Archiv-News zum Thema Sonnenstrom aus 2011
Photovoltaik: Strom vom Balkon?
(13. Dezember 2011)
Frage
Bisher lassen sich Solaranlagen nur nutzen, wenn man Hausbesitzer ist und eine eigene Dachfläche zur Verfügung hat. Für die Millionen von Mietern in den Städten gibt es keine Möglichkeit, umweltfreundlich Strom zu erzeugen.
Folgendermaßen könnte man das vielleicht ändern: Zur üblichen Ausstattung einer deutschen Mietwohnung gehört häufig ein Balkon mit einem Sichtschutz aus Kunststofftuch oder Bambus. Doch man könnte als Sichtschutz genauso gut Solarzellen benutzen. Ein Balkon bietet genügend Fläche und Sonneneinstrahlung, um zumindest Kleinelektrogeräte umweltfreundlich aufzuladen und zu betreiben.
Im Outdoor-Bereich werden schon länger Solarflächen für das Aufladen von Handys, Laptops und Ähnlichem verkauft, die unter einem Quadratmeter groß sind. Eine Balkonverkleidung aus Solarplatten würde wesentlich mehr Leistung bringen.
Dr. Ulrike Nolte
Stellungnahme
Ihr Grundgedanke ist verständlich. Eine breite Durchsetzung scheiterte bisher aber – und voraussichtlich auch künftig – an diesen Faktoren:
Für eine Netzeinspeisung des Stroms sind die Balkonabmessungen meistens und vor allem bei Mietwohnungen zu klein. Eine sinnvolle Mindestgröße liegt bei einem Kilowatt peak, entsprechend etwa acht Quadratmetern Modulfläche. Der Balkon müsste also mindestens acht Meter lang sein. Der Kostenaufwand beträgt gegenwärtig für diese Mindestgröße etwa 2.700 Euro. Wie viele Mieter sind zu einer solchen Investition bereit? Nur wenn die Anlage 20 Jahre Strom liefert, wird sie rentabel. Es entstehen Probleme beim Umzug. Schwierigkeiten ergeben sich auch für die Stromversorger, die massenhaft Minianlagen ans Netz bringen müssten.
Wechselrichter und Akku nötig
Die Vermieter befürchten zudem mietrechtliche Komplikationen. Die „kleine“ Lösung wäre die Installation einer Inselanlage in der Größe von zum Beispiel ein bis drei Quadratmetern. Solche Anlagen dienen nur dem Eigenverbrauch. Zur Versorgung von Waschmaschinen oder Spülautomaten ist aber die Anlagenleistung zu klein.
Toaster, Staubsauger, Haarfön oder Ähnliches könnten betrieben werden. Um jedoch unabhängig von der solaren Einstrahlung einerseits und der beruflichen oder privaten Abwesenheit andererseits zu sein, wäre ein Stromspeicher (Akkumulator) erforderlich. Weil die vorhandenen Kleingeräte des Haushaltes über Wechselstrom laufen, werden auch ein Wechselrichter und für den Akku ein Laderegler benötigt.
Nach unseren bisherigen Erfahrungen wird es nicht gelingen, Menschen in größerer Zahl zu einem solchen Engagement zu bewegen. Die Kosten der „kleinen“ Lösung liegen auch im Bereich von etwa 700 Euro, natürlich variabel je nach Ortsverhältnissen. Was in diesen kleinen Proportionen solar beschafft werden kann, lässt sich einfacher und ohne Kosten durch bewusstes Strom-Sparen vermeiden.
Die von Frau Dr. Nolte erwähnten Anwendungen an Ampeln, Parkautomaten oder in aufladbaren Kleinstgeräten stellen industriell gefertigte und deshalb kostengünstige, seriennahe Anwendungen dar.
Hartmut Will von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e. V.
Hinweis vom Bund der Energieverbraucher
In vielen Städten finden sich Solarenergie-Fördervereine, die Gelder sammeln, um gemeinsam auf geeigneten Dachflächen Photovoltaikanlagen zu errichten.
Dort können auch Mieter Mitglied werden. Häufig ist es möglich, bereits mit vergleichsweise kleinen Summen Anteile an einer solchen Solaranlage zu erwerben.
