Archiv-News zum Thema Strom 2010
Matthias Kurth, der Präsident der Bundesnetzagentur, kritisierte die angekündigten Strompreiserhöhungen
Strompreiserhöhungen ungerechtfertigt
(20. Dezember 2010) Matthias Kurth, der Präsident der Bundesnetzagentur, kritisierte die angekündigten Strompreiserhöhungen als nicht gerechtfertigt. Die zunehmende Vermarktung von Ökostrom senke die Großhandelspreise, da sukzessive teure Kraftwerke aus dem Markt verdrängt würden.
Die Stromversorger könnten ihre Preise senken, so Kurth. Bei einem Haushaltspreis von 23,42 Cent je kWh abzüglich Steuern, Abgaben und Netzentgelten verblieben für Beschaffung und Vertrieb 8,11 Cent je kWh. Bei Beschaffungskosten von 5 Cent angesichts der aktuellen Börsenpreise für 2011 gebe es einen Spielraum von 3 Cent je kWh für Preissenkungen (Schreiben an den Beirat der Bundesnetzagentur vom 15.11.2010).
Auch Verivox kritisiert, viele Stromversorger würden ihre günstigere Beschaffungskonditionen nicht an die Kunden weitergeben.
Die Einkaufspreise für Strom seien in den vergangenen zwei Jahren um 20% gesunken, das ergebe sich aus dem "Erzeugerpreisindex Strom bei Abgabe an Weiterverteiler" des Statistischen Bundesamts.
Im gleichen Zeitraum seien die Verbraucherpreise aber um 8% gestiegen, so Verivox. Und zum 1. Januar 2011 hätten bereits 413 Stromanbieter weitere Preiserhöhungen von durchschnittlich 7,1% angekündigt.
Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher e.V.
Strompreisanstieg nicht gerechtfertigt
(29. Dezember 2010) Wenn Stromversorger die höheren Ökostromkosten voll an die Verbraucher weitergeben, bereichern sie sich. Denn andere Kosten sind gesunken.
Das hat eine Studie von Gunnar Harms im Auftrag der Grünen Bundestagsfraktion ergeben.
Download Kurzgutachten Strompreiserhöhung Harms Dez 2010
Die Kosten für die Strombeschaffung an der Börse sind gesunken (um ein Drittel seit Herbst 2008) und auch die Umlage für die Kraft-Wärme-Kopplung. Bereits in den vergangenen Jahren hatten die Stromversorger ihre Gewinne Jahr für Jahr erhöht.
Verbraucher sollten die Strompreiserhöhungen zum Anlass nehmen, über einen Wechsel des Stromversorgers nachzudenken. Dabei sollte nicht nur der Preis eine Rolle spielen. "Wie beim Wahlzettel stimmt der Verbraucher mit dem Versorgerwechsel auch über die Geschäftspolitik des Versorger ab", sagt Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher.
Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher e.V.
Erneuerbare als Sündenbock
(12. November 2010, geändert 18. November 2010) Ausgerechnet die zukunftsfähigen erneuerbaren Energien müssen derzeit als Sündenbock herhalten: Angeblich sind sie schuld an den jüngsten Strompreiserhöhungen. Entsprechend heftig werden die Erneuerbaren befehdet. Doch die Polemik gegen Erneuerbare ist in Wahrheit ein Ablenkungsmanöver, mit dem die Stromkonzerne von ihren überzogenen Preisen und Gewinnen ablenken.
- Tatsächlich steigt die Umlage für erneuerbare Energien ab 1. Januar 2011 um 1,5 Cent je Kilowattstunde von bisher 2,05 auf dann 3,53 Cent je Kilowattstunde. Diese Umlage müssen jedoch nicht die Stromkunden zahlen, sondern zunächst die Stromversorger. Es ist deshalb nicht wahr, dass sich die Haushaltsstrompreise automatisch um diesen Betrag erhöhen müssten.
