Grüne Inseln in Deutschland
Etwa acht Millionen Deutsche in über 70 Regionen der Bundesrepublik wollen sich von fossilen Energieträgern verabschieden und vollständig selbst mit Energie versorgen. Es ist eine breite Bewegung entstanden, die zum Ziel hat, die Energieversorgung zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umzustellen.
(8. Juni 2011) Eine sichere Energieversorgung ist wichtig und lässt sich nur durch höhere Energieeffizienz und erneuerbare Energien sichern. Der Weg dorthin ist nicht einfach. 72 Regionen mit fast acht Millionen Einwohnern haben sich dieses Ziel gesetzt.
In diesen Regionen gab es Diskussionen, Studien und am Ende auch politische Beschlüsse, diesen Weg zu beschreiten. Das Ziel heißt 100 Prozent erneuerbare Energien. Das Forschungsprojekt „deENet" begleitet diesen Weg und organisiert den Erfahrungsaustausch zwischen den Regionen, unterstützt durch das Bundeswirtschaftsministerium. Die Forscher fanden 34 Kommunen, 27 Landkreise und 11 Regionalverbünde, die sich als 100-Prozent-Region verstehen.
Jede Region für sich ist eine gewaltige Erfolgsgeschichte bürgerschaftlichen Einsatzes: Viele engagierte Bürger haben sich zusammengeschlossen und die Öffentlichkeit und die zuständigen politischen Gremien überzeugt. Daraufhin folgten zahlreiche Aktivitäten auf unterschiedlichsten Ebenen, um dieses Ziel zu erreichen: Aufklärung der Bevölkerung, Unternehmensgründungen, wissenschaftliche Studien und zahlreiche konkrete Pläne. Bundesweit hat sich eine Bewegung gebildet, die Demokratie erfolgreich lebt.
Beispielhaftes in Bayern
Basis in den meisten Regionen ist ein großes Potenzial an erneuerbaren Energien, sei es Sonne, Wind, Wasserkraft oder Biomasse oder eine Kombination dieser Ressourcen. Ein gutes Beispiel ist der Landkreis Fürstenfeldbruck vor den Toren Münchens.
Bereits vor zehn Jahren hat der Landkreis beschlossen, den Energieverbrauch bis 2030 zu halbieren und vollständig durch Erneuerbare zu decken. Der Landkreis ist der am dichtesten besiedelte in ganz Bayern: Dort leben rund 200.000 Menschen. Der Verein Ziel21 bündelt alle Aktivitäten. Mitglieder sind der Landkreis, die Sparkasse Fürstenfeldbruck, Fach-Innovationskreise, Unternehmen aus der Landwirtschaft, der Bayerische Gemeindetag, die Energieversorgungsunternehmen Stadtwerke Fürstenfeldbruck sowie Erdgas Südbayern und der Bund der Selbständigen / Deutscher Gewerbeverband. In der Geschäftsstelle im Landratsamt laufen die Fäden für die Beratung zusammen, bei der Fachleute aus der Region übergreifend ihre Kompetenzen einbringen. Schulprojekte begeistern junge Menschen und machen aus ihnen Mulitplikatoren. 600 Millionen Euro gibt der Landkreis Jahr für Jahr für Energieimporte aus. Dieses Geld soll künftig in der Region bleiben und für Energieeffizienz und Erneuerbare ausgegeben werden.
Das Beispiel zeigt, dass die Energiewende in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Es ist nicht mehr (nur) ein Projekt von linken Utopisten und Weltverbesserern. Doch auf Bundesebene fehlt ein solcher Impuls noch. Vermutlich könnte daran erst ein grüner Bundeskanzler etwas ändern.