Archiv-News zum Thema Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) aus 2009 bis 2011
RWE und Vaillant mit BHKW
(14. Dezember 2011) RWE steigt in Kooperation mit Vaillant in den Markt für die dezentrale Energieversorgung von Privatkunden ein. Das unter dem Namen "RWE HomePower" angebotene Mikro-KWK-System besteht aus dem "ecoPOWER 4.7"-BHKW von Vaillant und einer von RWE entwickelten "ControlBox", die das Energiemanagement übernimmt.
Die Anlage wird nach dem Strom- und Wärmebedarf des Kunden gesteuert und kann künftig überschüssigen Ökostrom aus dem Netz als Wärme speichern und nutzen. Die Regeltechnik wurde gemeinsam mit der Fraunhofer Gesellschaft Duisburg entwickelt. Stromspitzen, die nicht aus der Anlage gedeckt werden können, werden durch Ökostrom abgedeckt.
Insgesamt lasse sich der Primärenergieverbrauch eines Gebäudes um mehr als ein Drittel und der CO2-Ausstoß um bis zu 50% reduzieren, hieß es von der RWE Effizienz GmbH, die zum Marktstart bis zu 50 Anlagen in NRW installieren will.
Die Anlage eignet sich für Kunden mit einem Jahreswärmebedarf ab 60.000 kWh, also Eigentümer großer Ein- und Zweifamilien- sowie kleiner Mehrfamilienhäuser. Mit KWK erreicht das mit Erdgas betriebene Gerät einen Gesamtwirkungsgrad von über 90%.
Es kann die Leistung im Bereich von 1,5 bis 4,7 kW elektrisch und von 4,0 bis 12,5 kW thermisch an den aktuellen Bedarf anpassen. Die Kunden können die Anlage als Contractinglösung oder komplett erwerben. Beim Contracting zahlt der Kunde einmalig 5000 Euro und eine monatliche Grundgebühr zwischen 30 und 40 Euro.
Dafür finanziert, errichtet und betreibt RWE Effizienz die Anlage. Beim Kauf bekommt der Kunde für 40.000 Euro ein Mikro-KWK-Modul, einen Multifunktionsspeicher für Heizung und Warmwasser, einen Spitzenlast-Brennwertkessel und die komplette Installation und übergibt den Betrieb dann an RWE Effizienz.
In beiden Fällen erhält der Kunde im Gegenzug Strom und Wärme zu attraktiven Konditionen. Während der Vertragslaufzeit von zehn Jahren übernimmt RWE Effizienz die Kosten für Wartung, Service und die Instandhaltung.
Ab 2012 will die RWE Effizienz GmbH auch kleinere Mikro-KWK-Anlagen für Einfamilienhäuser anbieten. Seit über einem Jahr vermarktet der Ökostromanbieter LichtBlick gemeinsam mit VW das "Zuhause-Kraftwerk", von denen 300 in Hamburg, Berlin und Niedersachsen installiert wurden.
Der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) wollen mehr politische Unterstützung für die KWK
Kommunen für KWK
(15. Oktober 2011) Der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) wollen mehr politische Unterstützung für die KWK. Die drei Verbände fordern im novellierten KWKG eine Erhöhung der KWK-Zuschläge um 0,5 Cent pro kWh, eine Förderung von Wärme- bzw. Kältespeichern von 250 Euro je Kubikmeter Wasserspeicheräquivalent, dass konventionelle Kraftwerke, die auf KWK umgerüstet werden, ins Fördersystem einbezogen werden, und eine Fortführung des Mini-KWK-Programms.
KWK-Anlagen seien mit Wirkungsgraden bis zu 90% die effizienteste Energieerzeugungstechnologie und ein hervorragender Türöffner für erneuerbare Energien, da sie flexibel bei Brennstoffen seien, so die Verbände. Mit dem KWKG setzte die Bundesregierung 2008 das Ziel, den Anteil des KWK-Stroms an der deutschen Stromerzeugung bis 2020 auf 25% zu steigern und damit zusätzlich 20 Mio t CO2 einzusparen.