- Die Stromeinkaufspreise der Stromfirmen haben sich, auch durch die Einspeisung von erneuerbarem Strom, in den vergangenen zwei Jahren deutlich verringert: Zwischen 2009 und 2010 um 0,9 Ct/kWh und zwischen 2010 und 2011 um 0,5 Ct/kWh. Die KWK-Umlage sinkt zudem zwischen 2010 und 2011 um 0,1 Ct/kWh. Von der Kostenseite her gibt es daher keine Rechtfertigung für eine Strompreiserhöhung (Der Sechs-Milliarden-Raubzug).
- Es ist unredlich, lediglich die Kostensteigerung des EEG an die Verbraucher weiterzureichen und die Kostensenkungen beim Stromeinkauf stillschweigend als Zusatzgewinn einzustreichen.
- Die Gewinne der drei größten Stromkonzerne sind in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen: von sechs Milliarden Euro jährlich im Jahr 2002 auf über 23 Milliarden jährlich im Jahr 2009 (Gewinnexplosion bei den Stromkonzernen).
- E.on Vorstand Dr. Johannes Teyssen sagte auf der Bilanzpressekonferenz am 10. November 2010 klar und öffentlich, dass sich die Strompreise für Haushaltskunden nicht an den Kosten, sondern am Wettbewerb orientieren.
- Die branchenweite Erhöhung der Strompreise um 1,5 Cent/kWh hat also den Charakter einer Preisabsprache unter den Stromanbietern. Die Begründung "gestiegene EEG-Umlage" ist lediglich ein Codewort um die Öffentlichkeit in die Irre zu leiten und die erneuerbaren Energien zu diffamieren.
- Bereits in den vorangegangenen Jahren hatten die Stromversorger die Preise jeweils um gut einen Cent erhöht - ohne ausreichende Begründung.
- Die Preise wurden in den vergangenen Jahren hauptsächlich von den Grundversorgern erhöht.
- Der Bundesgerichtshof hat die Versorger in der Grundversorgung verpflichtet, alle Kostensenkungen unmittelbar an die Kunden weiterzugeben (BGH VIII ZR 138/07 Rn. 39, VIII ZR 81/08 Rn. 18). Die Preiserhöhungen stellen damit vermutlich einen Rechtsbruch dar.
- Der rasche Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung vermindert den Stromabsatz aus konventionellen Kraftwerken und damit das Kerngeschäft der Stromkonzerne. Diese Konzerne haben also allen Grund, um ihre gewaltigen Gewinne zu zittern und die Öffentlichkeit gegen die Förderung erneuerbarer Stromerzeugung aufzubringen.
- Verbraucher müssen den Neubau von Kraftwerken stets über den Strompreis bezahlen. Die Einspeisevergütung nach dem EEG senkt die Erzeugungskosten der Erneuerbaren Energien mit großer Geschwindigkeit. Sie entspricht daher den Kosten für den Bau neuer Kraftwerke. Durch die Finanzierung über das EEG ist von vornherein entschieden, dass mit diesen Geldbeträgen nur die Erneuerbaren ausgebaut werden. Den Stromversorgern ist die Entscheidung darüber, welche Kraftwerke gebaut werden, aus der Hand genommen.
- Der Vorsitzende der Bundesnetzagentur, Mathias Kurth, warnte die Stromversorger davor, die gestiegene EEG-Umlage in voller Höhe auf die Strompreise der Verbraucher aufzuschlagen. Auch der Vorsitzende der Monopolkommission, Professor Justus Haukap äußerte sich in diesem Sinne.
Fazit: Für den Stromkunden erwecken die Strompreiserhöhungen den Eindruck, die Erneuerbaren würden den Strompreis im Jahr 2011 um zusätzliche 1,5 Cent/kWh verteuern. Dieses Argument hält einer kritischen Prüfung nicht stand. Wer dennoch so argumentiert, macht sich fehlender Sachkenntnis oder einer interessengeleiteten Argumentation verdächtig. Verbraucher wollen mit ihrem Geld den Ausbau Erneuerbarer finanzieren und sind auch bereit, dafür höhere Strompreise in Kauf zu nehmen. Versorger missbrauchen diese Bereitschaft, um sich die Taschen zu füllen.
