Regelrecht heizen und sparen
Wer es angenehm warm haben will und trotzdem sparsam heizen will, muss lernen, wie die unterschiedlichen Teile einer Heizungsregelung zusammenwirken. Durch die optimale Einstellung lässt sich viel Geld sparen, ohne dass investiert werden muss.
(18. März 2012) Wer es im Raum wärmer haben möchte, dreht das Thermostatventil weiter auf. Möglicherweise wird es auch dann nicht wärmer. Denn oft gibt es einen zentralen Raumthermostat und auch am Heizkessel gibt es einen Heizungsregler. Wie wirkt das alles zusammen? Durch die richtige Einstellung der Heizungsregelung lassen sich oft die Heizkosten ganz gewaltig senken. Die meisten Verbraucher wissen kaum, wie ihre Regelung arbeitet, und können sie deshalb auch nicht richtig einstellen. Da es zahlreiche unterschiedliche Arten der Heizungsregelung am Markt gibt, können wir an dieser Stelle nur sehr vereinfacht einige Zusammenhänge und Grundlagen darstellen.
Der Heizkessel erwärmt das Heizungswasser bis auf eine bestimmte Temperatur, die sogenannte Vorlauftemperatur. Sie kann, je nach Heizungssystem, maximal etwa 40 Grad Celsius bei einer Fußbodenheizung und 90 Grad bei einer älteren Radiatorenheizung betragen. Mit dieser Temperatur fließt das Heizungswasser in den Heizkörper beziehungsweise in die Fußbodenheizung und gibt dort seine Wärme an den Raum ab. Dabei kühlt sich das Wasser im Heizkreislauf um fünf bis 20 Grad ab auf die sogenannte Rücklauftemperatur. Das abgekühlte Wasser fließt zurück zur Heizung und wird dort aufs Neue erwärmt.
Kesselregelung
Die Kesselregelung bestimmt je nach Witterung, Wärmebedarf der Bewohner und Tageszeit die Vorlauftemperatur. Der Heizungsbrenner läuft dabei so lange, bis die geforderte Vorlauftemperatur erreicht ist. Dabei unterscheidet man zwei unterschiedliche Heizkesselregelungen:
- Außentemperaturabhängige (oder witterungsgeführte) Regelung
- Raumtemperaturgeführte Regelung
Außentemperaturabhängige Regelung
Bei der außentemperaturgeführten Regelung orientiert sich die Regelelektronik des Wärmeerzeugers mithilfe eines Temperaturfühlers an der Außentemperatur und damit am Wärmebedarf des Hauses. Ist es draußen kalt, steigt die Vorlauftemperatur teilweise bis auf 90 Grad. Herrschen draußen milde Temperaturen, kann die Vorlauftemperatur je nach Heizsystem auf bis zu 20 Grad sinken. Die Heizung ist praktisch aus. Die Vorlauftemperatur wird also in Abhängigkeit von der Außentemperatur nur so hoch eingestellt, dass im ganzen Gebäude die gewünschte Temperatur erreicht wird. Jedes Grad höhere Vorlauftemperatur bedeutet unnütze Verschwendung. Der Zusammenhang zwischen momentan herrschender Außentemperatur und der Vorlauftemperatur wird als sogenannte Heizungskennlinie bezeichnet und kann am Heizungsregler eingestellt werden.
Raumtemperaturgeführte Regelung
Die Vorlauftemperatur kann aber auch in Abhängigkeit von der jeweils bestehenden bzw. angestrebten Raumtemperatur eines gewählten Referenzraumes geregelt werden. Alle in diesem Raum wirkenden Einflussgrößen, wie zum Beispiel Fremdwärmegewinne durch Sonneneinstrahlung, werden bei der Raumtemperaturmessung erfasst und bei der Wahl der Vorlauftemperatur entsprechend berücksichtigt. Am zentralen Raumregler, meist im Wohnraum montiert, kann man die gewünschte Raumtemperatur einstellen. Sie wird an den Heizungsregler weitergegeben. Die Temperatur in den verschiedenen Räumen richtet sich dann nach der am zentralen Raumregler eingestellten Solltemperatur für diesen Referenzraum. Stellt man den Raumregler hoch, dann steigen die Vorlauftemperaturen für das ganze Haus. Deshalb sollte man diese Temperatur möglichst niedrig einstellen, ohne dass der Komfort leidet. Vom Referenzraum abweichende Temperaturen, zum Beispiel im Schlafzimmer oder Bad, werden über die Thermostatventile an den jeweiligen Heizkörpern eingestellt.
Die meisten Heizungen richten sich sowohl nach der Außentemperatur als auch der Temperatur des Wohnraums. Man kann an der Regelung einstellen, welchen Einfluss die Raumtemperatur auf die Vorlauftemperatur hat. Durch einen hohen Raumtemperatureinfluss senkt man die Vorlauftemperatur, wenn zum Beispiel ein Kachelofen brennt oder viele Menschen im Raum sind. Von Bedeutung ist dabei die Position des Raumfühlers: Hängt dieser in einem kühlen Flur, dann wird zu viel geheizt. Viele neuere Heizungen verzichten sogar ganz auf den Raumfühler.
