ED 01/11

Fenster


Fensterscheiben im Tausch

Viele Hausbesitzer erneuern ihre Fenster, um einen besseren Wärmeschutz zu erzielen und somit Energiekosten zu sparen. Doch statt des ganzen Fensters kann oft auch nur das Glas erneuert werden. Martin Frey hat für die Energiedepesche recherchiert.

(23. März 2016) Hausbesitzer handeln nicht immer logisch: Sind Reparaturen zu erledigen, wird oft nur das Nötigste getan. Steht aber eine energetische Modernisierung ins Haus, wird gerne viel Geld in die Hand genommen. Zu diesem Schluss kommt Markus Hahnefeld, Verkaufsleiter der Firma City Glas in Bad Kreuznach und konstatiert: „Wenn ich meine Kunden frage: ‚Bei einem Glasschaden, was machen Sie da?‘ ist fast immer die Antwort: ‚dann ersetze ich einfach das Glas‘. Es ist noch nicht vorgekommen, dass sie sagen: ‚dann tausche ich das ganze Fenster aus‘.“ Genau diesen Ansatz verfolgen Hausbesitzer aber zumeist, wenn der Dämmwert der Fenster verbessert werden soll.

273 Martin Frey / © Carsten Costard

Dipl.-Geograph Martin Frey | Fachjournalist, Fachagentur Frey, Kommunikation für Erneuerbare Energien, mf@agenturfrey.de / Foto © Carsten Costard

Wachsender Markt

„Der Markt für Umglasungen ist noch recht klein, wächst jedoch stetig“, bestätigt Ralf Vornholt vom Marketing Technik der Saint-Gobain Glass Deutschland GmbH, einem der großen Glashersteller. Prinzipiell müssten seiner Ansicht nach nur die Glasleisten entfernt und gegebenenfalls angepasst werden. „Das geht schnell, ist eine saubere Sache und auch wesentlich kostengünstiger als der Tausch eines kompletten Fensters, da selbiges nicht aus dem Mauerwerk entfernt werden muss“, so Vornholt. Die einzige Einschränkung ist nach Ansicht der Experten, dass die alten Rahmen nicht dem aktuellen Dämmstandard entsprechen.

Beschränkung auf Zweifachverglasung

Jochen Grönegräs, Geschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas e. V. aus Troisdorf, meint zwar: „Häufig ist es zweckmäßiger, das ganze Fenster statt nur das Glas allein auszutauschen. Denn je nach Fenster reicht der Platz nicht immer für eine Dreifachverglasung.“ Grönegräs verweist aber auch darauf, dass in vielen Fällen immerhin vorhandene Einfachverglasungen oder schlechte Zweifachverglasungen durch aktuelle Doppelverglasungen ersetzbar sind. Dazu könne bei Holzfenstern der Falzraum vergrößert oder bei Kunststofffenstern die Halteleisten gegen schmälere ausgetauscht werden: „Ohne Platzprobleme geht es, veraltete Zweischeiben-Isoliergläser gegen modernere beschichtete und mit Edelgas gefüllte in der gleichen Stärke auszutauschen.“ Der U-Wert des Glases verbessere sich dann oftmals immerhin von 3,0 auf 1,1.

Voraussetzungen an das Fenster

Grundsätzlich kann man bei allen Fenstern aus Holz, Kunststoff oder Aluminium die Gläser tauschen, es sei denn, es sind Billigfenster (sogenannte Baumarktware), bei denen alle Komponenten untrennbar miteinander verklebt sind. Die bestehenden Fensterrahmen müssen jedoch vor einem Glastausch ausgiebig überprüft werden: Ist das Holz noch in einem guten Zustand, damit es wie die neuen Gläser weitere Jahrzehnte überstehen kann? Ist der Rahmen nicht verzogen, so dass es Undichtigkeiten beim Schließen gibt? Sind die Beschläge stabil, damit sie ausreichend gegen Einbruchsversuche schützen und auch einen schwereren Glaseinbau tragen können? Wenn all dies geprüft ist, kann man zu einer Umglasung raten. Ist dies aber nicht der Fall, raten Fensterbauer und Glaser zu neuen Fenstern.

273 15_Fenster / Saint-Gobain Glass Deutschland/Climaplus-Securit-Partner. Fotograf: André Böck

Demontage: Die Halteleisten werden innen gelockert, die Demontage der Scheiben kann erfolgen.

Spitzenreiter Dreifachverglasung?

