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Archiv-News zum Thema Intelligente Zähler bis 2012

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Wie Smart ist Smart?

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis – intelligente Zähler sollen es möglich machen, dass diese einfache Regel künftig auch wieder für Strompreise gilt

Wie Smart ist Smart?

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis – intelligente Zähler sollen es möglich machen, dass diese einfache Regel künftig auch wieder für Strompreise gilt. Doch was sich smart anhört, stößt in der Praxis auf unüberwindliche Hindernisse – obwohl der Gesetzgeber es vorschreibt.

(24. Juni 2012) Die Netze und Haushalte in Deutschland sollen „smart“ werden für die Energiewende: Künftig könnten konventionelle Kraftwerke nur noch dann Strom erzeugen, wenn die Erneuerbaren gerade mal schwächeln. Schlaue Verbraucher verlagern ihren Strombedarf möglichst in die Zeit, in der Stromüberfluss herrscht und der Strom daher günstig ist.

Rund 35 Prozent des Stromverbrauchs können Haushalte innerhalb eines Tages problemlos verschieben, schätzen Experten: So müssen Wasch- und Spülmaschine oder Trockner nicht gerade dann laufen, wenn der Strom knapp und teuer ist, sondern können etwas warten. Auch die künftigen Elektroautos könnten zu günstigen Zeiten aufgeladen werden. Und wenn Strom knapp wird, können die Batterien dieser Autos Strom sogar zurück ins Netz speisen.

1845 Stromzähler

Was in der Theorie einfach aussieht, hat mit der Wirklichkeit des Strommarktes leider nur wenig zu tun. Dem schlüssigen Denkmodell stehen handfeste Schwierigkeiten im Weg. Bevor es wirklich smart zugeht, müssen diese Probleme sämtlich aus dem Weg geräumt werden.

  • Wenn Strom knapp ist, muss sich dies auf die Strompreise auch beim Stromeinkauf auswirken. Das ist derzeit nur in geringem Umfang der Fall, weil der größte Teil des Strom über Monate und Jahre im Voraus eingekauft wird. Das verhindert, dass sich Knappheiten oder Überschüsse auf dem Strommarkt auf die Preise auswirken.
  • In Zeiten des Stromüberflusses muss Strom spürbar billiger werden – so wie früher, als der Spitzenlaststrom regelmäßig deutlich teurer war als der Grundlaststrom. Auch durch die gesetzlich vorgeschriebene Vermarktung des EEG-Stroms an der Strombörse hat sich der Preisunterschied zwischen Grundlast- und Spitzenlaststrom deutlich verringert. Die großen Verbraucher haben ihre Lastspitzen geglättet. Deshalb wankt aber das gedankliche und faktische Fundament vom „smarten Netz“ und den damit verbundenen intelligenten Zählern und Tarifen.
  • Die Strombeschaffungskosten des Versorgers müssen ihren Niederschlag in den Strompreisen der Verbraucher finden. In den vergangenen Jahren war zu beobachten, dass die Strompreise für Haushalte trotz sinkender Beschaffungskosten gestiegen sind. Die Versorger kalkulieren hingegen vorwiegend anhand der Marktsituation, der Gewinnmöglichkeiten etc. Deshalb haben die Strompreise für Verbraucher nur wenig mit den Strombeschaffungskosten zu tun.
  • Die Verbraucher müssten zeitvariable Stromtarife verstehen und nutzen. Schon derzeit ist die überwiegende Mehrheit der Stromverbraucher mit der Vielfalt der Tarife überfordert, ohne dass die Preise zeitlich variabel sind.
  • Wenn alle oben erwähnten Probleme gelöst und ausgeräumt sind, dann müssen die Kosten für notwendige „smarte“ Gestaltung von Tarifen, Abrechnungen und Verbrauchsgeräten geringer sein als die damit zu erzielenden Einsparungen. Smarte Stromzähler kosten bislang 35 bis 100 Euro mehr. Damit auch die Hausgeräte die Preissignale verstehen, müssen sie entsprechend elektronisch aufgerüstet werden. Kostenpunkt: Derzeit etwa 80 Euro je Gerät. Wenn der Preisunterschied zwischen teuren und günstigen Tarifen bei etwa fünf Cent je Kilowattstunde liegt, können Verbraucher etwa 50 Euro sparen, wenn sie 1.000 Kilowattstunden – also etwa ein Drittel ihres Durchschnittsverbrauchs pro Jahr – verlagern.

Fazit: Es macht keinen Sinn mehr, heute noch Stromzähler mit Uralt-Technik neu zu installieren. Und wenn der aktuelle Stromverbrauch dem Verbraucher deutlich angezeigt wird, dann führt das auch zu sparsamerem Verbrauch. Darüber hinausgehende Vorstellungen über smarte Technologien sind derzeit noch sehr weit von der Wirklichkeit entfernt.

Smarter Rollout in Frankreich

Ab 2013 würden 35 Mio französische Haushalte kostenlos mit Smart Meter ausgestattet.

Smarter Rollout in Frankreich

(10. Dezember 2011) Ab 2013 würden 35 Mio französische Haushalte kostenlos mit Smart Meter ausgestattet, kündigte das dortige Ministerium für Industrie, Energie und Digitalwirtschaft an. Finanziert werde das mit 4,3 Mrd Euro vom französischen Netzbetreiber ERDF, einer EdF-Tochter.

Kunden erhielten eine systematisch erstellte Abrechnung auf Grundlage des tatsächlichen Stromverbrauchs, eine Abrufmöglichkeit der monatlichen Verbrauchsdaten der letzten zwei Abrechnungsjahre, eine Warn-SMS bei Überschreitung des vereinbarten maximalen Verbrauchs und eine persönliche Beratung durch den Stromanbieter auf der Grundlage der Informationen.

Smart Meter

Intelligente Zähler sparen bares Geld

Smart Meter: Intelligente Zähler sparen bares Geld

(15. Juli 2011) Privathaushalte können durch Smart Meter und die Visualisierung des Stromverbrauchs im Durchschnitt 3,7% Strom einsparen.

Das ergab das Projekt "Nachhaltiger Energiekonsum von Haushalten durch intelligente Zähler-, Kommunikations- und Tarifsysteme", kurz "Intelliekon", an dem u. a. das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) und das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) beteiligt waren.

Dabei machten neun deutsche und ein österreichischer Energieversorger mit. Mehr als 2000 Haushalte nahmen an der achtzehnmonatigen Feldphase teil. Umgerechnet auf den bundesdeutschen Stromverbrauch entspricht das Ergebnis einer jährlichen Einsparung von 5 TWh Strom und 1 Mrd Euro vermiedene Stromkosten in den Haushalten.

Bei zeitvariablen Tarifen lag die ermittelte Einsparung sogar bei 9,5%. Mehr Infos gibt es unter www.intelliekon.de.

Neues von den Tausendsassas

Intelligente Zähler für clevere Verbraucher

Neues von den Tausendsassas

Über kein anderes Thema diskutiert die Versorgungswirtschaft derzeit so intensiv wie über intelligente Zähler. Bei Verbrauchern ist das Thema noch gar nicht recht angekommen. Wir informieren über die aktuelle Debatte.

(13. September 2010) Die meisten Verbraucher haben sich mit intelligenten Zählern bislang kaum beschäftigt. Das verwundert nicht, denn diese Geräte sind weder im Geschäft erhältlich, noch werben Versorger mit diesem Service. Im Gegenteil: Obwohl jeder Netzbetreiber seit Jahresanfang einen solchen Zähler einbauen muss, wenn der Kunde dies wünscht, ist dies in der Praxis schwer durchzusetzen. Zwar kann man den Messstellenbetreiber frei wählen, doch außer Yello bietet kein Anbieter die intelligenten Zähler tatsächlich an.

