Ende des Öls
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Das Ende des Ölzeitalters?
Bei der Heizölbestellung und an der Tankstelle ist der Anstieg der Ölpreise nicht zu ignorieren. Naht das Ende des Ölzeitalters? Wir erläutern einige Hintergründe dieser Entwicklung.
Von Aribert Peters
(22. März 2018) Die Heizölpreise steigen seit zwei Jahren beständig an. Daran ändern auch kurzfristige Auf- und Abwärtsbewegungen nichts. So liegt der Heizölpreis derzeit um 50 Prozent über dem Preis, der noch vor zwei Jahren zu bezahlen war. Kostete ein Liter Diesel im vergangenen Sommer durchschnittlich noch weniger als 1,10 Euro, sind es inzwischen etwa 1,20 Euro. Die Preise auf den Ölmärkten sind jedoch weit stärker gestiegen, als wir es an den Tankstellen spüren. Denn Öl wird weltweit in Dollar gehandelt und der Dollarkurs ist gesunken. Deshalb steigt die Nachfrage trotz der deutlich gestiegenen Preise.
Obwohl die Ölpreise in den letzten sechs Monaten schon um rund ein Drittel geklettert sind, setzen Hedgefonds und andere Großanleger in großem Stil auf weitere Anstiege. Betrachten wir die weltweite Entwicklung der Ölpreise in den vergangenen Jahren, so fällt Folgendes auf:
- Zwischen 2009 und 2014 lagen die Ölpreise in einem Band zwischen 75 und 100 USD pro Barrel, bevor sie 2014 abstürzten. Die derzeitigen Ölpreise steigen nun auf ein Niveau, das wir in den Jahren 2009 und 2014 schon hatten.
- Der Peak in den Ölpreisen im Jahr 2008 auf nahezu 150 USD ging einher mit dem Kollaps des Weltfinanzsystems.
Wir schauen besorgt auf diese Entwicklung, denn steigende Energiekosten schwächen unsere Wirtschaft. Wir haben es leider versäumt, uns auf diese allzu absehbare Entwicklung einzustellen und uns von Öl und Gas zu verabschieden, wie es uns Dänemark vorgemacht hat. Denn der Weltenergiehunger steigt und das verfügbare Öl vermindert sich mit jedem Liter, der aus der Erde gefördert wird. Auch für nachfolgende Generationen steht das von uns verbrauchte Öl nicht mehr zur Verfügung.
Vorräte gehen zur Neige
Die Zeit des Nordseeöls ist vorbei. Die Förderung geht zurück und die Bohrinseln werden in ihre Bestandteile zerlegt.
Norwegen war bisher der zweitwichtigste Erdöllieferant für Deutschland. Doch genau wie Norwegen geht auch Schottland, unserem drittwichtigsten Öllieferanten, das Öl aus. Überall schließen die Bohrinseln. Binnen fünf Jahren wird auch kein Gas mehr im niederländischen Groningen gefördert, der vormals größten Lagerstätte Europas. heise.de/-3937812
Wer nun meint, die USA würden uns künftig mit Öl versorgen, der irrt sich gewaltig. Die Ölimporte der USA haben von 13 Mio. Barrel pro Tag im Jahr 2007 auf derzeit rund 4 Mio. Barrel pro Tag abgenommen. Die Rohölförderung in den USA wurde gleichzeitig auf derzeit 9,7 Mio. Barrel täglich hochgefahren. Zwar importieren die USA dadurch jetzt selbst weniger Öl aus dem Ausland, doch die USA verbrauchen auch heute noch deutlich mehr Öl als sie fördern und sind deshalb ein wichtiger Nachfrager auf den Weltölmärkten. Zum Vergleich: Der deutsche Rohölverbrauch liegt bei rund 2 Mio. Barrel täglich. EIA-Ölverbrauchsstatistik der USA (englisch): bdev.de/ieaoil
Abhängigkeit vom Öl
Immer noch steigen die weltweit verbrauchten und geförderten Ölmengen Jahr für Jahr. Gleichzeitig ist der Anteil der erneuerbaren Energien am weltweiten Energieendverbrauch zwischen 2010 und 2014 nur leicht von 17,5 auf 18,3 Prozent gestiegen. Es ist erstaunlich, dass diese Abhängigkeit vom Öl und damit auch die daraus resultierende Verwundbarkeit kaum wahrgenommen wird. Selbst im Buch des Club of Rome „Wir sind dran“ wird dieses Problem nicht thematisiert. Gedanken von Prof. Ugo Bardi zu dieser Frage (englisch): bdev.de/bardisun
Kulturelle Dimension