Es stellt sich also nicht die Frage, ob wir uns den Ausbau der Erneuerbaren leisten können und wollen. Denn dazu gibt es keine Alternative. Sondern es ist zu fragen, wie lange wir den Stromversorgern ihre überzogenen Preise und ihre Lügen noch durchgehen lassen wollen. Durch den Anbieterwechsel weg von den Konzernen und ihren Töchtern kann jeder Verbraucher die Rote Karte zeigen: Ohne jedes Risiko. Er wird nicht nur mit einem guten Gewissen, sondern zusätzlich noch mit Kosteneinsparungen in Höhe von mehreren hundert Euro belohnt.
Auszug der Pressekonferenz vom 10. November 2010: E.on Vorstand Dr. Johannes Teyssen
Download: Ausschnitt Preisbildung am Wettbewerb (mp4, 5,7 MB)
Das Handelsblatt berichtet von finanziellen Schwierigkeiten des Billiganbieters Teldafax.
Wirbel um Billiganbieter
(21. Oktober 2010) Das Handelsblatt berichtet von finanziellen Schwierigkeiten des Billiganbieters Teldafax. Der Ex-Vorstandschef und spätere Aufsichtsrat Michael Josten wurde wegen früherer Delikte zu zwei Jahren Haft verurteilt, die er derzeit absitzt. Die Richter hätten ihm erhebliche kriminelle Energie bescheinigt. Grund für die Schieflage könnte das Geschäftsmodell sein: Der Strom wird unter Einstandspreis an die Kunden abgegeben. Das lockt viele neue Kunden an. Die neu geworbenen Kunden ermöglichen mit ihren Vorauszahlungen die Lieferungen an die Altkunden. Teldafax bestreitet ein solches Schneeballsystem zu betreiben.
Der Bund der Energieverbraucher empfiehlt seit Jahren auf seiner Internetseite:
- Wir raten von Anbietern ab, die Vorauszahlungen verlangen . Denn es besteht die Gefahr, dass dieser Anbieter pleite geht und dann bekommt man den vorab bezahlten Strom nie geliefert.
- Wir raten zur Vorsicht bei "sensationell günstigen Angeboten". Die Preise sind möglicherweise nicht kostendeckend kalkuliert. Die neuen Kunden bezahlen der Strom der alten Kunden. Das geht schief, wenn die Zahl der Neukunden nicht ständig gewaltig ansteigt.
Der Bund der Energieverbraucher e.V. wurde am 7. Juli 2009 von Teldafax Energy GmbH verklagt auf Unterlassung einer Reihe von Behauptungen mit einem Gegenstandswert von 80.000 Euro. Im gegenseitigen Einvernehmen nahm Teldafax dann später die Klage zurück.
Der Bund der Energieverbraucher e.V. rät den Verbrauchern zu noch größerer Vorsicht. Zwar ist die Lieferung von Strom und Gas nicht gefährdet. Allerdings sind bei einer Insolvenz die vorab bezahlten Beträge verloren. Denn wenn die Versorgung vom Grundversorger übernommen wird, dann verlangt dieser für den gelieferten Strom auch Geld. Die Kunden von Versorgern mit Vorkasse wie Flexstrom und Teldafax konnten in den vergangenen Jahren allerdings auch von den sehr geringen Energiepreisen dieser Anbieter profitieren.
Der Bund der Energieverbraucher e.V. rät den Verbrauchern zu noch größerer Vorsicht. Zwar ist die Lieferung von Strom und Gas nicht gefährdet. Allerdings sind bei einer Insolvenz die vorab bezahlten Beträge verloren. Denn wenn die Versorgung vom Grundversorger übernommen wird, dann verlangt dieser für den gelieferten Strom auch Geld. Die Kunden von Versorgern mit Vorkasse wie Flexstrom und Teldafax konnten in den vergangenen Jahren allerdings auch von den sehr geringen Energiepreisen dieser Anbieter profitieren.
Im Buch "Energie für Verbraucher" weist der Bund der Energieverbraucher e.V. auch darauf hin, dass die Flexstrom AG im Jahr 2008 21 Millionen Euro Verlust ausweist, im Jahr 2007 14 Millionen Euro.