1845 Zählerherstellung Easymeter

Vollautomatische Zählerproduktion bei der Firma Easymeter wird in Betrieb genommen.

Smart Meter helfen sparen

Für Verbraucher liegt der Vorteil der intelligenten Zähler auf der Hand: Sie eröffnen zeitnahe Erkenntnisse über den eigenen Stromverbrauch und helfen bei der Analyse des Bedarfs häufig genutzter Geräte und typischer Verbrauchsgewohnheiten. Intelligente Gaszähler ermöglichen es, den aktuellen Gasverbrauch zu ermitteln. So können die Bewohner zum Beispiel die Wirkung geschlossener Fensterläden, gekippter Fenster, geringerer Heiztemperatur und veränderter Taktung des Brenners überprüfen.

Intelligente Zähler für clevere Verbraucher

Intelligente Zähler ermöglichen es zudem, zeit- oder lastvariable Tarife zu nutzen. So können Verbraucher besonders stromintensive Geräte während preiswerterer Tarifzeiten betreiben oder Geräte, die nicht unbedingt im Dauerbetrieb laufen müssen wie den Eisschrank während teurer Zeiten ausschalten. Wer einen eigenen Pufferspeicher für Strom besitzt, ein Elektroauto laden möchte oder wählen kann, ob er selbst produzierten Strom selbst verbrauchen oder ins Netz einspeisen will, profitiert ebenfalls vom Smart Meter. Möglich ist es auch, dass der Netzbetreiber Geräte und Heizung schaltet oder Pufferspeicher wie den Kühlschrank als Regelenergie nutzt.

Folgende Möglichkeiten gibt es für Zähler in Privathaushalten:

  • Bei derzeitigen Stromzählern handelt es sich meist um Modelle mit einer sich drehenden Scheibe, die sogenannten Ferraris-Zähler. 42 Millionen Haushalte in Deutschland sind mit einem solchen Zähler ausgestattet. Zu 29 Millionen Zählern kommt der Ableser des Netzbetreibers, eine Millionen Verbraucher geben die Werte in ein Internetportal ein, ebenso viele geben die Messwerte per Telefon durch. Und fast elf Millionen Verbraucher lesen die Werte ab und schicken sie per Post an den Netzbetreiber. Für Gas sind sogenannte Balgengaszähler üblich.
  • Elektronische Basiszähler können den bisherigen Ferraris-Zähler ersetzen. Neben dem laufenden Verbrauch zeigt er den Verbrauch der letzten 24 Stunden, der letzten sieben Tage sowie der letzten 30 Tage. Zusätzlich hat der Zähler zwei Schnittstellen zum Auslesen der Daten sowie zwei Tarifregister, denen die Verbräuche zugeordnet werden können. Ein solcher Zähler wird in Anlehnung an die Energiedienstleistungsrichtlinie und den § 21 b des Energiewirtschaftsgesetzes als EDL-21-Zähler bezeichnet. Die Anforderungen der Bundesnetzagentur an den Basiszähler, den sogenannten BNA-Zähler sind geringer, als die von der Versorgungswirtschaft konzipierten EDL21-Zähler.
  • Home-Display: Ein gut sichtbares Anzeigegerät im Wohnbereich stellt die Verbrauchswerte dar.
  • Intelligente Systeme können die Messdaten zusätzlich über das Stromnetz oder das Internet an den Netzbetreiber übermitteln.
  • Integrierter Tarifrechner: Diese Zähler berücksichtigen unterschiedliche Energietarife zu verschiedenen Tageszeiten. Dies ermöglicht es, den jeweils günstigsten Tarif zu wählen beziehungsweise den Verbrauch, falls möglich, zeitlich zu verlagern. Damit können Smart Meter helfen, Geld zu sparen.

In der Diskussion geht es nun darum, wie schnell die verschiedenen Systeme in Deutschland eingeführt werden sollten und ob eine gesetzliche Verpflichtung zum Austausch der bestehenden Zähler geschaffen werden sollte.

Derzeitige Gesetzeslage

Der Gesetzgeber verpflichtet seit Anfang 2010 die Netzbetreiber dazu, intelligente Zähler in neue Gebäude einzubauen und auch auf Anfrage jedem Verbraucher anzubieten (§ 21b EnWG). Diese Verpflichtung gilt unmittelbar. Gleichwohl war bis vor kurzem nirgendwo festgelegt, was ein intelligenter Zähler eigentlich ist. Der Gesetzestext spricht von „Messeinrichtungen, die dem jeweiligen Anschlussnutzer den tatsächlichen Energieverbrauch und die tatsächliche Nutzungszeit widerspiegeln". Die Bundesnetzagentur hat in einem Positionspapier vom 23. Juni 2010 nun endlich konkretisiert, wie dieser sehr vage Text zu verstehen ist und was ein solcher intelligenter Zähler alles können muss (BNA-Zähler). Im Wesentlichen sind es die oben zum Basiszähler genannten Fähigkeiten.

Zusätzlich legt § 40 Abs. 3 EnWG fest, dass bis zum 30. Dezember 2010 Energieversorger einen Tarif anbieten müssen, der zur Einsparung oder Steuerung des Verbrauchs anreizt, also zum Beispiel einen tageszeitabhängigen Tarif wie der bekannte Tag/Nachtstromtarif. Der entsprechende Zähler hat die Bezeichnung EDL40.

Bericht der Bundesnetzagentur

Die Bundesnetzagentur hat am 10. März 2010 für das Bundeswirtschaftsministerium einen ausführlichen Bericht zur Zukunft der digitalen Zähler und variabler Tarife verfasst.

Wenig Bewegung am Markt

Die Gutachter folgern, dass die derzeitigen gesetzlichen Regelungen den flächendeckenden Einsatz elektronischer Zähler behindern - unter anderem, weil verbindliche Standards fehlen. Freie Messstellenbetreiber fürchten wirtschaftliche Risiken, weil die Netzbetreiber alle Messstellen in der Hand haben.

Die Einführung zeitvariabler Tarife hingegen scheitert derzeit an der vorherrschenden Verwendung von Standard-Lastprofilen, also über alle Verbraucher gemittelten Verbrauchscharakteristiken. Die Experten gehen daher davon aus, dass sich zunächst die Rahmenbedingungen ändern müssen, damit sich die digitalen Zähler durchsetzen. Andernfalls werden bestenfalls 20 Prozent der Haushaltskunden in den kommenden zehn Jahren von den smarten Zählern profitieren können.

Dreh- und Angelpunkt: das Display

Darüber hinaus geben die Gutachter zu bedenken, dass allein der Einstz von elektronischen Basiszählern ohne weitere Zusatzfunktionen zu keinem wesentlichen Einspareffekt führt: Erst ein informatives und einfach zugängliches Display für Kunden ermöglicht Einsparungen von etwa fünf Prozent.

Zahlreiche Pilotprojekte und Befragungen zeigen, dass Verbraucher durchaus für die neue Technik zu begeistern sind und sogar bereit wären, dafür mehr zu bezahlen. Sie müssen allerdings die Gewissheit haben, dass sie vollständig informiert werden und dass nicht an ihren Interessen vorbei gehandelt wird.

So denken Verbraucher

Das Forsa-Institut hat in den vergangenen Monaten zwei Verbraucherbefragungen zu modernen Zählern durchgeführt: Eine in Zusammenarbeit mit Accenture, eine für den Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Die Verbraucher haben erstaunlicherweise in der Untersuchung für die Versorgungswirtschaft deutlich positiver zu intelligenten Zählern Stellung bezogen als für die VZBV. Acht von zehn Haushalten wünschen laut Accenture den Einbau eines intelligenten Zählers. Sie erhoffen eine Unterstützung beim Energiesparen.