Das Öl prägt nicht nur unsere Wirtschaft, sondern auch unsere Kultur. Auf ein Forschungsprojekt des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte und das Projekt „Beauty of Oil“ wies die Süddeutsche Zeitung in ihrer Ausgabe vom 13. Januar 2018 hin: „Noch nie wurde so viel Öl verbraucht und produziert wie heute, dennoch erscheint uns unsere Öl-Sucht mit jedem Tag unzeitgemäßer. Wenn wir am Auto lehnend wieder die 60, 70 Liter in den Tank rauschen lassen, fühlen wir uns immer öfter wie die Comicfiguren, die über die Klippe hinausgerannt sind und realisieren, dass sie keinen Boden mehr unter den Füßen haben. Dieses Bewusstsein vom Irrsinn und nahen Ende des Öl-Zeitalters stand am Anfang der Arbeit von ‚Beauty of Oil‘, wie die Kulturwissenschaftler Benjamin Steininger und Alexander Klose und der Designer Bernd Hopfengärtner ihr Forschungsprojekt nennen. Wenn wir wirklich wegkommen wollen vom Öl, so finden sie, müssen wir die politischen, ökonomischen, ästhetischen und philosophischen Dimensionen der ‚Petromoderne‘ verstehen. Uns also klar darüber werden, wie grundlegend das Öl unsere Epoche geprägt hat. Öl steht für einen bis heute existierenden Kolonialismus, für die utopische Qualität des Kunststoffs, für sprudelnden Reichtum und für die Kriege, die mit und um Öl geführt wurden.“
„Es ist unmöglich, die Zukunft vorauszusagen. Aber eine Sicherheit bleibt uns: Die Sonne wird immer scheinen.“ Ugo Bardi
Der Wandel zur Sonne
Sonne und Wind, die am besten entwickelten erneuerbaren Energien, stellen heute einen geringen, aber dennoch signifikanten Beitrag zur weltweiten Energieversorgung. Sie erzeugen weltweit 6 Prozent des Stroms und 1,6 Prozent des gesamten Weltenergieverbrauchs. Könnten sie 100 Prozent der Energie liefern, ohne dass die Weltwirtschaft zusammenbricht oder das Klima kippt? Die Antwort lautet: Ja! Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie von Sgouris Sgouridis, Denes Csala und Ugo Bardi (englisch): bdev.de/bardistudy
Die drei Wissenschaftler haben eine sogenannte „Sower Strategie“ entwickelt. Diese ähnelt dem, was die Bauern früher taten, wenn sie einen Teil ihrer Ernte als Saatgut zurücklegten, um damit künftige Ernten zu sichern. Der Wandel zu einer völligen Sonnenwirtschaft ist nach dieser Studie dann möglich, wenn wir bereit sind, einen genügend großen Anteil unserer heutigen Energieproduktion für dieses Ziel einzusetzen.
Werden wir so klug sein wie unsere Vorfahren und genügend der heutigen Energiereserven zur Sicherung der künftigen Energieversorgung zurücklegen? Oder werden wir unsere verbleibenden Ressourcen im verzweifelten Versuch verschwenden, an fossilen Energien festzuhalten oder sogar auf ungetestete und möglicherweise kontraproduktive Technologien wie das Verpressen von CO2 zu vertrauen? Ganz zu schweigen von den Risiken und Unsicherheiten, die mit einer Rückkehr zur Atomenergie verbunden wären.
Die deutsche Energiepolitik geht davon aus, dass Öl- und Gasvorräte weder knapp, noch teuer werden. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache.
Ende des fossilen Zeitalters
(15. Dezember 2017) Die deutsche Energiepolitik geht davon aus, dass Öl- und Gasvorräte weder knapp, noch teuer werden. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Die großen Ölkonzerne fördern derzeit mehr, als sie sich an neuen Ölvorkommen erschließen.
Der Chef des französischen Mineralölkonzerns Total, Patrick Pouyanné, sagt, dass zu wenig in die Exploration neuer Förderstätten investiert werde, was in einigen Jahren zu einem Preissprung führen werde. Zwischen 2010 und 2014 wurden jährlich durchschnittlich 35 neue Erdöl- oder Erdgasprojekte bewilligt. Ab 2015 hat sich diese Zahl auf 12 verringert. Laut einer Analyse der Schweizer UBS-Bank werden die Reserven von BP in 13,6 Jahren, von Total in 12,3 Jahren und von Royal Dutch Shell in 9,9 Jahren erschöpft sein. Es bleibt also nicht viel Zeit für einen Abschied von Benzin, Öl und Gas.