In aller Regel tauschen Glaser alte Zweifachverglasungen durch neue zweifache Glasaufbauten mit speziellen Beschichtungen und Edelgasfüllungen aus. Es ist aber auch eine spezielle Dreifachverglasung erhältlich, die in viele bestehende Holzfensterkonstruktionen passt. Dreifachverglasungen haben aber auch Nachteile: Je mehr Scheiben im Glasverbund sind, desto geringer ist auch der Lichtdurchgang und der Energieeintrag, der es ermöglicht, passive Solargewinne im Gebäude zu erzielen und den Kunstlichtbedarf zu senken. Das Ergebnis ist recht skurril: „Häuser mit Dreifachverglasung müssen im Winter zuerst geheizt werden, da sie die Sonneneinstrahlung weniger nutzen können“, so Hahnefeld.

Ablauf der Umglasung

Ist die Entscheidung für eine Umglasung gefallen, gehen die Arbeiten fix voran. Für ein Fenster braucht man oft weniger als eine Stunde Arbeitszeit: Zuerst werden die Halteleisten abgehebelt und nach Bedarf verschmälert. Nach Entfernung der Dichtungen wird die alte Scheibe herausgehoben. Anschließend klebt man neue Vorlegebänder ein, die Scheibe wird nach außen abdichtet und fixiert. Dann können die neuen Isoliergläser eingesetzt und mit Verklotzungen in Position gebracht werden. Die möglicherweise umgearbeiteten Halteleisten werden wieder eingesetzt und festgenagelt. Zu guter Letzt bringt man neue Dichtungen beziehungsweise Silikonfugen an, und fertig ist die Umglasung.

Vorteile der neuen Scheiben

Die Bewohner dürften schnell den Effekt ihrer neuen Gläser am eigenen Leib spüren: Gerade in der kalten Jahreszeit verbessert sich das Wohnraumklima deutlich, es gibt keinen kühlen Luftzug mehr. Neben der damit verbundenen Energieeinsparung dürfte auch der sommerliche Hitzeschutz an Bedeutung gewinnen – umso stärker, je mehr der Klimawandel fortschreitet. Je nach ausgewähltem Fensterglas sind auch andere Nutzen, wie ein verbesserter Lärm- und Einbruchschutz, zu erzielen.

273  Fenster / Saint-Gobain Glass Deutschland/Climaplus-Securit-Partner. Fotograf: André Böck

Neues Glas: Eine neue, besser wärmegedämmte, Scheibe wird eingesetzt.

Einsparung mit Augenmaß

Allein der Ersatz einer alten durch eine moderne Zweifachverglasung könne die Wärmeverluste um zwei Drittel reduzieren, heißt es. Der Grad der Einsparung sei abhängig von der Bausubstanz, den klimatischen Bedingungen und dem Wohnverhalten. Von der Industrie wird ein Wert von circa 20 Liter eingespartem Heizöl pro Heizsaison und qm getauschter Isoliervergasung bei einer Verbesserung von Ug = 3.0 auf Ug = 1.1 genannt. Dass der alte Rahmen weiter genutzt wird, sei aus energetischer Sicht zu vernachlässigen, so Hahnefeld: „Bei bestehenden Kunststoff- und Holzrahmen haben wir in der Regel Differenzen zu den möglichen neuen Rahmen von etwa Ug = 0,3 – beim Glas von circa zwei beim Austausch.“ Eine mögliche Verbesserung durch einen neuen Rahmen sei angesichts seiner deutlich geringeren Fläche im Verhältnis zur Glasfläche niemals amortisierbar.

Auch die Tatsache, dass die Fensterindustrie maximal dichte Fenster inzwischen wieder mit optional einstellbarer künstlicher Undichtigkeit ausstattet, damit Sauerstofftransport und Feuchteregulierung stattfinden können, führe die Absurdität der Entwicklung im Rahmenbau vor Augen. Und so könnten alte Fensterrahmen, die bauartbedingt eine geringe Zwangslüftung ermöglichen, in vielen Fällen die sinnvollere Alternative sein – etwa auch, um Schimmel im Gebäude zu vermeiden.