In der VZBV-Studie ist der Begriff Smart Meter weitgehend unbekannt, immerhin haben 52 Prozent schon einmal etwas von digitalen Stromzählern gehört. Aber auch hier können sich 72 Prozent die Nutzung eines digitalen Zählers gut vorstellen. Nur jeder Fünfte ist grundsätzlich skeptisch. 71 Prozent finden in der VZBV-Umfrage die Einführung digitaler Zähler gut. Sie erwarten, dass sie dadurch ihren Verbrauch um sechs bis zehn Prozent verringern können. 27 Prozent meinen gar, sie könnten ihren Verbrauch um mehr als zehn Prozent drosseln. Für einen nach und nach stattfindenden kostenlosen Austausch der Ferraris-Zähler durch digitale Basiszähler sprechen sich 54 Prozent der Befragten aus, 18 Prozent bevorzugen eine kostenpflichtige Installation auf Kundenwunsch, so wie es das Gesetz derzeit vorsieht. Hauptbedenken sind mögliche Tariferhöhungen und mangelnder Datenschutz.

Die Accenture-Studie ist nachzulesen in Energiewirtschaftliche Tagesfragen, Heft 4/2010, Seiten 38- 40.

Soll der Staat also die neuen Zähler flächendeckend anordnen? Die Experten warnen vor einem solchen Rollout: Weil die Verbraucher die damit verbundenen Mehrkosten tragen müssen, könnte dies dazu führen, dass die Zähler auf Vorbehalte stoßen und die Kunden mögliche Einsparpotenziale deshalb nicht nutzen. Allerdings gibt es Zählerhersteller, die einen elektronischen Basiszähler mit den von der Netzagentur geforderten Fähigkeiten schon für etwa 45 Euro anbieten (Easy-Meter Q3D). Gegenüber den Kosten für einen Ferrariszähler von rund 35 Euro sind die Mehrkosten überschaubar und dürften bei sehr großen Stückzahlen noch deutlich geringer ausfallen.

Die Gutachter empfehlen Folgendes:

  • Es sollte vorgeschrieben werden, ab 2012 in größerem Umfang nur noch moderne Zähler neu einzubauen. Das gilt insbesondere bei ohnehin anstehenden Zählererneuerungen.
  • Es gilt, Anreize zu schaffen, damit die Unternehmen von sich aus Strategien für einen umfassenden Rollout entwickeln, also den Ersatz bisheriger durch moderne Zähler.
  • Die Zähler sollten so konstruiert sein, dass sie die Energieverbrauchswerte im Viertelstundentakt messen und speichern. Experten nennen dies Zählerstandsgangerfassung. Das erleichtert zeitvariable Tarife und sinnvolle Anwendungen für moderne Messsysteme.
  • In zwei Testregionen sollen jeweils flächendeckend intelligente Zähler eingesetzt werden. In einer Region mit einem elektronischen Basiszähler und in einer zweiten Region mit Messwertfernübertragung und Auswertung.
Studie: Smart Meter überzeugen nicht

Verbraucher spektisch

Studie: Smart Meter überzeugen nicht

(3. Juli 2010) Die derzeitigen Angebote von intelligenten Stromzählern überzeugen die Verbraucher nicht, so eine forsa-Studie im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv).

Die Befragten stünden der technischen Neuerung zwar grundsätzlich positiv gegenüber, aber nur 4% würden für einen marktüblichen digitalen Zähler Geld ausgeben. Die Idee, den Stromverbrauch so besser kontrollieren und leichter Energie sparen zu können, stoße bei 71% grundsätzlich auf Zustimmung.

69% wären sogar bereit, sich einen kostenlosen digitalen Basiszähler einbauen zu lassen. Immerhin 25% würden für die neue Technik Geld ausgeben, wenn der Preis niedrig und die Möglichkeit, Geld zu sparen, groß sei.

Letzteres sei u. a. davon abhängig, dass es Stromtarife gebe, die je nach Tageszeit variierten, so der vzbv. Die Regulierungsvorgaben der Bundesnetzagentur schränkten diese Möglichkeit derzeit noch stark ein. Hauptbedenken gegen digitale Stromzähler seien mögliche Tariferhöhungen und mangelnder Datenschutz. Die Studie gibt es unter www.vzbv.de.

Ungeachtet der Kritik am mangelnden Verbrauchernutzen drängt der Regulierer zur Einführung intelligenter Zähler und variabler Tarife. Ein Positionspapier dazu ist unter www.bundesnetzagentur.de veröffentlicht.

Man erwarte, dass die Unternehmen den Einsatz moderner Zähler stärker forcieren, so die Agentur. Ihr Papier erklärt, welche Zählerkosten als Teil der Netzentgelte anerkennt werden und welche technischen Mindestanforderungen Strom- und Gaszähler erfüllen müssen.

Gleichzeitig wurde ein Festlegungsverfahren eröffnet, um die Rahmenbedingungen für die Einführung zeitvariabler Stromtarife zu verbessern.

Für die meisten überregionalen Stromanbieter sei das Angebot unterschiedlicher Tarife für Tag- und Nachtzeiten bislang uninteressant, weil die gebräuchlichen Standardlastprofil- und Bilanzierungsverfahren noch nicht auf ein verändertes flexibleres Nutzungsverhalten der Stromabnehmer ausgerichtet sei, hieß es.

Hintergrund: Seit Jahresbeginn 2010 sind die Versorger verpflichtet, in Neubauten oder bei größeren Renovierungen Messeinrichtungen einzubauen, die dem Nutzer den tatsächlichen Energieverbrauch und die tatsächliche Nutzungszeit widerspiegeln.

Spätestens Ende 2010 muss Verbrauchern zudem ein Tarif angeboten werden, der einen Anreiz zur Energieeinsparung oder zur Steuerung des Energieverbrauchs setzt.

Den Verbrauch im Blick

Seit Januar 2010 haben die Stromverbraucher das Recht auf einen intelligenten Stromzähler

Den Verbrauch im Blick

Seit Januar 2010 haben die Stromverbraucher das Recht auf einen intelligenten Stromzähler: Das Gerät muss den aktuellen Verbrauch anzeigen, ähnlich, wie der Tageskilometerzähler beim Auto. Zudem muss die Stromrechnung Netzentgelte und die Zählerkosten gesondert aufführen. Die meisten Verbraucher wissen davon jedoch nichts - und die Versorger verschlampen das Gesetz.

(12. März 2010) Energieversorger müssen allen Verbrauchern seit dem 1. Januar 2010 Zähler anbieten, die den Energieverbrauch und die Nutzungszeit widerspiegeln. So steht es in dem neuen Paragraf 21b des Energiewirtschaftsgesetzes.

Wenn Gebäude neu an Strom- oder Gasnetz angeschlossen werden, sind die Versorger sogar zum Einbau sogenannter Smart Meter, also intelligenter Zähler, verpflichtet, „soweit technisch machbar und wirtschaftlich zumutbar". Beides ist der Fall.
Das gilt auch für Gebäude, die einer größeren Renovierung unterzogen werden. Maßstab dafür ist die EU-Gebäuderichtlinie.