So funktionieren Thermostatventile
Auf jedem Heizkörper sitzt ein Thermostatventil. Dort kann man die Temperatur jedes Heizkörpers einzeln einstellen. Vor allem kann man am Thermostatventil eine tiefere Raumtemperatur wählen, zum Beispiel im Schlafzimmer und nicht genutzten Räumen. Wenn die Sonne den Raum erwärmt oder andere Wärmequellen (Kamin, viele Personen) im Raum sind, dann reduziert das Thermostatventil automatisch die Heizkörpertemperatur und spart so Energie.
Dabei reagiert ein Flüssigkeitsfühler im Thermostatkopf auf die Abweichungen vom eingestellten Sollwert der Raumtemperatur. Bei steigender Raumtemperatur dehnt sich die Flüssigkeit im Flüssigkeits-Fühlerelement aus und drückt den Faltenbalg zusammen. Dadurch schließt das Ventil, was die Wärmeabgabe des Heizkörpers drosselt: Es fließt nun weniger Wasser hindurch. Bei sinkender Raumtemperatur dehnt sich der Faltenbalg wieder aus – das Ventil öffnet durch die interne Feder im Ventileinsatz.
Hydraulischer Abgleich
Wenn Heizkörper bei normaler Stellung des Thermostatventils (in der Regel etwa 3 oder 4) zu kalt und andere Heizkörper dafür viel zu heiß sind, dann stimmt möglicherweise der hydraulische Abgleich der gesamten Heizung nicht. Dieser Abgleich ist erforderlich, damit alle Heizkörper genau mit der für den jeweiligen Raum benötigten Wärme versorgt werden. Dazu müssen die Heizwasser-Volumenströme über das Rohrleitungsnetz zu den einzelnen Heizkörpern und die Förderleistung der Heizungspumpe genau aufeinander abgestimmt werden. Wurde dies bei der ersten Inbetriebnahme ordnungsgemäß durchgeführt, arbeitet die Heizung deutlich effizienter und benötigt bis zu 15 Prozent weniger Brennstoff als eine nicht abgeglichene Heizungsanlage. Wird stattdessen – wie es häufig vorkommt – lediglich die Vorlauftemperatur erhöht, um bislang unterversorgte Räume zu erwärmen, werden alle übrigen Räume überheizt.
In überheizten Räumen regelt das Thermostatventil zwar herunter. Aber es ist damit schnell überfordert, denn für eine solche große Regelaufgabe ist es nicht ausgelegt. Die Folge können störende Pfeifgeräusche im Heizkörper sein. Abhilfe schafft ein hydraulischer Abgleich, der den Volumenstrom im zu wenig beheizten Zimmer vergrößert und im überheizten Raum dauerhaft drosselt.
Digitale Thermostatventile
Thermostatventile lassen sich auch mit einem elektronischen Regler versehen. Damit kann man ein Zeitprogramm für die Temperatur im Raum einstellen, etwa den Temperaturverlauf für einen Tag oder auch für verschiedene Wochentage. Die Geräte haben eine Fensterfunktion, die bei plötzlichem Temperaturabfall bei geöffnetem Fenster das Ventil schließen. Die Regler lassen sich nachträglich auf jedes Thermostatventil aufschrauben.
Heizkurve einstellen
Bei einer witterungsgeführten Anlage erhält die Regelung keine Rückmeldung über die effektiv erreichte Raumtemperatur. Deshalb ist es wichtig, die Heizkurve „richtig“ einzustellen. Die Heizkurve legt die Vorlauftemperatur des Heizkessels in Abhängigkeit von der Außentemperatur fest.
Niveau der Heizkurve verändern
Die Neigung der Heizkennlinie legt fest, wie stark sich die Vorlauftemperatur ändert, wenn sich die Außentemperatur verändert. Die Neigung hängt ab von
- der Wärmedämmung des Hauses,
- der Größe der Heizflächen (der Leistung der Heizkörper).
Als Faustregeln gelten folgende Werte: Bei einem gut gedämmten Haus mit Heizkörpern ändert sich je Grad Außentemperatur die Vorlauftemperatur um ein bis 1,2 Grad. Bei einem gut gedämmten Haus mit Fußbodenheizung verläuft die Heizkurve flacher: Je Grad Außentemperaturänderung muss die Vorlauftemperatur nur um 0,3 bis 0,5 Grad variieren. Steiler verläuft die Heizkurve dagegen bei einem älteren Gebäude in freier Lage mit Heizkörpern: In diesem Fall muss die Vorlauftemperatur je Grad Außentemperatur um 1,4 bis 1,6 Grad steigen oder sinken.
Neigung der Heizkurve verändern
Das Niveau steht für die angestrebte Raumtemperatur. Für die Grundeinstellung „0“ wird eine Raumtemperatur von 20 Grad angenommen. Bei höheren Innenraum-Temperaturen steigt das Niveau entsprechend. Wichtig: Zum Einstellen der Heizkurve muss der Raumeinfluss ganz ausgeschaltet sein!