Der World Energy Outlook 2017 der internationalen Energieagentur bestätigt die Befürchtungen: Die Ölförderung aus existierenden Ölfeldern geht bis 2040 um 65 % zurück. Schieferöl kann den Rückgang nicht aufhalten. 35% des Ölbedarfs muss bis 2040 durch Ölfelder gedeckt werden, die noch nicht einmal gefunden worden sind. Nach Einschätzung der Association for the Study of Peak Oil and Gas (ASPO) wird sich bis zum Jahr 2040 die globale Ölförderung halbieren.
Bereits heute liegen die Heizölpreise über dem Niveau der beiden vorigen Jahre. Um die Wirtschaftlichkeit von Einsparungen und Wärmedämmung abzuschätzen, sollte man von Preissprüngen in der Zukunft ausgehen. Nur wer keine fossilen Energien mehr verbraucht, ist von deren Preis unabhängig.
- Analyse World Energy Outlook 2017: bdev.de/aspoweo2017
- Artikel NZZ vom 29.10.17: Warum mancher Erdölkonzern keinen höheren Ölpreis will
Ein Wert von mehr als 100% bedeutet, dass mehr Reserven gebildet werden als abgebaut wird. Die Zahlen stammen von 89 globalen Energieuntermehmen. Quelle: U.S. Energy Information Administration (EIA)
Den Elefanten im Zimmer versucht man unter dem Teppich zu verstecken. Das Ende des fossilen Öls lässt sich aber kaum mehr ignorieren.
Nur noch 10 Jahre Öl? Senecas Klippe
Den Elefanten im Zimmer versucht man unter dem Teppich zu verstecken. Das Ende des fossilen Öls lässt sich aber kaum mehr ignorieren. In gut zehn Jahren könnte das Ölzeitalter beendet sein. Dabei schickt die Sonne genug Energie. Aber unser Transport basiert noch nahezu vollständig auf Öl.
Von Aribert Peters
(12. Dezember 2016) Warum sinken die Ölpreise, obwohl die Ölförderung immer teurer wird? Warum wird immer mehr Öl gefördert, obwohl die Lagerstätten sich zunehmend erschöpfen? Warum hat das Überschreiten des weltweiten Fördermaximums (Peak-Oil) bisher die Ölpreise nicht in die Höhe getrieben? Warum haben sich die Ölproduzenten nicht auf einen höheren Ölpreis einigen können, der allen höhere Einnahmen sichert? Plausible Erklärungen sind Mangelware. Wir berichten über die Probleme bei der Ölförderung und ein umstrittenes Erklärungsmodell.
Der Zerfall der Ölindustrie
Vor unseren Augen zerfällt derzeit die Ölindustrie ungeachtet immer höherer Fördermengen. Denn die Weltmarktpreise für Rohöl, rund 50 US-Dollar (kurz USD) decken die immer höheren Kosten für Förderung, Verarbeitung und Transport (rund 100 USD) nicht mehr.
Weltweit haben die nationalen Ölfördergesellschaften ihre Investitionen im Vergleich zu 2014 halbiert. Die Ölfirmen mussten 2015 rund 100 Milliarden USD abschreiben. Die Verschuldung der Firmen steigt und gefährdet das gesamte globale Finanzsystem. Im Jahr 2015 haben in Nordamerika 213 Öl- und Gasfirmen Konkurs angemeldet und dabei Schulden in Höhe von 85 Milliarden USD hinterlassen. Bereits 100.000 Beschäftigte in der Öl- und Gasindustrie wurden in den USA entlassen, 300.000 weltweit, das sind 16 Prozent aller in dieser Branche Beschäftigten. Weil der Abwärtstrend schon länger anhält, ist das mit diesen Beschäftigten verbundene Know-How unwiederbringlich verloren. Das verschärft die Probleme durch den Alterungsprozess der Belegschaft. Im Jahr 2014 waren 71 Prozent der Beschäftigten in der Öl- und Gasindustrie älter als 49 Jahre. Das ist eine Folge der Massenentlassungen in den 90er Jahren. Das schränkt die Möglichkeiten der Branche, die Nachfrage bis in die 20er Jahre zu decken, deutlich ein.
Gewinne im Keller
Auch die Gewinne der Ölindustrie haben sich seit 2014 halbiert. Der Gewinn von Exxon Mobil lag 2015 bei 2,78 Milliarden USD im Vergleich zum Vorjahr mit 6,57 Milliarden USD. Mit Exploration und Förderung wurde ein Verlust von 538 Millionen USD in den USA gemacht. Aber sogar in den Jahren mit den fetten Ölpreisen von 2011 bis 2013 hat sich der Überschuss signifikant verringert. Exxon hat im Jahr 2015 die Schätzung seiner Ölreserven um ein Drittel verringert, die verbleibenden Reserven reichen bei gegenwärtiger Produktion noch für 12 Jahre.
