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Archiv Energiewende aus 2017

Alle Meldungen und Artikel aus dem Jahr 2017

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Dämmung als Altersvorsorge

Emotionen für die Energiewende

Emotionen für die Energiewende

(20. Dezember 2017) „Man muss die Menschen für ein Ziel begeistern; dann geht es fast von allein“, sagt Prof. Timo Leukefeld und bringt ein Beispiel: „Ein Rentner kann mit 90 noch Chinesisch lernen, nicht auf der Volkshochschule, sondern indem er sich in eine jüngere Chinesin verliebt.

Bei Experimenten hat man gesehen, dass die Verschaltungen im Kopf mit Begeisterung besonders gut funktionieren. Da gehen plötzlich Paradigmenwechsel, die vorher undenkbar waren. In der Energiewende brauchen wir mehr emotionales Engagement. In einigen Bereichen braucht man aber auch Normen und Gesetze.“ Neue Ölheizungen würde Leukefeld am liebsten verboten sehen. In Dänemark gibt es dieses Verbot schon, in Niederösterreich gilt es ab 2019. Solar- und Pelletheizungen sind in gut gedämmten Häusern die bessere Lösung.

Sonnenpionier wird Timo Leukefeld genannt, auch Solarvisionär. Doch bei aller Innovationsfreude hat der 47-Jährige die Realität im Blick, vielleicht, weil er sie schon so gut kennengelernt hat. Denn vor seinem Studium der Energetik an der Bergakademie Freiberg lernte er Instandhaltungsmechanik, arbeitete als Schlosser, später als Heizungsbauer. Er absolvierte beim Bund der Energieverbraucher eine Ausbildung zum Solarfachberater und gründete eine Firma – und musste mit dieser samt 45 Mitarbeitern Insolvenz anmelden. Heute verkauft er mit einer kleinen Firma Wissen und schiebt Projekte an, etwa die Wohnen-Wärme-Strom-Flatrate. Das funktioniert so:

In Cottbus bietet die Wohnungsgesellschaft „eG Wohnen“ Wohnungen mit einer für 10 Jahre fest garantierten Miete von 10,50 Euro/m2 an.

Darin enthalten ist Wohnen, Wärme, Strom und E-Auto fahren. Die Nachfrage ist verständlicherweise überwältigend. Im Juni war Baubeginn für zwei derartige Häuser in Cottbus. Durch die weitgehend solare Energieversorgung lassen sich die künftigen Kosten für Wärme und Strom gut vorausberechnen. Die VR-Bank Altenburger Land eG in Schmölln bietet ein weitgehend energieautarkes Gebäude als eine neue Art der Altersvorsorge an. Weitere Banken werden folgen.

Keine Angst vor Dunkelflaute

In einer neuen Studie von Energy Brainpool wird bestätigt, dass auch bei vollständiger Energieversorgung aus erneuerbaren Energien, selbst bei mehrtägiger großflächiger Dunkelflaute, eine sichere Energieversorgung möglich ist.

Keine Angst vor Dunkelflaute

(2. November 2017) In einer neuen Studie von Energy Brainpool wird bestätigt, dass auch bei vollständiger Energieversorgung aus erneuerbaren Energien, selbst bei mehrtägiger großflächiger Dunkelflaute, eine sichere Energieversorgung möglich ist. Die Basis für eine solche Lösung sollen nach Vorstellung von Energy Brainpool Gaskraftwerke sein, die kurzfristig einspringen können und EE-Gas nutzen, das zuvor aus erneuerbaren Energien hergestellt wurde. Man braucht dafür laut der Studie Elektrolyseure mit einer Kapazität von 43 GW, die mit immerhin 2.500 Volllaststunden genutzt werden.

Die mittleren Stromkosten für ein solches System betragen unter Annahme einer weiterhin starken Kostendegression erneuerbarer Energien 5,7 Cent/kWh ohne Transport, Verteilung und Besteuerung.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass „ein solches Stromsystem zeigt, dass auch klimaneutrale Technologien Versorgungssicherheit während einer kalten Dunkelflaute zu adäquaten Kosten gewährleisten können“.

Demo zur Weltklimakonferenz am 4. November in Bonn

Ein großes Bündnis aus Umwelt-, Entwicklungs- und Erneuerbare-Energien-Organisationen ruft im Rahmen der diesjährigen Klimakonferenz (COP 23) zur Demonstration auf.