Wechsel des Messstellenbetreibers

Die Vorschrift richtet sich an den sogenannten Messstellenbetreiber. Das ist zunächst einmal der Betreiber des örtlichen Strom- oder Gasnetzes. Anders als noch vor einigen Jahren ist der Netzbetreiber in den meisten Fällen aber nicht zugleich der Lieferant der Energie. Wer zum Beispiel den Anbieter wechselt, der bezieht nicht mehr vom örtlichen Versorger die Energie sondern von einem anderen Unternehmen.

Der örtliche Netzbetreiber ist ein Monopolbetrieb - der Verbraucher kann ihn nicht wechseln, denn es gibt zu jedem Verbraucher nur eine Strom- und eine Gasleitung. Um festzustellen, wer das Netz betreibt, sieht man im Versorgungsvertrag nach, wo der Versorger den Netzbetreiber angeben muss (StromGVV § 2 und GasGVV § 2).

Messstellenbetreiber wechseln

Jedem Verbraucher steht es nach dem Gesetz frei, den Messstellenbetreiber zu wechseln. So können Mieter oder Eigentümer den Messstellenbetrieb einer darauf spezialisierten Firma übergeben. Derzeit gibt es für Privatkunden jedoch nur einen Anbieter: die Firma Yello. Das Unternehmen baut Smartmeter, also intelligente Zähler, selbst dann ein, wenn der Verbraucher den Strom von einem anderen Anbieter bezieht. (siehe unten: Stromsparstunde am Yellometer).

Was ist ein cleverer Zähler?

Das Gesetz legt nicht fest, was genau ein cleverer Zähler ist. Es gibt dazu auch keine Verordnung oder technische Normung. Die Bundesnetzagentur erarbeitet dazu derzeit Auslegungsrichtlinien. Danach sollen clevere Zähler eine Reset-Taste besitzen, ähnlich dem Tageskilometerzähler beim Auto. Ferner soll er die in den zurückliegenden drei oder sieben Tagen verbrauchte Strom- bzw. Gasmenge anzeigen. Wer einen zeitvariablen Tarif nutzt, soll zudem auf einen Blick erfahren, welchen Tarif er wie lange genutzt hat. Manche Modelle verfügen sogar über eine Schnittstelle, über die die Messdaten das Haus verlassen - vorausgesetzt, der Verbraucher hat der Datenübermittlung zugestimmt.

1845 Smartmeter

78 Prozent der deutschen Haushalte wünschen sich von ihrem Energieversorger einen solchen schlauen Stromzähler. Sie gehen davon aus, ihre Stromrechnung damit im Durchschnitt um rund zehn Prozent zu senken.

Abrechnung häufiger

Neben dem Recht auf schlaue Zähler haben Verbraucher jetzt die Möglichkeit, monatliche, vierteljährliche oder halbjährliche Abrechnungen auf der Basis des tatsächlichen Verbrauchs zu fordern. Zudem sollten Kunden prüfen, ob ihr Strom- und Gasversorger die Kosten für die Nutzung der Leitungsnetze und die Messkosten getrennt aufführen (§ 40 Energiewirtschaftsgesetz). Zusätzliche Abrechnungsentgelte zwischen zehn und 20 Euro je Rechnung bezeichnet die Bundesnetzagentur in ihrem Jahresbericht 2009 „aus Verbrauchersicht inakzeptabel".

Verbraucher sollten prüfen, ob
  • ihr Energieversorger auf der Strom- oder Gasrechnung die Kosten für Netzentgelte und Messkosten angibt,
  • die Messkosten unter den von der Netzagentur festgelegten Höchstwerten liegen. Das sind für Wechselstromzähler höchstens 9,04 Euro jährlich für den Messstellenbetrieb, 5,16 Euro für die jährliche Messung und 11,31 Euro für die Abrechnung pro Jahr. Gas: 15,06 Euro, 7,01 Euro und zwölf Euro (Zählertyp G6).
  • Ihr Strom- oder Gasnetzbetreiber clevere -Zähler anbietet.

Im Fall der Missachtung können sich Strom- und Gaskunden beim Verbraucherservice der Bundesnetzagentur beschweren: Telefon 030 / 22480-500 oder www.bundesnetzagentur.de.

Kommentar von Rupprecht Gabriel

Der Yello Zähler ist für die breite Masse zu teuer, insbesondere die laufenden Kosten (8,75 Euro monatlich). Unser Ziel ist es, ohne Mehrkosten für den Verbraucher Zähler auf den Markt zu bringen, die diesen Informationsgehalt mit einem kleinen Zusatz liefern können.

In einigen Städten werden solche Zähler schon standardmäßig eingebaut, darunter Bremen und das EWE-Gebiet. Was der Endkunde – eventuell gegen Entgelt – benötigt, ist eine Kommunikationseinheit, die weitgehend auf Internettechnologie basiert.

Wir werden in diesem Jahr solche Einheiten in den Markt bringen und zwar von ganz einfach – also Daten in den PC übertragen und dort in Charts darstellen – bis zum Smart Home Rechner, der über Apps den mobil-digitalen Lebensstil mit dem Nutzen für den Verbraucher verbindet.

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Rupprecht Gabriel, Chef der Stromzähler-fabrik Easymeter

Stromsparstunde am Yellometer

von Lutz Wedel

Seit 1992 bin ich Solarstromerzeuger und als gelernter Lehrer ist es mir stets ein Anliegen, das Thema Energie auch anderen Menschen greifbar zu machen. Wie hoch ist mein Stromverbrauch? Wenn ich ein leckeres Nudelgericht mit dem E-Herd gekocht habe – wie viel Strom hat das verbraucht? Welchen Einfluss hat die thermische Solaranlage auf den Stromverbrauch von Wasch- und Spülmaschine?

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Lutz Wedel, Elbe

Seit dem 5. August 2009 haben wir den intelligenten Stromzähler der Firma Yello, obwohl wir seit Jahren Naturstromkunden sind. Auf der Industriemesse 2009 war ich auf den Smartmeter aufmerksam geworden. Naturstrom war so großzügig und hatte die Hälfte der Installationskosten von 79 Euro übernommen. Überdies bot mir das Unternehmen an, mit Einbau des Stromzählers nach 20 Uhr einen Nachtstromtarif zu zahlen, also derzeit drei Cent pro Kilowattstunde weniger. Nun haben wir den intelligenten Stromzähler und es ist schon faszinierend, dass ich überall per Internet zeigen kann, wie hoch unser häuslicher Stromverbrauch ist: In Grafiken für den Moment, für den Tag, die Woche, den Monat und später mal auch für das Jahr – natürlich passwortgeschützt.

Zuhause kann ich im Yellometer sogar den Verlauf der Stromverbrauchskurve mitverfolgen, wenn zum Beispiel unsere Spülmaschine läuft. Bei voller Sonneneinstrahlung ist in nur drei Minuten die eingestellte Solltemperatur erreicht. Sehr beeindruckend ist das für meine Schüler, dass man Stromverbrauch so darstellen kann.

Nur aus meinem Ansinnen, neben dem Stromverbrauch auch die Stromerzeugung unserer beiden PV–Anlagen über den Zähler zu schicken, wird derzeit leider nichts: So intelligent ist der intelligente Zähler wiederum nicht und unser Netzbetreiber E.on-Avacon ist nach eigenem Bekunden noch längst noch nicht so weit, einen eigenen Smartmeter anzubieten. Denn das wäre doch ganz spannend – man könnte auf einer Grafik mitverfolgen: Wie sieht denn unser Stromverbrauch im Vergleich zur eigenen Solarstromerzeugung aus?