BP hat 2015 einen Verlust von 6,5 Milliarden USD gemacht, verglichen mit einem Gewinn von 3,8 Milliarden USD im Jahre 2014. Die Firma wird 2016 4.000 Arbeitsplätze in der Exploration und Produktion abbauen. Um die Investoren nicht zu verärgern, zahlt BP trotz der Verluste eine Dividende an die Aktionäre.
Der Ölgigant Chevron hat zum ersten Mal in einem Quartal seit 2002 rote Zahlen geschrieben: 588 Millionen USD im letzten Quartal 2015. Ein Jahr zuvor noch lag der Gewinn bei 3,5 Milliarden USD. „Schon im Jahr 2020 könnten die USA ein vollkommen anderes Land sein. Und die meisten sind darauf nicht vorbereitet“, schreibt der SRSrocco Report.
Energetischer Erntefaktor
Ein Teil der Energie eines Liters Rohöl geht als Abwärme verloren, ein Teil muss für Bohren und Verarbeiten verwendet werden und nur der verbleibende Teil kann wirtschaftlich genutzt werden. Eine systematische Art, den Aufwand für die Bereitstellung von Öl zu betrachten, ist der sogenannte EROI (energy return of investment). So bezeichnet man den Quotienten zwischen nutzbarer Energie zu der Energie, die zur Förderung und Verarbeitung eingesetzt werden muss.
Ein EROI von 10:1 bedeutet, dass man durch den Einsatz einer Energieeinheit 10 Einheiten nutzbarer Energie erhält. 2010 wurde nach Berechnungen von Charles Hall der Wert von 10:1 unterschritten. Verlängert man diesen Trend, dann wird der EROI im Jahr 2030 bei 6,7:1 liegen (Charles Hall: EROI of different fuels, Energy Policy 2014). Dann kommt man in einen Bereich, in dem die Ölförderung aus energetischen Gründen nicht mehr sinnvoll ist.
Weil sich die Ergiebigkeit der Ölquellen ständig verschlechtert – es muss tiefer gebohrt werden, man fördert zu 95 Prozent Wasser mit nur geringem Ölanteil – steigt der Förderaufwand, bis er dem Energieinhalt des geförderten Öls entspricht.
Das ETP-Modell von Bedford Hills
Überraschende, einleuchtende Erklärungen für die sich vor unseren Augen abspielenden Veränderungen geben die Analysen der Hills Gruppe mit dem sogenannten ETP-Modell. Zur Gruppe gehören amerikanische Ölingenieure unter der Leitung von Bedford W. Hills. Sie befassen sich beruflich damit, die noch in Ölfeldern verbleibenden Reserven abzuschätzen.
Sie haben auf der Basis von Entropieberechnungen ein Modell für die konventionellen Ölreserven entwickelt, das ETP-Modell (Energy Total Production). Es geht über die rein energetische Betrachtung hinaus und bezieht auch den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik ein, ein physikalisches Naturgesetz.
Die Ergebnisse des ETP-Modells sind verblüffend und klingen widersprüchlich. Die Theorie wird zwar von vielen Experten als Scharlatanerie abgetan, auch weil es schwer verständlich ist und von einem Außenseiter veröffentlicht wurde. Wir stellen diese Theorie aber hier vor, weil sie alle derzeit zu beobachteten Erscheinungen der Ölförderung in einem Modell zusammenführt.
Die Vorhersagen des ETP-Modells sind so dramatisch, dass es höchste Zeit ist, sich damit zu befassen. Selbst wenn sie nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zutreffen, sind die Konsequenzen so gravierend, dass man sie nicht ignorieren darf. Wir tun den ersten Schritt, indem wir Ihnen das weithin unbekannte ETP-Modell, die Seneca-Klippe und deren Konsequenzen in einfacher Form darstellen.
In dem Hills-Report heißt es: „Wir sind zur Abschätzung der verfügbaren Reserven ausgegangen von den wenigen relativ genau verfügbaren Daten: die jährliche Menge weltweit geförderten Öls und seinen jeweiligen Preis. Wir haben daraus ein einfach handhabbares Modell abgeleitet und es anhand der historischen Daten auf seine Vorhersagefähigkeit getestet. Es basiert auf der Kausalität des ersten und zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik.