Zum Stand der kleinen KWK
(12. Oktober 2011) Von September 2008 bis Ende 2009 wurde der Einsatz kleiner KWK-Anlagen mit bis zu 50 kW elektrisch durch das Mini-KWK-Förderprogramm unterstützt. Über 10.000 Anträge wurden gestellt und die Anzahl installierter Anlagen legte von 1800 im Jahr 2008 auf über 4400 im Jahr 2009 zu. Gebrochen wurde dieser Trend durch den Förderstopp, 2010 wurden nach vorläufigen Zahlen nur rund 4000 Mini-KWK in Betrieb genommen.
Nach einer Studie der Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch (ASUE) sparen die kleinen, dezentralen Mini-BKWK gegenüber der getrennte Erzeugung in Kraftwerksparks und Heizkesseln bis zu 33% Primärenergie und bis zu 16% CO2 ein.
Außerdem würden die Stromnetze spürbar entlastet und KWK diene im Zusammenspiel mit erneuerbaren Energien als Lieferant für Regelenergie zur Stromnetzstabilisierung, so die ASUE. Durch den Ersatz und die Modernisierung der Heizungsanlagen ließen sich in Deutschland schnell über 10 Mio t CO2 pro Jahr einsparen und das Fernwärmenetz ergänzen. In den nächsten Jahren müssen hierzulande knapp 5 Mio von gesamt 17,8 Mio Heizungen im Einfamilienhausbereich ersetzt werden.
Durch den stärkeren Ausbau dezentraler BHKW könne der beschlossene Atomausstieg samt dem Zubau Erneuerbarer hervorragend flankiert werden
Offensive für BHKW
(19. Juni 2011) Durch den stärkeren Ausbau dezentraler BHKW könne der beschlossene Atomausstieg samt dem Zubau Erneuerbarer hervorragend flankiert werden, so eine Studie des Instituts für ZukunftsEnergieSysteme (IZES). Eine stärker marktorientierte Fahrweise dezentraler KWK-Anlagen trage zum Ausgleich der fluktuierenden Stromerzeugung bei, insbesondere durch die Zusammenschaltung zu virtuellen Kraftwerken.
Für den Ausbau müssten jedoch die Rahmenbedingungen angepasst werden, u. a. sollen die gewerbsmäßigen Betreiber von KWK-Anlagen von der EEG-Umlage von 3,53 Cent je kWh befreit werden. Das aktuelle KWKG enthält für Mikro- und Mini-BHKW bis zu 50 kW elektrisch Förderregelungen, die einen Zuschlags von 5,11 Cent pro kWh vorsehen. Die Belastung des KWK-Stroms durch die EEG-Umlage konterkariere diese Förderung, hieß es.
Laut der Studie ist bei der "kleinen" KWK unter günstigen Bedingungen bis 2020 ein Zubau von 4200 MW möglich, der Zuwachs bei Mikro- und Mini-BHKW bis 50 kW elektrisch könne dabei bis zu 500 MW betragen.
Mini-KWK auf der Kippe
(27. Januar 2010) Nach Angaben des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK), Berlin, stoppt das Bundesfinanzministerium das Mini-KWK-Förderprogramm. Bedient werden sollen nur noch die Anträge, die schon eine Förderzusage erhalten haben.
Seit September 2008 wird der Einsatz von Kleinstanlagen zur KWK mit bis zu 50 kW elektrisch durch das Förderprogramm mit Investitionszuschüssen unterstützt. In der Folge hat sich die Anzahl der installierten Anlagen in diesem Leistungsbereich von 1800 in 2008 auf über 4400 in 2009 mehr als verdoppelt.
Die Leistung, für die bis Ende 2009 Fördermittel ausgezahlt wurden, summiert sich auf 41 MW elektrisch. Hochgerechnet auf alle bisher gestellten 10.200 Zuschussanträge ergeben sich damit über 90 MW. Das Programm aufzugeben, wäre ein energie- und umweltpolitischer Fehler, so der B.KWK.
KWK boomt
(11. Januar 2010) Die kleine und mittlere KWK habe sich zu einer wichtigen Säule der dezentralen Strom- und Wärmeerzeugung gemausert, meldet der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung, Berlin.
Die seit 2002 neu installierten Motoren-BHKW lieferten zur Stromerzeugung die gleiche Kapazität wie drei Großkraftwerke und verringerten den CO2-Ausstoß um 13 Mio t pro Jahr.
Bei mit Biobrennstoffen betriebenen Anlagen halbierte sich der Verkauf 2008 gegenüber 2007 auf 212 MW elektrischer Leistung. Bei den fossilen, mit Erdgas betriebenen Anlagen gab es eine leichte Steigerung von 128 MW auf fast 150 MW.