Fehlerteufel steckt in Rechnungen
(15. Oktober 2010, geändert 15. Dezember 2010) Wegen eines Systemfehlers hat RWE im Grundversorgungstarif in den aktuellen Jahresrechnungen teilweise falsche Preise abgerechnet. Betroffen sind Kunden des "RWE Klassik Strom", deren Stromverbrauch zwischen dem 1. August 2010 und dem Ablesetermin geringer als 300 Kilowattstunden war.
Statt 19,7 Cent Arbeitspreis wurde ihnen der teure Tarif für Geringverbraucher von 28,7 Cent netto pro Kilowattstunde berechnet. Damit zahlten die Stromkunden bis zu 32 Euro zu viel, so das Unternehmen.
Kunden des Tarifs, deren Zähler im August abgelesen worden seien, sollten ihre Abrechnungen überprüfen und bei einem Fehler die zu viel gezahlten Beträge zurückfordern. Aus technischen Gründen sei eine automatische Information nicht möglich.
Auch bei RWE-Kunden mit Nachtstromheizungen wurde falsch abgerechnet: 70.000 Kunden mit Nachtspeichergeräten, denen eine Erstattung von 39 Euro angekündigt worden sei, erhalten nun 80 Euro und Kunden, die 80 Euro erhalten sollten, bekommen 39 Euro. Hintergrund: Ende September 2010 hatte das Bundeskartellamt verfügt, dass 17 Energieversorger ihren Nachtstromkunden Geld zurückzahlen müssen.
Horrorzahlen sollen Versorger reinwaschen und Erneuerbare diffamieren
Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher e.V.
Stromkosten müssen nicht steigen
(14. Oktober 2010) "Horrorzahlen sollen Versorger reinwaschen und Erneuerbare diffamieren. Verbraucher sind durchaus bereit, für den Ausbau der Erneuerbaren höhere Strompreise in Kauf zu nehmen. Sie wollen allerdings nicht für die höheren Gewinne der Versorger zahlen. Genau dies jedoch ist geplant. Nach dem Motto "haltet den Dieb" wird von eigenen Versäumnissen abgelenkt" sagte der Vorsitzende des Bund der Energieverbraucher e.V. Dr. Aribert Peters.
Seit 2008 sind die Beschaffungskosten der Stromversorger um 0,8 Cent/kWh gesunken, laut einem Gutachten des Energiewirtschaftlers Gunnar Harms. Diesen Betrag hat man den Verbrauchern bisher vorenthalten. Deshalb darf die im kommenden Jahr um 1,5 Cent/kWh höhere Umlage für Erneuerbare nicht in voller Höhe auf die Verbraucher abgewälzt werden. Gerechtfertigt ist lediglich eine Anhebung um 0,5 bis 0,8 Cent/kWh. Das belastet den Durchschnittshaushalt mit 21 Euro im Jahr zusätzlich.
Auch der Chef der Regulierungsbehörde Mathias Kurth und der Vorsitzende der Monopolkommisssion Justus Haucap haben öffentlich davor gewarnt, ungerechtfertigte Preiserhöhungen den Erneuerbaren in die Schuhe zu schieben.
In den vergangenen Jahren hatte die Stromversorger die Strompreise jeweils um rund einen Cent/kWh angehoben, ohne dass es dafür eine Rechtfertigung gab. Strompreisentwicklung für Privathaushalte
Fazit: Im kommenden Jahr lassen sich Strompreissteigerungen nur im geringen Umfang auf die gestiegene Umlage für erneuerbare Energien zurückführen. Durch einen Wechsel des Stromanbieters kann ein Haushalt in der Regel fünfmal mehr an Kosten einsparen, als die Preiserhöhung ausmacht.
Im Osten höhere Energiebelastung
(26. September 2010) Ostdeutsche Haushalte zahlen mehr für Energie. Das liegt an den höheren Strom- und Gaspreisen und am niedrigeren Einkommen dort. Laut dem Vergleichsportal Check24 zahlen Leipziger 9,54% ihres Einkommens für Strom und Gas und damit am meisten. Basis sind ein durchschnittliches Haushaltseinkommen von 1552 Euro netto und Energiekosten von 148 Euro.