ETP (Total Production Energy, angegeben in der Einheit BTU/gal) ist die Energiemenge, die zur Förderung, Aufbereitung und Verteilung einer Gallone Öl gebraucht wird. ETP wird mit einer Formel errechnet aus der jährlichen weltweiten Ölförderung, der Wassermenge, die in das Gestein hineingepumpt werden muss, um das Öl daraus zu fördern und der Temperatur der Förderstelle, genähert ermittelt aus der weltweiten mittleren Fördertiefe.
Die Obergrenze für ETP ist der Energieinhalt des geförderten Barrel Öls, der 140.000 BTU/gal beträgt. Ist dieser ETP-Wert erreicht, hat man so viel Energie für die Förderung eingesetzt, wie Energie in diesem Barrel enthalten ist.“
Theoretisch gesehen können nur 71 Prozent der im Öl enthaltenen Energie genutzt werden (zweiter Hauptsatz!), das sind rund 100.000 BTU/gal.
Zwei kritische Zeitpunkte
2012 Halbzeit: Der Produktionsaufwand für Öl übersteigt mit 70.000 BTU/gal den kritischen Wert von 50 Prozent des Energiegehalts von Öl. Also wird die Hälfte der Energie eines geförderten Barrels Öl für Förderung, Bereitstellung und Transport eingesetzt. Ab hier wird die Ölbereitstellung einen größeren Anteil Energie beanspruchen, als für die übrige Wirtschaft an Energie zur Verfügung gestellt werden kann. In der Folge muss die Förderung schneller ausgeweitet werden, um die immer größeren Energiemengen, die für ihre Förderung notwendig sind, bereitzustellen: ein Teufelskreis.
Es ist wie der Lauf der roten Königin (Red Queen, RQ) im Kindermärchen Alice im Wunderland. Du musst immer schneller laufen, um überhaupt auf der Stelle zu bleiben. Und du musst doppelt so schnell laufen, um voran zu kommen. Die Ölindustrie muss immer größere Ölmengen fördern, um den immer höheren Energieaufwand für die Förderung wettzumachen. Die Wirtschaft muss den gigantischen Moloch der Ölindustrie bezahlen mit immer mehr Geld (und Energie), obwohl immer weniger Öl dafür abgeliefert wird. Für 2012 weichen die Werte von EROI (10:1) und ETP (50 Prozent) stark voneinander ab.
2030: Ab diesem Jahr lohnt sich die Ölförderung nicht mehr. Der ETP ist gestiegen auf 97.000 BTU/gal. Das entspricht einem EROI von 6,9:1 oder einem Wasser-zu-Öl-Verhältnis von 40:1. Die Produktionskosten von Öl liegen dann bei 555 USD/Barrel.
Öl-Pearl-Harbour
Der vom ETP berechnete „bezahlbare Ölpreis“ sinkt seit 2012 radikal. Und seit 2014 liegt er unter den Förderkosten. Tatsächlich hat das ETP-Modell den Ölpreisverfall des Jahres 2014 vorhergesagt, bevor er tatsächlich eintrat. Louis Arnoux nennt diesen Preisverfall das „Öl-Pearl-Harbour“. Denn wenn der „bezahlbare Preis“ unter die Förderkosten absinkt, dann wird die Ölförderung zum Verlustgeschäft. Die Ölwirtschaft zerfällt, weil sie keinen Gewinn mehr erzielen kann. Zwar liefert Öl derzeit nur 38 Prozent der globalen Weltprimärenergie. Aber Öl ist die Wurzel des gesamten globalen Energienetzwerks. Denn 94 Prozent des Transports basiert auf Öl. Kohleförderung und Verarbeitung ist ebenso wie Gasförderung ohne Öl nicht möglich.
Der „bezahlbare Preis“
Dieser vom ETP-Modell berechnete Preis darf nicht mit dem Geldwert verwechselt werden, den ein Verbraucher für Öl zu zahlen bereit ist. Er berechnet sich aus dem Energiegehalt, der nach der Ölförderung und dem Abzug des ETP verbleibt. Dieser Energiewert wird umgerechnet in einen Dollar-Wert. Dabei wird betrachtet, welcher Energieinput für die Herstellung von Gütern im Wert von 1.000 USD erforderlich ist. Dafür gibt es Statistiken für jedes Jahr und jedes Land. Die Energieeffizienz erhöht sich jedes Jahr, der ökonomische Nutzen der Energie sinkt dadurch. Gleichzeitig steigt der für die Ölförderung und Verarbeitung notwendige Energieeinsatz. Im Ergebnis sinkt deshalb der „bezahlbare Preis“ seit 2012.