Kosten und Amortisation

Alle Fenster für ein Einfamilienhaus auszutauschen kostet schnell bis zu 12.000 Euro oder mehr. Für eine Umglasung reichen oft schon 3.000 Euro. Dies kann sich schnell rechnen: „Wir gehen davon aus, dass sich der Finanzeinsatz beim Kunststofffenster innerhalb von fünf bis sechs Jahren und beim Holzfenster innerhalb von sieben bis acht Jahren amortisiert“, so Hahnefeld. Gerade in Kombination mit anderen Sanierungsarbeiten am Haus kann es sich zudem lohnen, über eine Kreditfinanzierung nachzudenken: So bietet die KfW Bankengruppe Investitionszuschüsse oder Kredite, die unter Umständen auch mit Leistungen von anderen Organisationen wie örtlichen Klimaschutzstiftungen zu kombinieren sind. Der Bauherr sollte sich hierzu bei der Energieberatung vor Ort kundig machen und dann auch einen Energieberater einschalten.

Fazit

Wer sich für eine Umglasung interessiert, muss den Handwerker mit Bedacht auswählen: Dieser sollte sich in dem Metier bestens auskennen und auch auf eine Vielzahl an Glasprodukten am Markt zugreifen. Begriffe wie die „warme Kante“ (das ist der Abstandshalter zwischen den Gläsern, der gedämmt sein muss), aber auch Lichttransmission sowie g-Wert sollte er beherrschen und bei seinen Planungen berücksichtigen.

Außerdem sollte der Anbieter alle Ersatzteile bei Fenstern, wie verschiedenste Dichtungen, im Sortiment haben und eine Garantie von fünf Jahren anbieten. Bei alledem sollte man stets im Hinterkopf halten: Fensterbauunternehmen haben – wie ihr Name schon sagt – in der Regel kein Interesse am Glastausch. Man hat also sicher mehr Glück bei Glasern oder eben spezialisierten Unternehmen für Umglasungen.

Weitere Informationen

Bundesverband Flachglas e. V.: www.bundesverband-flachglas.de

City Glas, c/o Cosmic GmbH: www.city-glas.com

Der Energiesparrechner: www.proholzfenster.de (linke Navigationsleiste)

Intelligente Fenster

25% Energiekosten sparen

Intelligente Fenster: 25% Energiekosten sparen

(19. März 2014) Das oberfränkische Unternehmen Rauh SR Fensterbau hat gemeinsam mit einer Reihe von Unternehmen aus Europa intelligente Fenster entwickelt. Mit der neuen Technologie CLIMAWIN, die mit 1,4 Millionen Euro von der EU gefördert wurde, kann der Wärmeverlust in Gebäuden um fast ein Viertel reduziert werden. Die neuen Fenster sollen  bei der Sanierung sowohl von Wohnhäusern als auch von Industriegebäuden ab 2014 europaweit zum Einsatz kommen.

273 Zeichnung

Die CLIMAWIN-Fenster können Energiekosten sparen, indem sie die von außen kommende Lüftungsluft durch ein spezielles System vorheizen. Sie werden mit Solarzellen betrieben und automatisch von Zimmersensoren gesteuert.

An der Entwicklung der Fenstertechnologie CLIMAWIN waren sieben Unternehmen aus vier europäischen Ländern – Deutschland, Dänemark, Irland und Portugal – beteiligt. Die Entwicklungsphase der Technologie dauerte drei Jahre.

273 288 301 1517 1519 Der Innovationspreis der Energiedepesche

Der Bund der Energieverbraucher e. V. hat dem System den Innovationspreis der Energiedepesche zuerkannt.

Doppelfenster zum Aufkleben

Was können Mieter mit schlecht isolierten Fenstern tun, wenn der Hauswirt die Fenster nicht erneuert?

Doppelfenster zum Aufkleben

Was können Mieter mit schlecht isolierten Fenstern tun, wenn der Hauswirt die Fenster nicht erneuert? Isolierfolien für Einfachverglasungen sind billig und machen sich schon im ersten Winter bezahlt.
Von Oliver Stens

(5. Dezember 2008) - Dass es an alten Fenstern oft zieht, hat zwei Gründe: Erstens ist die Glasfläche schlecht isoliert und deshalb kalt und dies wird als Zug empfunden ("Kältezug"). Zweitens sind die Fensterritzen oft undicht.

Viele Wohnungen haben immer noch Einfachverglasungen - wie noch bis in die 80er-Jahre üblich. Dem Verbraucher bescheren sie jedoch etwa dreimal so hohe Verluste wie moderne Wärmeschutzverglasungen. Die gute Nachricht für Mieter, deren Vermieter knausern und sich weigern, neue Fenster anzuschaffen: Sie können mithilfe einer speziellen Isolierfolie ihren Wärmeverlust nahezu halbieren.

