Archiv-News zum Thema Strom 2004
Weltweit ist die Strombranche nicht gewappnet, der Herausforderung des Klimawandels konsequent entgegen zu treten.
WWF stellt internationales Klimaschutzranking für Energieversorger vor
(21. Dezember 2004) - Weltweit ist die Strombranche nicht gewappnet, der Herausforderung des Klimawandels konsequent entgegen zu treten. Dieses Fazit zieht der WWF in einem jetzt vorgestellten Report, in dem die Geschäftspolitik der wichtigsten Energieversorgungsunternehmer unter die Lupe genommen wird.
Im Mittelpunkt steht die Frage, inwieweit Firmen durch eine nachhaltige Investitionspolitik in der Lage sind, ihren Ausstoß von Treibhausgasen entscheidend zu verringern. 90 Prozent der untersuchten Unternehmen bekamen weniger als drei von zehn möglichen Punkten.
"Alarmierend visionslos und alles andere als zukunftsfähig", kommentiert Regine Günther Leiterin des Referats Klimaschutz beim WWF die Ergebnisse. Es zeige sich, dass die Branche nicht bereit sei, ihrer Verantwortung für den Klimaschutz gerecht zu werden. Auch die deutschen Stromkonzerne RWE und E.on mit 1,3 bzw. 0,6 Punkten seien keine Ausnahmen.
Der WWF fordert ein schnellstmögliches Umschalten auf saubere Energien, denn derzeit sei die Branche vor allem durch die Verstromung von Kohle für rund 35 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich.
Der WWF Report untersucht 72 Energieversorger aus den OECD Ländern und aus Russland. Sie produzieren gemeinsam rund 65 Prozent des in diesen Ländern verbrauchten Stroms. Die Studie bewertet die Unternehmen nach ihrem aktuellen Einsatz und Ausbauplänen von erneuerbaren Energien und hoch effiziente Gaskraftwerken.
Grundlage der Auswertung, die vom niederländischen Forschungsinstitut ECOFYS durchgeführt wurde, waren die Angaben der Firmen selbst. Besonders schlecht schneiden die US-amerikanischen Unternehmen ab. 24 Prozent erzielten nicht einmal einen Punkt.
"Aber auch die Europäer sind nicht einmal die Einäugigen unter den Blinden", erläutert Regine Günter. Mit 4,3 Punkten lag der spanische Versorger Iberola noch am besten. Nur zwei europäische Unternehmen haben in ihrem Energiemix einen Anteil von erneuerbaren Energien von mehr als zwei Prozent. Die deutschen Unternehmen RWE und E.on landeten auf den Plätzen 20 und 41.
Der WWF sieht die Energieversorger in einer Schlüsselrolle. Die Branche gehöre zu den größten Emittenten von Kohlendioxid und müsse endlich ihre Hausaufgaben machen. Während der CO2-Ausstoß in anderen Sektoren wie dem Verkehr langsam sinke, setzen viele Versorgungsunternehmen nach wie vor auf den Klimakiller Kohle. Dies spiegele sich in den aktuellen Zahlen in Deutschland. Die CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung stiegen in Deutschland von 2002 bis 2003 um rund acht Millionen Tonnen. Seit 2000 sind sie in diesem Sektor um über 20 Millionen Tonnen gestiegen.
Die Naturschutzorganisation zielt mit ihrer Kampagne "Power Switch! - Umschalten auf neue Energien" auf eine Klima schonende Energieversorgung. Ziel ist es, bis 2050 eine CO2-freie Stromversorgung sicher zu stellen. Dies sei ein wichtiger Schritt, den weltweiten Temperaturanstieg in beherrschbaren Grenzen zu halten.
BEE: Eine halbe Milliarde Euro haben die deutschen Stromversorger schon zuviel für Strom aus Erneuerbaren Energien abgerechnet.
Stromversorger zocken Haushalte ab
(10. August 2004) - Eine halbe Milliarde Euro haben die deutschen Stromversorger schon zuviel für Strom aus Erneuerbaren Energien abgerechnet. Das geht aus Berechnungen des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) hervor. BEE-Präsident Johannes Lackmann: Die Stromversorger zocken die Verbraucher ab. Jetzt wollen Sie schon wieder Preiserhöhungen mit der Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren Energien begründen."
Gestern hatte der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VdEW) erneut bundesweite Preiserhöhungen wegen vermeintlicher Steigerungen der Ökostromkosten angekündigt. Lackmann: "Dieses Spiel kennen wir seit Jahren. In 2003 sind damit 233 Mio. Euro zuviel von den Kunden abgerechnet worden. Im Jahr 2004 werden es etwa 270 Mio. Euro sein. Bei den Produzenten von Ökostrom kommt davon nichts an."
Die Elektrizitätswirtschaft schiebt diesmal die Verantwortung auf eine Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Lackmann: "Das ist grober Unfug. In der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sind die Vergütungen beispielsweise für Strom aus Windkraft gesenkt worden. Jedes Jahr sinken die Kosten für Ökostrom während die Preise für Strom aus Kohle, Gas und Atom steigen." Der weitere Ausbau Erneuerbarer Energien sei ohne steigende Mehrkosten machbar. "Dafür senken wir aber Umweltkosten, reduzieren Energieimporte und sparen Milliardensubventionen für die alten Energien."
Anstelle von Preiserhöhungen fordert der BEE jetzt Rückerstattungen an die Stromkunden. Lackmann: "Während der Verband der Netzbetreiber für das Jahr 2003 seine Kostenprognosen mehrfach nach unten korrigiert hat, haben die Stromhändler davon nichts an die Kunden weitergegeben. Zudem rechnen sie weiterhin mit nachprüfbar viel zu hohen Differenzkosten zwischen EEG-Strom und konventionellem Strombezug. Wenn wir eine funktionierende Strompreisaufsicht hätten, würden die Preise gesenkt und nicht erhöht werden."
Vier neue Kraftwerke
(3. August 2004) - Bis Ende 2004 sollen Kraftwerke mit 1080 MW ans Netz gehen und ältere unwirtschaftliche Anlagen ersetzen, meldet der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), Berlin. Die vier neuen GuD-Kraftwerke der GEW RheinEnergie, der Stadtwerke Duisburg, München und Augsburg sollen noch Ende 2004 Strom und Wärme liefern.
2003 wurden ältere Anlagen auf Basis von Braunkohle, Erdgas, Kernenergie und Heizöl mit zusammen rund 1700 MW vom Netz genommen. Insgesamt habe der Kraftwerkspark der deutschen Stromversorger Mitte 2003 genau 100 281 MW umfasst.
In Italien sorgte die Hitzewelle der vergangenen Tage für einen neuen Rekord beim Stromverbrauch.