Der Anteil bleibt über 20 Jahre in Ihrem Eigentum, egal, ob Sie umziehen, und Sie leisten einen Beitrag zur umweltfreundlichen Stromerzeugung.
Photovoltaik: Dächer zu Kraftwerken
(10. Dezember 2011) Der renommierte Energiejournalist Bernward Janzing verteidigte in der „Tageszeitung“ am 14. Oktober 2011 die Photovoltaik: „Lasst doch endlich die Photovoltaik in Frieden“, schreibt Janzing. Nach Bekanntgabe der EEG-Umlage gebe es ein eingespieltes Ritual: Vertreter der alten Stromwirtschaft jammern, die Photovoltaik mache den Strom so teuer. Die Solartechnik sei unwirtschaftlich, die Einspeisevergütung massiv überhöht – man müsse hier endlich die Axt anlegen. Doch wer dies heute noch behaupte, habe schlicht die Entwicklung der vergangenen Jahre verschlafen.
In der Tat war Solarstrom einmal teuer: Mitte der 90er-Jahre kostete die Kilowattstunde noch zwei Mark, also rund einen Euro. Doch inzwischen hat die Photovoltaik ihre Position als teuerste Energie im Ökostrommix geräumt – einer grandiosen technischen Entwicklung sei Dank: Seit den 80er-Jahren ist der Preis der Kilowattstunde um satte 85 Prozent gefallen. Und der Preisverfall wird rasant weitergehen. Diese Entwicklung ist Fakt. Und sie ist inzwischen zu weit fortgeschritten, um noch gestoppt zu werden – zum Glück.
Demokratische Stromerzeugung
Zugegeben, meint Janzing, für die bislang installierten Photovoltaikanlagen haben die Stromkunden eine finanzielle Last auf sich genommen. Doch damit haben sie nichts Unbedeutenderes als eine Energierevolution ermöglicht: Jedes Dach kann heute zum Kraftwerk werden, jeder Bürger zum Stromerzeuger. Die Energiewirtschaft wurde demokratisiert. Damit war und ist die Förderung ihr Geld allemal wert.
Zwar fließt laut Janzing unbestritten ein Teil der Solarförderung ins Ausland ab. Doch müsse man sich auf der anderen Seite vor Augen halten, dass jenes Geld, das für Erdöl ausgegeben wird, sogar fast komplett aus Deutschland verschwindet. Längst spart Deutschland somit durch den Einsatz erneuerbarer Energien einen hohen einstelligen Milliardenbetrag aufgrund der reduzierten Importe fossiler Energieträger.
Die Zeiten des Booms sind vorbei
(09. September 2011) Im Jahr 2010 stieg die in Deutschland installierte Photovoltaik-Leistung um 7.400 auf 17.000 Megawatt. Photovoltaik deckt damit fast zwei Prozent des Stromverbrauchs. 2009 waren es nur 1,1 Prozent, 2008 sogar nur 0,7 Prozent gewesen.
Zum Vergleich: Strom aus Wasserkraft umfasste 2010 etwa 3,3 Prozent des Verbrauchs. Die Zahlen für 2011 lassen im aktuellen Jahr dagegen auf einen Zubau von gerade mal 2800 Megawatt schließen, nur ein Bruchteil aus dem PV-Boom-Jahr 2010. Entsprechend groß sind die Verluste der Branche. Wie der politisch gewollte Hemmschuh für die Erneuerbaren mit den heißen Schwüren für den Ausbau der Erneuerbaren zu vereinen ist, bleibt offen.
First Solar: Eine sonnige Erfolgsgeschichte
(25. März 2011) Ihr Firmenname ist Programm: Die Solarfirma First Solar wurde 1999 in den USA gegründet und ist heute der weltweit größte Hersteller von PV-Modulen. Die Jahreskapazität betrug 2009 ein Gigawatt. Heute produziert das Unternehmen zu einem weltweiten Niedrigstpreis von 0,77 Dollar je Watt Peak.
Die Firma hat sich auf Dünnschicht-Module mit Cadmium-Tellurid spezialisiert. Zwar ist dabei die Stromausbeute je Fläche geringer, dafür sind die Zellen weitaus kostengünstiger. Außerdem arbeiten sie weitgehend temperaturabhängig, weshalb sich diese Module sehr gut in heißen Klimazonen bewähren. Seit 2007 produziert First Solar auch in Frankfurt (Oder).