Video: Doppelfenster zum Aufkleben

Mit Folie sparen

Der Trick der Doppel- oder Isolierverglasung liegt in der ruhenden Luftschicht zwischen den beiden Glasscheiben: Während der kalte Winterwind erbarmungslos an der Außenscheibe fegt, herrscht an der Seite zum Wohnraum wohlige Wärme. Die warme Innenluft bewegt sich ebenfalls. An den beiden Innenseiten der beiden Scheiben entsteht aber ein Zwischenraum fast ohne Luftbewegung, wodurch weniger Wärme das Fenster passiert.

Die Isolierfolie nutzt denselben Effekt. Statt der zweiten Glasscheibe dient allerdings eine Folie als zweite Begrenzung. Diese wird nicht etwa auf die Scheibe geklebt, sondern über den Rahmen gespannt. Wie bei der Doppelverglasung entsteht so ein Luftpolster von etwa zwei Zentimetern.

Vor- und Nachteile

Die Folie ist billig: Für ein großes Fenster bis zweieinhalb Quadratmeter kostet sie fünf Euro. Auch die Montage ist einfach: Einfach abmessen, zuschneiden und mit dem beiliegenden Klebefilm befestigen. Ein Föhn hilft, letzte Falten zu entfernen. So wird die Folie fast unsichtbar. Und im Gegensatz zu einer zweiten Glasscheibe verändert die Folie das Gewicht des Fensters nicht. Dadurch ist auch kein Austausch von Rahmen und Scharnieren nötig.

Dennoch ist die Plastikfolie um einiges verletzlicher und mechanisch kaum belastbar. Während der Hersteller in der Anleitung empfiehlt, die Folie jedes Jahr zu erneuern, hält sie sich bei uns schon seit fünf Jahren immer noch gut. Kleinere Verschmutzungen und Staub lassen sich mit einem feuchten Tuch reinigen.

Fensterritzen abdichten

Das Fenster kann perfekt isoliert sein -- wenn Frostluft durch die Ritzen zieht, waren alle Bemühungen vergeblich. Abhilfe schafft eine Dichtbandrolle. Besser als das schwammartige Schaumgummiklebeband ist festes, feinporiges Schaumgummiband oder Hohlgummiklebestreifen. Dies mindert auch gleichzeitig von außen kommende Geräusche.

Was bringt's?

Ein einfach verglastes Fenster mit eineinhalb Quadratmetern Fläche verliert bei null Grad Außentemperatur etwa 150 Watt Wärme, die die Heizung ständig nachgeliefern muss. Berücksichtigt man die Temperaturschwankungen während einer Heizperiode, entspricht das Heizkosten von etwa 40 Euro. Die Folie macht sich also schon in wenigen Monaten bezahlt.

Selbst bei Fenstern, die schon eine Isolierverglasung haben, wirkt die Folie noch mal als weiterer Wärmeschutz. Zwar lässt sich damit nicht der Wärmestandard der Wärmschutzverglasung erreichen, führt aber dennoch zu einer lohnenden Verbesserung. Selbst derjenige, dem es auf die Energieverluste nicht ankommt, wird die Doppelfensterfolie mögen, denn sie verhindert, dass es an kalten Tagen am Fenster unangenehm kalt wird.

Anleitung im Internet

Unsere Leserbefragung ergab unter anderem die uns überraschende Erkenntnis, dass über 90 Prozent unserer Leser das Internet nutzen, 70 Prozent sogar sehr häufig. Zum Thema Doppelfensterfolie haben wir daher einen kurzen Videofilm erstellt, den sich Interessierte hier ansehen können. Das Video zeigt, wie die Montage funktioniert.

Lieferant der Isolierfolie:
Artikel 1992, Firma Selbstklebeprodukte SKP, Tel. 02225-704710
www.selbstklebe-produkte.de 

DBU-Forschungsprojekt: Fenster mit Köpfchen

Mit ihrem größten Einzelposten fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt die Entwicklung intelligenter Fenster. In der Doppelglasscheibe sind Mikrospiegel eingebettet.

DBU-Forschungsprojekt: Fenster mit Köpfchen

(9. September 2006) - Mit ihrem größten Einzelposten fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt die Entwicklung intelligenter Fenster. In der Doppelglasscheibe sind Mikrospiegel eingebettet. Je nach Sonnenstand lassen sie das Sonnenlicht sensorgesteuert durch oder reflektieren es.