Rekord in Italien
(1. August 2004) - In Italien sorgte die Hitzewelle der letzten Tage am vergangenen Freitag für einen neuen Rekord beim Stromverbrauch. Um 11.00 Uhr maß der Versorger GRTN bei Temperaturen von über 30 Grad samt intensiven Ventilatoren- und Klimaanlageneinsatz einen Gesamtverbrauch von 53 500 MW, 100 MW mehr als nach einem Kälteeinbruch im Dezember 2003.
Anstieg der Strompreise für mittelständische Industriekunden in den letzten zwölf Monaten um über 10%.
VEA: Rekord-Strompreise
(14. Juli 2004) - Einen Anstieg der Strompreise für mittelständische Industriekunden in den letzten zwölf Monaten um über 10% errechnete der Bundesverband der Energie-Abnehmer (VEA). Damit sei Strom so teuer wie seit Beginn der Liberalisierung vor fünf Jahren nicht mehr.
Ursache sei der dramatisch gestiegene Großhandelspreis. Mit über 80% der Kraftwerkskapazitäten in den Händen der vier Verbundunternehmen habe sich ein Oligopol gebildet, das in der Lage sei, diesen zu diktieren.
Die vier Unternehmen missbrauchten ihre Marktmacht, um die Preise nach oben zu treiben, so der VEA. Die Kunden zahlten nun die Zeche für die politisch gewünschten Fusionen der großen Versorger. Mit den realen Erzeugungskosten habe der Preisanstieg nichts zu tun, denn 2003 sei der Preis für Kraftwerkskohle um 10% gesunken.
Der aktuelle VEA-Strompreisvergleich ermittelt die Komplettpreise vor Steuern: Mit 8,27 Cent je kWh liegt der durchschnittliche Preis in den neuen Bundesländern deutlich über dem in den alten Bundesländern mit 7,68 Cent.
Auch wenn es zum 1. Juli 2004 noch keine Strom-Regulierungsbehörde gibt: Verbraucher können durch einfachen Wechsel des Stromanbieters jährlich zwischen 20 und 64 Euro sparen.
Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher e.V.
Urlaubsgeld aufbessern: Stromversorger wechseln
(21. Juni 2004) - Auch wenn es zum 1. Juli 2004 noch keine Strom-Regulierungsbehörde gibt: Verbraucher können durch einfachen Wechsel des Stromanbieters jährlich zwischen 20 und 64 Euro sparen.
"Der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter ist einfach und ohne Gefahr für die Versorgungssicherheit möglich" informiert Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. "Wer den Wechsel zu einem anderen Anbieter scheut, bekommt auf Nachfrage beim alten Stromanbieter meist einen Sondertarif eingeräumt. Leider wissen das die wenigsten Stromkunden. Nur wenn Verbraucher die Chance zum Wechsel auch nutzen, kommt der Wettbewerb in Gang".
Zum Beispiel München: Der Wechsel von den Stadtwerken München zur Regensburger REWAG spart 65 Euro bei einem jährlich Verbrauch von 3.500 kWh.
Zum Beispiel Köln: Der Wechsel von GEW zu den Stadtwerken Düsseldorf spart 45 Euro bei einem jährlichen Verbrauch von 3.500 kWh.
Der Bund der Energieverbraucher sucht auf Anfrage den günstigsten Anbieter. Sofern keine Mitgliedschaft in dem Verbraucherverein besteht, kostet das zehn Euro.
Künstlich erzeugter Regen soll in Schanghai für Abkühlung und weniger Stromverbrauch durch Klimaanlagen sorgen.
Regen soll Strom sparen
(18. Juni 2004) - Künstlich erzeugter Regen soll an heißen Sommertagen in der chinesischen Millionenmetropole Schanghai für Abkühlung und weniger Stromverbrauch durch Klimaanlagen sorgen. Wie die Tageszeitung "China Daily" berichtet, werden Ende Juni erste Versuche gestartet. Flugzeuge sollen über der Stadt Wolken aus Trockeneis, Silberiodid und Salz erzeugen, um Regen herbeizuführen.
Schanghais explosionsartige wirtschaftliche Entwicklung und eine 40 Tage andauernde Hitzeperiode hatten im vergangenen Sommer zu massiven Stromengpässen geführt. Auch dieses Jahr gab es bereits Energieprobleme.
Chinas Krise größer
Es kommt noch viel schlimmer: China drohe in diesem Sommer die größte Energiekrise der vergangenen 20 Jahre, meldet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Bis zu 30 Mio. kW fehlten in der Stromversorgung, so Zhao Xizheng, der Chef der staatlichen Energieversorgungsnetze.
In mindestens 24 der 31 chinesischen Provinzen und Regionen wurde bereits in den vergangenen Monaten vorübergehend der Strom abgestellt. Die Energieprobleme werden durch das Wachstum energieintensiver Branchen wie der Stahl- und Autoindustrie sowie der Urbanisierung noch verstärkt. Zudem sind viele Kraftwerke technisch veraltet.
Mit verbindlichen technischen Standards für Produkte wieFernseher oder Klimaanlagen will das Europäische Parlament denStromverbrauch in der Union senken.
EU-Standards für Geräte
(25. April 2004) - Mit verbindlichen technischen Standards für Produkte wie Fernseher oder Klimaanlagen will das Europäische Parlament den Stromverbrauch in der Union senken. Eine Richtlinie, der der EU-Ministerrat noch zustimmen muss, soll Hersteller veranlassen, möglichst Energie sparende Elektrogeräte zu entwickeln.
Außerdem sollen Verbraucher besser über deren Energieverbrauch informiert werden und Hersteller und Händler über Umweltauswirkungen der Produkt sowie Möglichkeiten des Energiesparens informieren. In einer Studie von Industrie- und Umweltverbänden war errechnet worden, dass allein die Verbesserung der Energieeffizienz bei zehn wichtigen Gerätegruppen Einsparungen der CO2-Produktion von 40% bewirken kann.
Hier können Sie die vom EU-Parlament verlangten Änderungen an der ursprünglichen Richtlinienvorlage der EU-Kommission herunterladen. Dabei handelt es sich um den "Bericht über den Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energiebetriebener Produkte und zur Änderung der Richtlinie 92/42/EWG des Rates (KOM(2003) 453 - C5-0369/2003 - 2003/0172(COD))" vom 20.4.2004.
Hier können Sie die Vorlage der EU-Kommission "Vorschlag für eine Richtlinie der Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energiebetriebener Produkte und zur Änderung der Richtlinie 92/42/EWG des Rates" vom 1.8. 2003 herunterladen.