Der „bezahlbare Preis“ ist der maximal mögliche Zugewinn an BIP, welchen ein Barrel Öl für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen zur Verfügung stellt. Angebot und Nachfrage spielen also keine Rolle für diese Preisobergrenze.
Nach der Vorhersage von Hills sinkt der Ölpreis ab dem Moment, ab dem die Ölwirtschaft für die Förderung mehr Energie verbraucht, als sie für den Rest der Wirtschaft zur Verfügung stellt. Das war der Fall im Jahr 2014.
Der „maximal bezahlbare Preis“ für Öl erreichte 2012 seinen Höchstwert mit 104 USD/bar. In diesem Jahre überstiegen die Produktionskosten für Öl (schwarze Linie) erstmals den „maximal bezahlbaren Preis“ (rote Linie). In der Folge sinken die Ölpreise, auch wenn die Produktionskosten weiter steigen. Nach Hills Prognose sinken die Ölpreise künftig noch weiter: Er erwartet ein Abflachen des Preisverfalls und einen Preis von 40 USD im Jahr 2020 und etwa 25 USD um 2025.
Konsequenzen
Wir zitieren dazu Hills: „Die Erschöpfung fossiler Energievorräte ist die unvermeidliche Folge ihrer Nutzung und gehört in dieselbe Kategorie wie der Tod oder das Steuerzahlen […] Das ETP-Modell sagt einen schnellen Niedergang voraus im Gegensatz zur allgemeinen Überzeugung, dass die Ölproduktion langsam ausläuft und deshalb keine Probleme nach sich zieht. Dieser Niedergang ist bekannt als ein „Herunterschliddern auf der Hubbert-Kurve“. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass die Qualität des geförderten Öls sich nicht ändert. Das stimmt aber nicht mit den Tatsachen überein, die einen wachsenden Energieeinsatz für Förderung und Verarbeitung beobachten.
Die Ausbeutung der Ölfelder ist weiter fortgeschritten und die Förderung wird schneller abnehmen, als allgemein angenommen wird. Die letzten 25 Prozent der Ölvorräte sind um Größenordnungen kostspieliger zu erschließen als die ersten 25 Prozent. Die zunehmende Erschöpfung der weltweiten Ölreserven könnte Veränderungen in einer Größenordnung mit sich ziehen, für die es in Jahrtausenden keinen Vergleich gibt. Um durch diese konfliktreiche und schwierige Zeit zu steuern, ist es unerlässlich, die Ereignisse richtig zu verstehen. Dieser Report soll einen Beitrag dazu liefern.“
Von den 4.300 Milliarden Barrel Weltölvorräten sind nach Hills nur 1.760 Milliarden Barrel förderbar. Davon sind 84 Prozent schon gefördert und verbraucht worden.
In den kommenden zehn Jahren wird die Ölindustrie komplett zerfallen sein. Der thermodynamische und wirtschaftliche Zusammenbruch der Ölindustrie spielt sich derzeit bereits ab (siehe oben). Das wird gravierende Auswirkungen auf die Nutzung aller anderen Energiequellen und die industrielle Welt insgesamt haben, weil der Transport weltweit ausschließlich auf Öl basiert. Die Kombination aus Klimawandel, Luftverschmutzung, globaler Schuldenkrise und Lebensmittelknappheit erzeugt „den perfekten Sturm“.
Selbst wenn jedoch mit sinkender Fördermenge die Preise steigen würden, wäre das Ende der Ölförderung nicht aufzuhalten. Denn dabei handelt es sich um ein physikalisch bedingtes Phänomen, das sich durch Preise oder Geldströme nicht ändern lässt.
Preisverfall durch Überangebot?
Die Überproduktion von Öl ist nicht Ursache des Preisverfalls, sondern seine Folge: Der Preisverfall hat zur Überproduktion geführt. Wenn die Preise sinken, müssen die Förderländer die Produktion ausweiten, um ihre Kosten zu decken. Die Preise sind aber gefallen, weil die Wirtschaft immer weniger für Öl zahlen kann. Es ist ein fataler Fehler, die Ölschwemme auf den Weltmärkten als Signal zu sehen, dass Öl noch längere Zeit in genügender Menge zur Verfügung stehen wird. Das Gegenteil ist der Fall.