 

Das Fenster wirkt dadurch wie eine Jalousie mit kippbaren Lamellen. Die Spiegel sind kleiner als 200 mal 200 Mikrometer und mit dem bloßen Auge nicht sichtbar. Im Sommer sorgt die Scheibe für Abschattung, im Winter für solare Heizung. Spätestens in einem Jahr will die Projektgruppe am Institut für Nanostrukturtechnologie und Analytik der Universität Kassel den ersten Prototypen fertig haben.

Quelle: ISET, Universität Kassel 

Literatur & Hilfmittel

Buch & Lesetipps

Literatur & Hilfmittel

(15. Oktober 2003)

Literatur:
  • Wagner: Energieeffiziente Fenster und Verglasungen, BINE-Informationsdienst, TüV-Verlag, 2. erweiterte Auflage, ISBN 3-8249-0608-2.
  • BINE Projektinfo 4/99 "Fenster mit hohem Wärmeschutz"
Hilfsmittel:
  • Feuchtemessgeräte zur Feststellung des richtigenLüftungszeitpunktes.

Weitere Informationen erhalten Sie aus einem Faltblatt aus der Reihe "Hessische Energiesparinformationen", das hier zum Download steht:
Download Energiesparinformation Fenstern und Außentüren

Der Altbau wird zum NIEDRIGENERGIEHAUS

Der Dämmwert modernster Fenster hat sich um den Faktor vier verbessert gegenüber einer bis vor sechs Jahren üblichen Isolierverglasung. Viele alte Fenster sind zudem undicht.

Der Altbau wird zum Niedrigenergiehaus

Der Dämmwert modernster Fenster hat sich um den Faktor vier verbessert gegenüber einer bis vor sechs Jahren üblichen Isolierverglasung. Viele alte Fenster sind zudem undicht. Aus den Wärme- und Windlöchern von früher sind high-tech-Komponenten geworden, die Licht und Wärme in das Haus holen. Da neunzig Prozent aller Häuser vor 1990 gebaut wurden, sind die Einsparmöglichkeiten durch neue Fenster enorm.
Von Aribert Peters

(17. August 2002) Fenster stellen das sensibelste Element energetischer Gebäudesanierung dar. Auf der einen Seite bestimmen sie das äußere und innere Erscheinungsbild eines Gebäudes entscheidend mit und müssen auf der anderen Seite als Teil der Außenwand oder des Daches den winterlichen und sommerlichen Wärme-, Schall- und Witterungsschutz gewährleisten, aber auch Sicherheit vor Einbruch bieten.

alte Fenster

Erneuerung der Fenster

Zusätzlich belichten und belüften die Fenster die Innenräume und stellen den visuellen Kontakt zur Außenwelt her: Man kann heraus- aber ebenso hineinsehen. Ein hoher Tageslichtanteil trägt wesenlich zum Wohlbefinden der Bewohner bei und reduziert gleichzeitig den Verbrauch elektrischer Energie.

Wird die Dauer der künstlichen Beleuchtung um eine Stunde täglich verringert, so kann der Stromverbrauch im Einfamilienhaus um bis zu 200 kWh jährlich gesenkt werden. Fenster lassen sich sogar zur aktiven Nutzung der Sonnenenergie - zur Stromerzeugung und/ oder zur direkten Erwärmung des Hauses - nutzen.

Die rasante Entwicklung der Verglasungstechnologie hat dazu geführt, dass sich die Fenster vom Schwachpunkt zum wichtigsten und vielseitigsten Bauteil der Gebäudehülle entwickeln konnten.

Ein modernes durchschnittliches Einfamilienhaus aus dem Jahr 1990 hatte folgende Flächen- und Dämmwerte:

Bauteil Fläche (qm) k-Wert
Dach 120 0,3
Wand 136 0,5
Boden 100 0,6
Fenster (Isolier-verglasung) 23 2,6
Fenster sind trotz kleiner Flächen wichtig

Die Fenster sind zwar im Schnitt nur ein Fünftel so groß wie alle Wandflächen eines Hauses. Dafür waren sie früher etwa viermal schlechter gedämmt als heute. Man erkennt, daß die Fenster trotz vergleichsweise kleiner Flächen deshalb so wichtig sind, weil sie bis vor kurzem sehr schlechte Dämmwerte hatten. Die jeweiligen Wärmeverluste errechnen sich durch die Multiplikation von Fläche mit dem k-Wert. Der Verlust ist also unverändert, wenn sich für eine doppelt so große Fläche der Dämmwert halbiert. Erst seit 1994 sind Fenster mit k-Werten unter 0,8 bis zu 0,6 W/qmK am Markt erhältlich. Schließlich sind alte Fenster oft nicht mehr dicht - es zieht an den Fugen herein. Auch dadurch werden Fenster zum Sanierungsfall.