Demo zur Weltklimakonferenz am 4. November in Bonn

(24. Oktober 2017) Ein großes Bündnis aus Umwelt-, Entwicklungs- und Erneuerbare-Energien-Organisationen ruft im Rahmen der diesjährigen Klimakonferenz (COP 23) zur Demonstration am 04.11.2017 um 12 Uhr in Bonn auf dem Münsterplatz auf: Für einen schnellen und sozialverträglichen Kohleausstieg und eine entschlossene und gerechte Klimapolitik. Auch der Bund der Energieverbraucher e.V. ruft zur zahlreichen Beteiligung an der Demo in Bonn auf. Alle notwendigen Informationen finden Sie auf der Aktionsseite der Demo www.klima-kohle-demo.de.

Die Weltklimakonferenz findet in diesem Jahr nur wenige Kilometer entfernt von Europas größter CO₂-Quelle statt, dem Braunkohlerevier im Rheinland. Dies nehmen wir zum Anlass, unsere Forderungen – insbesondere an die neue Bundesregierung – mit einer großen, bunten, internationalen Demonstration auf die Straße zu tragen: Für einen schnellen und sozialverträglichen Kohleausstieg und eine entschlossene und gerechte Klimapolitik hier und weltweit.

Kommen Sie am 4. November nach Bonn und bringen Sie Freund*innen und Familie mit! Wir sind die rote Linie: Unser „Stop!“ zu Kohle und der derzeitigen Klimapolitik wollen wir auf der Demo auch mit roter Kleidung bildlich machen – je mehr Menschen mit roten Jacken, Mützen oder Schals kommen, desto klarer die Botschaft!

Prof. Dr. Volker Quaschning schreibt:

Was Energiewende, Klimaschutz und Zukunftstechnologien anbelangt, war die letzte Legislaturperiode in Deutschland ein Totalausfall.

Prof. Dr. Volker Quaschning schreibt:

(13. Oktober 2017) Was Energiewende, Klimaschutz und Zukunftstechnologien anbelangt, war die letzte Legislaturperiode in Deutschland ein Totalausfall. Selbst die laschen deutschen Klimaschutzziele mit 40 Prozent Treibhausgasreduktionen für das Jahr 2020 wurden quasi beerdigt. Kaum jemand glaubt noch, dass diese Ziele realistisch einzuhalten sind. Rund 80.000 Arbeitsplätze wurden in der Photovoltaik vernichtet. Die Windbranche steuert durch die politischen Eingriffe ins EEG im Jahr 2019 auf eine ähnliche Katastrophe zu. Und mit dem Festhalten am Diesel und einem - diplomatisch ausgedrückt - verhaltenen Einstieg in die
Elektromobilität könnte das Autoland Deutschland bald sogar die Technologieführerschaft bei seinem liebsten Kind verlieren.

Extremen Anlass zur Sorge bereitet vor allem die totale Ignoranz der Gefahren durch die immer schneller voranschreitende globale Erwärmung.

Zitiert aus Zeitschrift Solarbrief

G20: Milliarden für fossile Energie

Die G20-Staaten stellten in den Jahren 2013 bis 2015 jährlich rund 71 Milliarden US-Dollar für fossile Energie zur Verfügung. Für saubere Energie wie Solar und Wind waren es zum Vergleich nur rund 18 Milliarden US-Dollar.

Milliarden für fossile Energie

(23. September 2017) Die G20-Staaten stellten in den Jahren 2013 bis 2015 jährlich rund 71 Milliarden US-Dollar für fossile Energie zur Verfügung. Für saubere Energie wie Solar und Wind waren es zum Vergleich nur rund 18 Milliarden US-Dollar. Deutschland steht bei der Unterstützung für Fossile mit jährlich 3,5 Milliarden US-Dollar gegenüber 2,4 Milliarden US-Dollar für saubere Energie an fünfter Stelle hinter Japan, China, Südkorea und den Vereinigten Staaten.

Diese Zahlen belegt der Bericht „Talk is Cheap: How G20 Governments are Financing Climate Disaster“, der von Umweltorganisationen veröffentlicht wurde. Der Bericht hat die öffentlichen Gelder und Bürgschaften von G20-Staaten für Energieprojekte unter anderem durch Entwicklungsbanken und Exportkreditagenturen analysiert.
Die Analyse zeigt, dass die G20 bei ihrer Verpflichtung zum Pariser Abkommen und zur Energiewende endlich konkret werden müssen.

Aus deutscher Sicht ist erfreulich, dass in den untersuchten Jahren der Anteil der Kohle etwa bei den Hermesbürgschaften stark rückläufig ist. Dies zeigt auch eine Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Grünen vom März 2017, die in die Daten des Berichts eingeflossen ist. Demnach gingen die Bürgschaften für Kohle von knapp 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2013 auf 0,7 Milliarden Euro im Jahr 2014 und 0,3 Milliarden Euro im Jahr 2015 zurück. Dem gegenüber steht, dass noch Ende November 2016 ein Kohlekraftwerk in Vietnam eine Grundsatzzusage erhalten hat. Deutschland wird seinem selbst formulierten Anspruch, ein großer Klimaschützer zu sein, damit einmal mehr nicht gerecht.

