Elektrizitätswerke Schönau
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Vertriebskooperation: Schönau goes Stuttgart
(16. Juni 2012) Der Aufsichtsrat der neu gegründeten Stuttgarter Stadtwerke hat beschlossen, mit den Elektrizitätswerken Schönau (EWS) zusammen einen gemeinsamen Vertrieb zu gründen, um Kunden mit Ökostrom und Gas zu versorgen. Damit setzte sich die EWS gegen die Mitbewerber Thüga und Stawag durch.
Bislang versorgen die Schönauer bundesweit 130.000 Kunden, davon 10.000 in Stuttgart. In Stuttgart könnten Blockheizkraftwerke dabei helfen, die dezentrale Stromerzeugung auszubauen, hieß es aus dem Schwarzwald. Denkbar sei auch eine Kooperation beim künftigen Netzbetrieb, wenn die Stadtwerke das Strom- und das Gasnetz zu-rückkaufen. Bislang betreibt beides EnBW.
Preis für EWS-Gründerin
(14. April 2011) Ursula Sladek erhält für ihren Kampf gegen Atomstrom in San Francisco den "Goldman Environmental Prize". Dieser Preis ist einer der wichtigsten Umweltschutzpreise weltweit und gilt als Nobelpreis des Umweltschutzes. Mit dem mit 150.000 Dollar dotierten Preis werden insgesamt sechs "Umwelt-Helden" ausgezeichnet.
Die "Stromrebllin" hatte 1997 gegen erheblichen Widerstand das regionale Stromnetz in der Gemeinde Schönau im Schwarzwald übernommen. Sie gründete die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), den ersten bürgereigenen Energieversorger in Deutschland. Das Modell ist heute bundesweit Vorbild für dezentrale und ökologische Stromversorgung. Der Bund der Energieverbraucher e.V. hat Frau Sladek zu der verdienten Ehrung herzlich gratuliert.
Schönau ist ansteckend
Bye-Bye Big 4: In den nächsten zwei Jahren laufen in Deutschland über 2.000 Konzessionsverträge aus. Manche Kommune nutzt die Gelegenheit, sich von ihrem Energieversorger zu trennen und das Geschäftsfeld zurückzuerobern: Kommt jetzt die Renaissance der Stadtwerke?
Von Ann-Isabell Thielen
(10. Januar 2010) Es ist die Bilderbuch-Story der Stromversorgung: Nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986 beschließen besorgte Bürger im idyllischen Schönau, sich für eine nachhaltige Energieversorgung zu engagieren - ohne Atomstrom. Neun Jahre später übernehmen die „Stromrebellen" im Südschwarzwald trotz starkem Gegenwind das örtliche Stromnetz. Heute versorgen die Elektrizitätswerke Schönau GmbH (EWS) bundesweit 86.000 Kunden mit Strom aus nachhaltiger Produktion - ein Erfolgsmodell auf der ganzen Linie, auch für Schönau: Das Unternehmen spült jährlich zuverlässig Gewerbesteuer in die Kassen der Kommune und sichert wertvolle Arbeitsplätze.
Schönau war der Vorreiter, viele weitere Beispiele könnten folgen: Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts trend:research befassen sich derzeit rund 50 Prozent der deutschen Kommunen mit einer Rekommunalisierung der Energieversorgung. Bis 2011 werden etwa 2.000 Konzessionsverträge neu verhandelt. Zwar strebt nicht jede Gemeinde eine Übernahme der Energieversorgung oder einen Rückkauf des Netzes an. Oft fehlt den überschuldeten Kommunen schlichtweg das nötige „Kleingeld". Doch laut einer Umfrage hält immerhin ein Sechstel die Übernahme der Energieversorgung für sinnvoll.
Stadtwerke genießen Vertrauen
Denn ein Stadtwerk kann in wirtschaftlich harten Zeiten den Kommunen Einkünfte und Arbeitsplätze sichern. Viele Gemeinden versprechen sich Synergieeffekte, weil sie mehrere Versorgungssparten bedienen. Auch der Kunde profitiert, denn laut Umfragen genießen kommunale Versorger das Vertrauen der Verbraucher.
Unter Umständen steigt sogar die Versorgungssicherheit, etwa in Schneverdingen in der Lüneburger Heide: Dort ersetzten die Stadtwerke binnen fünf Jahren nach der Netzübernahme alle Freileitungen durch Erdkabel, um Stromausfälle zu minimieren.