Die bei der Einführung der Sommerzeit erhofftenEnergiespareffekte sind nicht eingetreten.
Zeitumstellung spart keinen Strom
(28. März 2004) - Über das Für und Wider der Sommerzeit ist schon viel diskutiert worden. Soviel aber steht fest: Die Energiespareffekte, die man sich bei der Einführung 1980 in Deutschland erhofft hatte, sind nicht eingetreten.
Im Gegenteil: Die Zeitverschiebung im Sommer steigert den Energieverbrauch. Zwar wird am Abend Beleuchtungsenergie eingespart, dafür muss jedoch am Morgen stärker geheizt werden - insbesondere in den kalten Monaten April und Oktober.
Die entsprechenden Berechnungen der Technischen Universität München von Mitte der 90er Jahre hätten immer noch Gültigkeit, sagt der Sprecher des Umweltbundesamts, Karsten Klenner. Die negative Bilanz habe sich eher verschlechtert, da in immer mehr Haushalten Energiesparlampen eingesetzt würden.
Zu berücksichtigen sei auch das veränderte Freizeitverhalten. Wenn es am Abend länger hell bleibe, würden nach der Arbeit mehr Ausflüge mit dem Auto unternommen. "Energiegründe sprechen heute nicht mehr für die Sommerzeit", räumt Klenner ein. Sie sei "für die Umwelt kein Gewinn".
Dennoch plädiere das Umweltbundesamt nicht für eine Abschaffung der Sommerzeit. Die europaweit einheitliche Uhrenumstellung habe auch zahlreiche positive Effekte. So ließen sich Flug- und Zugpläne besser aufeinander abstimmen, wenn alle Länder bei der Sommerzeit mitmachten.
E.on hat die Zeiten für den Bezug von günstigemNiedertarif-Strom geändert, ohne die Kunden zu informieren.
Niedertarif-Strom: Zeiten ändern sich - Aufpassen lohnt sich
(15. März 2004) - E.on hat die Zeiten für den Bezug von günstigem Niedertarif-Strom geändert, ohne die Kunden zu informieren. Bisher konnten Kunden den günstige NT-Strom Samstag, Sonntag und Feiertags ohne zeitliche Einschränkung nutzen.
Ohne die Kunden zu informieren, hat E.on die Bezugszeiten für NT-Strom verkürzt, so dass Samstags der Zähler erst ab 13:00 auf den günstigen Tarif wechselt.
Tipp für alle Bezieher von NT-Strom: Prüfen Sie nach, welcher Ihrer Zähler den Strom zählt. Sonst wird es möglicherweise schnell teurer als erwartet.
Das Wirtschaftsmagazin Capital hat die Stadtwerke Osnabrückals günstigsten Stromanbieter ermittelt.
Preissieger Osnabrück
(10. März 2004) - Im März-Heft vergleicht das Wirtschaftsmagazin Capital die Strompreise in den 60 größten deutschen Städten für eine durchschnittliche Familie oder für Singles. Sie unterscheiden sich um bis zu 19%.
In beiden Verkaufsfällen legten die Stadtwerke Osnabrück das beste Angebot aller 60 Energieversorger vor. Der teuerste Anbieter liegt pro Jahr um 72 Euro für Singles und 162 Euro für Familien höher als in Osnabrück. Ein Single zahlt in Osnabrück für 1500 kWh im Jahr 274,02 Euro, in Mannheim 346 Euro. Eine Familie zahlt für 4000 kWh im Jahr in Osnabrück 630,12 Euro, in Erfurt 792 Euro.
Nach einer aktuellen Studie sind Industrie und Finanzminister dieGewinner der Strommarktliberalisierung.
Gewinner & Verlierer
Die Industrie und der Finanzminister seien Gewinner der Strommarktliberalisierung seit April 1998, Privathaushalte profitierten kaum, eindeutige Verlierer seien die Stromversorger, die durch drastische Umsatzeinbußen zu Produktivitätssteigerungen gezwungen sind, so eine aktuelle Studie der A.T. Kearney-Managementberatung.
(9. März 2004) - Bei der Industrie seien die Großkundenpreise zunächst teilweise unter die Erzeugungskosten gefallen, durch Steuer- und Abgabenerhöhungen und die Annäherung an den Großhandelspreis dann wieder gestiegen. Im Vergleich zu 1995 betrage die Nettoersparnis für die Industrie 3,5 bis 4 Mrd. Euro pro Jahr, so A.T. Kearney.
Für Kleinverbraucher wie Gewerbebetriebe und Haushalte seien Preissenkungen um durchschnittlich 20% durch Erhöhung der Abgaben und Steuern fast vollständig wieder ausgeglichen worden. Die jährliche Nettoersparnis für Kleinverbraucher verglichen mit 1997 habe 2003 bescheidene 40 Mio. Euro im Jahr betragen. Der Steueranteil für Haushaltskunden stieg von 25% des Gesamtstrompreises 1998 auf 40% in 2003, zwei Drittel davon wandern direkt ins Bundesbudget.
Finanzminister mit prallem Steuersäckel
Hauptgewinner der Liberalisierung sei der Bundesfinanzminister: Ab 1999 flossen jährlich rund 1,8 Mrd. Euro Stromsteuer in die Staatskasse, 2002 habe sich die Summe mit 5,1 Mrd. Euro bereits fast verdreifacht. Die Umsätze der deutschen Stromversorger sanken von 1995 bis 2000 von 41,5 Mrd. um 18% auf 34,1 Mrd. Euro. Der Absatz stieg im gleichen Zeitraum um rund 6%.
Zwischen 2000 und 2002 konnten die Stromversorger einen Teil ihrer Umsatzverluste durch Preiserhöhungen und Absatzsteigerungen aufholen, mit aktuell 38,7 Mrd. Euro liegen sie aber immer noch deutlich unter dem 1995er Niveau.
Zur Steigerung der Produktivität haben die Stromversorger bisher bereits massiv Stellen gestrichen: rund 10% der Gesamtkapazität im Vorfeld der Marktöffnung zwischen 1995 und 1998 sowie weitere 18% zwischen 1998 und 2002. Bis 2006 prognostiziert A.T. Kearney einen weiteren Arbeitsplatzabbau um rund 15%.
Die Stromversorger sowie Industrie und private Erzeuger speistenmehr Strom in die Netze.
2003 mehr Strom erzeugt
(7. März 2004) - Die deutschen Stromversorger erzeugten 2003 mit 493 Mrd. kWh gut 2% mehr Strom als im Vorjahr, so der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), Berlin. Außerdem stiegen die Einspeisungen von Industrie und privaten Erzeugern in die Netze der Stromwirtschaft von 43 Mrd. auf 47 Mrd. kWh. Die Industrie lieferte dabei vor allem KWK-Überschussstrom, private Erzeuger speisten zumeist Strom aus erneuerbaren Energien ein.