Für 2009 lässt eine erste Prognose eine deutliche Absatzsteigerung des gesamten Inlandsmarkts um fast 40% auf insgesamt 500 MW erwarten. 2008 wurden insgesamt 3800 BHKW-Module neu installiert, 2009 werden es mit 6400 voraussichtlich fast doppelt so viele sein. Grund ist das Mini-KWK-Förderprogrammfür Anlagen bis maximal 50 kW.
Goliath statt David
Die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) gehört zu den effizientesten Energietechnologien, weil selbst unter Berücksichtigung der Leitungsverluste der Wirkungsgrad wesentlich höher ist als bei getrennter Erzeugung von Strom und Wärme. Deutschland hat sich deshalb eine Verdoppelung der Stromerzeugung aus KWK bis 2020 zum Ziel gesetzt (Meseberg-Ziel). Das ist nur erreichbar, wenn vorrangig das Wärmenetz ausgebaut wird und große Heizkraftwerke zum Einsatz kommen. Von Dieter Attig.
Dr. Dieter Attig ist Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Saarbrücken AG und Präsident des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung
(09. Januar 2010) Seit Jahrzehnten kommen Fernwärmeversorgung und KWK in Deutschland kaum voran. Die Stromerzeugung aus KWK stagniert bei zwölf Prozent, während einzelne Nachbarländer beim Dreifachen liegen. Auch der Anteil der Fernwärmeversorgung liegt nur bei 14 Prozent. Der Grund: In Wärmenetze sind hohe Investitionen nötig. Das verhindert die Erschließung riesiger Wärmepotentiale. Darüber hinaus lief KWK bisher den Interessen der großen Strom- und Gasversorger entgegen.
Interessen der Stromlobby
Die Stromerzeugung hat den größten Anteil an der Wertschöpfungskette der Stromversorgung: Die Produktion erfolgt weitgehend in Großkraftwerken. Über 80 Prozent der Kapazitäten liegen bei den vier großen deutschen Energieversorgungsunternehmen. Eine zunehmend dezentrale Stromerzeugung bedroht diese Position. Damit hat die KWK als typische dezentrale Erzeugungstechnologie eine mächtige Lobby gegen sich.
Die Einstellung der Gasversorger
Die Gaswirtschaft versucht seit vielen Jahren, Erdgas direkt an die Heizkunden zu verkaufen und damit andere Heizenergien zurückzudrängen. Auch die Fernwärme steht in Konkurrenz zum Erdgas. In vielen deutschen Städten gibt es neben Wärmenetzen voll ausgebaute Gasnetze. Die Gaswirtschaft ist daher grundsätzlich nicht besonders stark daran interessiert, große Heizkraftwerke zu fördern, die zur Wärmeverteilung ein Wärmenetz benötigen.
Anders verhält es sich mit kleinen dezentralen Miniblockheizkraftwerken: Diese Kunden bleiben Gasabnehmer und erzeugen neben der Heizwärme noch eine kleine Menge Strom. Das Marketing der Gaswirtschaft hat dafür den griffigen Namen Stromerzeugende Heizung verbreitet.
Im Folgenden wird gezeigt, dass die energiepolitischen Vorteile dieser Mikro-KWK nicht nur gering sind, sondern dass solche Aggregate in vielen Fällen weit sinnvollere KWK-Lösungen blockieren.
Neue Gestaltungsmöglichkeiten
Energieversorgungskonzepte zeigen, wie vor allem die Wärmeversorgung effektiver gestaltet werden kann:
In den Außenbezirken einer Stadt oder Gemeinde mit häufig ein- bis dreigeschossiger Bebauung steht die Dämmung der Häuser an erster Stelle. Neubauten müssen ohnehin hoch gedämmt werden, so dass die Heizung nur noch einen sehr geringen Einsatz von Strom, Gas, Solar- oder Biowärme erfordert. Im verdichteten Bereich mit höherer Bebauung und eingestreuten Funktionsgebäuden sind hochwertige Nachdämmungen der Gebäude oft nicht möglich. Dort sollte die Errichtung von Nahwärmenetzen und, wenn möglich, auch von Fernwärmenetzen vorrangig geprüft werden.