Smart-Meter ohne Mehrkosten

Östereich macht es uns vor

Smart-Meter ohne Mehrkosten

(11. September 2009) Österreich will flächendeckend auf intelligente Stromzähler setzen - und das kostenneutral für die Verbraucher: Der Chef der österreichischen Regulierungsbehörde, Walter Boltz, hält das "im wesentlichen" ohne Erhöhung des Messentgelts (derzeit maximal 2,40 Euro) finanzierbar. Der Regulator will mit der Stromwirtschaft eine entsprechende Vereinbarung aushandeln.

Smart Meter im Praxistest

Rupprecht Gabriel plädiert für dezentrale Zählerintelligenz

Smart Meter im Praxistest

Rupprecht Gabriel plädiert für dezentrale Zählerintelligenz

(11. März 2009) Der Technologiewechsel vom alten Ferrariszähler zum intelligenten elektronischen Zähler ist lange überfällig. Elektronische Zähler sind genauer und billiger als die alten Zähler. Sie werden sich deshalb durchsetzen. Trotz langem Expertenstreit ist bislang keine einheitliche Lösung gelungen. Nicht jeder kann den Mehrwert eines "Smart Meters" erkennen - zu Recht, denn dass nicht alles aus Gold ist, was glänzt, sieht man am "Big Brother-Award" für Yello und seinen "Sparzähler".

3052 Rupprecht Gabriel

Rupprecht Gabriel ist geschäftsführender Gesellschafter der GmbH.

EasyMeter GmbH hat in Bielefeld gerade Deutschlands größte Fertigung für elektronische Zähler aufgebaut. Durch hochautomatisierte Technik und neue Technologien konnte man bei deutscher Fertigung niedrigere Lohnstückkosten als in China realisieren.

Wirtschaftlichkeit

Elektronische Zähler kosten derzeit noch etwa 35 bis 40 Euro und damit rund zehn bis 15 Euro mehr als mechanische. Sie verbrauchen aber deutlich weniger Strom: Ein Ferrariszähler frisst jährlich ungefähr rund 50 Kilowattstunden, ein elektronischer Zähler zum Beispiel von Easymeter im Vergleich dazu nur zehn Kilowattstunden. Das spart jährlich etwa 40 kWh oder fünf Euro. Den Stromverbrauch des Zählers trägt zunächst der Netzbetreiber.

Über die Netzentgelte wird aber auch der Verbraucher damit belastet. Legt man die Anschaffungskosten von alten und elektronischen Zählern auf zehn Jahre um, dann liegt die Differenz der Anschaffungskosten sehr viel niedriger als die eingesparten Stromkosten.

Der Kauf rechnet sich schon nach wenigen Jahren allein durch die Stromeinsparung.

Warum der Wechsel zur Elektronik kommen wird - auch ohne Zwang!

Die elektronischen Zähler werden allen Kunden einen wesentlichen Vorteil bieten: Sie zeigen die aktuelle Leistung an. Dadurch ist es möglich, auf einfachste Art den augenblicklichen Verbrauch zu überprüfen.

Ob das - etwas sportlich - durch den Gang in den Keller oder den Blick auf ein "Home Display" im Flur oder Wohnzimmer geschieht, bleibt dem Kunden überlassen. Doch in jedem Fall hilft die Information, das Verhalten zu ändern und den Strombedarf zu minimieren.

Elektronik ist nicht teurer - aber besser!

Man kann von den Messstellenbetreibern erwarten, dass sie für elektronische Zähler keine höheren Preise verlangen - jedenfalls, solange sie keine zusätzlichen Funktionen bereitstellen.

Teurer wird es, wenn der Endkunde häufigere Rechnungsstellungen, neue Tarifmodelle, Fernwirktechnik und "Smart Home"-Ankopplungen möchte, also die Möglichkeiten des "Smart Meterings" voll ausschöpft.

Zählwerk trennen

Sowohl von der technischen Seite als auch für die Kostenbetrachtung gilt es, zwischen der reinen Zählerfunktion und zusätzlichen Dienstleistungen zu unterscheiden. Der neue, smarte Zähler besteht also aus zwei Teilen: Einem reinen Zählwerk und einer nachgeschalteten Elektronik zur Auswertung der Zählersignale.

Neue Tarifmodelle

Wie schon in der Telekommunikationsbranche wird auch hier der Ideenwettbewerb des Marketings zu den unterschiedlichsten Marktlösungen führen, die sowohl für Anbieter als auch Endkunden interessant sein können.

Denkbar wären etwa zeitlich variable Tarife. Möglich wäre es auch, einen Teil des Stromes als Prepaid beim Discounter beziehen. Für all diese Fälle gelten unterschiedliche Abrechnungsmethoden.

Hardware und Software trennen

Da wir heute noch nicht wissen, was morgen kommt, ist es sicherlich sinnvoll, ein flexibles System aufzubauen, das durch Software neue Funktionalitäten ermöglicht. Der Verbraucher könnte entsprechende Updates mithilfe einer Chipkarte oder über das Internet herunterladen.

Alles geht, wenn Software und Hardware getrennt werden - wie beim PC.

Datensicherheit

Viele Kunde möchten aus Datenschutzgründen nicht, dass Details über den Verlauf ihres Stromverbrauches das Haus verlassen. Sie selbst jedoch möchten diese Daten zeitnah kennen, um ihr Verbrauchsverhalten daran auszurichten.

Das lässt sich durch dezentrale, dem Zähler nachgelagerte Intelligenz erreichen. In einem solches System kann z. B. der Kunde seinen Lastverlauf (Stromverbrauch) mit Preisumrechnung als Lastgang sehen. Der Netzbetreiber aber erhält nur die anonymisierte Abrechnung für seine Dienste und der Lieferant eine fertige, dezentral erzeugte Abrechnung.

Die Software wäre am besten über ein dezentrales System zu realisieren, das auf Open-Source-Software basiert.

Grenzenlos kommunizieren

Bisher hat man häufig bei "Smart Metern" den Fokus auf die Kommunikation gelegt. Das ist falsch. Man kann Kommunikation über SmartCard "Offline" realisieren oder "Online" über alle anderen Wege von internetbasierten DSL bis Powerline, also die Datenübertragung über das Stromnetz.

Die neuen, elektronischen Zähler sparen zwar selbst keinen Strom, aber sie werden höhere Effizienz, bessere Flexibilität und mehr Informationen bringen. Die Verbraucher sollten ihre Anbieter danach bewerten, ob sie sich dieser Zukunft stellen. Wenn nicht, wird es welche geben, die solche Services anbieten. Letztlich entscheidet so der Endkunde, was der Energieversorger anbieten wird.

Yello bundesweit smart

Die Kölner EnBW-Tochter Yello Strom GmbH startet einbundesweites Angebot mit intelligenten Stromzählern.

Yello bundesweit smart

(2. November 2008) Die Kölner EnBW-Tochter Yello Strom GmbH startet ein bundesweites Angebot mit intelligenten Stromzählern. Es richte sich nicht nur an eigene Kunden, sondern an alle Haushalte bundesweit. Der gelbe Stromzähler wird mit einem Paket geliefert, mit dem er ans Internet angeschlossen wird.

Seit Anfang Oktober bietet die Yello-Mutter EnBW in ihrem Netzgebiet einen blauen Zähler, dessen Einbau rund 100 Euro kostet. In einem einjährigen Pilotversuch hätten rund ein Drittel der Kunden ihren Stromverbrauch um mehr als 10% gesenkt, hieß es aus Karlsruhe.

Ab 2010 müssen "Smart Meter" bei Neubauten und Haussanierungen eingebaut werden, ab 2011 muss jeder Versorger einen Tarif anbieten, der die Tageszeit oder das jeweils verfügbare Stromangebot berücksichtigt.

