Deutschlands Beitrag zu den CO2-Emissionen
Christian Schwägerl beleuchtet auf der Plattform Riffreporter die Rolle Deutschlands bei der Emissionsminderung.
Von Aribert Peters
(5. Februar 2024) Deutschland belegt beim energiebedingten CO2-Ausstoß unter allen Ländern den siebten Platz nach China, den USA, Indien, Russland, Japan und dem Iran – noch vor Saudi-Arabien und Indonesien. Die Länder auf den vordersten sechs Plätzen dieser Top Ten haben entweder eine vielfach größere Bevölkerung wie China und Indien, eine deutlich größere Volkswirtschaft wie die USA oder eine große eigene Produktion fossiler Brennstoffe wie Russland und der Iran. Betrachtet man statt der jährlichen die gesamten bisherigen Emissionen, dann entfallen auf Deutschland knapp 4 % (siehe Grafik). Jedes 25. zusätzliche Kohlendioxidmolekül (genauer: CO2-Äquivalent) in der Atmosphäre stammt also aus Deutschland. Im internationalen Gesamtranking steht die Bundesrepublik damit bei den historischen Emissionen auf Platz vier nach den USA, China und Russland.
Alle bisherigen Emissionen von deutschem Boden aus tragen zum weltweiten CO2-Anstieg von 137 ppm mit 5 bis 6 ppm bei. Das ist ein hoher Wert. Und es kommt nach wie vor sehr viel Kohlendioxid hinzu. Bis zum geplanten Nullpunkt im Jahr 2045 sieht die optimistischste Planung der Bundesregierung noch Emissionen von 7,8 Milliarden Tonnen vor. Wenn man bisherige Relationen zugrunde legt, reicht das für einen Zuwachs von weiteren 0,5 ppm weltweit.
Ja, 2 % der weltweiten Emissionen sind nur ein Fünfzigstel des Problems, aber es ist jener Teil des Problems, für den Deutschland die Verantwortung trägt (obwohl es nur rund ein Prozent der Weltbevölkerung hat). Und sich völkerrechtlich verbindlich dazu verpflichtet hat, die Emissionen so schnell zu senken, dass das Pariser Klimaziel erreicht wird. Und dieses Ziel wird mit der aktuellen Politik nicht erreicht. Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf: „Würde man die gesamte Weltbevölkerung in 50 Teile unterteilen, von denen jeder zwei Prozent der Emission verursacht, folgt dann daraus, dass keiner etwas machen muss?“ Inder und Chinesen könnten darauf hinweisen, dass in ihren beiden Ländern zusammen 35 % aller Menschen leben, in Deutschland nur 1 %.
Schwägerl kommt zum Schluss: „Den reichen Ländern mit hohem CO2-Ausstoß kommt global eine besonders wichtige Rolle zu: Erfolg ist nur möglich, wenn sie dabei vorangehen, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren, und wenn sie zudem ärmere Länder beim Umstieg auf umweltfreundliche Technologien und Entwicklungspfade unterstützen. Sollten sich zum Beispiel die USA, Deutschland, Japan und Südkorea von ihren Klimazielen verabschieden, würde der Klimavertrag faktisch in sich zusammenbrechen. Bei den Klimazielen steht die Glaubwürdigkeit auf dem Spiel – und von ihr hängt mit ab, ob die Weltgemeinschaft es schafft, ihre Lebensbedingungen vor dem Schlimmsten zu bewahren – auch die in Deutschland.“