Die Österreichische Regulierungsbehörde E-Control hateinen umfangreichen Bericht über die Liberalisierung desStrom- und Gasmarktes vorgelegt und auch ihren Jahresbericht 2003.
E-Control: Strompreise konstant
Die Österreichische Regulierungsbehörde E-Control hat einen umfangreichen Bericht über die Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes vorgelegt und auch ihren Jahresbericht 2003 .
(29. Februar 2004) Die Strompreise für Österreichs Haushalte blieben 2004 konstant, beim Gas sei wegen niedrigerer Einkaufspreise die Rücknahme der Vorjahreserhöhungen möglich, so der österreichische Regulierer E-Control. Die Strom-Großhandelspreise dürften mit unter 30 Euro je MWh unter denen des Vorjahrs liegen.
Bei den Netztarifen, die bei Haushalten rund zwei Drittel des Nettostrompreises ausmachten, könnte es spätestens Anfang 2005 eine neue Senkungsrunde geben. Rund 1% der Haushalte wechselten pro Jahr ihren Strom- und Gaslieferanten. 125 000 Stromkunden hätten bisher gewechselt.
In Gewerbe- und Landwirtschaft hätten rund 4%, bei den Großabnehmern praktische alle gewechselt bzw. mit ihrem Stammlieferanten deutliche Preisnachlässe verhandelt, so die Behörde. Allerdings hätten sich bei den Großkunden die Preisvorteile aus der Liberalisierung wieder verringert, sie bekämen den Anstieg der Preise 2003 zu spüren. Beim Gas wechselten mehr als 11 000 der rund 1,3 Mio Kunden. Die österreichischen Haushalte hätten von der Liberalisierung des Strommarkts jedenfalls stärker profitiert als die deutschen, so der Regulator, denn der Strompreis in diesem Segment liege um 30% bis 35% unter dem deutschen.
Endkundenpreisentwicklung Haushalte
Die durch die Liberalisierung eingetretenen Preissenkungen fielen für Haushaltskunden wesentlich geringer aus als für Industrie- oder Gewerbekunden. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Energiepreis einen noch geringeren Anteil am Gesamtpreis ausmacht als bei Industrie- und Gewerbekunden und der Anteil der Netznutzungsgebühren dominierend ist.
Preisänderungen im Energiebereich jener Bereich, der sich im Wettbewerb befindet wirken sich daher nur in geringem Ausmaß auf die Gesamtrechnung aus.
Die Betrachtung der längerfristigen Haushaltsstrompreisentwicklung zeigt, dass das inflationsbereinigte Preisniveau über die Zeit gleichmäßig verläuft. Merkliche nominelle Erhöhungen brachten lediglich die Einführung und die Erhöhung der Energieabgabe.
Die Strompreise (Netz und Energie) ohne Steuern und Abgaben gingen allerdings durchwegs zurück. Durch die Erhöhung der Steuern und Abgaben wurden diese Liberalisierungseffekte kompensiert.
Neben den Energiepreisen sanken auch die Netzgebühren, die seit Oktober 2001 von der E-Control Kommission festgelegt werden
Abbildung 33 Entwicklung der Haushaltsstrompreise 1996 - 2003 (3.500 kWh/Jahr), Steuern,Abgaben und Zuschläge, Energie, Netz ohne Steuern,Abgaben und Zuschläge (Netz und Energie bis Juli 2002) I Preis (Netz und Energie) real ohne Steuern,Abgaben und Zuschläge,Preis (Netz und Energie) real mit Steuern,Abgaben und Zuschläge cent/kWh . Die Entwicklung der Gesamtstrompreise innerhalb Österreichs verläuft jedoch nicht einheitlich. Sie weisen viel mehr eine starke geographische Streuung auf, die größtenteils auf die unterschiedlichen Netztarife in den jeweiligen Netzbereichen (ehem.Versorgungsgebiete der Landesgesellschaften meist Bundesland) zurückzuführen sind. Im Westen und im Osten liegen die Netznutzungsgebühren deutlich unter jenen im Burgenland und in der Steiermark.
Der Preisunterschied für einen Durchschnittskunden im Juli 2003 betrug bis zu 27 %.
Die einzelnen Preisrückgänge im Frühjahr 2002 sind nicht vordergründig auf die sinkenden Energiepreise der Lieferanten, sondern vorwiegend auf die behördlich gesenkten Netzgebühren zurückzuführen.
Preisveränderungen zu Beginn des Jahres 2003 stehen hauptsächlich im Zusammenhang mit der österreichweiten Vereinheitlichung des KWK-Zuschlages und der Ökozuschläge, aber auch mit Energiepreiserhöhungen am Großhandelsmarkt.
In welche Richtung sich die Energiepreise für Endabnehmer zukünftig entwickeln werden, hängt von vielen Faktoren ab. Die wichtigsten Einflussfaktoren sind die Entwicklung der Wettbewerbsverhältnisse und die Entwicklung der Energiepreise an den internationalen Märkten.
Die Lieferanten haben grundsätzlich die Möglichkeit, die benötigten Strommengen über den Spotmarkt oder über den Forwardmarkt zu decken. Auch wenn ein Unternehmen über eigene Kraftwerke verfügt, deren Erzeugungskosten unter dem Großhandelspreis liegen, wird sich dieAngebotslegung an den Großhandelspreisen orientieren. Aus den Preisen von großhandelsmarktfähigen Standardprodukten können Vollversorgungspreise für Haushaltskunden errechnet werden. Dabei müssen die Ausgleichsenergiekosten sowie Mehrbelastungen der Stromhändler aus dem verpflichtenden Zukauf von Ökostrommengen berücksichtigt werden. Die so errechneten,auf Forward-notierungen basierenden Preise sollten gewöhnlich unter den Energielieferpreisen liegen.
Die Differenz stellt damit einen Deckungsbeitrag zur Aufrechterhaltung des Betriebs des Stromlieferanten dar. Reicht dieser Betrag nicht aus, wird der Lieferant den Strompreis früher oder später erhöhen müssen. Abbildung 36 zeigt diese Konstellation.