Das Fenster als Sonnenkollektor

Hinzu kommt der solare Wärmegewinn, der bei modernen Fenstern auch höher ist. Etwa 25% der Verluste eines Niedrigenergiehauses entfallen auf die Fenster. Dafür werden 35% der Energie durch die Sonne geliefert. Früher konnten sehr gute Dämmwerte nur durch Kastenfenster erreicht werden, die auch weniger Sonnenlicht ins Haus liessen. Moderne Fenster können gleichzeitig sehr gut dämmen und viel Sonne ins Haus lassen. Die Gewinne an Sonnenenergie sind - vereinfacht dargestellt - gleich dem Produkt aus Fensterfläche, g-Wert (zwischen 0,5 und 0,8 nach Herstellerangabe), dem Nutzungsgrad (0,5) und der Solarstrahlung (400 kWh/qm für Südfenster, 275 kWh/qm für Ost- und Westfenster, 160 kWh/qm für Nordfenster). Ein 1 qm großes südorientiertes Fenster mit einem g-Wert von 0,65 bringt einen Solargewinn von 130 kWh pro Jahr.

Geläufige Kennwerte für Fenster:
k-Wert = der Wärmedurchgangskoeffizient,

beschreibt den Wärmeverlust in W/(qm K) von innen nach außen, unterschiedlich für Bauteile und deren Komponenten, z.B. kV für Verglasung, kR für Rahmen, kF für Fenster. Zu unterscheiden sind die Werte nach DIN (Labormessung) und nach Bundesanzeiger (mit Aufschlägen). Maßgeblich sind die Werte nach Bundesanzeiger.p>

g-Wert = Gesamtdurchlässigkeit,

beschreibt den Wärmegewinn in % aus der Sonnenstrahlung durch die Verglasung in den Raum.

a-Wert = die Fugendurchlässigkeit,

beschreibt den Luftwechsel von außen nach innen in cm/(h*m*daPa 2/3)

Rw-Wert = das bewertete Schalldämm-Maß,

beschreibt die Schalldämmung des Bauteils in dB.

Rahmenklasse

Je höher die Nummer der Gruppe, desto schlechter wärmedämmend sind die Rahmen. Bei neuen Fenstern ist Rahmengruppe 1 zu empfehlen, bei Passivhäusern sogar noch bessere Rahmen.

Temporärer Wärmeschutz

Bei den guten zweifach- und dreifach-Wärmeschutzfenstern spielt der nächtliche Wärmeschutz durch Rolläden etc. kaum noch eine Rolle. Im Gegenteil:
Übliche Rolladenkästen stellen infolge ihrer Undichtheiten und oft schlechten Dämmung die größeren Schwachstellen im Fensterbereich dar. Daher ist bei Einbau neuer Wärmeschutzfenster unbedingt auch der Rolladenkasten - soweit vorhanden - auf Dichtheit und Dämmung zu sanieren. Rolläden und Schiebeläden bieten erst dann wieder eine nennenswerte Verbesserung, wenn sie winddicht schliessen und gut gedämmt sind. Dies ist jedoch schwer zu realisieren und mit hohen Kosten verbunden.

K-Werte oder U-Werte?

Mit der Energieeinsparverordnung 2002 werden die k-Werte durch europäische U-Werte ersetzt, erkennbar am kleingeschriebenen Index mit Bezug zu den englischen Begriffen UW(indow), Uf(rame), Ug(las). Die UW-Werte liegen wegen anderer Meßvorschriften für die gleichen Komponenten durchweg höher als die kF-Werte. Lediglich die Werte für das Glas sind identisch: Ug = kV.

Austausch oder Sanierung?

Im üblichen Sanierungsfall werden Fenster und Rahmen ersetzt. Der Einbau neuer Fensterrahmen beschädigt sowohl die Innen- als auch die Außenwand und erfordert eine entsprechend aufwendige Nachbesserung sowohl der Innenwand als auch der Fassade. Ist die Substanz der vorhandenen Rahmen noch gut, kann sich eine Sanierung des Fensters lohnen. Dafür gibt es vier Möglichkeiten: Vorsatzscheibe, Wärmeschutzverglasung in bestehenden Rahmen, Einbau eines Zusatzfensters und Fensterisolierfolien.

