Effizienznetzwerke von Firmen
Die Idee der Effizienznetzwerke von Firmen macht auch in Deutschland Schule. Sie entstand urprünglich in der Schweiz. Wir berichten über ein neues und überzeugendes Konzept. Wann wird es auch Effizienznetzwerke von privaten Haushalten geben?
(22. Juni 2016) Im Jahr 2002 holte Prof. Eberhard Jochem eine Idee aus der Schweiz nach Deutschland, die es dort schon seit 1987 gibt: Selbstlernende Effizienz-Netzwerke von Firmen. Aber er brauchte noch 12 Jahre Überzeugungsarbeit, bis am 4. Dezember 2014 auch die Bundesregierung und 20 Wirtschaftsverbände sich das Ziel setzten, bis 2020 500 Energieeffizienz-Netzwerke in Deutschland entstehen zu lassen. Im Januar 2015 folgte ein Förderprogramm des BAFA für kommunale Energieeffizienz-Netzwerke.
Prof. Eberhard Jochem, Lehrstuhl an der ETH-Zürich, langjähriger Direktor des Fraunhofer-Institut ISI in Karlsruhe, unterstützt als Mitglied den Bund der Energieverbraucher e.V. seit seiner Gründung im Jahr 1987.
Inzwischen sind Energie-Effizienznetzwerke auch in Deutschland zu einer Erfolgsstory geworden. Prof. Harald Bradke zog auf den Berliner Energietagen 2016 folgende Zwischenbilanz:
- Bis 2020 ließen sich durch die 500 Energieeffizienz-Netzwerke Energiekosten in Höhe von knapp 1,5 Milliarden Euro einsparen, das sind zehn Prozent der teilnehmenden Unternehmen.
- Die CO2-Emissionen in Deutschland vermindern sich dadurch um fünf Millionen Tonnen.
- Die Wirtschaft wird rund vier Milliarden Euro in höhere Energieeffizienz investieren.
- Es werden netto 5.000 neue Arbeitsplätze entstehen.
- Die verminderten Energieimporte verringern den Kapitalabfluss ins Ausland.
Aus den Erfahrungen von 360 mittleren Unternehmen, deren Ergebnisse ausgewertet wurden, ergibt sich folgendes:
- Im Schnitt spart jeder Betrieb Energiekosten von jährlich 180.000 Euro.
- Alle Maßnahmen zusammen haben eine durchschnittliche interne Verzinsung von 31 Prozent.
Besonders hohe Rentabilität ergeben sich bei Druckluft, organisatorischen Maßnahmen, elektrischen Antrieben und Lüftung.
Vorzeigeprojekt
Besondere Beachtung verdient die Initiative Mari:e – mach‘s richtig: energieeffizient. Dafür wurden spezielle Handbücher entwickelt und auch Werbe- und Vertriebskonzepte zusammen mit Banken, Stadtwerken, Wirtschaftsförderung, DIHK und interessierten IHK‘s.
Vorteile gemeinsamer Effizienznetzwerke
Die Vorteile des gemeinsamen Lernen in Effizienznetzwerken sind überzeugend:
- Gruppen-Intelligenz ist schneller und kreativer als Einzel-Intelligenz.
- Mehr Ideen, weil mehr Erfahrungen zusammenkommen.
- Weniger Fehler, weil andere die Fehler schon gemacht haben.
Förderung
Effizienznetzwerke bekommen Förderung durch das Bundesumweltministerium, durch Länderregierungen, Stadtwerke, Städte, Landkreise, IHK‘s und Wirtschaftsförderungsgesellschaften. Über Details informieren zwei Projekt-Internet-Seiten (www.energie-effizienz-netzwerke.de und www.marie.streks.org), die Geschäftsstelle der 500 Effizienznetzwerke (www.effizienznetzwerke.org) und die Arbeitsgemeinschaft der Energieeffizienz-Netzwerke Deutschland (www.ageen.org).
Ablauf
Jedes Netzwerk mit fünf bis 15 teilnehmenden Unternehmen wird von einem Träger aus der Taufe gehoben. Die Netzwerktreffen werden von einem Moderator organisiert. Die Netzwerkteilnehmer treffen sich drei bis viermal im Jahr, um sich auszutauschen. Dabei können auch externe Experten geladen werden; Betriebsbegehungen sind die Regel. Die Netzwerke sind zunächst auf eine Laufzeit von drei bis vier Jahren angelegt. Ein jährliches Monitoring ist verpflichtend.
Eine Verpflichtung zur Umsetzung von Einsparvorschlägen gehen die teilnehmenden Unternehmen ebenso wenig ein wie für die Erreichung von Einsparzielen. In der Schweiz gibt es einheitliche Vorgaben für die Effizienz-Netzwerke. In Deutschland dagegen entstehen wegen fehlender verbindlicher Vorgaben eine Fülle unterschiedlicher Netzwerk-Konzepte und Standards.