Dabei wurden die jeweils günstigsten Energielieferangebote mit an die Vollversorgungskriterien angepassten Forwardprei-sen für 2003 und 2004 verglichen. Da die seit dem Frühjahr 2003 stark steigenden Forward-preise die Deckungsbeiträge verringern, sind Preiserhöhungen in den kommenden Monaten nicht auszuschließen. Die von den Lieferanten erwirtschafteten Margen können auch durch eine statische, vergangenheitsbezogene Betrachtung dargestellt werden. Dabei wird nicht der Frage nachgegangen, wie sich die entsprechenden Forwardpreise entwickeln, sondern wie sich die Spotpreise entwickelt haben. Sofern ein Lieferant den Strombedarfseiner Haushaltskunden ausschließlich auf dem Spotmarkt abgedeckt hat, ergibt sich für den Zeitraum von 1. 8.2002 bis 31.7.2003 ein Preis von rund 31 Euro/MWh (inklusive Ausgleichsenergie und Mehrbelastungen durch den Zukauf von Ökostrom). Durch den Abzug des Beschaffungspreises vom jeweiligen Produktpreis können die Margen bzw. die Deckungsbeiträge errechnet werden.
Strom abschalten am Schalttag: WWF ruft dazu auf, den 29. Februar als Gelegenheit zum Stromsparen zu nutzen.
Stromausschalttag
(28. Februar 2004) - Zum Abschalten am Schalttag ruft die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) auf: Da der 29. Februar in diesem Schaltjahr ein Sonntag sei, biete er eine gute Gelegenheit, abzuschalten und Strom zu sparen. Der Tag sollte genutzt werden, um den eigenen Energieverbrauch zu überprüfen und zu senken.
Steinkohle wird zunehmend knapp und teuer - innerhalb eines Jahreshat sich ihr Preis am Spotmarkt Rotterdam verdoppelt.
Steinkohleimporte teurer - Ohne Einfluss auf Stromerzeugungskosten
(19. Februar 2004) - Steinkohle wird zunehmend knapp und teuer. Der Preis für eine Tonne Kraftwerkskohle am Rotterdamer Spotmarkt lag im Januar bei rund 80 Dollar je Tonne, doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Anfang dieser Woche waren 70 Dollar zu zahlen.
Der Anstieg am Spotmarkt wirkt sich zunehmend auf langfristige Lieferverträge aus. Es gebe kaum noch verfügbare Kohle, so Experten, die vor allem wegen der Nachfrage chinesischer Stahlhütten ein dauerhaft höheres Preisniveau erwarten. Mengenmäßig stieg der Kohlehandel im vergangenen Jahr auf das Rekordniveau von 650 Mio t. 460 Mio t davon gingen in die Stromproduktion, 190 Mio t Kokskohle nahmen die Stahlwerke ab.
In Deutschland wird ca. ein Viertel der Steinkohle aus dem Ausland importiert. Etwa ein Drittel der Stromerzeugung in Deutschland entfällt auf Steinkohle, ein weiteres Drittel auf die heimische Braunkohle.
"Die Brennstoffkosten insgesamt machen nur ca. ein Drittel der gesamten Kosten der Stromerzeugung aus. Für weniger als zehn Prozent der Brennstoffe sind die Kosten gestiegen. Die Stromerzeugungskosten, die wiederum nur ein Drittel der gesamten Strombereitstellungskosten ausmachen, sind dadurch um höchstens ein Prozent gestiegen. Die anderen zwei Drittel der Strombereitstellungskosten entfallen auf die Netznutzungsentgelte", kommentiert der Bund der Energieverbraucher den Preisanstieg.
Wechsel bald häufiger?
(12. Februar 2004) - In diesem Jahr wollen deutsche Verbraucher mehr Geld in Vorsorgemaßnahmen investieren und stärker sparen, wobei viele ihre Versicherungen und Stromverträge auf Einsparmöglichkeiten untersuchen, so das Ergebnis einer aktuellen Online-Umfrage der Hamburger Mummert Consulting AG unter 608 Personen im Januar 2004.
28% denken derzeit über einen Wechsel des Stromanbieters nach, 6% haben wegen besserer Tarife bereits gewechselt und 27% haben Angebote anderer Anbieter geprüft, bleiben jedoch beim bisherigen. 39% bleiben ihrem Stromversorger aus Gewohnheit treu und haben keine Lust, günstigere Tarife zu suchen.
Im Jahr 2002 gingen 10 Prozent des deutschen Stromaufkommens aufdie Rechnung von Unterhaltungselektronik und Telekommunikation -Tendenz steigend.
Power für PC & Co
(30. Januar 2004) - Wie TAM Online vor kurzem berichtete, verbrauchten Geräte der Unterhaltungselektronik und Telekommunikation sowie Computer 2002 laut VDEW mit 13,8 Mrd. kWh rund 10% des gesamten Stromaufkommens in Deutschland. Damit verkonsumierten die Bundesbürger mit Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) mehr Energie als mit Licht.
Das Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung prognostiziert einen weiteren starken Anstieg des Verbrauchs von IuK-Geräten in Büros und Haushalten: 2010 soll der Verbrauch noch einmal um 45% über dem des Jahres 2001 liegen. Die Wissenschaftler identifizierten Fernseh- und stationäre Audiogeräte sowie Server als größte Stromfresser, aber auch die Mobilfunk- und die Kommunikationsinfrastruktur in Haushalten würden im Verbrauch zulegen.
Bei der Zufriedenheit mit dem Preis-Leistungs-Verhältnisverloren die Stromversorger gegenüber 2002 sieben Basispunkte,bei der Wiederwahlabsicht des Anbieters verloren sogar neun.
Kundenzufriedenheit mit Stromversorgern rückläufig
(23. Januar 2004) - Im jährlichen Branchenvergleich der Kundenzufriedenheit bekamen die Stromversorger nur einen Platz im unteren Mittelfeld.
Im Vergleich, in dem die Münchner Service Barometer AG in über 29 000 Telefoninterviews bundesweit 27 Branchen verglich, lagen sie mit einer Note von 2,51 auf Platz 17 und verloren im Vergleich zu 2002 drei Basispunkte. Bei der Zufriedenheit mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis verloren sie sieben Basispunkte, bei der Wiederwahlabsicht des Anbieters sogar neun.
"Mit dem Verebben des Wettbewerbs sinkt mit steigenden Preisen die Kundenzufriedenheit", kommentierte Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher dieses Ergebnis.
Unbundling kann lohnen
Laut einer auf der Handelsblatt-Tagung "Energiewirtschaft 2004" in Berlin vorgestellten Studie von A.T. Kearney sind die großen EVU bereits weitgehend rechtlich entflochten.
(23. Januar 2004) - Stadtwerke und Regionalverteiler halten sich noch zurück, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen noch unklar sind.