Vorsatzscheibe

Der Einbau von einfachverglasten Vorsatzflügeln auf den Innenseite von Holzrahmenfenstern verbessert den k-Wert von einfachverglasten Fenstern bis zu 40%. Die Kosten liegen bei ca. 140 - 180 DM pro qm. Die vorhandene Einfachverglasung wird durch ein Wärmeschutzglas ausgetauscht. Die Wärmeverluste über die Scheibe gehen um 70% zurück. Vorher ist zu prüfen, ob Flügel und Beschläge das zusätzliche Gewicht aufnehmen können. Die Kosten liegen mit ca. 280 - 350 DM pro qm etwa 30% niedriger als der Einbau neuer Fenster.

Linktipps

mit Berechnungsprogrammen

Linktipps mit Berechnungsprogrammen

Internet-Adressen zum Thema:
dort: Berechnungsprogramm für Fenster
Wärmedämmung und neue Fenster

Fensterrahmen - Glasarten - Wirtschaftlichkeit

Wärmedämmung und neue Fenster

(14. August 2002)

Fensterrahmen

Fensterrahmen unterscheiden sich vor allem durch ihr Material. Holzrahmen haben sehr gute wärmetechnische und statische Eigenschaften bei guter Verarbeitbarkeit. Bei regelmäßiger Erneuerung des Schutzanstrichs ist auch eine lange Lebensdauer zu erwarten. Holz-Alu-Fenster sind auf der Außenseite mit Aluminium verkleidet und sind deshalb pflegeleichter. Neu am Markt sind gedämmte Rahmenprofile. Sie erreichen insgesamt kR-Werte unter 0,8 W/qmK. Daneben gibt es auch Kunststoff und Alufenster. Bei Kunststofffenstern sollte man die PVC-Problematik und bei Aluminiumfenstern die schlechtere Wärmedämmung und den hohen Energieaufwand bei der Herstellung in die Betrachtung einbeziehen. Entscheidend für die Ökobilanz ist jedoch die Langlebigkeit und Dauerhaftigkeit des Materials. Das RAL-Gütezeichen sichert diese Eigenschaften zu. Es gibt bereits Metallrahmenfenster mit Vakuum-Dämmung im Rahmen.

Glasarten

Isolierglas und bisheriges Energiesparglas besitzen kaum noch Bedeutung. Wärmeschutzglas ist der neue Standard. Seine Mehrkosten sind gering im Verhältnis zur großen k-Wert-Verbesserung. Durch die Füllung mit dem Edelgas Argon anstelle von Luft im Scheibenzwischenraum werden Wärmeleitung und Konvektion verringert, der Dämmwert wird verbessert. Mit dem Einbau einer dritten Scheibe und einer zusätzlichen Wärmefunktionsschicht kann der kV-Wert auf 0,7 bis 0,4 W/qmK gesenkt werden. Gleichzeitig sinkt aber oft auch der g-Wert.

Übersicht Fensterglas-Arten

Wirtschaftlichkeit

Neben der Energieeinsparung ergibt sich durch die hochwärmegedämmten Fenster ein spürbarer Komfortgewinn aufgrund höherer Oberflächentemperaturen im Fensterbereich. Auch sind kleinere Heizkörper einsetzbar. Bei Gebäuden mit einem Heizwärmebedarf unter 15 kWh je qm und Jahr (Passivhäuser) können die konventionelle Wärmeverteilung durch Heizkörper und die damit verbundenen Kosten gänzlich entfallen. Hochwärmegedämmte Fenster sind sowohl für die Altbausanierung als auch für Passivhäuser einsetzbar. In Gebäuden mit sehr geringem Heizwärmebedarf sind sie besonders wirtschaftlich. Für den Austausch eines einfach verglasten Fensters mit kF = 5,2 W/qmK durch ein Fenster mit Zweischeibenisolierverglasung kF = 1,8 betragen die Kosten ca. 400 DM je qm. Die eingesparte Kilowattstunde kostet 14,4 Pfennig. Die Mehrkosten für die qualitativ hochwertige Wärmeschutzverglasung sind relativ gering. Der Austausch einer Einfachverglasung durch eine Zweischeiben-Wärmeschutzverglasung in einem bestehenden Rahmen kostet ca. 200 DM/qm. Der Preis je eingesparter Kilowattstunde liegt nur noch bei sechs Pfennig.