Finanzierung der Energiewende

Es gibt derzeit drei gute und diskussionswürdige Vorschläge für eine neue Finanzierung der EEG-Kosten in Höhe von rund 20 Milliarden Euro jährlich.

Finanzierung der Energiewende

(7. August 2017) Es gibt derzeit drei gute und diskussionswürdige Vorschläge für eine neue Finanzierung der EEG-Kosten in Höhe von rund 20 Milliarden Euro jährlich. Statt wie in den vergangenen Jahren durch immer mehr Befreiungen die Kosten für den kleiner werdenden Rest immer höher zu treiben, zielen alle drei Vorschläge darauf, die EEG-Last auf mehr Schultern zu verteilen und dadurch für jeden Einzelnen zu verringern.

1. Vorschlag

Eine CO2-Abgabe auf alle fossilen Energien finanziert das EEG. Die CO2-Abgabe wird nach dem Verursacherprinzip erhoben: Wer CO2 produziert, zahlt die Abgabe – ausnahmslos. Auch der Autoverkehr, der Luftverkehr und die Heizung werden einbezogen. Das Aufkommen aus der Abgabe ersetzt die EEG-Umlage und die Stromsteuer.

Durch die breitere Basis sinkt die EEG-Umlage auf Strompreis – Kraftstoffe, Öl und Gas werden dafür etwas teurer. Schweden, die Schweiz und auch Großbritannien haben eine CO2-Abgabe bereits eingeführt. Positiver Nebeneffekt der CO2-Abgabe: Es wird ein Anreiz zur Minderung von CO2-Emissionen und zur Verdrängung fossiler Energien geschaffen. Ein Verein für eine nationale CO2-Abgabe wurde am 27. März 2017 in Freiburg gegründet. Zu den Gründervätern gehören Ursula und Michael Sladek, Joachim Nitsch, Martin Ufheil und Jörg Lange.
Website: co2abgabe.de, Video: bdev.de/co2video

2. Vorschlag

Die EEG-Kosten werden ganz oder teilweise vom Staat aus Steuermitteln bezahlt. Dieser Vorschlag wurde am 27. März 2017 vom Verbraucherzentrale Bundesverband und vom früheren Bundesumweltminister Klaus Töpfer in die Öffentlichkeit getragen. Eine dazu erarbeitete Studie vergleicht verschiedene Entlastungsmodelle für die EEG-Umlage, die zwischen einem Einfrieren der Umlage auf gegenwärtigem Niveau und einer kompletten Abschaffung liegen. Der Staat muss die Einkommens- und Unternehmenssteuer erhöhen, um die erforderlichen Mittel aufzubringen.

Einkommensschwache Haushalte würden durch den Vorschlag entlastet, Unternehmen und Vielverdiener stärker belastet. Die Absenkung der EEG-Umlage würde andererseits die Ertragssituation der Unternehmen verbessern. Für ein solches Modell sprechen sich auch der Dachverband der chemischen Industrie sowie der Dachverband der Energiewirtschaft BDEW aus.

3. Vorschlag

Jeder fossile Energieverbrauch wird mit der EEG-Umlage belastet. Das IÖW hat dazu verschiedene Varianten berechnet, in denen der private Energieverbrauch für Wärme und Verkehr sowie der von Gewerbe, Handel und Industrie in die EEG-Umlage miteinbezogen werden. Die Analyse zeigt, dass bei einer Umsetzung des Konzeptes die Umlagebelastung beim Strom um bis zu 4 Cent sinken könnte. Die Kosten für den fossilen Energieverbrauch, etwa von Heizöl, würden leicht steigen. Der Vorschlag wurde vom Bundesverband neuer Energieanbieter ins Gespräch gebracht und ist im Kern ähnlich wie die CO2-Abgabe.
Studie: bdev.de/co2ioew

Energiewende Meinungsbild

Wie denkt die Bevölkerung über die Energiewende?

Meinungsbild

(19. Juni 2017) Wie denkt die Bevölkerung über die Energiewende? Um das herauszufinden, hat das EMNID-Meinungsforschungsinstitut im März 2017 eine Befragung im Auftrag des Solarenergie Fördervereins Aachen durchgeführt. Soll die Umstellung von Atomenergie, Kohle, Erdöl und Erdgas auf Solarenergie, Windkraft und Stromspeicher ihrer Ansicht nach mit höchstem Vorrang vorangetrieben werden? Auf diese Frage antworteten 70 Prozent der Befragten, dass sie einen höchsten Vorrang für die Energiewende wünschen.