München hat dagegen die niedrigste Energiequote: Bei 2138 Euro netto Haushaltseinkommen und Energiekosten von 114 Euro müssen Münchener 5,31% zahlen. Der bundesweite Durchschnitt beträgt 7,16%. Die in der Relation "teuersten" Plätze nach Leipzig sind Gera und Jena, im Westen sind es Krefeld und Bremerhaven.
Stromkonzerne steigern Gewinn
(10. September 2010) Die Essener RWE AG steigerte ihr betriebliches Ergebnis im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 21 Prozent auf knapp fünf Milliarden Euro. Das für die Dividende maßgebliche nachhaltige Nettoergebnis erhöhte sich um 23 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.
Auch E.ON legte im ersten Halbjahr 2010 deutlich zu: Der Konzernumsatz liegt mit rund 44,3 Mrd. Euro etwa sieben Prozent über dem Vorjahresniveau, der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Adjusted Ebit) stieg um elf Prozent auf 6,1 Mrd. Euro.
Die schwedische Vattenfall verdiente im zweiten Quartal 2010 hervorragend. Das Betriebsergebnis stieg im zweiten Quartal um 52,4 Prozent. Bereinigt um Sondereinflüsse, wuchs das Betriebsergebnis im ersten Halbjahr um 30,3 Prozent.
Der EnBW-Konzernüberschuss stieg im ersten Halbjahr 2010 gegenüber dem Vorjahr um 47,1 Prozent.
Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher e.V.
Überhöhte Strompreise: Rechnung kürzen und/oder Anbieter wechseln.
(3. August 2010) Verbraucher haben in den vergangenen Jahren zuviel für Strom bezahlt. Die neue Studie von Gunnar Harms belegt eindeutig, dass die Strombeschaffungskosten deutlich gesunken sind. Diese Senkung ist deutlich höher, als die Mehrbelastung durch die Umlage für erneuerbare Energien. Zieht man die Steuern, Abgaben und Netzentgelte vom Strompreis ab, dann haben sich in nur drei Jahren (2006 bis 2009) die Kosten für Erzeugung und Vertrieb um über vier Cent je Kilowattstunde erhöht. Gleichzeitig sanken die Spotmarktpreise an der Strombörse in diesem Zeitraum jedoch um 1,2 Cent je Kilowattstunde.
Der Bund der Energieverbraucher hat gezeigt, dass sich die Stromversorger jährlich um sechs Milliarden Euro zusätzlich bereichern.
Für den Ausbau erneuerbarer Energien zahlen die Verbraucher insgesamt nur halb so viel, wie die Konzerne grundlos durch ungerechtfertigte Strompreiserhöhungen in den vergangenen drei Jahren abkassierten.
Im Jahr 2010 setzt sich diese Fehlentwicklung bedauerlicherweise fort: Die Strompreise für Haushalte steigen weiter.
Allerdings können Verbraucher problemlos zu einem günstigeren Anbieter wechseln.
Hier ist zu sehen, wie viel man in den zehn größten Städten durch einen Anbieterwechsel sparen kann. Denn die Preise der örtlichen Grundversorger sind deutlich höher, als die der freien Stromanbieter.
Was es dabei zu beachten gibt, kann man nun auch in einem Buch ausführlich nachlesen:
Energie für Verbraucher - Weniger zahlen für Strom und Gas
Für den Bund der Energieverbraucher gibt es drei Konsequenzen aus der neuen Studie:
- Es ist höchst zweifelhaft, dass die Strompreiserhöhungen der vergangenen Jahre der Billigkeit entsprechen. Verbraucher sollten deshalb die Preiserhöhungen entweder unter Berufung auf die fehlende Billigkeit kürzen oder zumindest nur unter Vorbehalt zahlen.
- Verbraucher sollten den Stromanbieter wechseln. Das ist zumindest dann dringend zu raten, wenn man noch über den Grundversorgungstarif versorgt wird.
