Eigenes Kraftwerk ist Goldes wert
Heizungen mit Mehrwert
Große Blockheizkraftwerke stellen für die Versorgung von Nahwärmenetzen seit Jahrzehnten die optimale Lösung dar. Stromerzeugende Heizungen bieten seit Kurzem auch für kleine Immobilien eine umweltfreundliche und kostengünstige Alternative zum Brennwertkessel. Der Staat fördert die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung im Heizungskeller zudem weiterhin.
Von Louis- F. Stahl
(25. Juni 2012) Noch vor den Ereignissen in Fukushima im März letzten Jahres hatten alle großen Heiztechnikhersteller stromerzeugende Heizungen für Eigenheimbesitzer angekündigt. Kleine Nano-BHKW erzeugen wie große Blockheizkraftwerke unter Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung sowohl Strom als auch Wärme dezentral, also nah bei den Verbrauchern. Daraus resultiert ein sehr hoher Primärenergienutzungsgrad von bis zu 95 Prozent.
Konventionelle Großkraftwerke erreichen hingegen nur einen Primärenergienutzungsgrad von 30 bis 50 Prozent. Das liegt daran, dass die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme ungenutzt durch Kühltürme entsorgt und der Strom durch lange Leitungen zu den Verbrauchern transportiert werden muss. Durch die Vermeidung dieser Verluste tragen stromerzeugende Heizungen selbst dann aktiv zur Ressourcenschonung und zum Umweltschutz bei, wenn sie fossile Brennstoffe nutzen. Die schnell regelbare und dezentrale Erzeugung direkt im Heizungskeller kann zudem die Stromnetze entlasten, was den Ausbaubedarf von Hochspannungstrassen verringert. Wer ein BHKW als stromerzeugende Heizung nutzt, kann zudem die Kosten für Wärme und Strom einer Immobilie erheblich senken, die energetische Bewertung der Immobilie verbessern und damit den Wert des Objektes steigern.
Strom für den Eigenbedarf
Den selbst erzeugten Strom verbrauchen die Betreiber stromerzeugender Heizungen vorrangig selbst. Geht die Stromproduktion über den eigenen Verbrauch hinaus, wird der Überschuss in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Der Verbraucher muss auf der anderen Seite nur noch dann Strom aus dem Netz beziehen, wenn der eigene Stromverbrauch die momentane Produktion übersteigt oder das Nano-BHKW nicht in Betrieb ist. Der normale Stromzähler wird für die Verrechnung der bezogenen und in das Netz eingespeisten Strommengen beim Einbau einer stromerzeugenden Heizung gegen einen Zwei-Richtungs-Stromzähler mit zwei Zählwerken ausgetauscht. Für den Strombezug wählt der Betreiber wie bisher einen Stromversorger. Den in das Netz eingespeisten Strom muss der Netzbetreiber mindestens mit dem sogenannten „Baseloadpreis“ der Strombörse EEX in Leipzig vergüten. Zusätzlich zum Baseloadpreis von derzeit etwa fünf Cent je Kilowattstunde erhält der Betreiber eine regional unterschiedliche Vergütung für die Entlastung des Stromnetzes von bis zu 2 Cent je eingespeister Kilowattstunde.
Knackpunkt Wärmebedarf
Um möglichst immer Strom für den Eigenbedarf bereitzustellen, müssen stromerzeugende Heizungen möglichst ununterbrochen laufen. Die Stromproduktion ist jedoch an den Wärmebedarf des Gebäudes gekoppelt. Mit einem Pufferspeicher kann die Laufzeit der Stromerzeugung für einige Stunden vom Wärmebedarf entkoppelt werden. Eine Speicherung für eine ganze Sommersaison ist jedoch nicht wirtschaftlich. Deshalb muss der Wärmebedarf korrekt berechnet werden, bevor man die passende stromerzeugende Heizung auswählt. Besonderes Augenmerk legen erfahrene Planer dabei auf die Sommermonate, da im Sommer die Anzahl der Bewohner und eine eventuelle Solarthermieanlage den Wärmebedarf für die Warmwasserbereitung stark beeinflussen können. Darüber hinaus ist auch zu beachten, dass eine moderne stromerzeugende Heizung mit Brennwerttechnik deutlich effizienter arbeitet als die bisherige Anlage.