Neue Freiheit für Stromkunden

Intelligente Zähler, monatliche Abrechnung: Mit dem neuenGesetz für Stromzähler beginnt ein neues Zeitalterfür Stromkunden.

Neue Freiheit für Stromkunden

Intelligente Zähler, monatliche Abrechnung: Mit dem neuen Gesetz für Stromzähler beginnt ein neues Zeitalter für Stromkunden.

(11. September 2008) Ein neues für Energieverbraucher wichtiges Gesetz ist am 9. September 2008 in Kraft getreten: Das "Gesetz zur Öffnung des Messwesens".

Es schreibt Folgendes vor:

  • Ab sofort sind die Strom- und Gasfirmen verpflichtet, in ihren Rechnungen die gezahlten Netzentgelte und die Kosten für die Messung gesondert aufzuführen (geänderter § 40 des EnWG).
  • Sofern der Verbraucher dies wünscht, muss der Lieferant den Verbrauch monatlich, vierteljährlich oder halbjähr- lich abrechnen (geänderter § 40 des EnWG). Dies könnte der Versorger dem Verbraucher zwar grundsätzlich als Mehraufwand in Rechnung stellen. Jedoch dürfen dafür auch keine überzogenen Kosten berechnet werden.
  • Ab 1. Januar 2010 müssen alle Netzbetreiber intelligente Zähler anbieten (geänderter § 21b des EnWG).

Echolon-Zähler sendet Messdaten über das Stromnetz

Zwar werden diese Regelungen schon lange diskutiert, denn die EU schreibt sie vor. Dennoch ist die Versorgungswirtschaft darauf in keinster Weise vorbereitet: Der Bundestag hat recht überraschend am 6. Juni 2008 obige Punkte ergänzt und beschlossen. Gleichzeitig ist die sogenannte Messzugangsverordnung in Kraft getreten. Sie regelt die Details des Messstellenbetriebs.

Messstellenbetreiber

Künftig ist der sogenannte Messstellenbetreiber derjenige, der den Stromzähler betreibt. Bisher handelte es sich dabei stets um den örtlichen Strom- oder Gasnetzbetreiber. Der Verbraucher kann das jetzt ändern, indem er einen Dritten mit dem Betrieb des Zählers beauftragt - den Messstellenbetreiber. Der Netzbetreiber muss dies akzeptieren und einen entsprechenden Vertrag abschließen. Der Messstellenbetreiber muss dem Energielieferanten die jeweiligen Verbrauchswerte übermitteln - auf Kosten des Verbrauchers.

Neuer Service für Verbraucher

Der Vorteil für den Verbraucher liegt dabei klar auf der Hand, denn erstmals kann er seinen Messstellenbetreiber frei wählen. Möglicherweise stehen potenzielle Kandidaten schon bald Schlange bei den Verbrauchern und liefern sich einen harten Wettbewerb zum Nutzen des Verbrauchers.

Doch derzeit findet sich für private Verbraucher noch kaum ein Anbieter. So viel ist jedoch sicher: Die großen Strom- und Gasanbieter werden rasch in das Zählergeschäft einsteigen. Mit dem Wechsel des Anbieters wird man ein Angebot bekommen, auch die Messstelle dem neuen Anbieter zu übergeben. Das kostet zwar zusätzlich Geld, jährlich etwa 20 Euro einschließlich Zählermiete. Aber man spart die Gebühren für den Messstellenbetrieb und die Ablesung, die man sonst an den bisherigen Netzbetreiber zu zahlen hätte.

Weiterer Vorteil: der neue Messstellenbetreiber bietet einen wesentlich besseren Zähler, der mehr Informationen liefert. Studienergebnisse aus dem Ausland, insbesondere aus Skandinavien, haben gezeigt, dass der Verbraucher davon erheblich profitiert: Ein regelmäßiges und gut aufbereitetes Feedback zum Stromverbrauch hilft dem Verbraucher, zwischen fünf und zwölf Prozent Strom zu sparen (vgl. IfEU Studie Innovative Stromrechnungen als Beitrag zur nachhaltigen Transformation des Elektrizitätssystems, November 2007). Optimal ist, wenn der Messstellenbetreiber zusätzlich zum Stromverbrauch auch Informationen zur Verbrauchsentwicklung liefert und Durchschnittswerte von Haushalten ähnlicher Größe nennt.

Schema Messstellenbetreiber - Freiheit für den ZählerDer Bund der Energieverbraucher beabsichtigt, mithilfe eines Kooperationspartners seinen Mitgliedern einen neuen, intelligenten Zählerservice anzubieten. Entsprechende Gespräche sind bereits im Gang.

Neue Zähler im Visier

Bisher zeigte ein Zähler lediglich den seit Installation verbrauchten Strom an. Wer den Verbrauch wissen wollte, musste den Stand zu zwei Zeitpunkten ablesen und die Differenz errechnen. Neue Zähler sind wesentlich intelligenter. Als Beispiel soll das Echolon Smart Meter dienen, das hierzulande EVB und Görlitz anbieten. Schwedens größter Stromversorger E.on Schweden, Vattenfall Schweden und Nuon in den Niederlanden setzen diese Technologie bereits in hundertausenden Haushalten ein.

Der neue Zähler ist binnen Minuten installiert. Er sendet über das Stromnetz kodierte Daten (PLC-System) an den Netzbetreiber. Der Verbraucher kann sich über Internet in das System einwählen und dort seinen Verbrauch im Minutentakt nachverfolgen und mithilfe einer Grafik analysieren. Aber auch der neue Zähler im Haushalt zeigt wie bisher die verbrauchten Kilowattstunden auf einem Display an. Der Zähler kann aber noch mehr, zum Beispiel zeitvariable Tarife abrechnen. Per Fernimpuls kann der Netzbetreiber den Zähler auch ganz sperren oder aber die Stromentnahme auf einen Höchstwert von zum Beispiel drei Ampere begrenzen.

Der Echolon kostet je nach Stückzahl zwischen 50 und 100 Euro, ist also nur wenig teurer als ein Ferraris-Zähler. Der Stromversorger spart aber den Zählerableser und hat deshalb unter dem Strich keine Mehrkosten gegenüber dem heutigen System, sondern deutliche Kostenvorteile. Es gibt natürlich eine Vielzahl anderer Zähler und System am heiß umkämpften neuen Markt für intelligente Zähler.

Versorger verschlafen Trend

Die deutschen Strom- und Gasversorger haben den Trend zu moderner Zählertechnologie glatt verschlafen. Dabei ist die EU-Effizienzrichtlinie bereits seit Anfang 2006 in Kraft, die häufigere Abrechnungsmöglichkeiten bereits ab 2008 vorschreibt. Erst jetzt nach dem Erlass des neuen Gesetzes starten fast alle Versorger Modellversuche mit ein paar hundert neuen Zählern. Dabei geht es vor allem darum, das Zusammenspiel zwischen neuen Zählern und der bestehenden Abrechnungssoftware bei den Versorgern zu überprüfen. Getestet werden müssen auch die Übertragungswege vom Zähler bis zum Energieversorger. Die Versorger bemühen sich um einen gemeinsamen technischen Standard der Datenübertragung unter dem Namen MUC (Multi Utility Communication). Bis heute ist man über ein Diskussionspapier nicht hinausgekommen (www.m-u-c.org).

Praktischer Rat

Bitten Sie Ihren Versorger um eine monatliche (alternativ viertel- oder halbjährliche) Abrechnung für Strom und Gas und lassen Sie sich vorher den Preis dafür mitteilen. Weisen Sie darauf hin, dass Ihnen die Mehrkosten dafür nicht angelastet werden dürfen, dass das Unternehmen nicht rechtzeitig auf die häufigeren Abrechnungszeiträume umgestellt hat. Wenn der Preis für Sie akzeptabel ist, sollten Sie auf einen kürzeren Abrechnungszeitraum umsteigen. Die Entgelte sollten deutlich unter den für eine Jahresabrechnung zulässigen Höchstbeträgen liegen (siehe unten).