Ein Kommentar zur aktuellen Diskussion über Strompreise und Solarenergie
Solarenergie ist Verbraucherschutz
Ein Kommentar zur aktuellen Diskussion über Strompreise und Solarenergie
Von Dr. Aribert Peters
(22. März 2011) Im vergangenen Jahr gab es ein gewaltiges Solarwunder in Deutschland. Es wurden 240.000 neue PV-Anlagen mit einer Leistung von etwa 8.000 Megawatt gebaut. Das ist die Leistung von sechs Atomkraftwerken. Damit hat sich in einem Jahr die PV-Erzeugungskapazität in Deutschland verdoppelt!!!
Dr. Aribert Peters
Einen solch raschen Aufbau neuer Stromerzeugungsanlagen hat es noch nie zuvor gegeben, nirgendwo auf der Welt! Richtig ist auch, dass alle Verbraucher dafür in den kommenden 20 Jahren Vergütungen von jährlich 1,5 Milliarden Euro zahlen müssen. Aber genauso wahr ist, dass drei der vier großen Stromkonzerne allein im Jahr 2009 23 Milliarden an Gewinn eingestrichen haben, doppelt soviel wie im Jahr zuvor: Von uns Verbrauchern – ohne dafür Kraftwerke und Leitungen zu bauen.
Die neuen PV-Anlagen erzeugen jetzt jährlich zwei Prozent des bundesweiten Stromverbrauchs. Das ist zwar viel, aber noch lange nicht genug. Wir brauchen ein weiteres Wachstum der PV. Wir haben es geschafft, der Solarenergie einen gewaltigen Wachstumsimpuls zu verpassen. Dieser Impuls muss genutzt werden, damit die Solarenergie noch weiter wächst und weiter immer günstiger wird, damit wir uns so schnell als möglich vom Preiswucher der Konzerne verabschieden können. Denn der kommt uns alle viel teurer zu stehen, als der Ausbau der Erneuerbaren. Während die Produktionskosten der Erneuerbaren Jahr für Jahr sinken, steigen die Kosten für Kohle- und Kernkraftstrom unaufhaltsam. Wer dauerhaft günstigen Strom haben will, ist für die Erneuerbaren und nicht gegen sie.
PV-Strom ist praktische Energie-Demokratie: Es gibt bereits über 600.000 einzelne PV-Anlagen. Hunderttausende von Bürgern investieren schon heute mehr Geld in PV-Anlagen, als die Stromkonzerne in neue Kraftwerke. Wer sein Geld in Solaranlagen investiert, verdient unsere Bewunderung und das finanzielle Engagement ist eine angemessene Honorierung durch uns alle wert.
Erneuerbarer Strom senkt über das Angebot an der Strombörse bereits heute den Preis für den schmutzig und gefährlich hergestellten Strom für alle Verbraucher jährlich um mindestens fünf Milliarden Euro.
Lassen wir uns nicht vor den Karren der Stromkonzerne spannen, die um ihre Marktanteile fürchten und die PV durch Deckelung und drastische Absenkung der Vergütung kaputt machen wollen.
Solarenergie ist praktizierter Verbraucherschutz.
Weniger für PV-Strom
(15. März 2011) Der Bundestag hat die Kürzung der EEG-Vergütung für PV-Strom beschlossen. Sie werden bis Juli um bis zu 15% und bis Januar 2012 um maximal 24% gesenkt.
Wie stark die Fördersenkung ausfällt, richtet sich danach, wie viele Anlagen von März bis Mai ans Netz gehen. Kommen im Jahr mehr als 3500 neue MW zusammen, gibt es ab Juli 3% weniger Förderung pro kWh, bei mehr als 7500 MW 15% weniger.
Am 1. Januar 2012 folgt eine weitere Kürzung um 9%, so dass es maximal insgesamt 24% sein könnten. Außerdem wird zum Jahresbeginn 2012 das Grünstromprivileg gekappt.
Stromanbieter sind bisher komplett von der EEG-Umlage von 3,5 Cent pro kWh befreit, wenn sie mindestens 50% Ökostrom anbieten. Die Befreiung wird auf 2 Cent je kWh beschränkt.