Staatliche Förderimpulse
Seit dem 1. April 2012 fördert der Staat den Einsatz der dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung im Heizungskeller wieder mit einem KWK-Impulsprogramm. Nano-BHKW mit einem Kilowatt elektrischer Leistung erhalten einen Baukostenzuschuss von 1.500 Euro. Größere BHKW für Mehrfamilienhäuser und Gewerbeobjekte erhalten je nach Größe sogar bis zu 3.500 Euro Zuschuss. Dazu kommen die Betreiber stromerzeugender Heizungen unbefristet in den Genuss einer Erstattung der Energiesteuer auf den Brennstoff. Zudem bekommen sie für zehn Jahre einen „KWK-Zuschlag“ von 5,11 Cent je erzeugter Kilowattstunde Strom. Auch eine Anfrage bei regionalen Energieversorgern nach einer Förderung kann sich lohnen. Bei den Förderungen von Energieversorgern sollten Verbraucher jedoch genau auf die Bedingungen achten. Zumeist verlangen Energieversorger für die Auszahlung einer Förderung den Abschluss eines langfristigen Versorgungsvertrages, was für den Verbraucher gelegentlich Nachteile birgt. Für die Finanzierung bieten sich zudem günstige Sanierungskredite der KfW-Bank an.
Wirtschaftlichkeit im Blick
Setzt man einen Erdgaspreis von sechs Cent je Kilowattstunde an, zieht die Energiesteuer von 0,55 Cent je Kilowattstunde ab und berücksichtigt den KWK-Zuschlag von 5,11 Cent, so beträgt der Strompreis für den Besitzer einer stromerzeugenden Heizung nur 0,34 Cent je Kilowattstunde für den selbst erzeugten Strom. Für den Betreiber einer stromerzeugenden Heizung liegt der „Gewinn“ eines Nano-BHKW daher in der Verringerung des Strombezuges, wenn das Nano-BHKW in Betrieb ist.
Dem großen Einsparpotenzial steht eine Investition von etwa 12.000 bis 16.000 Euro für aktuelle Nano-BHKW gegenüber, welche sich nur durch entsprechende Einsparungen des laufenden Verbrauchs amortisieren kann. Ein ganzjähriger Wärmebedarf für Heizung und Warmwasser von mehr als 15.000 Kilowattstunden sowie ein Stromverbrauch von über 3.500 Kilowattstunden sind daher die Voraussetzungen, um eine stromerzeugende Heizung wirtschaftlich zu betreiben. Im Einzelfall kann jedoch nur eine Berechnung durch einen Energieberater oder besonders geschulten Heizungsbauer unter Berücksichtigung der bisherigen Verbrauchswerte, baulichen Gegebenheiten und Verbrauchsgewohnheiten beantworten, ob der Einsatz einer stromerzeugenden Heizung wirtschaftlich sinnvoll ist.
Das Vaillant ecoPOWER 1.0
Die Technologie des Otto-Motors ist aufgrund der langen Entwicklung derzeit am effizientesten bei der Umwandlung von Brennstoff in elektrische Energie. Das Vaillant ecoPOWER 1.0 mit einem Motor vom japanischen Hersteller Honda erzeugt beispielsweise bei der Produktion einer Kilowattstunde Strom nur 2,5 Kilowattstunden Wärme. Je geringer der Anteil der Wärmeerzeugung ist, desto längere Laufzeiten erreicht ein BHKW für die Stromproduktion beispielsweise im Sommer, wenn nur wenig Wärme für die Warmwasserbereitung benötigt wird.
Marktwunder in USA und Asien: der Honda Motor des Vaillant ecoPOWER 1.0
Die Technologie des Verbrennungsmotors erfordert jedoch wie beim Auto eine umfangreiche Wartung mit Filter,- Öl- sowie Zündkerzenwechsel, und verursacht relativ hohe Investitions- und Wartungskosten. Zudem sind Motor und Spitzenlastbrenner für zusätzliche Heizleistung in den Wintermonaten beim ecoPOWER 1.0 nicht in ein gemeinsames Gehäuse integriert, was zusätzlichen Platz und Aufwand bei der Installation erforderlich macht. Vaillant bietet das eco-POWER 1.0 derzeit ausschließlich in Paketen mit einer Spitzenlasttherme, einem Pufferspeicher und einer Warmwasserbereitungseinheit zu Preisen ab 15.727 Euro an.
