ED 04/12 Eine Welt ohne Öl (S.30-31)

Die Holznot

(10. November 2004) Seit jeher bis ins frühe 19. Jahrhundert rangierte Holz als Brennstoff noch vor Holz als Werkstoff. Schätzungsweise neun Zehntel oder gar neunzehn Zwanzigstel des Holzes wurden bis dahin als Brennholz verbraucht. Man spricht daher auch bis um 1800 vom "hölzernen Zeitalter". Die Kohle (abgesehen von England) spielte bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch keine große Rolle. Die große Masse des Brennholzes diente damals dem häuslichen Bedarf.

Die große Rohdungsphase im Hochmittelalter hat den Wald in Deutschland auf einen Bruchteil seiner ursprünglichen Fläche reduziert. Man kann in Ihr die einschneidenste Veränderung sehen, die die Landschaft bis in die neueste Zeit erfahren hat.

1763

Im Frankfurter Stadtrat kam zur Sprache, "wie in der ganzen Stadt ein allgemeines Missvergnügen wegen des Holzmangels sich äußerte" und " bedenkliche Reden ausgestoßen würden". Zur Vorsicht verteilte man ein großes Quantum Holz an die ärmere Bevölkerung.

1789

kamen in Frankreich zu den Brotunruhen gleichzeitig die Holzunruhen. Im Jahr 1789, dem einer der kältesten Winter des Jahrhunderts vorausgegangen war, wurden die Klagen schriller und schlugen zum Alarm. Die Revolution stand vor der Tür!

"Holzmangel! Holzteuerung! Ist die allgemeine Klage in fast allen großen und kleinen Staaten von Deutschland!" schreibt Christian Laurope 1798 in seinen "Freimütigen Gedanken über den Holzmangel".

1821

wurde in Preußen ein Allgemeines Holzdiebstahlgesetz erlassen.

1850

kamen dort auf 35.000 gemeine Diebstähle 265.000 Holzdiebstähle! Karl Marx empörte sich als junger Anwalt (1842), daß dem modernen Staat das Holz wichtiger sei als der Mensch.

Not macht erfinderisch!

In den Zeiten der Holzknappheit bekommt das Sparen und der sinnvolle Einsatz des Holzes einen besonders hohen Stellenwert. Wenn Sparen in früheren Jahren ein Aufsparen für Zeiten der Not war, wandelt es sich nun zu einem sparsamen Umgang mit dem endlichen Gut Holz. Wie schon immer in Zeiten von Knappheit wird der allgemeine Mangel mit einem erhöhten Maß an Innovation kompensiert.

1661

Der Grundsatz der nachhaltigen Waldwirtschaft findet sich erstmals in Verordnungen der Saline Reichenhall als Prinzip des ewigen Waldes: "Gott hat die Wälder für den Salzquell erschaffen, auf dass sie ewig wie er kontinuieren mögen; also solle der Mensch es halten: ehe der alte ausgehet, der junge bereits wieder zum Verhacken herangewachsen ist"

1752

Kaiserin Maria Theresia ordnete an, dass die Bäume "nicht mehr nach alten, verderblichen Gewohnheiten mit der Hacken, sondern mit der Sag nahe an der Wurzen" gefällt werden sollten. Sie begründete Ihre Weisung vor allem damit, dass beim Axthieb der Holzabfall zu groß sei. Mit der Säge könnten bei hartem Holz 20%, bei weichem 15% an Abfall eingespart werden.

Eine Vielzahl von Neuentwicklungen "Holz spahrender Öfen" wurden in der Zeit zwischen dem auslaufenden Mittelalter bis hinein ins 19. Jahrhundert entwickelt. Bei den technischen Neuerungen lassen sich in der Zeit zwischn 16. und 18. Jahrhundert einige Grundprinzipien erkennen:

  • Die Herstellung geschlossener ummauerter Feuerungen und die Vermeidung einer unnötigen Größe der Feueranlagen.
  • Ofenbauweisen, die einen allzu raschen Abzug der Wärme verhindern.
  • Die Nutzung der Abwärme zur Vorwärmung oder Trocknung des zu erhitzenden Stoffes.
  • Die Sorge für mehr Kontinuität im Produktionsprozess zur Vermeidung der Pausen, während derer das Feuer nutzlos vor sich hinbrannte.

letzte Änderung: 18.05.2010