Auch kleinere Nahwärmenetze können später zusammengefasst werden, um günstigere große BHKW zu installieren. Werden jedoch einzelne interessante Wärmeabnehmer durch den Einbau eines objektbezogenen Mini-BHKW längerfristig blockiert, ist die Errichtung eines Nahwärmenetzes nicht mehr wirtschaftlich.
Die Parallelverlegung von Stromnetzen wird als volkswirtschaftlicher Unsinn bezeichnet und ist deshalb verboten. Bei den Heizenergien Fernwärme und Gas dagegen lässt man derartiges zu. Hier gilt es, Abhilfe zu schaffen durch den konsequenten Rückbau der Gasnetze in Fern- und Nahwärmegebieten. Liegen beide Sparten in den Händen des örtlichen Stadt- oder Gemeindewerkes, ist diese Forderung auch umzusetzen. Dies kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass mit einer ausreichend langen Ankündigungszeit Gasleitungen außer Betrieb genommen werden.
Dabei sollten auch die Politiker die volkswirtschaftliche Sichtweise nicht aus den Augen verlieren: Die kapitalintensive Nah- und Fernwärme schafft eine weit höhere Wertschöpfung im Land als Öl- und Gasheizungen, denn für Letztere fließt ein Großteil des Geldes ins Ausland, um die Energieträger zu importieren. Darüber hinaus profitiert der Verbraucher von Fernwärme, denn berücksichtigt man die Vollkosten, liegen deren Tarife im Schnitt hierzulande deutlich unter den Preisen bei Öl- und Gasheizungen
(siehe auch Ein Drittel höhere Heizkosten).
Goliath statt David
KWK-Anlagen sollten aus mehreren Gründen möglichst groß gewählt werden: Erstens erzeugen große Anlagen durch gute Wirkungsgrade je Wärmeeinheit viel mehr Strom als eine kleine Anlage. Zweitens kann ein Wärmenetz, das mehrere Verbraucher verbindet, eine Vielzahl zusätzlicher kleiner Kunden erschließen.
Da sich die Effekte multiplizieren, bringen die größeren Systeme eine erheblich höhere Stromausbeute. Das Meseberg-Ziel ist damit nur unter vorrangigem Einsatz großer KWK zu erreichen. Darüber hinaus sind große Netze ideal für einen späteren Umstieg auf Erneuerbare, denn besteht ein Wärmenetz einmal, kann man später auch Wärme aus erneuerbaren Energiequellen einspeisen.
Zudem sind große Fernwärmesysteme preisstabiler, weil Energiekosten durch Kapitalkosten ersetzt werden. Und die besseren Gleichzeitigkeitsfaktoren in größeren Wärmenetzen führen zu einer besseren Ausnutzung der Erzeugungsanlagen. Dies senkt die Kosten.
Fazit
Ist ein Wärmenetz vorhanden, rechnet sich eine KWK-Anlage unter den heutigen Rahmenbedingungen. Sobald sich herausstellt, dass die Wärmenetze mit der jetzigen Förderung nicht ausreichend wachsen, braucht man dafür ein zusätzliches Förderprogramm.
Beispiel: Vorrang für größere Einheiten
Ein Beispiel zeigt, dass eine zentrale größere Fernwärmeversorgung meist vorteilhafter ist als viele kleine KWK-Anlagen: In den 80er-Jahren entwickelten die Stadtväter von Lemgo und Rottweil KWK-Konzepte, obwohl beide Städte mit 50.000 Einwohnern keine typischen Fernwärmestädte sind.
In Rottweil sollten Wärmeinseln einzelne interessante Wärmepotentiale erschließen. Dazu dienten häufig Aggregate mit einer elektrischen Leistung von 50 Kilowatt. Lemgo dagegen setzte gezielt auf ein zentrales Fernwärmenetz. Einzelne Wärmeinseln wurden so konzipiert, dass sie später in das zentrale Netz integriert werden konnten.
Die alte Hansestadt Lemgo
Heute liegt die Stromeigenerzeugung in Lemgo auf der Basis eigener KWK-Anlagen bei 65 Prozent des Bedarfes und sichert damit den wirtschaftlichen Bestand dieses kleineren Stadtwerks. In Rottweil dagegen ist die Eigenerzeugung kaum über zehn Prozent hinausgekommen, denn es fehlte der Anstoß zur Bildung eines zusammenhängenden Fernwärmenetzes.