Brennwertthermen mit Stirlingmotor
Erst seit letztem Jahr bekommt der Verbrennungsmotor merklich Konkurrenz vom sogenannten Stirlingmotor. In einem Stirlingmotor wird ein Arbeitsgas von außen durch die Verbrennung des Brennstoffes erhitzt und durch das Heizungswasser an anderer Stelle gekühlt. Zwischen dem heißen und dem kühleren Bereich bewegt sich das Arbeitsgas hin und her. Dadurch entsteht Bewegungsenergie, die ein Generator in Strom umwandelt. Aufgrund fehlender Verbrennungs- und Explosionsprozesse im Motor arbeiten Stirlingmotoren leise, sollen eine hohe Lebensdauer erreichen und wartungsfrei laufen. Bei der Effizienz hinsichtlich der Stromgewinnung wird der Stirlingmotor jedoch noch aufholen müssen. Aktuelle Brennwertthermen mit integriertem Stirlingmotor erzeugen bei der Produktion einer Kilowattstunde Strom noch etwa fünf Kilowattstunden Wärme. Angeboten werden derzeit die Wandthermen eVita von De Dietrich Remeha, die EcoGen von Brötje und die Vitotwin von Viessmann mit einem Stirlingmotor von Microgen. Diese Thermen unterscheiden sich nur durch Details wie Steuerung und Heizleistung des integrierten Spitzenlastbrenners. Auch der Dachs Stirling SE als Standgerät mit integriertem Pufferspeicher von SenerTec verwendet den Stirlingmotor von Microgen. Die Nano-BHKW mit Microgen Stirlingmotor gibt es bereits ab 11.950 Euro mit Pufferspeicher und Warmwasserbereitung.
Hoffnungsschimmer WhisperGen
Die Entwicklung des WhisperGen Stirlingmotors begann bereits 1987 als Projekt an der University of Canterbury in Neuseeland. Nach vielen Jahren der Entwicklung durch das Unternehmen WhisperTech und insgesamt fünf Prototypenserien wurde 2008 mit dem Joint Venture EHE in Spanien der Bau einer Fabrik für die europäische Produktion begonnen, deren Produktion des WhisperGen-BHKW 2011 größere Stückzahlen erreichte. Der WhisperGen stellt seine elektrische Nennleistung von einem Kilowatt erst bei einer Heizleistung von 8,3 Kilowatt bereit und landet damit auf dem letzten Platz, was das Verhältnis von Strom- und Wärmeerzeugung betrifft. Angeboten wird der WhisperGen mit integriertem Spitzenlastbrenner ab 12.268 Euro inklusive Pufferspeicher, Warmwasserbereitung und allem zur Installation benötigten Zubehör.
Fazit für Hausbesitzer
Auch für die Besitzer von Ein- bis Dreifamilienhäusern bieten die neuen stromerzeugenden Heizungen mit einem Kilowatt elektrischer Leistung eine interessante und je nach Situation auch sehr wirtschaftliche Alternative zu einer klassischen Brennwerttherme. Interessierte Hausbesitzer sollten bei einer anstehenden Heizungsmodernisierung neben klassischen Heiztechniken auch stromerzeugende Heizungen wie das sehr effiziente ecoPOWER 1.0 mit Verbrennungsmotor von Vaillant sowie die kostengünstigeren Brennwertthermen mit Stirlingmotor von Brötje, Remeha und Viessmann in Betracht ziehen. Die jetzt im Rahmen der Markteinführung noch recht hohen Investitionskosten für kleine stromerzeugende Heizungen erlauben einen wirtschaftlichen Betrieb jedoch nur bei passenden Rahmenbedingungen. Wichtig ist bei der Planung eine Prognoseberechnung der Wirtschaftlichkeit anhand der tatsächlichen Verbrauchs- und Gebäudedaten.
Das Zauberwort heißt Kraft-Wärme-Kopplung, also die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung.
Energie im Doppelpack
Brötchen oder Kuchen selber backen, Pullover stricken, Glückwunschkarten basteln, wenn eine Ware immer teurer wird, ist es nahe liegend zu überlegen, das gewünschte - falls möglich - künftig selbst herzustellen. Doch beim Strom liegt diese Idee den meisten Menschen fern. Dabei ist es gar nicht so kompliziert. Ein Mini-Blockheizkraftwerk (BHKW) macht's möglich - mit besserem Wirkungsgrad und geringerer Umweltbelastungen, als bei den Großkraftwerken. Und je nach Rahmenbedingungen rechnet es sich sogar, unter die Stromproduzenten zu gehen.
Von Wolfgang Suttor
(14. März 2008) - Das Zauberwort heißt Kraft-Wärme-Kopplung, also die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung. Die Abwärme der großen Braunkohle- und Kernkraftwerke verpufft ungenutzt, weil die Wärmeabnehmer fehlen beziehungsweise zu weit entfernt sind. Versetzt man dagegen ein kleineres BHKW dorthin, wo die Wärme gebraucht wird, kann der eingesetzte Brennstoff weit besser genutzt werden -und Strom gibt's obendrein, Energie also im Doppelpack.