Derzeit schießt eine neue Generation regionaler Versorger aus dem Boden, zum Beispiel am Bodensee: Sieben Gemeinden gründeten dort den Regionalverband Bodensee. Auch die beiden südbadischen Gemeinden Müllheim und Staufen haben ein gemeinsames Stadtwerk gegründet. Und in Gomaringen bei Tübingen verkaufte EnBW das kommunale Netz an FairEnergie GmbH, einer Tochter der Stadtwerke Reutlingen GmbH.
Langer Atem nötig
Egal, ob Netzübernahme, Neugründung oder Ausweitung des Netzes - in der Regel stoßen die Kommunen teilweise auf erbitterten Widerstand bei den Versorgern. So rückte die Energie Baden-Württemberg (EnBW) gleich mit acht Vertretern an, um den Gemeinderäten im schwäbischen Mainhardt die Idee von einem eigenen Stadtwerk auszureden. Sie beschworen ein Horrorszenario von Arbeitsplatzabbau und steigenden Strompreisen herauf. Vergeblich: Seit April 2009 gibt es nun die Energieversorgung Mainhardt Wüstenrot GmbH & Co. KG (EMW): Mainhardt und die Nachbarkommune hatten sich zusammengeschlossen und halten jeweils 26,2 Prozent der Stadtwerksanteile. Die restlichen Anteile liegen bei den Stadtwerken Schwäbisch Hall, der die EMW das Netz verpachtet. EMW erhält von beiden Gemeinden einen Konzessionsvertrag mit einer Laufzeit von 20 Jahren.
Noch legt die EnBW der Neugründung jedoch Steine in den Weg: Fünf Millionen Euro wollte EnBW ursprünglich für das Netz haben. Bürgermeister Karl-Heinz Hedrich hingegen beziffert den Wert des Netzes gerade mal auf die Hälfte. Eine Einigung steht noch aus.
Solche überhöhten Forderungen behindern vielerorts die Rekommunalisierung. Auch die Schönauer Stromrebellen können davon ein Lied singen. Die EWS hatten 1997, als sie das Schönauer Stromnetz übernahmen, einen Preis von 5.837.410 DM bezahlt. Ursprünglich verlangte der Vorbesitzer des Netzes KWR 8,7 Millionen DM. Der gerichtlich bestelltem Obergutachter schätzte das Netz auf letztlich nur 3,5 Millionen DM - die KWR mussten die Differenz zu den bezahlten 5.837.410 DM an die EWS samt Zinsen zurückerstatten. Den Netzkaufpreis finanzierten die EWS damals mit einer beispiellosen bundesweiten Spendenkampagne.
Gleichfalls einem Phantasiepreis sahen sich die Stadtwerke Waldkirch bei Freiburg im Breisgau gegenüber: Zunächst forderte das Badenwerk (heute EnBW) 35 Millionen für das Stromnetz. Nach jahrelangen Verhandlungen sank der Preis auf unter zwölf Millionen Mark. Und nicht nur der Preis ist oft Verhandlungssache: Als die Stadtwerke im hessischen Wolfhagen ihr Stromnetz um elf Stadtteile erweitern wollte, plante E.on Mitte, zunächst nur die Niederspannungsnetze zu übergeben. Darüber hinaus forderte der Energieversorger zunächst einen doppelt so hohen Kaufpreis wie die Summe, die die Stadtwerke letztlich (unter Vorbehalt) zahlten. Die Verhandlungen und Wertermittlungen zogen sich über vier Jahre hin - ebenfalls typisch für die Rekommunalisierung. Laut Martin Rühl, dem Geschäftsführer der Stadtwerke, kam es zudem immer wieder zu „Manövern und Irritationsversuchen des Verkäufers".
Nachhaltige Energiepolitik
Manche Kommunen möchten mit eigenen Stadtwerken ihren Einfluss auf die Energiepolitik zurückgewinnen. So auch Hamburg, das seit diesem Jahr wieder einen eigenen Energieversorger hat: Hamburg Energie, eine 100-prozentige Tochter der Hamburger Wasserwerke GmbH und damit im Besitz der Stadt. Das Unternehmen wirbt damit, einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten zu wollen. Mittlerweile versorgt Hamburg Energie die Hansestadt und umliegende Gemeinden mit klimafreundlicher Energie - frei von Kohle- und Atomstrom. Laut eigenen Angaben investiert der Versorger bereits im ersten Jahr 25 Millionen Euro in den Bau eigener Wind- und Solaranlagen.