Lohnende Kraftpakete
Vereinsmitglied Ernst Nägele möchte gern in sein Mehrfamilienhaus gemeinsam mit acht anderen Eigentümern ein Mini-Blockheizkraftwerk (BHKW) einbauen. Doch die Gesetzeslage und unterschiedliche Aussagen von Fachleuten und Herstellern haben ihn verunsichert. Wolfgang Suttor, Experte für Blockheizkraftwerke, rät dazu, sich nicht verwirren zu lassen und die Möglichkeiten eines Mini-BHKW zu nutzen.
Wolfgang Suttor, Experte für Blockheizkraftwerke
(14. Juni 2009) Die meisten Eigentümer denken erst dann an ein BHKW, wenn ihr alter Heizkessel ersetzt werden muss. Meist drängt dann die Zeit, weil die defekte Heizung schnell wieder funktionieren muss. Dennoch sollte man zunächst den Wärmebedarf sorgfältig prüfen, also gegebenenfalls Außenwände, Dach beziehungsweise Dachdecke dämmen, die Decke zwischen Keller und dem Boden im Erdgeschoss isolieren und die Fenster im Blick behalten.Die Bundesregierung unterstützt diese äußerst sinnvolle Vorgehensweise (www.kfw-foerderbank.de , www.bafa.de ).
Erst wenn das wirtschaftliche Potential beim Wärmeschutz ausgeschöpft ist, betrachtet man den Wärmeerzeuger - der zumeist deutlich kleiner als bisher ausfallen kann. Zur Wahl stehen eine Wärmepumpe, ein BHKW, aber auch eine Solaranlage, ein Herd oder ein Kachelofen. Wichtig ist ein Pufferspeicher, der die Wärme aufnehmen, speichern und verteilen kann.
BHKW fürs Mehrfamilienhaus
Für ein Mehrfamilienhaus mit einem ursprünglichen Brennstoffverbrauch von ca. 110.000 Kilowattstunden eignet sich ein BHKW. Das gilt selbst dann, wenn das Haus dem Dämmniveau der EnEV oder soger EnEV minus 30 Prozent entspricht. In solchen Fällen bietet sich ein BHKW mit einer elektrischen Leistung von fünf Kilowatt und einer thermischen Leistung von zwölf Kilowatt an.
Dabei gilt es, ein paar Regeln zu beachten:
- die Bewohner/Nutzer (Mieter oder Eigentümer) des Mehrfamilienhauses beziehen ihren Strom von dem BHKW-Betreiber (z. B. Wohnungseigentümergemeinschaft, Mieter-GbR), der zu einem Stromversorger wird. Wenn der Strom aus dem BHKW nicht genügt, wird aus dem Netz zugekauft. Wird mehr produziert als verbraucht, speist das BHKW den Überschuss ins Stromnetz ein. Dies erfolgt über einen Summenzähler. Ein Beschluss der Bundesnetzagentur segnet diese Vorgehensweise ab. Der normale Stromverbraucher bemerkt von diesem Vorgang nichts. Er hat nur die Gewissheit, zur CO2-Reduktion beigetragen zu haben. Jedoch muss technisch garantiert werden, dass jeder Bewohner seinen Stromanbieter frei wählen kann. In den meisten Fällen werden sich Mieter oder Eigentümer für den Strom vom BHKW entscheiden, weil er so in der Regel günstiger fährt, als mit den üblichen Tarifen der örtlichen Netzbetreiber.
- Das BHKW fährt in der Grundlast und kommt daher auf die für die höchste Förderung notwendigen 5.000 Betriebsstunden im Jahr. Ein weiterer Wärmeerzeuger sorgt für die Spitzenlast an sehr kalten Tagen. Da dieser nur wenige hundert Stunden des Jahres läuft, braucht man für den zusätzlichen Wärmerzeuger nur wenig zu investieren. Im vorliegenden Fall reicht ein alter Kessel, der die gesetzlichen Grenzwerte einhält.