Wolfgang Suttor ist anerkannter BHKW-Experte und seit 12 Jahren Vorstand des Bundes der Energieverbraucher
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung im Wohnungsbau zu organisieren (vgl. Energiedepesche 4/2007). An dieser Stelle soll näher auf die wirtschaftlichen Randbedingungen eingegangen werden. Im Einsatz: ein 18.000 Euro teures Mini-BHKW mit 5,5 kW elektrischer und 12,5 kW thermischer Leistung. Die Tabelle zeigt die verschiedenen Annahmen.
Stromerlös übersteigt Brennstoffmehrkosten
Als Alternative zu einem Heizkessel ergibt sich für das BHKW immer ein finanzieller Vorteil, weil der Erlös aus dem Stromverkauf höher liegt als die Kosten für den Brennstoffmehreinsatz beim BHKW. Ob dieser finanzielle Vorteil groß genug ist, damit sich das BHKW "rechnet", hängt nicht nur von der Benutzungsdauer ab, sondern auch von der persönlichen Einstellung. Ein Sparmeister wird schon mit wenigen Euro seine Befriedigung finden, während ein Kaufmann aus der Industrie eine Amortisationsdauer von weniger als fünf Jahren fordert. So hohe Renditewünsche können tatsächlich nur bei einer Benutzungsdauer (= Volllaststunden) von über 4.000 Stunden und einem Stromverkauf zu Haushaltstarifen erzielt werden. Ein Heizkessel alleine wird sich dagegen nie amortisieren.
Wie wertvoll ist Strom?
Neben der Benutzungsdauer ist auch die Bewertung des Stromes von Bedeutung. Verkauft der BHKW-Betreiber seinen Strom beispielsweise an Mieter, kann er mit 19 Cent/kWh rechnen. Speist er die Energie hingegen zu 100 Prozent in das Netz, kann er nur etwa zehn Cent/ kWh ansetzen. Den dramatischen Unterschied in der Wirtschaftlichkeit veranschaulichen die beiden Kurven in der Grafik. Kommen beim BHKW Biobrennstoffe zum Einsatz, beträgt die Einspeisevergütung nach EEG 18,8 Cent/ kWh. Dieser Wert unterscheidet sich kaum mehr von den Haushaltsstrompreisen.
Im Einfamilienhaus unwirtschaftlich
Deckt man den normalen Wärmebedarf eines Einfamilienhauses ganz mit einem Mini-BHKW, so kann man nur mit einer Benutzungsdauer von maximal 2.000 Stunden rechnen. Ebenso hätte ein Heizkessel mit 12,5 kW die gleiche Benutzungsdauer. Selbst wenn man gegenüber einer herkömmlichen Heizung ein paar Euro spart, ist die Wirtschaftlichkeit des monovalent - also ohne Heizkessel - betriebenen BHKW kaum gegeben.
Ab sechs Wohneinheiten sinnvoll
Kombiniert man dagegen ein BHKW mit einem Heizkessel und deckt damit einen höheren Wärmebedarf, etwa in einem Mehrfamilienhaus, steigt für das BHKW die Benutzungsdauer und damit die Wirtschaftlichkeit. Das BHKW deckt beispielsweise bei einer Benutzungsdauer von 4.000 Stunden die Wärmegrundlast. Die Spitzenlast übernimmt an kalten Tagen ein zusätzlicher Heizkessel. Je nach Wärmeschutzstandard der Mehrfamilienhäuser kann das schon ab sechs Wohneinheiten wirtschaftlich interessant werden.
BHKW verbilligt Strombezug
Ein weiteres Kriterium, um die Wirtschaftlichkeit des Mini-BHKW zu beurteilen, sind die Stromkosten. Sie ergeben sich aus den Kapital-, Wartungs- und Brennstoffkosten abzüglich der Einnahmen aus der Wärmeabgabe. Die Tabelle zeigt, dass bereits ab einer Benutzungsdauer von 3.000 Stunden die Stromkosten geringer liegen als die Preise für den Haushaltsstrom. Bei sehr hohen Benutzungsdauern liegen die Stromerzeugungskosten trotz der relativ hohen spezifischen Investitionen für das BHKW unter so manchen Strompreisen in der Industrie.
