur um ein Grad sinkt. Ist eine Steilheit von 2 eingestellt, steigt die Heizungswassertemperatur um 2 Grad, wenn es draußen nur ein Grad kälter wird. Je kleiner die Heizkörper und je schlechter die Dämmung des Hauses, desto steiler muss die Heizkurve eingestellt werden. Bei Radiatorheizkörpern sind Werte von 1,3 bis 1,7 durchaus typisch. Bei einer Fußbodenheizung reichen – je nach Dämmung – hingegen üblicherweise Werte zwischen 0,2 und 0,5. Wenn es draußen kälter wird, aber drinnen wärmer, ist die Steilheit zu hoch. Reicht die Heizleistung bei milden Temperaturen aber trotz aufgedrehter Heizkörper nicht bei Frost, ist die Steilheit zu gering.
Die Parallelverschiebung hebt oder senkt die Heizungswassertemperatur hingegen grundsätzlich. Ist die Heizleistung bei milden Temperaturen wie auch bei Frost immer zu gering, sollte die Parallelverschiebung erhöht werden. Grundsätzlich sollten beide Werte so weit wie möglich abgesenkt werden, um Energie zu sparen.
Falls Ihnen die Erklärung in Textform zu abstrakt ist, finden Sie im Internet ein anschauliches Video: bdev.de/heizkurvenvideo
Serviceangebote des Vereins
Der Bund der Energieverbraucher unterstützt seine Mitglieder bei der Heizungsoptimierung. Wenn Sie wissen wollen, wann Ihre Heizung läuft, wie stark die Heizung das Wasser erwärmt und wie warm es von den Heizkörpern zurückkommt, dann sollten Sie sich das „Heizungs-EKG“ vom Verein ausleihen). Ob alle Heizkörper gleichmäßig warm werden und ob ein gegebenenfalls vorgenommener hydraulischer Abgleich der Heizkörper auch wirklich funktioniert, das können Sie mit einer Wärmebildkamera vom Verein überprüfen.
Legen Sie los!
Wie viel Energie die einzelnen Tipps sparen, kommt stark auf die baulichen Gegebenheiten im Einzelfall an. Eines aber ist gewiss: Jede noch so kleine Maßnahme leistet einen Beitrag und in Summe sparen Sie bares Geld. Sollten Sie sich selbst nicht trauen, Ihre Heizung zu optimieren, können Sie auch für 40 Euro den Heiz-Check der Verbraucherzentralen in Anspruch nehmen (Telefon: 0800.809 802 400). Bei diesem Check prüfen Experten Ihre Heizung vor Ort und zeigen Ihnen Einsparmöglichkeiten.
Heizungshandbuch lesen und Energie sparen
Der Leserbrief von Hartmut Sempert (ED 2/2018, S. 23) über die energiesparende nächtliche Abschaltung seiner Heizung hat mich inspiriert. Leider war das nicht möglich, da meine Heizung fest mit dem Stromnetz verbunden ist und keinen Stecker hat. Bei genauem Nachlesen in der Bedienungsanleitung habe ich aber entdeckt, dass neben der Raumheizung auch für das Warmwasser eine zeitgesteuerte Nachtabschaltung möglich ist. Ich konnte die Abschaltung mit einer Sperrzeit ganz einfach einrichten, wäre aber ohne die Energiedepesche nicht darauf gekommen. Besten Dank!
Helmut Weiser, Korntal