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Das Frischluft-Wunder

Unser Lichtexperte Wolfgang Buttner meldet sich hier mit seiner persönlichen Lösung für frische Luft in wohlig warmen Räumen.

Das Frischluft-Wunder

Unser Lichtexperte Wolfgang Buttner meldet sich hier mit seiner persönlichen Lösung für frische Luft in wohlig warmen Räumen.

(12. September 2011) Dezentral lüften spart Energie, doch die Kosten für entsprechende Geräte schrecken viele Verbraucher ab. Wolfgang Buttner hat für sein Einfamilienhaus, Baujahr 1954, eine sehr günstige dezentrale Lüftungslösung gefunden: Die Geräte der Firma GF-Sol-Air: „Die Geräte laufen bei mir im Hause zu meiner vollsten Zufriedenheit rund um die Uhr auf Stufe 1 mit zwei Watt.

Das Gerät kostet 450 Euro (inkl. MWSt. ohne Montage) und ist billiger als alles andere auf dem Markt – es amortisiert sich allein durch eingesparte Heizkosten. Die teureren Geräte mit Wärmetauschern aus Aluminium konnten mich damals nicht überzeugen: Sie erzeugen thermische Kurzschlüsse in Längsrichtung wegen der hohen Wärmeleitfähigkeit des Metalls." Die Gegenstromwärmetauscher von Sol-Air bestehen hingegen aus sehr dünnen Kunststofffolien und vermeiden dieses Grundproblem aller Wärmetauscher aus Metall.

2877 Wolfgang Buttner

Wolfgang Buttner, 54, selbstständiger Ingenieur aus Landsberg, Energiereferent der Stadt Landsberg, Vegetarier, Fernradler, ÖDP-Mitglied, seit 1994 Mitglied im Bund der Energieverbaucher e. V.

Wolfgang Buttner: „Das Gerät konnte ich problemlos selbst montieren: Es waren zwei Löcher in die Außenwand zu bohren, Durchmesser: 6,2 Zentimeter in einem Abstand von 25 Zentimetern. Im Raum wird ein weißer Kasten (Maße: 46 x 29 x elf Zentimeter) aufgehängt und ein kleines Netzteil versorgt das Ganze mit Strom. Fertig ist die Montage." Die „Flüsterversion" hört man praktisch nicht, doch sie bringt 14 Kubikmeter Frischluft je Stunde in den Raum. Die Normalversion ist auch sehr leise und bringt 20 Kubikmeter Frischluft pro Stunde. Der Stromverbrauch liegt bei rund drei Watt, ist also zu vernachlässigen.

2877  Frischluft mit dem GF-SOL-AIR

Ein anderes sehr günstiges dezentrales Gerät ist der „Inventer" (die Energiedepesche berichtete). Bei dieser Version verschwindet das Gerät in einer runden Wandöffnung von 45 Zentimetern Durchmesser. Der Inventer wechselt alle 70 Sekunden die Drehrichtung. Die ausströmende Luft gibt die Wärme an einen Keramikeinsatz im Gerät ab. Diese Wärme wird an die gleich darauf einströmende Luft wieder abgegeben. Das Gerät fördert bis 29 Kubikmeter Luft stündlich und kostet einschließlich Regler rund 760 Euro ohne Einbau. Das Gerät ist selbst in der schallgedämmten Version deutlich vernehmbar. Ähnlich vom Prinzip, jedoch hochwertiger und teurer ist der Thermolüfter von LTM.

Das Sol-Air-Gerät ist deutlich leiser, hat aber einen geringeren Luftdurchsatz. Von der Lufthygiene, der Lärmentwicklung und der Wärmerückgewinnung schneidet Sol-Air deutlich besser als der Inventer ab.

Ein einzelnes Sol-Air-Gerät reicht theoretisch also nicht einmal aus, um für eine Person den ausreichenden Luftwechsel zu sichern. Je nach Personenzahl, Dichtigkeit und Raumzahl sind mehrere Geräte nötig.