Höhere Energiepreise verbessern Wirtschaftlichkeit
Bei steigenden Brennstoffpreisen ist das BHKW lange nicht so stark betroffen wie eine Lösung mit einer konventionellen Heizung, weil beim BHKW die Wärmeerlöse im selben Maße steigen wie die Brennstoffpreise. Bei weiter steigenden Strompreisen wird das BHKW immer wirtschaftlicher. Was im Großen für zukünftige Kraftwerke gelten sollte und bereits die Ebene eines Parteitagsbeschlusses erreicht hat - neue Großkraftwerke nur noch in Kraft-Wärme-Kopplung bauen zu dürfen - sollte im Kleinen also dezentral zur Regel werden: die stromerzeugende Heizung. Der reine Heizkessel ist dann Vergangenheit.
Weiterführende Literatur
- Suttor/Johler/Weisenberger - Das Mini-BHKW, eine Heizung, die Ihr Geld verdient, C.F. Müller Verlag 2005, 3. Auflage Suttor
- BINE Informationsdienst BHKW, ein Leitfaden für den Anwender, 6. aktualisierte Auflage
- Loseblattwerk Praxis Kraft-Wärme- Kopplung - Technik, Umfeld, Realisierung - C.F. Müller Verlag, Hrsg. W. Suttor
Statt Ölheizung ein Blockheizkraftwerk
Ein Erfahrungsbericht von Reinhard Welker aus Karlsbad
(15. März 2006) - Am 16. Dezember 2005 am späten Nachmittag geschah das große Ereignis: Unser Blockheizkraftwerk ging zum ersten Mal ans Netz und zwar gleich in doppelter Funktion: Es liefert seitdem die Wärme für Heizung und Brauchwasser in unserem Dreifamilien-Haus und einen Teil des Stroms für unsere vierköpfige Familie. Die überschüssige Elektrizität wird ins Netz des örtlichen Stromversorgers eingespeist und nach den Vorgaben des Stromeinspeisegesetzes vergütet.
Dämmung wäre besser, aber teurer gewesen
Wir konnten uns zu einer vollständigen energetischen Sanierung des Hauses nicht entschließen. Die aufwändige Dämmung der Fassade und die Erneuerung der Fenster wären mindestens doppelt so teuer gekommen wie das BHKW. Die Alternative hieß für uns: BHKW, Strom und Wärme produzieren und verkaufen. Kraft-Wärme-Kopplung war für mich schon immer das "Zauberwort", das mich antrieb, alles über BHKWs zu lesen, was erreichbar war.
Die verschiedenen Angebote auf dem Markt wurden durchgespielt, schließlich blieben wir bei dem leistungsmodulierenden Gerät von Ecopower hängen. Dahinter steht die Firma Vaillant, einer der größten Hersteller von Heizungstechnik auf dem europäischen Markt.
Das Ecopower hat eine elektrische Leistung von 1,3 bis 4,7 kWel. Die thermische Leistung bewegt sich zwischen vier und 12,5 kWth. Das Gerät passt seine Drehzahl und damit seine momentane elektrische und thermische Leistung selbsttätig dem aktuellen und dem erfahrungsgemäß zu erwartenden Wärmebedarf des Hauses an. Aufgrund seiner "elektronischen Fähigkeiten" lernt es die Gewohnheiten der Nutzer kennen und verarbeitet diese Informationen. Die Fähigkeit zur Modulation bringt dem Eigentümer zusätzlich bares Geld: Sein BHKW läuft nämlich dadurch wesentlich mehr Stunden im Jahr als ein BHKW mit fester Leistung. Dies wiederum bedeutet nach Werksangaben eine um bis zu 60 Prozent höhere Stromausbeute.
Installation der Anlage
Der uralte Ölkessel von 42 kW (!) Leistung wurde durch das Ecopower Mini-BHKW ersetzt. Dazu kamen: ein 1.000- Liter-Pufferspeicher und ein separater 300-Liter-Speicher für das Warmwasser vom örtlichen Fachhandel. Der Pufferspeicher ist unabdingbar für ein Haus von 1976 mit 265 Quadratmetern Wohnfläche und acht bis neun Bewohnern. Auf den Extra-Speicher für Warmwasser könnte man bei Häusern mit geringerem Wärmebedarf verzichten. Wegen des durchschnittlichen Verbrauchs von jährlich 4.500 Litern Heizöl wurden zur höheren Betriebssicherheit beide Speicher installiert. Dies bedeutet allerdings zusätzlichen Raumbedarf. Der Umbau durch das professionell arbeitende Dreier-Team von Handwerkern aus Thüringen dauerte knapp zwei Tage, nur etwa drei Stunden gab es keine Wärme im Haus. Erstaunlich ist, dass unser BHKW auch bei Temperaturen bis minus fünf Grad mit der geringen thermischen Leistung von 12,5 kW alle Ansprüche an Raumtemperatur und Warmwasser erfüllen konnte. Es läuft dann rund um die Uhr, in Schwachlastzeiten mit verringerter Drehzahl und Leistung.