Die ökonomische Theorie und auch der gesunde Menschenverstand prognostizieren, dass die Ölpreise als Reaktion auf eine weltweite Ölverknappung mit einem steilen Anstieg reagieren. Selbst wenn das eintreten würde, würde es den Zerfall der Ölindustrie und der Ölförderung nicht aufhalten können. Deshalb ist es ein verhängnisvoller Fehler, bis zu einem Preisanstieg das Ölproblem einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Senecas Klippe
Was tun? Das Einfachste ist, das Ende der Ölforderung zu vergessen, sich über die niedrigen Ölpreise zu freuen und die Verluste der Ölindustrie als gerechte Strafe für böse Monopolisten zu feiern.
Arnoux spricht vom Wunderfee-Effekt: Man hofft auf eine Wunderfee, die alle Probleme löst – selbst wenn man weiß, dass dies einfach nicht stimmt. (bdev.de/arnoux)
Zurzeit kompensieren die Förderländer die sinkenden Einnahmen durch die niedrigen Ölpreise mit immer höhere Fördermengen. Allerdings wird dadurch die Katastrophe umso schneller und unausweichlicher. Eine passende Metapher dafür ist „Senecas Klippe“: „Es wäre einiger Trost für unsere Schwäche, wenn alles ebenso langsam zerfallen würde, wie es entstanden ist. Allein mit dem Wachstum geht es langsam, mit dem Verderben eilig“ (lateinisch: Nunc incrementa lente exeunt, festinatur in damnum. Lucius Anneaus Seneca, Briefe an Lucius Nr. 91). Seneca war ein römischer Philosoph und Staatsmann und lebte von 1. n.C. bis 65. n.C.. (voller Brieftext bdev.de/senecaaudio).
Diese Beobachtung Senecas gilt auch für die Produktion fossiler Energien wie Rohöl. Und wir befinden auf der Kante von Senecas Klippe. Das schrieb Prof. Ugo Bardi im Dezember 2014.
Alles schon verbrannt
Der IEA World Energy Outlook rechnet mit einer Erwärmung von 3,6 Grad bis 2040 und von sechs Grad bis 2100. 90 Prozent der Erde sind dann unbewohnbar. 90 Prozent aller Menschen werden damit ausgelöscht. Das sichere Limit von 350 ppm CO2 wurde vor 28 Jahren überschritten. Um wieder zu diesem Wert zurückzukehren, ist ein beschleunigter Ausstieg aus fossilen Energien und eine aktive Dekarbonisierung der Atmosphäre unerlässlich.
Ölersatz
Agrarrohstoffe können Erdöl nicht ersetzen. Die Energieausbeute liegt in einem weiten Schwankungsbereich. Der EROI von Bioethanol kann kleiner 1 sein, bei Zuckerrohr geht er bis 8:1, wenn man keine Energie für die Ernte einrechnet. Auch die Kohleverflüssigung bringt uns nicht weiter, denn der EROI dafür liegt zwischen 2 und 5:1. Kanadische Teersande haben ebenfalls ein EROI zwischen 2 und 5:1.
Was folgt daraus?
Es bleibt der Phantasie des Lesers überlassen, sich die praktischen Konsequenzen auszumalen. Wenn in zehn Jahren kein Öl mehr zur Verfügung steht, wird es höchste Zeit, sich jetzt über Alternativen Gedanken zu machen. Öl wird nicht nur zum Verbrennen in Heizungen und Autos gebraucht. Er ist ein unersetzbarer Rohstoff für Chemie und Pharmazie.
Hermann Scheer schreibt in seinem letzten Buch „Der energethische Imperativ – 100 Prozent jetzt: Wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist“: „Der wichtigste Beschleunigungsfaktor ist, jegliche willkürliche Verhinderungspolitik gegen erneuerbare Energien bei Standortgenehmigungen auszuschließen.“
Für wertvolle Kommentare bedanke ich mich bei Berndt Warm und Werner Zittel. Die Verantwortung für alle Fehler bleibt bei mir.
- Mutmacher:
Gemeinsam mehr erreichen
Private Vorsorge für den Blackout
Energieautonomie - Sammlung von 100ee: bdev.de/100ee
Energieautonomie als Strategie
Eine Prognose ist schon jetzt gesichert: Erneuerbare Energien werden eines Tages die einzigen sein, mit denen die Menschen ihre Energiebedürfnisse befriedigen. Wenn der Umschwung zu erneuerbaren Energien nicht in den nächsten beiden Jahrzehnten gelingt, wird die Welt absehbar in gewaltträchtige Ressourcenkonflikte schlittern.
Energieautonomie ist aber nicht nur das Ergebnis eines Wechsels zu erneuerbaren Energien, sondern zugleich der harte Kern der praktischen Strategie: Autonome Initiativen von Individuen, Organisationen, Unternehmen, Städten und Staaten sind geboten, um das Ganze zu bewegen.