Die Großen hätten vier bis fünf Jahre Vorsprung und könnten sich nun auf den Umgang mit dem Regulator konzentrieren. Die deutschen EVU fürchteten vor allem Synergieverluste und rückläufige Einnahmen aus den Netznutzungsentgelten. Die notwendigen Investitionen der bis zu 200 betroffenen Unternehmen fürs "Legal Unbundling" beziffert die Studie auf bis zu 1,5% des Jahresumsatzes der Unternehmen und insgesamt rund 500 bis 600 Mio Euro, die jährlichen Kosten auf bis zu 0,2% des Umsatzes und insgesamt 170 bis 200 Mio Euro.
Die Kosten könnten durch rechtzeitige Vorbereitung kompensiert und sogar überkompensiert werden, wenn das Unbundling nicht als Synergiekiller, sondern als Geburtshelfer für neue Geschäftsmodelle begriffen und zum Anlass genommen werde, die Ausgründung von Netz-, Vertriebs- und Shared-Service-Gesellschaften voranzutreiben.
Regionale und wertschöpfungsspezifische Kooperationen solcher Gesellschaften könnten Synergieverluste überkompensieren. Unbundling mache die Energiewirtschaft kleinteilig. Die Anteilseigner würden so zu Kooperationen gezwungen und dies führe wiederum hin zu größeren Einheiten, so A.T. Kearney.
Das Bundesverbraucherministerium hat den Energiekonzernen eine unfaire Gestaltung der Strompreise vorgeworfen.
Ministerium kritisiert Energiekonzerne
(21. Januar 2004) - Das Bundesverbraucherministerium in Berlin hat den Energiekonzernen eine unfaire Gestaltung der Strompreise vorgeworfen. "Während die Stromkonzerne schöne Gewinne erwirtschaften, schauen die Verbraucher in die Röhre", sagte Staatssekretär Matthias Berninger (Grüne) gegenüber Journalisten. Der Wettbewerb auf dem Strommarkt funktioniere noch nicht.
Der Bund der Energieverbraucher hat die Absicht der Stromwirtschaft, sich die künftige Kraftwerke von den Verbrauchern vorfinanzieren zu lassen, als unausgewogen kritisiert
Energieverbraucher: Kraftwerke nicht vorfinanzieren
(15. Januar 2004) - Der Bund der Energieverbraucher hat die Absicht der Stromwirtschaft, sich die künftige Kraftwerke von den Verbrauchern vorfinanzieren zu lassen, als unausgewogen kritisiert.VDEW: Investitionsoffensive muss 2004 eingeleitet werden
Die Stromwirtschaft hat eine Investitionsoffensive angekündigt und damit weitere Strompreiserhöhungen begründet. Auf Anfrage von Deutschlandradio erklärte dazu der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher Aribert Peters heute: "In keiner Branche ist es möglich, sich geplante zukünftige Investitionen im voraus von den Käufern finanzieren zu lassen. In den heutigen Strompreisen sind die Wiederbeschaffungskosten der gesamten Erzeugungs- und Verteilungsstruktur bereits seit Jahren einkalkuliert. Mit diesen Beträgen bezahlen alle Verbraucher seit Jahren ungefragt den Kraftwerksneubau. Dieses Geld kann nun von der Stromwirtschaft nicht ein zweites Mal eingefordert werden.".
"Der Bund der Energieverbraucher hat belegt, dass die Stromkosten um jährlich fünf Milliarden Euro zu hoch liegen. Wir haben der Stromwirtschaft diese Papier Mitte Dezember mit der Bitte um Stellungnahme übersandt. Bisher wurde noch nicht einmal der Eingang dieses Schreibens bestätigt" kritisierte Peters.
Für die Versorgungssicherheit sei die Stromwirtschaft zuständig, nicht die Politik. In den vergangenen Jahren habe man in grossen Umfang Kraftwerke stillgelegt.
Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) widerspricht der heute vom Verband der Elektrizitätswirtschaft (VdEW) veröffentlichten Darstellung zu den Gründen der aktuellen Strompreiserhöhungen.
VDEW hantiert mit grotesk falschen Zahlen
(15. Januar 2004) - Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) widerspricht der heute vom Verband der Elektrizitätswirtschaft (VdEW) veröffentlichten Darstellung zu den Gründen der aktuellen Strompreiserhöhungen. Der VdEW hatte diese mit der Einspeisung erneuerbarer Energien begründet. BEE-Sprecher Milan Nitzschke: "Die Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien sind bereits im letzten Jahr zurückgegangen. Hier sind Preissenkungen für die Verbraucher angebracht, aber sicher keine Preiserhöhungen."
Nach Berechnungen des BEE hätten die Stromkonzerne im letzten Jahr schon 500 Millionen Euro zu viel für Ökostrom abgerechnet. In diesem Jahr will die Stromwirtschaft mit dem gleichen Vorwand noch einmal 400 Millionen Euro mehr von den Stromkunden einkassieren. Nitzschke: "Es ist grotesk, dass offensichtlich keine Behörde in Deutschland die Kompetenz hat, diesem Treiben ein Ende zu setzen." Der BEE fordert nachdrücklich Strompreisaufsicht, Kartellamt, Wirtschaftsminister und das Vebraucherschutzministerium auf, endlich gegen die unzulässigen Abrechnungen vorzugehen.
Hintergrund:
Stromhändler stellen ihren Kunden die Differenz zwischen den Kosten für Strom, der gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ins Netz eingespeist und weiterverteilt wird und den Marktpreisen für konventionellen Strom in der sogenannten EEG-Umlage in Rechnung.
Diese EEG-Umlage wird im Voraus für ein Jahr ermittelt und abgerechnet. Der Ausbau erneuerbarer Energien, Wetterverhältnisse und die Strommarktpreise werden also über ein komplettes Jahr prognostiziert. Ein Abgleich mit den im Jahresverlauf eintretenden Werten erfolgt erst mit einer Verzögerung von zwei Jahren.
Im Jahr 2003 war bereits frühzeitig erkennbar, dass die prognostizierte EEG-Strommenge deutlich zu hoch war. Gleichzeitig lag der prognostizierte Strommarktpreis von 2,5 ct/kWh weit unter dem Jahresschnitt von 3,0 ct/kWh an der Strombörse. Es ergibt sich ein zurückzuzahlender Betrag von etwa 500 Millionen Euro für das Jahr 2003, der aber bis zur Endabrechnung in zwei Jahren bei den Stromkonzernen verbleibt.
Für 2004 baut VdEW wissentlich auf den falschen Zahlen von 2003 auf. Als Strommarktpreis wird zudem der völlig irreale Preis von 2,5 ct/kWh angenommen. In der Energiewirtschaft wird dieser Preis für 2004 bei bis zu 3,5 ct/kW angesetzt. Entsprechend muss die EEG-Umlage für 2004 sinken und nicht steigen.