Die wirtschaftliche Seite
Die Investition mit allen Anschlussarbeiten in unserem Haus betrug circa 29.900 Euro, darin ist der Aushub des Erdreichs für den Flüssiggas-Tank für 1.000 Euro enthalten. Der Investitions-Betrag ist vollständig finanziert über ein Darlehen aus dem Wohnraum-Modernisierungsprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit einem Effektivzins von 3,16 Prozent und monatlicher Zins und Tilgung von 261 Euro. Die Tilgung wurde so gewählt, dass das gesamte Projekt nach zehn Jahren bezahlt sein wird. Das Darlehen muss über die Hausbank beantragt werden, welche die Bonität prüft und das Risiko des Ausfalls trägt. Fast alle Banken haben sich auf diesen Service eingestellt. Sie verdienen jedoch daran kaum und sind deshalb manchmal nicht so begeistert, einen KfW-Kredit durchzuleiten.
Wir haben bei der Gemeinde ein Gewerbe angemeldet mit der Bezeichnung Betrieb einer Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage und Verkauf von Strom und Wärme. Wir werden beim Finanzamt die 16 Prozent Mehrwertsteuer für die Anfangsinvestition in der ersten Umsatzsteuer-Voranmeldung mit den sonstigen Ausgaben geltend machen. Die Mehrwertsteuer wird dann vom Finanzamt zurückerstattet. Für die erzeugte Wärme muss Mehrwertsteuer abgeführt werden.
Nach fünf Jahren werde ich vorraussichtlich genauso viel für das BHKW bezahlt haben, wie für eine neue Ölheizung zu zahlen gewesen wäre. In den Folgejahren erziele ich sogar Einsparungen.
Wenn man am Stromverkauf so gutes Geld verdienen kann, warum werden Sie dann nicht selbst zum Stromhersteller und Stromverkäufer? Das erste Blockheizkraftwerk (BHKW) in einem Mietshaus stellten wir unseren Lesern bereits 1988 vor.
Eigenes Kraftwerk ist Goldes Wert
Wenn man am Stromverkauf so gutes Geld verdienen kann, warum werden Sie dann nicht selbst zum Stromhersteller und Stromverkäufer?
(06. März 2003) Das erste Blockheizkraftwerk (BHKW) in einem Mietshaus stellten wir unseren Lesern bereits 1988 vor. Blockheizkraftwerke erzeugen neben Strom auch Wärme und können deshalb den Heizkessel ersetzen. Ein Blockheizkraftwerk ist also eine Heizung, die gleichzeitig Strom erzeugt.
Seit 1988 ist durch die sogenannte Liberalisierung die Situation eines privaten Stromerzeugers schwieriger geworden. An der Strombörse EEX kann man Strom schon mal für 1,7 Euro/kWh verkaufen, so z.B. am 6. Januar 2003. Normalerweise bekommt man für selbsthergestellten Strom vom Netzbetreiber aber nur 1,1 Cent/kWh bezahlt und 5,5 Cent zusätzlich nach dem KWK-Gesetz als Umlage vergütet. Der Netzbetreiber verkauft dann den von Ihnen erworbenen Strom im nächsten Haus für 16 Cent/kWh. Auch wenn er davon noch 7 Cent abgeben muss, bleibt noch ein respektabler Gewinn.
Zwei BHKWs am Markt
Warum auf die Brennstoffzelle warten, wenn man das eigene Kraftwerk im Keller bereits heute kaufen kann? Es gibt derzeit zwei Mini-Blockheizkraftwerke auf dem deutschen Markt, den "Dachs" von Senertec und das "Ecopower" der Firma Valentien. Beide erbringen eine elektrische Leistung von ca. fünf Kilowatt und kosten ca. 15.000 bis 18.000 Euro einschließlich Einbau. Die Firma Honda hat mit der Endphase der Entwicklung und Erprobung eines viel kleineren BHKW mit einer Leistung von 1 kW elektr. begonnen. Man kann ein BHKW mit Erdgas, Heizöl oder Pflanzenöl betreiben.
