Altbaudächer sind oft verbesserungsbedürftig
(2002) Wärmeverluste durch Dächer erkennt man im Winter durch rasch schmelzenden Schnee. Bleibt der Schnee länger liegen, hängt dies jedoch nicht immer mit einer guten Dämmung zusammen, sondern oftmals nur mit einem unbeheizten Dachraum. Verantwortlich für hohe Wärmeverluste durch das Dach sind zwei häufig anzutreffende Mängel:
Dämmung auf dem Dachboden (Aus: Energiegerechtes Bauen und Modernisieren)
Problem Nr. 1:
Eine zu dünne und häufig auch nicht sorgfältig ausgeführte Dämmung bei Alt- wie bei Neubauten.
Problem Nr. 2:
Eine undichte innere Dachverkleidung. Fugen und Ritzen verursachen kalte Zugluft und Feuchteschäden im Dach. Sommerliche Überhitzung und im Winter unbehaglich kalte Dachwohnungen sind die extrem spürbaren Auswirkungen einer unzureichenden Wärmedämmung im Dach. Bei älteren Gebäuden kennzeichnen schlackengefüllte Holzbalkendecken, Leichtbauplatten oder Bimssteine in Dachschrägen den heute unzureichenden Wärmeschutz. Nach den Ölpreiskrisen wurde zwar häufiger gedämmt, die Schichtdicken blieben aber meist unter 10 cm. Dachgauben sind mit 10 - 12 cm dünnen Wänden zwar gegen Regen, aber kaum gegen Heizwärmeverluste geschützt.
Dachdämmung nicht versäumen
Dachneueindeckungen im Gebäudebestand werden oft ohne gleichzeitige Dämmung ausgeführt, obwohl zu diesem Zeitpunkt für den Dämmstoff nur geringe Zusatzkosten anfallen würden. Wird gedämmt, ist das allein noch keine Garantie für einen guten Wärmeschutz. Denn ein großes Problem stellen mangelhafte, mit Fehlstellen ausgeführte Dämmmaßnahmen dar.
Lösungen für eine bessere Wärmedämmung im Dach
In den wenigsten Fällen besteht die zu dämmende Fläche nur aus der Dachschräge. Auch Abseiten, Spitzboden, Gauben, Dachbodenflächen und Innenwände zu kalten Dachräumen oder Treppenhäusern gehören dazu.
Dämmung der Dachbodenfläche
Nichtausbaubare Dachräume werden am einfachsten und günstigsten auf der Bodenfläche gedämmt. Der kalte Dachraum wird damit vom beheizten Gebäudeteil getrennt. Dies ist mit wenig Materialaufwand verbunden. Dafür lohnt sich z.B. das Ausräumen von Lagergut. Soll die Dämmung begehbar sein, kann dies durch einzelne Bohlenstege oder Spanplatten (z. B. V 100 E 1) erreicht werden. Verbundplatten aus Spanplatte und Mineralfaser oder Hartschaum sind bis zu 14 cm Dämmstärke erhältlich; für zu empfehlende dickere Dämmschichten sollte besser zweilagig gearbeitet werden.
Einblasdämmverfahren für Dachböden
Für nicht begehbare Dachböden oder sehr unebene Flächen mit vielen Durchdringungen bietet sich das Einblasdämmverfahren an. Mineralwolle-, Zelluloseflocken oder Perlite werden eingeblasen und bilden eine homogene, überall gut anliegende Dämmschicht. Es ist auch für die Dämmung der Zwischenräume von Holzbalkendecken geeignet. Selbstverständlich können diese Dämmstoffe auch einfach aufgeschüttet werden. Von 500 auf rund 50 m3 Erdgas pro Jahr konnten die Wärmeverluste in einem Fall durch eine Dachdecke (80 m2) reduziert werden. Die 20 cm starke Dämmung war mit dem Einblasverfahren in drei Stunden ausgeführt. Die Kosten: rund 3.400 - 3.700 DM.
Thermodach-System auf den Sparren, luftdicht und einfach zu montieren. Die Ziegel liegen direkt auf der Dämmung.(Foto: THERMODACH Dachtechnik GmbH)
Dämmung zwischen den Sparren
Die Dämmung zwischen den Sparren ist das am häufigsten ausgeführte Dachdämmverfahren. Es wird oft für den nachträglichen Dachausbau gewählt. Bei der Entscheidung für dieses Verfahren ist zu bedenken:
- Die Dämmstärke ist durch die Sparrenhöhe begrenzt
- Die Sparren bilden Wärmebrücken (15 - 20 % der Dachfläche), die den Wärmeschutz bis zu 30 % verschlechtern.