Kontrollieren Sie Ihre Strom- und Gasrechnung

Diese müssen das Netzentgelt und das Entgelt für Messstellenbetrieb und Messung aufführen. Bei jährlicher Abrechnung sind für den Messstellenbetrieb höchsten zehn Euro pro Abrechnungs-zeitraum zulässig, für die Messung selbst 5,20 Euro und für die Abrechnung nochmals zwölf Euro. Diese Höchstwerte hat die Bundesnetzagentur festgesetzt.

Der Zähler denkt mit

Dümmer geht es nicht: Stromkunden erfahren derzeit nur einmal im Jahr durch ihre Stromrechnung,..

Der Zähler denkt mit

Dümmer geht es nicht: Stromkunden erfahren derzeit nur einmal im Jahr durch ihre Stromrechnung, wie viel Strom sie verbraucht haben. Wer seinen Verbrauch kontrollieren und sein Verhalten ändern will, muss selbst aktiv werden. Clevere Zähler könnten das schon bald ändern.

(14. Juli 2007) - Am Computerbildschirm die aktuellen Leistungs- und Verbrauchsdaten rund um die Uhr abrufen und nach Tagen, Wochen oder Monaten vergleichen - dieser Traum könnte für Energiesparer schon bald Wirklichkeit werden: Clevere Zähler ermöglichen es, auf einen Blick zu sehen, wie sich der eigene Verbrauch entwickelt und wie er im Vergleich zu einem Durchschnittshaushalt ausfällt.

Ein neuartiger Stromzähler erfasst den Verbrauch im Haus sekundengenau und stellt diese Informationen dem Kunden zur Verfügung. Alle 15 Minuten wird der Verbrauch über eine im Haus ohnehin vorhandene Internet-Datenleitung an den Stromversorger geschickt und dient als Grundlage für die Stromrechnung. Über das Internet kann der Kunde seine passwortgeschützten Daten einsehen und auswerten - auch von unterwegs oder im Urlaub.

Der Stromversorger EnBW und seine Tochter Yello Strom führen derzeit Versuche mit solchen neuen Zählern durch. Im Jahr 2008 will man damit an den Markt gehen.

Die für diese Technologie notwendigen technischen Komponenten sind seit Langem auf dem Markt: elektronische Stromzähler und Browser, die deren Signale übersetzen und über das Internet versenden. Die Software für den Zähler hat Yello selbst entwickelt.

Überwachungssystem erkennt Stromfresser

Forscher am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) Erlagen arbeiten an einem Monitoring-System, das den Stromverbrauch einzelner Geräte im Haushalt effektiv überwacht. Sensoren messen an jedem Gerät kontinuierlich die Stromleistung. Sie senden diese Information an einen Server, der sich im Sicherungskasten verbirgt. Dort berechnet ein Computerprogramm für jedes Gerät den aktuellen Stromverbrauch und vergleicht die Werte automatisch mit früheren Daten. So lässt sich beispielsweise kontrollieren, ob das Sparprogramm der Spülmaschine hält, was es verspricht. Kommt ein neues Gerät hinzu, erkennt der Server dies automatisch.

Auf den ersten Blick wird der stündliche Verlauf des Stromverbrauchs sichtbar.

Der Prototyp benötigt allerdings noch teure Zwischenstecker, die die Messdaten an das Zentralmodul senden. Günstigere Systeme sind zurzeit in der Entwicklung. Das Monitoring-System könnte in etwa einem Jahr marktreif sein.

Wer heutzutage seinen Energieverbrauch im Blick behält, verbraucht in der Regel zehn Prozent weniger. Das Bewusstsein für die Möglichkeiten, die in regelmäßig kontrollierten Stromzähler schlummern, entwickelt sich in Deutschland leider nur langsam.

Beispiel Schweden: Monatlich genaue Verbrauchsabrechnung

In Schweden ist ab 2009 eine monatliche Stromabrechnung vorgeschrieben. Die im Mai 2006 verabschiedete EU-Richtlinie zu Energieeffizienz und Energiedienstleistungen fordert verständliche Abrechnungssysteme, die den Endverbrauchern ermöglichen, ihren Verbrauch zu steuern und Sparmöglichkeiten zu nutzen. Die österreichische Regulierungsbehörde E-Control hat grundlegende Anforderungen an innovative Messsysteme erarbeitet: Dazu gehört die Erfassung von Spannungsqualität und Versorgungsunterbrechungen, zentral steuerbare Leistungsbegrenzung sowie die Nutzung aller Messdaten auch durch Verbraucher.

Heidelberger Rechnung

Zusammen mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung(ifeu), Heidelberg, führen die Stadtwerke Heidelberg einenModellversuch durch

Heidelberger Rechnung

(28. Juli 2006) Zusammen mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu), Heidelberg, führen die Stadtwerke Heidelberg einen Modellversuch durch: Ein Teil der Haushaltskunden erhält im Juli eine ergänzte Stromrechnung mit Vergleichswerten ähnlicher Haushalte mit und ohne elektrische Warmwasserbereitung und Tipps zum effizienten Umgang mit Strom. Daneben wird auf Beratungsangebote der Stadtwerke und der regionalen Energieagentur verwiesen.

Die Auswertung des Modellversuchs erfolgt zum Jahresende. Hintergrund: Die im Mai 2006 verabschiedete EU-Richtlinie zu Energieeffizienz und Energiedienstleistungen fordert verständliche Abrechnungssysteme, die den Endverbrauchern eine Steuerung des Stromverbrauchs ermöglichen und Energiesparmöglichkeiten aufzeigen.

Zähler als Energiesparhelfer

Zehn Prozent Einsparung bei intelligenten Zählern

Zähler als Energiesparhelfer

Niemand käme auf die Idee, eine Telefonrechnung für ein ganzes Jahr zu erwarten. Bei Strom- und Gas, für viele Menschen viel teurer als die Telefonkosten, kennt man dagegen in Deutschland bisher nur Jahresabrechnungen.

(10. Juni 2006) - Früher war telefonieren wesentlich teurer und Energie wesentlich billiger als heute. Damals war auch das Ablesen von Zählern und das Erstellen einer Abrechnung wesentlich aufwändiger als heute. Was einst seinen guten Grund hatte, das ist heute nicht mehr akzeptabel und zeitgemäß.

Feedback prägt das Verhalten

Um ein Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch zu bekommen, müssen wir wissen, wie viel Energie wir gerade verbrauchen, wie viel wir gestern verbraucht haben und im Monat zuvor.

Wie hoch war der Spitzenverbrauch?

Eine Messung kann diese Informationen liefern, wenn sie

  • genau ist,
  • sofort zur Verfügung steht,
  • das eigene Verhalten abbildet,
  • einen Vergleich mit zurückliegenden Zeiträumen erlaubt,
  • den Verbrauch sichtbar macht,
  • die Auswirkungen von Verhaltensänderungen zeigt.

Empirisch lässt sich eine klare Beziehung belegen: Haushalte, die sich energieffizient verhalten, informieren sich besser und kennen auch ihren eigenen Verbrauch.

Zehn Prozent Einsparung

Wer heutzutage seinen Energieverbrauch ohne großen technischen Aufwand im Blick behält, verbraucht in der Regel zehn Prozent weniger. Das haben zahlreiche sozialwissenschaftliche empirische Studien in Großbritannien ergeben (vgl. Sarah Darby, www.eci.ox.ac.uk).