- Die marktbeherrschende Position der Stromriesen darf nicht durch Laufzeitverlängerungen weiter verstärkt werden. Auch günstige Erzeugungskosten durch abgeschriebene Kraftwerke erhöhen nur die Gewinne und senken nicht die Strompreise.
Download Kurzgutachten -Gerechtfertigte Strompreiserhöhungen ?-
Üppiges Honorar für Aufsichtsräte
(3. Juli 2010) Laut einem Bericht des Euro am Sonntag sind die Aufsichtsratsbezüge in den Dax-Konzernen 2009 im Zuge der Wirtschaftskrise gesunken. Auf Basis der Geschäftsberichte der 30 Dax-Unternehmen sollen Mitglieder in den Kontrollgremien 2009 durchschnittlich 1,7 Millionen Euro Vergütung erhalten haben, das sind rund 15 Prozent weniger als 2008.
Bei zwölf Konzernen erhielten die Aufsichtsräte hingegen mehr Geld als im Vorjahr. Den teuersten Aufsichtsrat leiste sich E.on: Dort erhielten 21 Personen 2009 rund 4,95 Millionen Euro. Volkswagen zahlte für 24 Aufsichtsräte insgesamt 3,84 Millionen Euro. Beide Konzerne spendierten zudem die höchste Vergütung für Aufsichtsratsvorsitzende, so der Bericht. Danach zahlt E.on Ulrich Hartmann jährlich 453.000 Euro, VW entlohnt Ferdinand Piëch mit 391.000 Euro pro Jahr.
Zweifelhafte Verkaufsmethoden
(2. Juli 2010) Derzeit sind vermehrt Drücker unterwegs. Entsprechende Warnungen erreichten die Energiedepesche beispielsweise aus Kassel. Die Personen erkundigen sich nach Kunden- oder Zählernummer und verlangen Einblick in die Stromrechnungen.
Selbst auf mehrfache Nachfrage hin behaupten sie, im Auftrag der Städtischen Werke unterwegs zu sein. Das stimmt jedoch nicht, und weil sich die Drücker für personenbezogene Daten interessieren, lässt dies auf einen Missbrauch schließen.
Verwehren Sie fragwürdigen Menschen den Zutritt in Ihre Räume und Auskünfte beziehungsweise erkundigen Sie sich bei dem vermeintlichen Auftraggeber, ob wirklich jemand in seinem Auftrag unterwegs ist. Wenn Ihnen jemand einen Vertrag anbietet, sollten Sie die Unterschrift verweigern. Grundsätzlich gilt bei Haustürgeschäften nach der Unterschrift ein 14-tägiges Rücktrittsrecht.
Teurer Strom
(1. Juli 2010) Die Mehrheit der Grundversorger hat die Strompreise im ersten Quartal des Jahres 2010 konstant gehalten. Die Preise der wichtigsten überregionalen Stromanbieter (Market Maker) sind im ersten Quartal 2010 um ein Prozent leicht angestiegen.
Laut dem Online-Preisvergleichsportal toptarif.de rechtfertigen die meisten Versorger ihren Preisanstieg mit der Verteuerung der EEG-Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien. Der Bund der Energieverbraucher hat dagegen gezeigt, dass die Versorger in den vergangenen drei Jahren ihre Margen weitaus stärker ausgeweitet haben, als die Umlage für Erneuerbare gestiegen ist. (siehe Grafik)
Im Namen des Netzes
Es tut sich etwas bei den Energienetzen: Nach E.on verkauft nun auch Vattenfall seinen Anteil an deutschen Stromleitungen. Außerdem muss nun nach dem Willen der Bundesnetzagentur ein Netzregelverbund entstehen. Künftig heißt es daher auch für die Energieriesen: miteinander statt gegeneinander.
(30. Juni 2010) Die schwedische Vattenfall verkauft ihre deutschen Stromfernleitungen an den belgischen Netzbetreiber Elia. Gemeinsam mit der australischen Fondsgesellschaft IFM zahlt Elia 810 Millionen Euro. IFM übernimmt 40, Elia 60 Prozent und die operative Kontrolle des Netzbetriebs. Elia ist eine Tochter der belgischen Electrabel und belgischer Gemeinden.
