ED 01/2022 Einspeisevergütung: Hoher „Marktwert Solar“ (S. 29)
ED 03/2023 Schritt für Schritt zur eigenen Photovoltaikanlage (S.20/21)

Energetische Amortisation

Energierücklaufzeiten

(4. Januar 2006) - Eine neue Studie belegt, dass Photovoltaikanlagen nach 2,6 bis 4,4 Jahren so viel Strom erzeugt haben, wie zu ihrer Herstellung erforderlich war. Die Studie "Lebenszyklusanalysen ausgewählter Stromerzeugungstechniken" führten Wissenschaftler an der Ruhr-Universität Bochum und der Forschungsstelle für Energiewirtschaft München durch.

Kritisiert wird die Studie, weil realitätsfern angenommen wurde, dass Wechselrichter alle fünf Jahre ausgetauscht werden. Wechselrichter erfordern deshalb rund ein Dritttel des gesamten Energieaufwandes. Betrachtet man nur die Module, so liegen einige Typen bereits heute bei Energierücklaufzeiten von einem Jahr (Photon Sept. 2005, S. 66).

Energielegenden

"Photovoltaikmodule benötigen für ihre Herstellung mehr Energie, als sie während ihrer Lebensdauer einbringen."

(28. März 2005) Eine Uraltlegende, die seit Jahrzehnten durch Deutschland geistert. Es ist nicht genau auszumachen, von wem diese Fehlinformation kommt. Vielleicht stammt die Aussage noch aus den sechziger Jahren, als der erste Satellit mit Solarzellen ausgerüstet wurde. Weil PV-Module inzwischen Massenartikel geworden sind, haben sich natürlich auch die Verhältnisse verändert. Heute rechnet man bei PV-Modulen mit dem Erntefaktor 15. Das besagt, dass im Laufe der Lebenszeit 15-mal so viel Energie erzeugt wird, wie für die Herstellung der Anlage aufgewendet wurde.

Nichtsdestotrotz beruft sich ein Mainzer Professor noch heute auf die Fehlinformation und leitet daraus die Notwendigkeit zum Atomausbau ab. Und auch ein Bildband zum Thema Bionik druckte die Aussage noch 2001 in zigtausendfacher Auflage unbekümmert ab.

Energy payback

(22. Juni 2004) - Letztlich muss mit dem alten, hartnäckigen Vorurteil aufgeräumt werden, die Photovoltaik würde nicht einmal so viel Energie erzeugen, wie für ihre Herstellung nötig wäre. Das ist nicht nur falsch, sondern unterstreicht den großen Vorteil von PV.

Man sagt ja, ein einziges Kohlekraftwerk erzeuge große Mengen an Energie, z.B. es habe eine Kapazität von 600 MW. Das klingt sehr stark. In der Tat verwandelt ein Kohlekraftwerk auf eine höchst ineffiziente Weise - sagen wir mal 30% - die über Jahrmillionen gespeicherte Sonnenenergie in Strom - der Rest ist Abwärme.

Das Kohlekraftwerk "verwandelt" also viel mehr Energie, als für ihren Bau verbraucht wurde, aber es wird immer weit mehr Energie in ein solches Kraftwerk eingesteckt, als sinnvoll herauskommt. Das wird uns irgendwann aufgehen, spätestens wenn die Kohle alle ist (schätzungsweise in 2 bis 3 Jahrhunderten).

Wir werden aber nicht erleben, dass die PV ohne Sonne nicht funktioniert, da wir vorher vor der wachsenden Sonne verdampfen werden (keine Angst, wir haben noch gut 1 Milliarde Jahre). Bis dahin sollten wir die Energiemenge, die die Sonne uns jeden Tag schickt - das 16.000-Fache unseres Weltenergiekonsums - nutzen. Auch in Deutschland fällt jährlich rund 1.000 kWh an Sonnenenergie auf ein Quadratmeter. Das entspricht in etwa dem jährlichen Konsum eines Durchschnittsdeutschen. Bei einem Wirkungsgrad von 12,5% könnte man also seinen Strombedarf mit 8 Quadratmeter PV in Deutschland decken.

Selbst Kritiker der PV wie ExxonMobil geben zu, dass eine PV-Anlage in zwei Jahren die Energiemenge produziert hat, die für ihre Herstellung notwendig war. Befürworter von PV wie Irm Pontenagel schätzen den "energy payback" von ganzen PV-Anlagen (inklusive Wechselrichter, Rahmen, usw.) etwas konservativer auf 3 bis 6 Jahre. Selbst dann erzeugt eine PV-Anlage das 5- bis 10-Fache der Energie, die für ihre Herstellung notwendig war.

So relativiert sich auch der Begriff Wirkungsgrad, denn ein Kohlekraftwerk (30%) ist eben nicht doppelt so effizient wie PV (15%): Uns wird die Kohle ausgehen, wenn wir sie verbrennen, aber wir können die Sonne nie überstrapazieren. Sie schenkt uns weit mehr, als wir annehmen können. Nehmen wir das Geschenk an!

Von Craig Morris, www.petiteplanete.org

letzte Änderung: 22.04.2010