Die Heizkurve wird folgendermaßen angepasst:
- Raumtemperatur generell zu niedrig: Niveau erhöhen
- Raumtemperatur an kalten Tagen zu gering: Neigung erhöhen.
- Raumtemperatur in der Übergangszeit zu gering, an kalten Tagen o.k.: Niveau erhöhen, Neigung senken.
- Raumtemperatur in der Übergangszeit zu hoch, an kalten Tagen o.k.: Niveau senken, Neigung erhöhen.
Selbst wenn Sie mit den Temperaturen in Ihrem Haus stets zufrieden sind, können Sie das Niveau testweise um ein Grad senken. Ist es dann immer noch warm genug, haben die Thermostatventile bisher ein Überangebot an Wärme bekommen.
Voreinstellbares Thermostatventil - Nur wenn der Engpass richtig eingestellt ist, hat der Heizkörper seine volle Leistung und interne Wärmequellen (Sonne etc.) können optimal genutzt werden.
Zeitsteuerung: Das Wochenprogramm
An vielen Heizungsregelungen kann man für jeden Wochentag einzeln die Uhrzeit einstellen, zu der es im Gebäude warm sein soll, und ab wann die Heizung nicht mehr gebraucht wird. Während man Büroräume nachts und am Wochenende herunterregelt, kann man in Wohngebäuden die Heizung tagsüber und nachts herunterschalten – es reicht, wenn es in den frühen Morgenstunden und abends gemütlich warm ist. Wer ein wenig Zeit und Nerven investiert, um das gewünschte Zeitprogramm einzustellen, freut sich über deutlich niedrigere Heizkosten.
Umschalten auf Sommerbetrieb
Ab einer bestimmten Temperatur, die man einstellen kann, geht die Heizung in den Sommerbetrieb: Brenner und Umwälzpumpe schalten ab, je nach Anlage wird nur noch Warmwasser erwärmt. Die Temperatur, ab der dies geschieht, heißt Heizgrenztemperatur. Sie kann niedriger liegen als die gewünschte Raumtemperatur, um die inneren Wärmequellen im Gebäude wie Personen und elektrische Geräte zu berücksichtigen. Auch die Wärmedämmung des Gebäudes spielt dabei eine Rolle. Ab Werk sind die meisten Heizungen auf 18 oder 22 Grad eingestellt. Eine bewusste Absenkung der Heizgrenztemperatur spart viel Energie und ist sehr zu empfehlen. Bei sehr gut gedämmten Häusern muss man mitunter erst mit dem Heizen beginnen, wenn die mittlere Tagestemperatur zwölf Grad unterschreitet.
Nächtliches Sparprogramm
Die sogenannte Nachtabsenkung spart bares Geld. Nachts sollte man die Innentemperatur absenken. Es genügt eine Mindestraumtemperatur je nach individuellem Empfinden zwischen 15 und drei Grad. Während kalter Tage mit Dauerfrost ist ein höherer Wert von zehn bis 15 Grad sinnvoll, damit die Aufheizung am Morgen nicht zu lange dauert. Je nach Gebäudemasse sollte die Aufheizung 30 bis 120 Minuten vor der Uhrzeit starten, zu der man die Räume warm haben möchte. Massive Gebäude brauchen mehr Zeit, leichtere Bauart dagegen weniger.
Warmwassertemperatur
Auch bei der zentralen Warmwasserbereitung lässt sich sparen: Je niedriger man die Temperatur ohne Komfortverlust einstellen kann, umso weniger Energie verbraucht man. In der Regel werden 55 bis 60 Grad eingestellt. Wenn die Heizung zentral für Warmwasser sorgt, überwacht die Regelung auch die Erwärmung des Wassers im Warmwasserspeicher (Speicherladung), zum Beispiel mit einer Vorrangschaltung.
Pumpe
Generell empfiehlt sich eine drehzahlgeregelte Pumpe. Entspricht sie der Effizienzklasse A, dann spart man gegenüber einer herkömmlichen Pumpe bis zu 70 Prozent Strom im Jahr.
Intelligente Regelungen
Sogenannte selbstlernende Regelungen passen sich sogar an schwankende Außentemperaturen an. Sie stellen automatisch fest, wann die Heizung mit der Nachtabsenkung oder mit der Aufheizung beginnen muss, damit die vorgegebenen Raumtemperaturen ohne Verzögerung erreicht werden können.
Komplexere Systeme
In vielen Häusern finden sich neben der Heizung eine Wärmepumpe, eine Solaranlage, ein Pufferspeicher, eine Lüftungsanlage, ein Kamin oder andere Besonderheiten. Zusätzliche Komponenten machen auch die Regelung komplexer.
Dennoch lohnt es sich, sich mit dem Thema zu beschäftigen – nicht nur wegen des besseren Wohnkomforts, sondern auch, weil man mit der optimalen Regelung tüchtig Heizkosten sparen kann.