Der neue Besitzer hat angekündigt, in den kommenden zehn Jahren rund 3,5 Milliarden Euro in das 9.500 Kilometer lange Höchstspannungsnetz in den fünf neuen Bundesländern sowie in Berlin und Hamburg zu investieren. Dies soll vor allem die Einspeisung von Windstrom ermöglichen.
Der Verkauf ist das Ergebnis langer Verhandlungen, die in eine neue Runde gingen, nachdem E.on im November 2009 sein rund 11.000 Kilometer langes Netz für rund eine Milliarde Euro an die niederländische TenneT verkauft hatte. E.on hatte sich vom Netz getrennt, um ein EU-Missbrauchsverfahren abzuwenden. Vattenfall verspricht sich höhere Renditen in der Stromproduktion: Die Bundesnetzagentur schreibt für den Netzbetrieb eine Verzinsung des Eigenkapitals vor Steuern bei bestehenden Leitungen von 7,56 Prozent und bei neuen Netzen von 9,29 Prozent vor. Für den Ausbau aufgrund von regenerativer Energiequellen gelten allerlei Ausnahmen.
Mit dem neuen Verkauf übernimmt ein ausländisches Unternehmen bereits das zweite der vier großen Stromübertragungsnetze in Deutschland. RWE und EnBW lehnen einen Verkauf bislang ab.
Der Netzregelverbund
Die Bundesnetzagentur hat die Einführung eines Netzregelverbunds bis spätestens 31. Mai 2010 angeordnet. Die Entscheidung verpflichtet die vier Übertragungsnetzbetreiber zu einer intensiveren Zusammenarbeit bei der Ausregelung der deutschen Stromnetze. Dadurch sind jährlich Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe zu erwarten. Die Regelenergie gleicht kurzfristige Schwankungen der Stromnachfrage aus, indem sie ganz rasch zusätzlichen Strom einspeist. Bislang hat die separate Ausregelung der vier Regelzonen zu einem entgegengerichteten Einsatz von teurer Regelenergie geführt, dem Gegeneinanderregeln. Das wird nun vollständig verhindert: Leistungsungleichgewichte der einzelnen Regelzonen werden summiert. Deshalb muss nur noch der verbleibende Saldo durch Regelenergie ausgeglichen werden. Auch die Höhe der vorzuhaltenden Regelleistung reduziert sich dadurch.
Die drei Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz Transmission GmbH, EnBW Transportnetze AG und Transpower Stromübertragungs GmbH praktizieren für ihre Regelzonen bereits seit dem vergangenen Jahr einen Netzregelverbund. Nun gilt er deutschlandweit für alle vier Regelzonen.
Stromfresser des Monats
(03. April 2010) Der Januar ist der Stromfresser unter den Monaten: In den ersten 31 Tagen des Jahres liegt der Stromverbrauch 11,8 Prozent über dem Jahresmittelwert, gefolgt vom Dezember mit 8,5 Prozent. Basis der Berechnung sind die Stromverbräuche von 1992 bis 2008 in Deutschland.
Auf den weiteren Plätzen mit dem höchsten Verbrauch liegen der März mit plus sieben Prozent und der November mit plus 6,6 Prozent. Der Februar weicht aufgrund der Kürze des Monats mit plus 2,8 Prozent nur leicht vom Durchschnittswert ab. Im Sommer liegen die Monate Juni, August und Juli mit 9,3 Prozent, 8,7 Prozent und 6,8 Prozent unter dem Mittelwert.
Die Stromriesen bereichern sich seit drei Jahren jährlich ungerechtfertigt um sechs Milliarden Euro.
Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher e.V.
Der Sechs-Milliarden-Raubzug
Die Stromriesen bereichern sich seit drei Jahren jährlich ungerechtfertigt um sechs Milliarden Euro. Das hat der Bund der Energieverbraucher bei einer Analyse der Strompreisentwicklung der vergangenen drei Jahre herausgefunden.