Weitere Informationen:
www.vku.de Konzessionsverträge: Handlungsoptionen für Kommunen und Stadtwerke (PDF, 1,34 MB)
Ausgezeichnete Stromrebellen
Hohe Ehre für die "Stromrebellen": Die Gründer der Elektrizitätswerke Schönau (EWS), Ursula und Michael Sladek, erhielten den Deutschen Gründerpreis 2007. Für sie wurde ein Sonderpreis für außergewöhnlich kreative Unternehmensleistungen ins Leben gerufen. Die Jury lobte die "überaus gelungene Verknüpfung von ökonomischem Erfolg mit ökologischer sowie sozialer Verantwortung und die starke Kundenorientierung".
(16. September 2007) - Aus Sorge um ihre fünf Kinder gründeten die Sladeks nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl eine Bürgerinitiative gegen Atomkraft. Daraus entstand die EWS, das erste und bisher einzige bürgereigene Stromversorgungsunternehmen in Deutschland.
Ursula und Michael Sladek zu Besuch beim Bund der Energieverbraucher im Gespräch mit Hermann Scheer.
1995 erwarben sie das Schönauer Stromnetz im Schwarzwald. Seit 1. Juli 1997 liefert das mehrfach ausgezeichnete Unternehmen zum marktüblichen Preis atom- und kohlefreien Strom an Kunden in ganz Deutschland.
Nach nunmehr zehn Jahren Geschäftstätigkeit versorgt die EWS 50.000 Kunden. Allein im ersten Halbjahr 2007 betrug das Kundenwachstum satte 25 Prozent.
Der Strompreis enthält einen sogenannten Sonnencent. Mit diesem Zuschlag fördert die EWS die Entstehung von kleinen Stromerzeugungsanlagen in Bürgerhand - bislang 1.000 Anlagen. Sie erzeugen gemeinsam eine Leistung von sechs Megawatt und damit so viel Strom, wie ein kleiner Ort mit 3.000 Einwohnern verbraucht.
Rückerstattung eines Teils des ursprünglich verlangten Kaufpreises für das Stromnetz
Schönau: später Erfolg
(12. September 2005) - Als die Schönauer Bürger 1994 ihr Stromnetz von der Kraftübertragung Rheinfelden (KWR) erwerben wollten, bezifferten diese den Kaufpreis für das Netz auf 8,7 Millionen Mark. Unter dem Druck der Öffentlichkeit reduzierte die KWR die Kaufpreisforderung auf 5,8 Millionen Mark. Dieses Geld bezahlten die Schönauer Bürger unter dem Vorbehalt einer gerichtlichen Überprüfung. Bundesweite Spenden und Kredite erbrachten den Kaufpreis.
Der vom Gericht bestellte Obergutachter bezifferte nun den Wert des Netzes auf lediglich 3,5 Millionen Mark, 43 Prozent des ursprünglich verlangten Kaufpreises. Die heutigen Elektrizitätswerke Schönau (EWS) bekommen nun 1.195.098,76 Euro zuzüglich Zinsen zurückerstattet.
Die EWS, die bisher mehr als 750 neue ökologische Stromerzeugungsanlagen gefördert hat, kann das Geld gut gebrauchen.
604 Rebellenkraftwerke: 15 mal mehr Erfolg.
(1. Juli 2003) Im Rahmen des Förderprogramms "Rebellenkraftwerke" haben die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) bereits 604 umweltverträgliche Anlagen mit Photovoltaik, Kraft-Wärme-Kopplung und Biogas in Betrieb genommen.
Seit vielen Jahren setzen sich die "Schönauer Stromrebellen" für Klimaschutz und Atomausstieg ein. Sie liegen nach eigenen Angaben in Deutschland bei der Solarstromförderung ganz vorn.
Mit Hilfe von 20 000 Kunden förderten die EWS innerhalb von dreieinhalb Jahren 2 MW Photovoltaik und 158 Blockheizkraftwerke. Das Programm wird mit dem "Schönauer Sonnencent" finanziert, dem Förderanteil im Stromtarif der EWS. Er beträgt 0,5 Cent für jede von EWS bezogene Kilowattstunde. Die geförderten PV-Anlagen erhalten dafür aus Schönau einen Zuschuss von 6 Ct/kWh über die EEG-Einspeisevergütung hinaus.
Würden alle Energieversorger die Photovoltaik so fördern, wie die EWS, so gäbe es bundesweit 4.400 Megawatt neuer PV-Anlagen statt der tatsächlich durch das EEG entstandenen 300 Megawatt. Mit "Rebellenkraft" wurde also 15mal mehr Photovoltaik verwirklicht als im Bundesdurchschnitt.
Die EWS haben das Stromnetz des kleinen Schwarzwaldortes Schönau gekauft. Dadurch haben die EWS-Stromkunden die Sicherheit einer stetigen Stromversorgung.