Bei dem genannten Mehrfamilienhaus mit acht Parteien liegen die Verhältnisse günstig. Dem Anschaffungspreis (rund 27.000 Euro einschließlich Montage) steht ein hoher Absatz von Strom zu vorteilhaften Preisen und Wärmeabnahme gegenüber, so dass sich ein BHKW rentiert. Es gibt zahlreiche Programme im Internet, mit denen sich die Wirtschaftlichkeit eines BHKW abschätzen lässt (Rechenprogramme). Wenn die Wirtschaftlichkeit allerdings klar auf der Hand liegt, kann man sich den Zeitaufwand sparen und direkt beim Hersteller bestellen.
Tipps zum Thema Mini-BHKW:
- Kraft-Wärme-Kopplung
- www.mini-kwk.de
- www.bafa.de
- www.KfW-foerderbank.de
- Broschüre vom Umweltministerium: Energie dreifach nutzen
- Das Mini-BHKW - Eine Heizung, die kostenlos Strom erzeugt, beim C. F. Müller Verlag, 5. Auflage mit allen Neuerungen zum 1. Januar 2009
- Blockheizkraftwerke - Ein Leitfaden für den Anwender vom BINE Informationsdienst
- Praxis Kraft-Wärme-Kopplung : Technik, Umfeld, Realisierung , Loseblatt-Werk C. F. Müller Verlag, Hrsg. W. Suttor
- Service für Mieter-KWK bei der Ingenieurfirma Energy Consulting Meyer
Servicevertrag: Ja oder nein?
Nach der Entscheidung für ein BHKW steht die Entscheidung für oder gegen einen Servicevertrag an. Die Kosten dafür richten sich nach der Stromerzeugungsmenge oder den Betriebsstunden. Bei hohen Benutzungsdauern können schon mal 1.500 Euro pro Jahr zusammenkommen. Die eigentlichen Serviceleistungen am BHKW haben, einzeln beauftragt, einen Wert unter 500 Euro pro Jahr. Um in den Genuss des hoch ausgestatteten Impuls-Förderprogramms für Mini-BHKW (www.bmu.de , www.bafa.de) zu gelangen, ist kein Servicevertrag nötig.
Verträge kosten Zeit und Nerven
Bei der vertraglichen Fixierung der Projektdetails ist ein gewisser Pioniergeist gefordert: Zunächst gilt es, eine Betreiber- oder Nutzergemeinschaft zu organisieren. Diese muss einen Einspeisevertrag mit dem Netzbetreiber, Stromlieferverträge mit den Nutzern und einen Stromliefervertrag mit einem beliebigen Stromversorger abschließen. Das kostet Zeit und Nerven, denn immer wieder stößt man auf Widerstand -- kein Wunder, denn die BHKW-Betreiber konkurrieren, wenn auch nur im kleinen Maßstab, mit den angestammten und mit Gewinnen hervorragend ausgestatteten Stromversorgern. Man sollte sich also nicht einschüchtern lassen und vorwärts gerichtet zu einer fairen Lösung zwischen Investor und Nutzer kommen. Etliche Beispiele aus der Praxis belegen dies.
BHKW fürs Einfamilienhaus?
Die heute am Markt bewährten und in ausreichenden Stückzahlen lieferbaren BHKW haben eine elektrische Leistung um die fünf Kilowatt. Diese Module sind für ein Einfamilienhaus (neu/sanierter Bestand) zu groß und daher nicht wirtschaftlich.
Die Entwicklung geht weiter zu kleineren Aggregaten wie zum Beispiel dem Ecopower mit drei Kilowatt elektrischer Leistung. Dieses Aggregat war Anfang 2008 noch nicht einmal angekündigt. Vor ein paar Wochen gab es noch keine näheren technischen Daten geschweige denn einen verbindlichen Preis.
Über neue Entwicklungen wie Wispergen, Sunmaschine oder den lion wurde hier schon mehrfach berichtet. Die Quintessenz lautete: zu schlechter elektrischer Wirkungsgrad, schlechte Stromkennzahl, mehr oder minder im Pilotstadium und am Markt noch nicht ausreichend verfügbar. Es fehlt jegliches Servicenetz. Bei Preisen bis zu 20.000 Euro sind diese kleinen BHKW kaum wirtschaftlich. Ich empfehle zwischen Preisankündigung und Preis nach Lieferung zu unterscheiden. Ich begrüße die Entwicklung von BHKW mit einem bis drei Kilowatt elektrischer Leistung, aber gegenwärtig kann man sie nur für Pioniere und handwerklich hoch Motivierte und Befähigte empfehlen und das sind nur wenige unserer Leser.
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