Jumbo für mehr Luft

Sol-Air bietet für größere Räume auch den Jumbo an, der bis stündlich 150 Kubikmeter Frischluft hereinbringt. Er kostet unter 800 Euro einschließlich MWSt ohne Montage. Zwei bis drei Geräte dürften zum Beispiel für Klassenräume eine sehr einfache und kostengünstige Möglichkeit sein, die Lufthygiene zu verbessern.

Wieviel Frischluft braucht der Mensch?

Pro Person und Stunde rechnet man mit einem Frischluftbedarf von 30 Kubikmetern (nach DIN 1946, Teil 2), um die Pettenkofer-Zahl (Obergrenze für die CO2-Konzentration von 1.000 parts per million (ppm) oder 0,1 Prozent CO2) nicht zu überschreiten. Für Einzelbüros sind sogar 40 Kubikmeter je Person und Stunde vorgeschrieben.

Eine kleine Rechnung belegt diesen Wert: Der Mensch atmet neun Liter Luft jede Minute aus (20 Atemstöße je Minute, 450 Milliliter Atemvolumen). Die ausgeatmete Luft enthält vier Prozent CO2 (40.000 ppm). Das sind 21 Liter CO2 je Person und Stunde. 30 Kubikmeter hinausströmende Luft sind 30.000 Liter mit 0,1 Prozent (Pettenkofer-Zahl) und enthalten 30 Liter CO2 (30.000 x 0,001). Die von Außen einströmende Luft bringt 30.000 x 350 ppm = 10,5 Liter CO2 hinein. Per Saldo werden 19,5 Liter CO2 hinaustransportiert. Das entspricht nahezu der ausgeamteten CO2-Menge. Auch beim Sauerstoff unterscheiden sich eingeatmete und ausgeatmete Luft um rund vier Prozent in der Sauerstoffkonzentration. Wenn also genug CO2 abgeführt wird, kommt auch genug Sauerstoff hinzu in der Frischluft.

Was passiert bei höheren CO2-Konzentrationen? Bei 1,5 Prozent CO2 nimmt das Atemvolumen um 40 Prozent zu. Bei acht Prozent CO2 in der Atemluft, der 80-fachen Pettenkofer-Zahl, tritt der Tod nach 30 bis 60 Minuten ein. Aber bereits mit 0,3 Prozent CO2 überschreitet man den sogenannten MAK-Wert, gesundheitliche Schäden sind dann nicht auszuschließen.

Kommentar von Klaus Michael, Energieexperte und Geschäftsführer des Niedrig-Energie-Instituts

159 558 1909 2877 Klaus Michael

Die notwendige Frischluftmenge hängt nicht nur von der Personenzahl ab, sondern von zwei zusätzlichen Einflussfaktoren. Das eine ist die Fugenlüftung (und sonstige Lüftung, etwa durch Türöffnen). Das andere ist die Teilabwesenheit und der Vorratseffekt des Innenvolumens. Die meisten Wohnungslüftungsanlagen laufen rund um die Uhr auf gleicher Leistungsstufe. Kommt man abends nach Hause, dann sind die Räume voll mit unverbrauchter Frischluft. Dieser Puffereffekt verringert die tatsächliche CO2-Konzentration. In vielen Häusern stehen zudem Zimmertüren offen, so dass einzelne Räume auch von dem Luftvorrat beziehungsweise der Frischluftversorgung anderer Räume mit profitieren. Andererseits kann der CO2-Wert schnell überschritten werden, wenn zum Beispiel durch Besuch mehr Personen CO2 produzieren.

Dezentrale Kleinanlagen sind stark von Außenwind irritierbar. An Fassaden normal exponierter Gebäude haben wir im Winter oft erheblichen Winddruck oder Windsog. Dann funktioniert die Wärmerückgewinnung der Kleinanlagen oft gar nicht mehr oder nur minimal. Schlimmstenfalls zieht es dann erbärmlich durch diese Wandlöcher.

letzte Änderung: 23.06.2017