Derzeit werden Höchstspannungsleitungen gebaut, um Windstrom von Nord- nach Süddeutschland zu übertragen. Sollte man stattdessen Stromspeicher in allen Regionen Deutschlands errichten, damit jede Region ihren eigenen Windstrom speichern und verbrauchen kann? 67 Prozent beantwor-teten diese Frage mit Ja.

Eine im Auftrag der VZBV durchgeführte repräsentative Untersuchung von YouGov zeigte ebenfalls, dass 70 Prozent aller Erwachsenen die Ziele der Energiewende befürworten: Umstieg auf erneuerbare Energien, Ausstieg aus Atomenergie, Verzicht auf fossile Energien.

Claudia Kemfert

Es wäre fatal, den Ausgang des Friedensprojekts Energiewende von den Interessen der fossilen Energiewelt abhängig zu machen.

Claudia Kemfert

(24. April 2017)

Es wäre fatal, den Ausgang des Friedensprojekts Energiewende von den Interessen der fossilen Energiewelt abhängig zu machen. Es wäre fatal, den Kampf um die wirtschaftlichen Vorteile einer dem Untergang geweihten Industrie in einen Krieg um mangelnde Ressourcen und energiepolitische Abhängigkeiten münden zu lassen. In die Energiewende zu investieren heißt auch, in globale Gerechtigkeit zu investieren. Anders als viele befürchten, werden Grundrechte nicht weniger, wenn alle sie teilen. Das Einzige, was weniger werden könnte, sind die Privilegien Einzelner.

Claudia Kemfert im Buch: Das fossile Imperium schlägt zurück

Trump-Dekrete in Deutschland schon vollzogen

In Deutschland wurde im Solar, Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie der Rollback, den Trump nun vollzieht schon längst vollzogen.

Trump-Dekrete in Deutschland schon vollzogen

(29. März 2017) In Deutschland wurde im Solar, Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie der Rollback, den Trump nun vollzieht schon längst vollzogen. Just ab dem Zeitpunkt, wo die Solarpreise purzelten und die Solarindustrie die Weltmärkte, auch in den USA eroberten, wurde in Deutschland der Solarindustrie weitgehend das Licht ausgeblasen und mit der EEG Novelle 2017 droht ähnliches für die Windkraft.

Trump schafft die Emissionsobergrenzen für Kohlkraftwerke ab. Solche gibt es aber in Deutschland und der EU gar nicht. Weder in Deutschland noch in der EU wurden nach dem Pariser Beschluss die Klimaschutzverordnungen und Klimaschutzziele angepasst, obwohl dies dringend erforderlich wäre, um die 1,5°C oder 2°C Grenze überhaupt einhalten zu können.

Aus: Klimabrief von Hans-Josef Fell vom 29.3.2017

Ziele für 2020 werden größtenteils verfehlt

Energiewende, das ist der schnelle Ersatz fossiler und atomarer durch erneuerbare Energien.

Ziele für 2020 werden größtenteils verfehlt

Energiewende, das ist der schnelle Ersatz fossiler und atomarer durch erneuerbare Energien, der nur möglich ist durch Erhöhung der Effizienz, Einsparungen und dezentrales Bürgerengagement. Das ist seit dem Jahr 2008 offizielle Regierungspolitik und findet breite Zustimmung in der Bevölkerung.

(22. März 2017) Die Energiewende beschreibt die Richtung eines Weges, auf dem sich die Energieversorgung entwickeln soll. Ob der bisher eingeschlagene Weg richtig ist, ob er zum erwünschten Ziel führt oder über die Seneca-Klippe in den Abgrund führt, dazu gehen die Meinungen auseinander (siehe ED Heft 4 in 2016).

Der Monitoringbericht der Bundesregierung informiert über den bis zum Jahr 2015 erreichten Stand der Energiewende. Die Regierung lobt sich darin selbst.

Die von der Regierung eingesetzte Expertenkommission hat zum fünften Fortschrittsbericht eine 200 Seiten starke kritische Bewertung verfasst, die wir nachfolgend vorstellen. Die Expertenkommission untersuchte, ob die für 2020 gesteckten Ziele noch erreicht werden können. Basis dafür ist die zwischen 2008 und 2015 beobachtete Entwicklung im Vergleich  zum für 2020 gesteckten Ziel.