Weder bei der Erzeugung noch bei den Netzen seien im vergangenen Jahr besondere Kostensteigerungen angefallen. Eher spiele die Marktbeherrschung eine entscheidende Rolle.
Bundeskartellamt kritisiert: Strompreiserhöhungen nicht nachvollziehbar
(9. Januar 2004) - Scharf kritisiert hat Kartellamtspräsident Ulf Böge die Strompreiserhöhungen: Er könne die Kalkulation der Unternehmen nicht nachvollziehen. Weder bei der Erzeugung noch bei den Netzen seien im vergangenen Jahr besondere Kostensteigerungen angefallen. Eher spiele die Marktbeherrschung eine entscheidende Rolle.
Die vier großen Stromversorger kontrollierten die gesamte Verbundnetzebene. Durch die Konzentration habe das Bestreben, der Konkurrenz Kunden abzuwerben, sichtlich nachgelassen. Auch die Verrechtlichung der Verbändevereinbarung habe sich als Schritt gegen den Wettbewerb entpuppt.
Die Energiekonzerne können noch immer wie Monopolisten agieren - weil kaum jemand von der Möglichkeit Gebrauch macht, seinen Stromanbieter zu wechseln
Der faule Verbraucher
Die Energiekonzerne können noch immer wie Monopolisten agieren - weil kaum jemand von der Möglichkeit Gebrauch macht, seinen Stromanbieter zu wechseln
(8. Januar 2004) - Der Strommarkt kommt nicht in die Gänge - schuld daran sind vor allem die Verbraucher, die ihre Wahlfreiheit nicht nutzen. 96 Prozent der privaten Stromkunden ignorieren den liberalisierten Markt konsequent. Unwahrheiten, Halbwahrheiten, Inkonsequenz prägen die Debatte über den Strommarkt. In kaum einem anderen Wirtschaftszweig sind Scheinargumente und künstliche Aufgeregtheit so präsent wie in der Strombranche.
Doch reden wir heute einmal nicht über die einschlägigen Konzerne. Nicht über die Unternehmen, die ihre Preise erhöhen, um ihre Marge aufzubessern - und gleichzeitig so dreist wie falsch die Windkraft als Schuldige benennen. Auch nicht über die Netzbetreiber, die faktisch noch immer über ein Monopol verfügen und dieses schamlos ausnutzen, indem sie von Mitbewerbern überhöhte Durchleitungsgebühren kassieren.
Nein, reden wir heute einmal über die Stromkunden. Über die privaten Verbraucher. Über diejenigen, die in Umfragen immer ihre Vorliebe für die erneuerbaren Energien bekunden, die zugleich aber zu träge sind, ihren Atomstrom zu kündigen. Und auch über diejenigen, die sich - gerade zum Jahreswechsel wieder - über steigende Strompreise ihres Exmonopolisten beklagen, es aber gleichwohl nicht schaffen, zu einem anderen Anbieter zu wechseln.
In Zahlen: Wir reden über 96 Prozent der deutschen Bevölkerung. Denn fünfeinhalb Jahre nach der Liberalisierung des Strommarktes machen erst 4 Prozent der Haushalte von der Freiheit Gebrauch, sich den Produzenten ihres Stroms selbst auszusuchen. Und die Zahl stagniert. Anders ausgedrückt: Unter 25 privaten Stromkunden ist statistisch nur einer, der sich bisher aufraffen konnte, seinen Strom dort einzukaufen, wo er ökologischer erzeugt und/oder billiger angeboten wird als beim angestammten Exmonopolisten.
Die Konsequenzen dieser Trägheit werden zunehmend deutlich: Die Privatkunden werden von den alteingesessenen Anbietern als mündige Marktteilnehmer kaum noch ernst genommen. Fast ist man wieder in jener Welt angelangt, in der Stromkunden noch Abnehmer hießen; in der die Monopolisten gegenüber den Verbrauchern behördengleich auftraten und Stromrechnungen verschickten im Outfit von Steuerbescheiden.
Die Verbraucher haben es sich selbst zuzuschreiben. Denn in einem Markt, dem sich 96 Prozent der Kunden verweigern, kann unmöglich ein Wettbewerb entstehen. Und das nutzen - was nur logisch ist - die alteingesessenen Anbieter aus. Sie erhöhen die Preise, weil sie wissen: Kaum ein Kunde wird deswegen zu einem Mitbewerber wechseln. Unbekümmert bieten sie zudem ihren Dreckmix von Atom- und Kohlestrom an, weil sie gleichermaßen darauf zählen können, dass die Bürger viel zu träge sind, sich eine Alternative zu suchen.
Und die Kunden? Sie jammern - doch das ist scheinheilig. Denn glaubwürdig kann sich nur beschweren, wer selbst seinen Versorger gewechselt hat. Wer noch immer von einer Atomfirma seinen Strom bekommt (übrigens sind inzwischen viele Stadtwerke mit Atomstromern verbandelt!), ist für die Ökoschweinereien der Konzerne mit verantwortlich. Und wer es noch immer nicht geschafft hat, sich einen neuen Anbieter zu suchen, darf auch nicht über Preiserhöhungen lamentieren.
....Der Preisvergleich, etwa per Internet, kostet kaum drei Minuten Zeit. Doch die deutschen Stromkunden wollen einfach nicht. Sie lassen den liberalisierten Strommarkt an sich vorüberziehen wie einen schlechten Film. Sie haben schließlich anderes zu tun. Sie wechseln munter ihren Handy-Anbieter, schließen nebenbei einen neuen Auto-Leasing-Vertrag ab und sammeln beim Einkauf Rabattpunkte an jeder Ecke - denn sie wollen schließlich überall gute Qualität zum günstigen Preis. Nur wenn es um den Strommarkt geht, benehmen sich die Menschen wie ein Rudel altersschwacher Schoßhunde: Nur nicht bewegen.
Schuld sind auch die Medien, die mitunter den Bürgern den Stromwechsel verleiden. Sie tun es, indem sie Hürden beschreiben, die es faktisch nicht gibt. Jüngstes Beispiel: die Stuttgarter Zeitung. "Liberalisierung ist gescheitert", war auf der Titelseite zu lesen.
"Allzu undurchsichtig ist das Tarifwirrwarr", liest man dort. Und beginnt zu rätseln: Ob die Kollegen wohl versehentlich in die Telefontarife verrutscht sind? Dorthin, wo es Sonntags- und Werktagspreise gibt, wo der Tag unzählige Zeitzonen kennt, wo es verschiedene Entfernungsbereiche gibt, diverse Abrechnungstakte, mitunter eine zusätzliche Gebühr für den Verbindungsaufbau und auch noch unterschiedliche Mengenrabatte und Freiminuten? Von Auslandstarifen ganz zu schweigen? Nein, den Strom kann sie nicht gemeint haben. Schließlich gibt es dort für jedes "Produkt" nur einen monatlichen Grundpreis und für jede verbrauchte Kilowattstunde einen so genannten Arbeitspreis. Simpler gehts wirklich nicht.
