Biogas-Speicherkraftwerke: Flexibel, schnell und billig
Die Regierung kümmert sich um die Stabilität unserer Stromversorgung auch an wind- und strahlungsarmen Tagen. Das ist gut. Dass sie dabei auf eine ganze Flotte neu zu bauender Gaskraftwerke setzt, ist jedoch die teuerste Lösung und ein Rückschlag für den Klimaschutz.
Von Klaus Kuhnke
(29. Mai 2024) Die wesentlich günstigere und klimafreundlichere Lösung sind flexibel betriebene Biogasanlagen als Speicherkraftwerke. Sie laufen nur, wenn ihr Strom wirklich gebraucht wird. So füllen sie die Lücke, wenn der Strom im Netz mal knapp ist. Dezentral, in Bürgerhand, wirtschaftlich für die Betreiber. Sie brauchen keine Prämie für die vorgehaltene Leistung, keine staatliche Vorfinanzierung und keine neuen Stromautobahnen, denn Biogasanlagen gibt es schon überall.
Dr. Klaus Kuhnke │ Prof. a.D. der Hochschule Osnabrück, Schwerpunkte Erneuerbare Energien, Physik, Messtechnik. Vorstand im Solarenergieverein Osnabrück
Viel Leistung an wenigen Tagen
Biogasanlagen werden flexibel, wenn sie, statt kontinuierlich in Betrieb zu sein, nur an wenigen Stunden oder Tagen laufen, dann aber mit entsprechend erhöhter Leistung. Dafür werden sie mit vier- oder achtmal stärkeren Motoren und Generatoren ausgerüstet. Die Regierung rechnet für die wind- und strahlungsarmen Tage im Jahr mit einem Kraftwerksbedarf von 30 Gigawatt (GW). Davon können die heutigen Biogasanlagen, wenn man sie flexibilisiert und als Speicherkraftwerke ausrüstet, schon jetzt 15 GW liefern.
Stromlückenproblem gelöst
Wir brauchen also nur die doppelte Anzahl von Biogasanlagen – und haben damit das Stromlückenproblem der Bundesregierung gelöst. Und das, ohne ein einziges neues Gaskraftwerk zu bauen. Auch die Maisfelder fürs Biogas müssen hierfür nicht mehr werden, denn es wird ja nicht viel mehr Energie gebraucht, sondern nur viel Leistung an wenigen Tagen.
Biogaskraftwerke könnten den Neubau von Gaskraftwerken überflüssig machen und auf diese Art viel Geld einsparen.
Biogas-Speicherkraftwerke haben bis jetzt im Schatten von Sonne und Wind wenig Beachtung gefunden. Aber sie sind heute schon wirtschaftlich und müssen nicht vom Staat vorfinanziert werden. Die Bundesregierung ist gut beraten, wenn sie die Ausschreibung für ihre neuen Gaskraftwerke flexibel genug ausgestaltet, so dass auch die viel wirtschaftlicheren, fossilfreien und klimafreundlichen Biogas-Speicherkraftwerke mit angeboten werden können.
Robert Wasser vom Netzwerk Flexperten fragt: „Ohne Steuergelder, fossilfrei, klimafreundlich, wirtschaftlich und in Bürgerhand – was wollen wir mehr?“
Fl(ex)perten: „Die Bedeutung von Biogas für die Energiewende“
EU-Hilfestellung für Energiegemeinschaften
Von Aribert Peters
Energiegemeinschaften sind laut EU eines der Schlüsselelemente für die Umsetzung der Energiewende in der Europäischen Union: Bis 2050 könnte die Hälfte der EU-Bürger etwa die Hälfte der erneuerbaren Energie in der EU erzeugen.
- Die EU-Kommission bietet im Internet technische Hilfestellung für Energiegemeinschaften an.
- Ferner hat sie in einem dreibändigen Bericht (1/2024) Informationen zu Energiegemeinschaften zusammengetragen.
Band 1 beschäftigt sich mit Hindernissen und Möglichkeiten.
Band 2 beschäftigt sich mit der Entwicklung des Rechtsrahmens für Energiegemeinschaften.
Band 3 ist ein Handbuch für die Entwicklung von Energiegemeinschaften - Weitere Hilfestellung bietet die europäische Vereinigung der Bürgerenergiegemeinschaften an unter dem Motto Energiewandel zur Energiedemokratie. www.rescoop.eu