Jährlich die Leistung von drei Atomkraftwerken
Jährlich werden in Deutschland ca. 700.000 Heizungskessel gekauft. Wären dies alles Blockheizkraftwerke, dann entstünde jährlich eine Kraftwerksleistung von 3.500 MW. Das entspricht der Erzeugungskapazität von drei Kernkraftwerken. Wenn in einem Jahr nur zehn Prozent der Heizungskessel als Blockheizkraftwerke gekauft würden, dann würde sich der derzeitige Bestand von 7.000 Blockheizkraftwerken in diesem Jahr verzehnfachen. In vier Jahren würde soviel Strom erzeugt, wie alle Windkraftanlagen in einem Jahr erzeugen.
Blockheizkraftwerk für ein Einfamilienhaus wirtschaftlich?
Das BHKW-Angebot im Leistungsbereich unter zehn kWel hat sich in den letzten Monaten deutlich verbessert. In der Zwischenzeit werden auch leistungsmodulierende Anlagen (Ecopower) eingesetzt, welche die abgegebene Leistung an den bestehenden Bedarf anpassen können. Dadurch kann bei einem Neubau bzw. einer notwendigen Heizungssanierung auf einen zusätzlichen Heizungskessel verzichtet werden.
Bei einer guten Planung und einem relativ großen Wärmebedarf des Hauses kann sich eine BHKW-Anlage in 12-15 Jahren und damit innerhalb der Anlagen-Lebensdauer (18-22 Jahre) amortisieren. Ansonsten erscheint dies - aufgrund der geringen Nutzungsdauer der BHKW-Anlage insbesondere im Sommer und den neuen Wärmedämmstandards - eher schwierig.
Eine KWK-Anlage kann überall dort ideal eingesetzt werden, wo ein ausreichender Wärmebedarf über das ganze Jahr gewährleistet und ein weitgehend gleichzeitiger Strombedarf vorhanden ist. Ein ausschließliche Beheizung mit einem Klein-BHKW ist in einem kleinen Haus nur dann kostenmäßig sinnvoll, wenn sowieso eine neue Heizung ansteht. Dann spart man die Anschaffung eines neuen Heizkessels und die Wirtschaftlichkeit verbessert sich deutlich. Über die Wirtschaftlichkeit einer Anlage entscheidet immer der persönliche Eindruck des Betreibers. Der eine empfindet eine Amortisationszeit von fünf Jahren als schon zu lange und der andere ist mit 12-15 Jahren völlig zufrieden.
Nutzer berichten
"Die Idee mit einem Mini-BHKW ist Klasse, nur sollte man sich über die Wirtschaftlichkeit im klaren sein." "Die Berechnungen, die die Wirtschaftlichkeit der Dachs-Anlage im Ein- und Zweifamilienhaus darstellen und von Amortisationszeiten von drei oder vier Jahren ausgehen sind, gelinde gesagt, Bauernfängerei. Realistisch sind ca. 15-20 Jahre.
Das ist auch ok., weil ein ganz normaler Kessel sich nie amortisiert, da er nun mal keinen Strom produziert." "Nachgedacht werden sollte in jedem Fall über die Alternative Ecopower, da diese Anlagen leistungsmodulierend betrieben werden, sich also dem tatsächlichen Wärmebedarf des Gebäudes anpassen.
Die Gerüchte, dass der Dachsmotor besser als der von Ecopower ist, sind ein bisschen komisch, da ein Freund von mir bereits seinen zweiten Dachsmotor nach 6.500 Betriebsstunden einbauen lassen musste. Das war ein ziemlich teures Vergnügen." Also in jedem Fall von beiden Firmen Austauschmotorpreise in Preislisten und Wartungs- und Instandhaltungskosten schriftlich geben lassen.
Blockheizkraftwerk für ein Mietshaus?
Drei Erfahrungsberichte: "Wir betreiben zwei Dachse im privaten Bereich. Wir liefern den erzeugten Strom an uns privat, an zwei Mieter und an eine GmbH. Die Stromzwischenzähler sind von uns privat installiert. Wir verrechnen den ortsüblichen Strompreis, da es unseren Mietern egal ist, woher der Strom kommt, wenn die Kosten die gleichen sind. Für den Zähler verlangen wir keine Miete".
"Wir haben für unser 12 kWel BHKW 1991 Verträge mit unseren 20 Mietern gemacht: Sie verzichten auf die Direktbelieferung vom EVU, Abrechnungsverfahren für Wärme, Strompreis und Zählergebühr wie bei Direktbelieferung, Umlage der Wartungskosten und Mehrkosten für BHKW".