Der Wechsel des Stromanbieters ist inzwischen zu einer durchaus durchschaubaren Angelegenheit geworden. Man trägt seine Adresse in ein Formular ein, gibt seine Kontonummer an und schickt das Ganze unterschrieben mit einer Kopie der letzten Stromrechnung an den Lieferanten seiner Wahl. Mehr will der gar nicht wissen - und regelt dann den Rest. Wo also ist das Problem? Es liegt einzig und allein in den Köpfen und heißt schlicht Desinteresse. Denn der Strom ist so selbstverständlich, dass kaum jemand über ihn nachdenkt. Er ist einfach da und kommt aus der Steckdose.
Er ist, wie es im Marketingdeutsch so schön heißt, ein "Low-Interest-Produkt". Und zwar, weil er ein "Low-Cost-Produkt" ist. Denn Strom war in Deutschland nie so günstig zu haben wie in den vergangenen Jahren. Daran ändert auch der jüngste Preisanstieg nichts. Zweiflern sei gesagt: Gemessen am Einkommen war der Haushaltsstrom in Deutschland vor zwanzig Jahren noch doppelt so teuer wie heute. In den Sechzigerjahren kostete er sogar noch das Vierfache.
Dass nun in diesen Wochen Verbraucher und einige Verbände über vermeintlich hohe Strompreise jammern, gehört auch zu den Ungereimtheiten der Stromdebatte. Zumal im Jahr 2003 der Stromverbrauch in Deutschland gegenüber dem Vorjahr nochmals um 2 Prozent gestiegen ist. Auf einen neuen Rekordstand. Und das in einem Jahr, das wirtschaftlich angeblich so krisengeschüttelt war. Wäre Strom tatsächlich so teuer, wie mancher Konsument in diesen Wochen tönt, so würde der Verbrauch längst zurückgehen.
Doch er tut es nicht. Weil Strom hierzulande nichts wert ist. So wertlos, dass 96 Prozent der Bürger sich den Luxus leisten, keinen Gedanken auf ihre Stromversorgung zu verwenden.
BERNWARD JANZING (aus TAZ vom 8. Januar 2004)
Die Energieausgaben steigen rascher als übrige Verbraucherpreise. Die Strompreise haben besonders für Haushalte zugenommen. Die Hälfte des Stroms verheizen Haushalte.
Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher e.V.
Mehr Geld für Strom ermöglicht satte Gewinnzuwächse
Die Energieausgaben steigen rascher als übrige Verbraucherpreise. Die Strompreise haben besonders für Haushalte zugenommen. Die Hälfte des Stroms verheizen Haushalte.
(8. Januar 2004) - "Für die gleiche Menge Strom muss man in Deutschland im Vergleich zu 1960 nur noch ein Viertel so lange arbeiten", meldete die Stromwirtschaft unlängst, um ihre anstößigen Preiserhöhungen zu relativieren. Allerdings gilt das für alle Verbrauchsgüter in gleicher Weise, weil Einkommen und Kaufkraft sich im Vergleich zu 1960 fast vervierfacht haben.
Im Vergleich zu 1991 sind laut Statistischem Bundesamt alle Verbraucherpreise um 26 Prozent gestiegen. Die Ausgaben für Miete, Wasser, Energie und Strom sind dagegen in diesem Zeitraum weitaus schneller gestiegen, nämlich um 44 Prozent.
Strom ist die weitaus teuerste Energie: Für Strom müssen Verbraucher viermal mehr zahlen, als für die gleiche Energiemenge aus Heizöl oder Erdgas, nämlich 16,6 Cent/kWh (Stand April 2003) im Vergleich zu 4 Cent/kWh bei Heizöl - ein Umwandlungsverlust von 25% bei Heizöl ist darin schon eingerechnet. Zwar wäre es wirtschaftlich, im Haushalt die Wärme über das günstigere Öl oder Gas zu erzeugen. Dennoch wird über die Hälfte (52.7%) des Stroms in Haushalten für Wärmeanwendungen eingesetzt (Quelle: VDEW).
Auch über die Strompreisentwicklung der vergangenen Jahre können die Haushaltskunden nicht besonders erfreut sein: Vergleicht man mit den Strompreisen des Jahres 1995, dann sind die Preise für Haushaltskunden um 7,3 Prozent gestiegen (Stand August 2003), während die Strompreise von Sondervertragskunden um 18 Prozent gesunken sind (Quelle: Statistisches Bundesamt).
Es sind also in erster Linie private Verbraucher, denen die Stromwirtschaft ihre üppigen Gewinnzuwächse verdankt.
Die Strompreiserhöhungen zum Jahresbeginn sind nach Ansicht von Verbraucherschützern nicht gerechtfertigt.
Verbraucherschützer fordern Strompreissenkung
(6. Januar 2004) - Die Strompreiserhöhungen zum Jahresbeginn sind nach Ansicht von Verbraucherschützern nicht gerechtfertigt. «Wir können das nicht nachvollziehen», sagte der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher , Aribert Peters, am Dienstag in einem dpa- Gespräch. Die Beschaffungskosten für Gas seien gesunken. Auch die Preise für Importkohle rechtfertigten Preiserhöhungen nicht, da überwiegend einheimische Stein- und Braunkohle eingesetzt werde.
Nach Ansicht des Bundes der Energieverbraucher wären derzeit Preissenkungen statt Preiserhöhungen angesagt. «Wir fordern, dass die die weit überhöhten Strompreise gesenkt werden», betonte Peters. Nach seinen Berechnungen seien bereits 2003 die Strompreise für Privatkunden um 3 bis 4 Cent pro Kilowattstunde zu hoch gewesen. Die Energiekonzerne stellten den Verbrauchern mehr in Rechnung, als an Kosten unter anderem durch Windenergie-Vergütung entstünden.
Der Bund der Energieverbraucher will bei den Genehmigungsbehörden in den einzelnen Bundesländern nachfragen, warum grünes Licht für Preiserhöhungen gegeben wurde. «Wir sehen keine Rechtfertigung», unterstrich er. Den Behörden sei im Dezember ein Gutachten des Bundes der Energieverbraucher zu den Preisen übermittelt worden. Abgesehen davon hätten die Energiekonzerne E.ON und RWE Gewinnsprünge erzielt. «Das ist nicht gerade ein Indiz dafür, dass die Strompreise zu niedrig waren.» dpa vd yynwd ra