Übersicht Vergleich Energieverlust nach Wärmedämmung

Vergrößerung der Fensterflächen

Durch Vergrößerung der Fensterflächen kann aus einer Dunkelkammer ein lichtdurchfluteter Raum werden. Auf der Südseite bringen größere Fenster auch einen energetischen Gewinn. Im Gegensatz zu früher ist es heute der Fensterrahmen, der sich abschwächend auf den Gesamt k-Wert des Fensters auswirkt.

War bisher die Verglasung der Schwachpunkt des Fensters, weil sie einen weitaus schlechteren k-Wert aufwies als der Fensterrahmen, so kann jetzt der Wärmeschutz der Verglasung bis zu dreimal besser sein als bei einer konventionellen Isolierverglasung.

Will man die Energiesparpotentiale nutzen, die durch hochwertige Wärmeschutzverglasung möglich sind, so muß das Augenmerk also verstärkt auf die thermischen Eigenschaften des Fensterrahmens, auf den Scheibenverbund und auf den Anschluß des Rahmens an die Wand gerichtet werden. Ein üblicher Holzrahmen von 68 mm Stärke hat einen k-Wert von 1,5 W/qmK und lässt sich durch eine Rahmenstärke von 90 mm auf 1,2 W/qmK verbessern.

Fenstertypen

Man unterscheidet zwischen Einfach-, Verbund-, und Kastenfenster (vgl. Abb.).

Übersicht Fenster-Arten

Zusatzfenster einbauen

Zusätzlich zum vorhandenen Fenster wird ein zweites wärmeschutz-isolierverglastes Fenster in die innere Laibung eingebaut. Die Wärme- und Schalldämmung verbessert sich spürbar und entspricht den Werten eines Kastenfensters. Die Kosten betragen zwischen 400 und 600 DM je qm.

Fensterisolierfolien

Um einfach verglaste Fenster zu verbessern, können Fensterfolien von innen auf den Fensterrahmen geklebt werden. Die Wirkung wird durch die zwischen Scheibe und Folien eingeschlossenen Luftschicht erreicht. Diese Maßnahme ist sehr einfach durchzuführen und ein preiswerter (5 - 10 DM je qm) und effektiver Wärmeschutz. Im Idealfall kann eine ähnliche Wirkung wie Isolierverglasung erreicht werden und die Verluste werden um 30 bis 50% reduziert.

Dichtung von Fenstern

Undichtigkeiten der Fensterrahmen kann man mit farblosem Silikon abdichten oder mit selbstklebenden Dichtungsbändern. Die Dichtungsbänder werden am inneren Falz des Fensterrahmens angebracht. Dadurch können bis zu 5% der Heizenergie- und Kosten eingespart werden. Die Stärke der benötigten Dichtung ermittelt man, indem man etwas Knetmasse an verschiedenen Stellen zwischen Fensterflügel und Rahmen legt. Das Fenster wird geschlossen und wieder geöffnet und die Dicke der Knetmasse gemessen. Eine dauerhafte, wenn auch teurere Lösung ist das Einfräsen elastischer Dichtungsbänder (Lippenprofil) in den Flügelrahmen.(ca. 10 bis 15 DM pro m).

altes Fenster

Vor Einbau einer Vorsatzscheibe ist die Tragfähigkeit und die Lebensdauer des Rahmenmaterials zu prüfen.

Fazit:

Beim Ersatz alter Fenster sollte auf niedrige k-Werte und hohe g-Werte geachtet werden. Bei Zweifachscheiben sind kV-Werte von 1,1 bis 1,3 mit g > 60% zu empfehlen. Bei guten Rahmen können auch nur Scheiben erneuert und Dichtungen eingebaut werden. Wichtig ist in diesen Fällen: Sobald im Altbau diese Undichtigkeiten beseitigt sind, entfallen sowohl die Lüftungswärmeverluste als auch die automatische Feuchtigkeitsabfuhr durch Dauer-Undichtheit. Aus Gründen der Lufthygiene und zur Vermeidung von Feuchteschäden sind daher die allgemein bekannten Lüftungsregeln zu beachten. Optimal wäre die gleichzeitige Außendämmung der Fassaden. Denn nur an kalten Außenwänden mit Wärmebrücken kann sich Schimmel bilden. Wanddämmung und Wärmeschutzfenster gehören zu einem ganzheitlichen Sanierungskonzept.

letzte Änderung: 05.06.2018