Eine häufigere Zählerablesung wäre zwar neu in Deutschland. Jedoch gibt es in Europa damit bereits Erfahrungen:

  • In Schweden ist die monatliche Ablesung von Stromzählern ab 2009 gesetzlich vorgeschrieben. Bis 2020 will Schweden vom Import fossiler Energieträger unabhängig sein.
  • Norwegen diskutiert die Übernahme der schwedischen Regelung.
  • In Italien sind bereits 23 Millionen intelligente Stromzähler installiert. Täglich werden es 40.000 Zählern mehr. Der Zählerersatz macht sich in weniger als fünf Jahren bezahlt. Die Umstellung kostet zwar 2,1 Milliarden Euro, spart aber 500 Millionen Euro jährlich. Italien hat die europaweit höchsten Strompreise.
  • In Großbritannien laufen unterschiedliche Feldtests mit intelligenten Strom- und Gaszählern.
Die intelligenten Stromzähler haben folgende Vorteile:
  • Genauere Abrechnung
  • Energieeinsparungen
  • Geringere Kosten
  • Verhinderung von Missbrauch und Energiediebstahl
Neues rund um den Zähler

Moderne Strom- und Gaszähler für Haushalte und Kleingewerbe würden sich auch hierzulande auszahlen.

Neues rund um den Zähler

Moderne Strom- und Gaszähler für Haushalte und Kleingewerbe würden sich auch hierzulande auszahlen. Anmerkungen von Dietmar Adam

(14. September 2006) - Über 100 Jahre alt ist sie, die Technik, mit der unser Verbrauch von Strom und Gas gemessen wird. Sie kennen zum Beispiel den schwarzen kleinen Kasten, den Stromzähler, der bei Ihnen im Keller hängt. Bereits im Jahr 1889 wurde seine Funktionsweise patentiert.1 Sogar früher noch, im Jahr 1843, war schon der ebenfalls auch heute noch genutzte, so genannte Balgengaszähler erfunden worden.2

Seit dieser Zeit hat sich nichts Grundlegendes verändert. Die Geräte sind zwar aufgrund stetig verbesserter Massenfertigung heute kostengünstiger und genauer. Aber einmal im Jahr kommt der Ableser, klingelt und notiert den Zählerstand3. Auf der Basis dieser Jahresablesung werden die Nach- oder Rückzahlungen errechnet und der neue durchschnittliche Monatsverbrauch und die Höhe der neuen Monatsabschlagszahlungen festgelegt.

Nachteile derzeitiger Zähler

Dies bringt dem Kunden mehrere Unannehmlichkeiten: Erstens muss ein Termin freigehalten werden, um einen Zugang zum Zähler zu ermöglichen. Zweitens basiert die Abrechnung meist auf Schätzwerten, da es dem Netzbetreiber nur in Ausnahmen möglich ist, den Abrechnungsstichtag mit dem Ablesedatum übereinstimmen zu lassen. Drittens ist es nicht möglich, die monatlichen Rechnungsbeträge (Abschlagszahlungen) an den real aufgetretenen Stromverbrauch zu koppeln. Viertens kann bei Preiserhöhungen nur geschätzt werden, wie hoch der Verbrauch vor und nach der Änderung gewesen ist.

An diese Nachteile, oder besser Unbequemlichkeiten, haben sich Haushalte und Kleingewerbe gewöhnt, so dass sie sie gar nicht mehr richtig wahrnehmen.

Neue Zähler verfügbar

Mittlerweile gibt es jedoch in der Zählertechnologie große Fortschritte (siehe auch ED 2/2006). Diese beruhen vor allem auf Elektronik, wie sie unter anderem in Computern heute vielfältig genutzt wird, und auf den Fortschritten der (Mobil-) Funktechnik. In Ländern, in denen es die Marktbesonderheiten nahe legen oder die gesetzlichen Anforderungen es erzwingen wurden diese Techniken bereits breit getestet und eingesetzt.

In Schweden zum Beispiel verlangt der Gesetzgeber ab 2009 eine verbrauchsgenaue monatliche Rechnung. Diese soll dem Kunden den Lieferantenwechsel erleichtern und durch aktuelle Informationen zudem helfen, den Stromverbrauch zu senken.

In Italien wollen die Energieversorgungsunternehmen die Bedürfnisse der Kunden besser bedienen und die Chancen des frisch liberalisierten Strommarktes ausnutzen.

In beiden Ländern erhielten flächendeckend alle Verbraucher moderne, elektronische Zähler mit zugehöriger Übertragungseinheit. Zähler und ein zentraler Rechner des Netzbetreibers stehen miteinander in Verbindung. Dadurch ist es möglich, die Zähler fernauszulesen.

Für Verbraucher in Italien ergeben sich so folgende Vorteile:

  1. Sie erhalten eine verbrauchsgenaue monatliche Stichtagsabrechnung.
  2. Terminabstimmung und eventuelle Störung durch Ableser entfallen.
  3. Sie können Verbrauchsanpassung mittels monatlicher Rückmeldung des aktuellen Verbrauchs vornehme.
  4. Eventuelle Energieeinsparungen führen zur Entlastung von Geldbeutel und auch der Umwelt.
  5. Sie können einen auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen günstigen Stromliefervertrag abschließen. Die Einkaufspreise von Energie hängen nicht nur von der Gesamtmenge, sondern auch Veränderung des Verbrauchs im Jahres- und Tagesverlauf ab.
  6. Sie erhalten schnellen Service bei Problemen mit dem Zähler - der Netzbetreiber bekommt einen Zählerdefekt automatisch gemeldet.
Servicequalität in Deutschland?

Es sind zuerst ökonomische Anreize, die dem örtlichen Netzbetreiber eine Verbesserung der Servicequalität für die Verbrauchserfassung und Ablesung nahe legen.

Ein zweiter Anreiz wäre die Einführung von Wettbewerb auch bei der Zählerablesung. Bisher ist gemäß EnWG nur die freie Wahl des Zählstellenbetreibers geregelt. Die Zählerablesung verbleibt bis zur Verabschiedung der dafür notwendigen Verordnung in der Verantwortlichkeit des Netzbetreibers.

Ein dritter Hebel für den Einsatz neuer Zählertechnologien wäre schließlich die Verabschiedung eines Gesetzes, das eine monatliche verbrauchsgenaue Rechnungsstellung vorschreibt. Die Umsetzung der kürzlich von Europarat und Parlament verabschiedeten Energieeffizienzrichtlinie in nationales Recht könnte schon bald zu einer derartigen Vorgabe führen. Dann wäre eine manuelle Ablesung nicht mehr wirtschaftlich und der Weg frei für neue Zähler- und Kommunikationstechnologien.

Das Bewusstsein für die Möglichkeiten, die im Zähler schlummern, entwickelt sich in Deutschland leider nur langsam.

1 Durch den Ungarn O. T. Blathy für die Ganz-Werke in Budapest

2 Durch den Engländer W. Richards

3 Oder der Kunde wird vom Netzbetreiber und/oder Lieferanten gebeten, seinen Zählerstand selbst abzulesen und per Postkarte oder Internet mitzuteilen

Zählerhersteller für Elektrizität in Deutschland:

Landis&Gyr, Zug: www.landisgyr.de

Elster Meßtechnik, Lampertheim: www.elstermesstechnik.com/de

EMH, Elektriziotätszähler, Wittenburg: www.emh-meter.de

Actaris, Kalrsuhe: www.actaris.de

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letzte Änderung: 19.04.2023