"Die privaten Stromabnehmer erhalten die gleichen Konditionen wie beim Strombezug durch den Netzbetreiber. Damit waren alle einverstanden. Verträge unterschrieben, eigene Zähler gekauft und ab sofort gibt es nur noch einen Strombezugszähler für den Reststrom nach außen. Die Versorgung des Grundstücks mit Wärme und Strom wurde als Gewerbe angemeldet".
Der Deutsche Mieterbund schreibt:
Wir halten den Stromverkauf vom Vermieter an den Mieter für zulässig, sofern der übliche Strompreis verlangt wird. Es besteht Vertragsfreiheit. Es kann auch vereinbart werden, dass der Mieter keinen eigenen Stromliefervertrag mit einem anderen Stromlieferanten abschließt. Der Mieter gibt seine Dispositionsfreiheit freiwillig auf. Es ist den Mietparteien möglich, zusätzliche Leistungen vertraglich zu vereinbaren, wie das im Bereich des "betreuten Wohnens" auch üblich ist.
Stromverkauf in die Nachbarschaft?
Wenn man mit BHKW-Überschussstrom einen Freund versorgt, der über die Straße wohnt und dabei fünf Meter durchs öffentliche Stromnetz geht, dann werden dafür sofort Netznutzungsgebühren von ca. 9 Cent/kWh fällig. Das sieht die sog. Verbändevereinbarung vor, die zwar eine gewisse Verbindlichkeit besitzt, aber weder ein Gesetz noch eine Verordnung darstellt.
Netznutzungsgebühren in dieser Größenordnung sind in diesem Fall nicht kostengerecht und damit offensichtlich missbräuchlich überhöht und somit rechtswidrig. Jedoch seltsam genug: Offenbar hat noch niemand versucht, sein Recht vor Gericht zu erstreiten.
Johannes von Bergen, Präsident des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung meint dazu: "Um eine Minidurchleitung zu realisieren, sollten Sie daran denken, eine Direktleitung zu bauen und auf die Durchleitung zu verzichten. Der Wettbewerb über Direktleitung ist gerade das Instrument um den Durchleitungsfall zu vermeiden. Sie sollten berücksichtigen, dass eine Durchleitung regelmäßig auch mit einem erheblichen Messaufwand verbunden ist, z.B. durch Lastprofilspeicher-Zähler. Bei einer Direktleitung investieren sie einmal und brauchen keine Durchleitungsentgelte zu entrichten. Eine Durchleitung über 500 km kostet das gleiche wie über 5 km. Dies entspricht im Grunde auch den physikalischen Verhältnissen im Netz, weil Strom nie und insbesondere im Niederspannungsbereich über 500 km transportiert wird."
Adi Golbach, Geschäftsführer des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung schreibt dazu: "Prinzipiell widerspricht jedes Element der Entfernungsabhängigkeit der Philosophie der Verbändevereinbarung, weil bei dieser vom Modell eines Zugangs zu "Kupferplatten" für die verschiedenen Spannungsebenen ausgeht. Bei dieser "Briefmarke" werden natürlich sehr kurze Durchleitungsentfernungen benachteiligt, wie das ja auch beim Versand einer Postkarte zum Nachbarn der Fall wäre. Dezentrale Nachbarschaftskooperationen werden also in der Tat erschwert, dafür werden andererseits Poolgemeinschaften von BHKW-Betreibern über weitere Entfernungen begünstigt. Problematisch ist, dass mit diesem Modell tendenziell auch der Betrieb und die Neuerrichtung von zentralen Kraftwerken (z.B. in Küstennähe auf Basis von Importkohle) begünstigt wird. Auch Offshore-Kraftwerksparks profitieren davon."
Verbändevereinbarung verhindert BHKW
Eine Änderung erfordert eine fundamentale Neuorientierung: Machtverlagerung zurück von der Verbändeebene hin zur Politik. Hier konkret: Netzzugangsverordnung (NZV) statt verhandeltem Netzzugang.
"Die gehört zu unseren Forderungen bei der Novellierung des EnWG. In einer NZV könnte man dann als ein Element auch den Fall von Nachbarschaftskooperationen angemessen regeln. Allerdings sind wir mit unserem Vorschlag einer NZV, die ja auch von anderen Verbänden erhoben wird, bisher nicht durchgedrungen. Das deutsche Paradigma, möglichst viel auf Verbändeebene zu regeln, ist noch zu mächtig. Ich meine, es wird langsam Zeit, diesen in seinen Konsequenzen verheerenden Unfug entschieden in Frage zu stellen".
Download Mustervertrag zum Stromverkauf von BHKW im Mietshaus (Stand 06.03.2003)