(23. Februar 2010, geändert 4. März 2010) Danach haben sich die Strompreise für Haushalte durchschnittlich zwischen 2006 und 2009 um 3,75 Cent je Kilowattstunde erhöht: von 19,5 auf 23,2 Cent je Kilowattstunde. Im gleichen Zeitraum sind die Netzentgelte um 1,5 Cent je Kilowattstunden gesunken.
Zieht man die Steuern, Abgaben und Netzentgelte vom Strompreis ab, dann haben sich in nur drei Jahren die Kosten für Erzeugung und Vertrieb um über vier Cent je Kilowattstunde erhöht. Gleichzeitig sanken die Spotmarktpreise an der Strombörse in diesem Zeitraum jedoch um 1,2 Cent je Kilowattstunde.
Stromversorger: + 1,4 Cent
Die Stromwirtschaft rechtfertigt ihre Preiserhöhungen für Haushaltskunden mit den gestiegenen Kosten der mittel- und langfristigen Strombeschaffung. So haben sie den Strom für das Jahr 2006 zwischen Juli 2004 und Ende 2005 eingekauft. Die so ermittelten Bezugskosten auf der Basis mittel- und langfristiger Verträge sind tatsächlich zwischen 2006 und 2009 um 2,7 Cent gestiegen. Doch selbst wenn man diesen Effekt voll berücksichtigt, ergibt sich für die Stromwirtschaft ein deutliches Plus von rund 1,4 Cent. Somit hat sich die Marge der Stromversorger bei der Belieferung von Privathaushalten zwischen 2006 und 2009 um rund 1,4 Cent je Kilowattstunde erhöht.
Stromerzeugung: + 3,56 Cent
Auch der Erlös für die Stromerzeugung hat sich drastisch erhöht: von 3,56 Cent je Kilowattstunde im Jahr 2006 auf 6,24 Cent je Kilowattstunde im Jahr 2009 um 2,68 Cent. Schon die 3,56 Cent im Jahr 2006 waren mehr als auskömmlich. Denn es handelt sich dabei um die Erzeugungskosten des teuersten Kraftwerks. Für Strom aus Kraftwerken, die den Strom günstiger produzieren, erhalten die Unternehmen ebenfalls diesen Preis.
150 Euro plus je Haushalt
Die Stromerzeuger kassieren dadurch im Jahr 2009 von jedem Haushaltskunden für die Herstellung der gleichen Strommenge durchschnittlich 94 Euro mehr als im Jahr 2006. Hinzu kommen rund 50 Euro, die die Stromversorger den Haushalten darüber hinaus zusätzlich abverlangten, ohne dass Bezugskosten, Steuern oder Abgaben dies gerechtfertigt hätten. Jährlich bereichert sich die Stromwirtschaft dadurch zusätzlich um fast sechs Milliarden Euro.
Erhöhung ohne Gegenleistung
Diese Mehrbeträge kassiert die Stromwirtschaft ohne jede Gegenleistung, also ohne in erneuerbare Energien zu investieren, neue Kraftwerke zu bauen oder Stromnetze zu erneuern oder auszubauen. Denn für alle diese Positionen werden die Stromverbraucher an anderen Stellen zur Kasse gebeten. Für den Ausbau erneuerbarer Energien zahlen die Verbraucher insgesamt nur halb so viel, wie die Konzerne grundlos durch ungerechtfertigte Strompreiserhöhungen in den vergangenen drei Jahren abkassierten.
Im Jahr 2010 setzt sich diese Fehlentwicklung bedauerlicherweise fort: Die Strompreise für Haushalte steigen weiter. Die Stromwirtschaft und ihr nahestehende Organisationen, leider auch der Dachverband der Verbraucherzentralen, kritisieren einseitig die gestiegenen Umlagen für den Ausbau erneuerbarer Energien. „Die Raubzüge der Stromwirtschaft in den Verbraucherkassen und der langfristige Nutzen, den Verbraucher vom Ausbau erneuerbarer Energien haben, finden dagegen keine Berücksichtigung", kritisiert Dr. Aribert Peters.
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