Zeolith: Wundermittel zum Kühlen und Trocknen
Neuerdings kommt in Spülmaschinen das „Stromspar-Mineral" Zeolith zum Einsatz. Die Energiedepesche verrät die Talente des thermisch begabten Tausendsassas und geht der Frage nach, ob sich die Anschaffung einer Spülmaschine mit Zeolithtechnik lohnt.
Von Oliver Stens
(19. März 2011) Zeolith ist ein Kristall mit interessanten Eigenschaften. Seine winzige Porenstruktur führt dazu, dass ein einziges Gramm bis zu 1.000 Quadratmeter Oberfläche aufweist.
Verdunstung gibt Kälte
In Waschmitteln zum Beispiel dient der Stoff als Enthärter, das den Kalk aus dem Wasser zieht, in Aquarien sorgt er für gute Wasserqualität und auch in der chemischen Industrie wird er vielfältig eingesetzt. Genauso interessant ist das Material für Energieanwendungen. Trockenes Zeolith zieht Wasser, insbesondere Wasserdampf an. Dabei erwärmt es sich stark. Es gibt bereits einige Produkte, die diese Wärmewirkung ausnutzen.
Selbstkühlendes Bierfass
Beim selbstkühlenden Bierfass nutzt man die Tatsache, dass trockenes Zeolith Wasser so maßlos anzieht, dass Wasser selbst über eine gewisse Distanz durch die Luft extrem schnell verdunstet. Während sich das Bierfass als Nebeneffekt außen erwärmt, entsteht Verdunstungskälte an der Innenwand des Fasses: Das Bier wird kühl. Dieses trickreiche Prinzip wurde erst 1986 in Deutschland erfunden und patentiert.
Damit das funktioniert, ist einiges an Zusatzaufwand nötig. So muss im Hohlraum zwischen den Wänden des Fässchens ein Unterdruck herrschen. Um die Kühlung zu starten, zieht man an einer Öse und startet die Zeolith-Reaktion, die das Bier einmalig auf acht Grad abkühlt. In der Brauerei wird das leere Fass für den nächsten Einsatz recycelt.
Kühlbox ohne Strom
Ähnlich funktionieren Kühlkisten für Medikamente in Entwicklungsländern. Dank guter Isolierung bleibt das Kühlgut etwa drei Tage kalt. Für eine weitere Kühlung tauscht man die Zeolithpatrone aus. Den für den Prozess nötigen Unterdruck erzeugt eine Handvakuumpumpe mit wenigen Hüben. Zu der Kühlbox gehört ein Solarspiegel, der dazu dient, benutztes Zeolith zu trocknen und so zu recyceln.
Zeolith in der Spülmaschine
Die Firma Bosch/Siemens wirbt seit kurzem mit dem „Strom-Spar-Mineral Zeolith" für seine neuen Modelle. Es kommt bei der Trocknung des Geschirrs zum Einsatz. Diese erfolgte früher mit einem Heizstab in der Bodenwanne, der die Innenluft erwärmte. Heute haben die meisten Geräte statt des Heizstabes ein beheiztes Rohr. Damit werden beim letzten Spülgang Wasser und Geschirr auf etwa 65 Grad geheizt. Das Wasser wird abgepumpt und das heiße Geschirr trocknet in der Luft, was bis zu 30 Minuten dauert.
In der Zeolith-Spülmaschine saugt das Mineral die Feuchtigkeit aus der Luft und das Geschirr trocknet. Dabei erwärmt sich die Zeolithpatrone, was den Trocknungsprozess zusätzlich unterstützt. Das spart das Erwärmen des heißen Wassers für den Trockenvorgang – etwa vier Liter, die um 20 Grad erhitzt werden müssen. Leider fällt der Stromspareffekt mit gerade mal 0,1 Kilowattstunde eher mager aus – weitaus weniger, als die Werbung beschreibt.
Insgesamt benötigt das Sparprogramm 0,85 Kilowattstunden Strom. Herkömmliche Spülmaschinen der Firma Miele schaffen das auch ohne Zeolithtechnik. Die Zeolithmaschinen benötigen jedoch insgesamt zwei Stunden für ein Spülprogramm. Trotzdem bescheinigte die Stiftung Warentest in der Ausgabe 4/2010 den Zeolithtrocknern eine sehr gute Reinigungs- und Trockenwirkung.
Zeolith kann man spottbillig, umweltfreundlich und in verschiedenen Formen produzieren. Möglicherweise ergeben sich schon bald neue, interessante Anwendungen für das Mineral.