ED 02/11

Dichten & Dämmen

Dichten

(15. Oktober 2003) Ein Vorurteil gleich vorneweg klargestellt: Wärmedämmstoffe sind nicht unbedingt luftdicht! Sehr wenig dicht sind Stoffe wie Mineralwolle und alle Schüttdämmstoffe. Aber selbst Hartschäume sind nicht perfekt luftdicht; allein vom Dämmstoff "Schaumglas" kann man das vielleicht beanspruchen.Auch sehr dicke Dämmlagen sind durchaus diffusionsoffen, es sei denn, sie sind aus besagtem Schaumglas.

Karikatur Passivhaus

Gut verpackt hält länger warm ...

Dämmstoffe sind also für sich nicht luftdicht - nichts desto weniger muss eine wirksam gedämmte Aussenhüllfläche aber luftdicht sein. Dies war Gegenstand noch viel heftigerer Diskussionen als der um das Dämmen.

Lange Zeit galt das luftdichte Bauen als "baubiologische Sünde". Auch hier gelten einfache Gesetze der Physik, die eindeutig ergeben, dass nur eine luftdichte Außenkonstruktion dauerhaft schadensfrei bleiben kann:

Entscheidend ist, dass Undichtheiten in einer Außenhülle nicht nur von außen nach innen, sondern häufig auch von innen nach außen durchströmt werden. Im letzteren Fall tritt von innen warme und feuchte Raumluft in die Fuge ein, kühlt sich in der Fuge ab und kann das enthaltene Wasser nicht mehr halten. Es kommt zur Tauwasserbildung in der Fuge. In einer 1 m langen und nur 1 mm breiten Fuge kann auf diesem Weg am Tag mehr als 300 ml Wasser ausfallen. Keine Frage, dass das für die Bausubstanz schädlich ist.

Bauschäden durch Dichtheit?

Ein weit verbreitetes Vorurteil ist, dass durch verbesserte Luftdichtheit die Wahrscheinlichkeit für Bauschäden zunehmen würde. Daran wäre nur dann ein Stückchen Wahrheit, wenn nicht zugleich für eine hygienischen Notwendigkeiten gerecht werdende Wohnungslüftung gesorgt würde. Wer Dichtheit sagt, muss auch Wohnungslüftung sagen.

(2002)

Dämmen

Noch immer halten selbsternannte Experten das Gerücht vom "Unsinn der Wärmedämmung" und die Falschbehauptung, nicht Wärmedämmung, sondern Wärmespeicherung allein könne zur Energieeinsparung beitragen, aufrecht.

In dieser Frage sind die Aussagen der Physik ganz eindeutig. Eindrucksvoll wird das durch den Erfolg der Passivhäuser demonstriert: Allein die Wärmedämmung bestimmt die Heizenergiebilanz im Winter maßgeblich, die Wärmespeicherung ist völlig unbedeutend. Um überhaupt Passivhäuser bauen zu können, musste man von der Wirksamkeit der Wärmedämmung überzeugt sein.

Grafik Einsparung durch effiziente Energienutzung

Energieverbrauch in einem durchschnittlichen Gebäude im Bestand (links) im Vergleich zum gemessenen Energieverbrauch in einem Passivhaus

Mehr noch: Man musste auch darauf vertrauen, dass bis dahin sogar von der etablierten Bauforschung für unsinnig gehaltene Dämmstoffstärken von 30 cm und mehr die vorausberechnete Wirkung bringen. Das Vertrauen in die Physik hat sich bewährt: Die Temperaturverläufe in den dick gedämmten Aussenwänden von Passivhäusern entsprechen im Rahmen der Messgenauigkeit den theoretischen Erwartungen. Die Heizenergieverbräuche in den Häusern sind tatsächlich so unglaublich gering wie mit der dynamischen Gebäudesimulation vorhergesagt.

Wirtschaftlichkeit der Dämmung

Auch die Frage der Wirtschaftlichkeit großer Dämmstoffdicken wurde immer wieder kontrovers diskutiert. Wenn heute hochwertige Dämmstoffe für etwa 50 DM auf den Kubikmeter am Markt erhältlich sind, dann zeigt dies, dass daran die Finanzierung eines Neubaus kaum wird scheitern können.

Hat ein großes Einfamilienhaus etwa 500 m2 Außenoberfläche und setzen wir für eine durchschnittliche Passivhaus-Dämmung 30 cm Dicke an, so kostet der gesamte Dämmstoff für das Haus gerade 7.500 DM (oder etwa 50 DM auf den Quadratmeter Wohnfläche). Das sind etwa 2% heutiger durchschnittlicher Baukosten und liegt deutlich unter den Kosten einer Heizungsanlage.

Sicher, wenn dieses Geld unnötig und sinnlos ausgegeben würde, wär es schade drum - wenn wir aber wissen, dass durch eine solche Dämmung mehr als 1.000 Liter Heizöl im Jahr eingespart werden, und damit mindestens 700 DM/a, hat sich die einmalige Investition schnell bezahlt gemacht. Bei einer Nutzungsdauer von mindestens 30 Jahren für das Haus beträgt die (steuerfreie!) Rendite 9%. Sichere Anlageformen dieser Qualität muss man woanders lange suchen. Zusätzlich zum Cashflow erhält der Nutzer aber noch einen anderen Wert: Bauschadensfreie Außenkonstruktionen und eine bedeutend bessere Behaglichkeit.

letzte Änderung: 30.10.2023