Die Bewertung fällt für die einzelnen Handlungsfelder unterschiedlich aus: Die Entwicklung erneuerbarer Energien wird als gut betrachtet. Bis 2020 sollten 35 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus Erneuerbaren kommen, bis 2015 waren bereits 31,5 Prozent erreicht. Auch der Anteil von 18 Prozent der Erneuerbaren im Bruttoendenergieverbrauch lässt sich bis 2020 erreichen (bisher 14,9 Prozent), ebenso der erneuerbare Anteil an der thermischen Energie (Ziel bis 2020: 14 Prozent; 2015 ermittelt: 13,2 Prozent). Der angestrebte Zehn-Prozent-Anteil Erneuerbarer im Verkehrsbereich wird bis 2020 nicht erreicht (2015: 5,2 Prozent).

Auf der Nachfrageseite sieht die Expertenkommission buchstäblich rot. Die bis 2020 gesteckten Ziele lassen sich nicht mehr erreichen. Die Energieproduktivität wollte die Regierung zwischen 2008 und 2050 pro Jahr um 2,1 Prozent erhöhen. Faktisch wurden witterungsbereinigt nur 1,1 Prozent erreicht. Um das Ziel bis 2020 zu erreichen, müsste man jetzt eine Steigerung um jährlich 3,5 Prozent schaffen. Eine wenig wahrscheinliche Wendung. Der Stromverbrauch sollte zwischen 2008 und 2020 um zehn Prozent sinken. Im Jahr 2015 war der Stromverbrauch um 3,8 Prozent geringer als 2008, das sind pro Jahr betrachtet nur 0,6 Prozent Fortschritt. Um das Ziel bis 2020 noch zu erreichen, müsste der Stromverbrauch insgesamt um 6,4 Prozent und jährlich um 1,3 Prozent zurückgehen. Um das zu erreichen, sind erhebliche zusätzliche Anstrengungen notwendig, so die Experten.

Der Endenergiebedarf der Gebäude ist von 2008 bis 2015 um 9,9 Prozent gesunken. Um das gesteckte Ziel zu erreichen, ist eine weitere Senkung um 9,9 Prozent nötig. Schwierig, aber nicht unmöglich. Im Verkehrssektor konstatieren die Experten ein Dunkelrot: Beträchtliche Zielverfehlung. Zwischen 2005 und 2020 sollte der Energieverbrauch um 20 Prozent gesenkt werden. Tatsächlich war er aber 2015 sogar um 1,2 Prozent höher als 2005. Die Verkehrsleistung ist um 12,1 Prozent gestiegen, Effizienzgewinne waren nur gering.

Primärenergie und Emissionen

Der Primärenergieverbrauch soll zwischen 2008 und 2020 um 20 Prozent sinken. Er ging aber temperaturbereinigt bisher erst um 6,3 Prozent zurück. Die Minderungsrate muss also um das 3,4-fache steigen, um das Ziel zu erreichen.

Und schließlich wollte man als zentrales politisches Ziel die Treibhausgasemissionen zwischen 1990 und 2020 um 40 Prozent senken. Dieses Ziel dürfte mit größter Wahrscheinlichkeit verfehlt werden. Bis 2015 wurde eine Minderung von 27 Prozent erreicht, der Wert stagniert allerdings seit sieben Jahren nahezu. Um das Ziel noch zu erreichen, müssen die Emissionen jährlich um 3,8 Prozent sinken. Es ist nicht zu erkennen, so die Experten, wie die Bundesregierung dies erreichen möchte.

Kritisch äußert sich die Expertenkommission zu den Vergünstigungen der stromintensiven Industrie bei den Netzentgelten und der EEG-Umlage: „Es ist nicht ersichtlich, wie sich die Reduktion der Netzentgelte für hohe Verbräuche bei gleichzeitig hohen Benutzungsstunden rechtfertigen lässt. Gerade ein hoher gleichmäßiger Verbrauch verursacht einen entsprechend hohen Bedarf an Netzkapazität“ (S. 127). „Aufgrund der Höhe der Entlastungen und der verhältnismäßig geringen Anzahl von Beschäftigten, kann die Expertenkommission der Argumentation der Bundesregierung nicht in Gänze folgen, die besondere Ausgleichsregelung sei von gesamtwirtschaftlichem Interesse und notwendig für den Erhalt industrieller Arbeitsplätze“ (S. 128).

Kritik auch an der Zubaubremse für onshore-Windenergie: Die Begrenzung des Zubaus der Windenergie an Land diene nicht der Kosteneffizienz, da es sich hierbei um die aktuell günstigste Option handelt (S. 11).

bdev.de/monitoring

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letzte Änderung: 18.04.2023