Ist die Dachhaut regensicher, werden Dämmplatten, Matten oder Keile zwischen die Sparren geklemmt und raumseitig mit einer Dampfsperre versehen. Das Dämmmaterial muß überall dicht anschließen. Bei geringen Sparrenhöhen ist die Dämmschichtdicke oft zu gering. Hier hilft eine innenseitige Aufdoppelung des Sparrens mit Bohlen oder Latten oder eine zusätzliche durchgehende Dämmplattenschicht unter den Sparren, die auch deren Wärmebrückenwirkung reduziert. Der Dämmstoff sollte mindestens der Wärmeleitfähigkeitsgruppe 040 (W/mK) entsprechen. Hartschaumplatten können nur bei rechteckigen Sparrenquerschnitten und gleichmäßigen Sparrenabständen eingesetzt werden. Anpassungsfähige Faserdämmstoffe sind jedoch immer vorteilhafter.
Einblasedämmung beim ausgebauten Dach
Dämmstoffkörnung oder -flocken werden vom Spitzboden oder durch einzelne aufgenommene Dachziegel (z. B. beim Walmdach) in den Zwischenraum zwischen vorhandener raumseitiger Verwendung und Dachziegel geblasen. Eine eingeschobene Hartfaserplatte mit Abstandhalter oder ein abgesteppter Kunststoffschlauch sichern eine begrenzte Belüftung von 2 cm. Dieses Verfahren ist sinnvoll, wenn der Sparrenzwischenraum weitestgehend ungedämmt ist und keine Unterspannbahn existiert. Die ausführende Firma muß durch eine Wasserdampfdiffusionsberechnung nach DIN 4108 die Unbedenklichkeit des Aufbaus nachweisen. Eine Dampfbremse kann - wenn erforderlich - nachträglich hergestellt werden, z. B. durch eine Rauhfasertapete mit hauchdünner Aluminiumbeschichtung auf dem Innenputz.
Dämmung unter den Sparren
Bei sehr unterschiedlichen Sparrenprofilen und Abständen, z. B. bei Fachwerkhäusern können Dämmstoffplatten auch unter den Sparren befestigt werden (bis 12 cm Dicke erhältlich). Wegen des Verlustes an Innenraum kommen häufig jedoch nur geringe Dämmschichtdicken in Frage. Eine Dampfbremse ist erforderlich, sie dient gleichzeitig der Luftdichtheit. Bauen Sie keine Plattensysteme ohne innere Luftdichtheitsschicht ein: Angesichts des hohen Fugenanteils zwischen den Platten sind sonst die Energieverluste durch Luftströmung hoch. Geeignet sind auch Verbundplatten aus Dämmstoff (Polystyrol/Mineralfaser) und Gipskarton/Gipsfaserplatten oder Holzwolleleichtbauplatten mit integrierter Dampfsperre. Die Stöße von Gipskartonplatten müssen verspachtelt werden. Verputzte Holzwolleleichtbauplatten sind meist schon allein schon winddicht.
Dämmung auf den Sparren
Das Verfahren ist im Neubaufall oder bei der Dachneueindeckung besonders dann geeignet, wenn große Sparrenflächen ohne Abseiten oder Spitzbodenflächen und einfache Dachgeometrien vorhanden sind. Die Vorteile:
- Die Sparren bilden keine Wärmebrücken und können in die Raumgestaltung einbezogen werden.
- Der Dachstuhl liegt im warmen Bereich. Einfache Fertigsysteme (z.B. Thermodach) werden wie Dachziegel auf das Dach aufgelegt. Auf ihrer Oberseite ist das System wie eine Dachlattung geformt, so dass die Ziegel ohne weiteren Aufwand wieder aufgelegt werden können. Das System ist luftdicht, so dass keine Folien gespannt werden müssen. Lediglich die Anschlüsse an Dachflächenfenster, Schornsteine, Gauben müssen sehr sorgfältig von Hand gearbeitet werden. Das System ist bis 17 cm Dämmstoffstärke lieferbar. Die Kosten liegen ohne Einbau zwischen 40 DM und 60 DM je qm je nach Dämmstärke.
Anforderungen der Energieeinsparverordnung
Die neue Energieeinsparverordnung (EnEV) fordert: Immer dann, wenn sowieso Dämmschichten eingebaut werden, die Dachdeckung erneuert wird oder Innenverkleidungen montiert werden, muss die Dämmung den Minimalwert von k=0,3 W/m2K einhalten. Gefordert wird, dass "nicht begehbare, aber zugängliche oberste Geschossdecken beheizter Räume bis zum 31. Dezember 2002" so zu dämmen sind, dass ein k-Wert von 0,3 W/m2K erreicht wird (künftig U-Wert genannt).
Diese Anforderung ist alles andere als streng, denn man erfüllt sie mit nur 8-12 cm Dämmung (WLG 040). Überdies bleiben die meisten Dachböden von der Pflicht gänzlich unberührt: Da sie nur "nicht begehbare" Decken betrifft, sind all jene ausgenommen, die z. B. als Abstell-, Trocken- oder Spielflächen dienen, ebenso komplett alle ausbaufähigen Dachböden. Und noch eine Ausnahme: Keine Dämmverpflichtung besteht für alle Ein- und Zweifamilienhäuser, deren Eigentümer zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Verordnung selbst darin wohnen. Doch es steht fest: Freiwilliges Nachrüsten in guter Qualität zahlt sich aus.