Die neue Politik für erneuerbare Energien ist, diesen Initiativen die Räume zu öffnen, in denen sie sich ungehindert entfalten können.
Dem schwedischen Wirtschaftsnobelpreisträger und Soziologen Gunnar Myrdal zufolge kann ein gesellschaftliches Projekt durchgesetzt werden, wenn es nur von fünf Prozent passionierter Menschen zielstrebig und ausdauernd verfolgt wird.
Aus dem Buch Energieautonomie von Hermann Scheer 2005
Immer mehr Analysten weltweit agierender Banken und Unternehmensberater interpretieren den spektakulären Einbruch des Ölpreises als Anfang vom Ende des Ölzeitalters.
Das dicke Ende des Ölpreisverfalls
(5. Januar 2016) Immer mehr Analysten weltweit agierender Banken und Unternehmensberater interpretieren den spektakulären Einbruch des Ölpreises in der zweiten Jahreshälfte 2014 und die (Nicht-)Reaktion des größten Ölförderers Saudi-Arabien als Anfang vom Ende des Ölzeitalters.
Wäre der Ölpreisverfall eine Folge weltweiten Verbrauchsrückgangs, könnte das Ölzeitalter tatsächlich langsam und friedlich im Grab der Geschichte beerdigt werden. Es wäre dann nur logisch, dass die Anstrengungen um eine Ausweitung der Ölförderung zurückgingen.
Die Fakten jedoch erzählen eine andere Geschichte. Der Verbrauch von Öl hat in Deutschland seit 1990 deutlich abgenommen. Weltweit jedoch hat der Öl- und Gasverbrauch seit 1990 kräftig zugenommen. Auch in Deutschland ist zumindest der Gasverbrauch seit 1990 steigend. Es ist wenig verwunderlich, das weltweites Wachstum und sinkende Preise zu steigenden Verbräuchen führen. Aller Klimaschutz, alle Effizienzsteigerungen und auch der Preisverfall der Erneuerbaren haben das weltweite Verbrauchswachstum bei Öl und Gas bisher nicht gestoppt. Die kostspielige und langwierige Erschließung neuer Öl- und Gaslagerstätten ist unterdessen weltweit zum Erliegen gekommen. Die zunehmenden Öl- und Gasverbräuche werden umso schneller an die Grenzen der Verfügbarkeit stoßen, je geringer die Anstrengungen um neue Quellen sind.
Zwischen 1990 und 2014 stieg der weltweite Ölverbrauch um durchschnittlich 1,3 Prozent jährlich. Bis zum Jahr 2030 steigt der Weltölverbrauch um ein Viertel, wenn dieser Wachstumstrend bis dahin weitergeht. Beim Gas liegt das jährliche Wachstum des weltweiten Verbrauchs zwischen 1990 und 2014 bei jährlich 3 Prozent, hat sich aber zwischen 2010 und 2015 auf 1,5 Prozent verringert. Bis zum Jahr 2030 läge der weltweite Verbrauch um fast ein Drittel über dem heutigen, wenn das verminderte Wachstum anhielte.
Die Zahlen zeigen deutlich, dass die weltweit verbrauchten Öl- und Gasmengen schon bald nicht mehr zur Verfügung stehen können. Erhebliche Preissprünge erscheinen unausweichlich. Denn wenn die nachgefragte Menge nicht mehr zur Verfügung steht, dann können nur Preissprünge die Nachfrage reduzieren. Was derzeit wie das Ende des Öl- und Gaszeitalters aussieht, könnte also leicht das Ende der darauf basierenden Zivilisation sein – zumindest wie wir sie heute kennen.
Öl ist eine endliche Ressource, die sich unweigerlich verknappen wird. Der in Oxford lebende Ökonom Jörg Friedrichs hat dazu Länder verglichen, die plötzlich ohne Öl auskommen mussten. Er wagt einen Blick in eine Zukunft ohne Öl.
Eine Welt ohne Öl
Öl ist eine endliche Ressource, die sich unweigerlich verknappen wird. Der in Oxford lebende Ökonom Jörg Friedrichs hat dazu Länder verglichen, die plötzlich ohne Öl auskommen mussten. Er wagt einen Blick in eine Zukunft ohne Öl.
(21. Dezember 2012)
Beute-Militarismus in Japan
Im September 1945 gab es in Japan so wenig Öl, dass man nur mit Mühe einen Krankenwagen finden konnte, um den Premierminister Tojo nach einem Selbstmordversuch ins Krankenhaus zu fahren. Im ganzen Land waren Bäume gefällt worden, um aus den Wurzeln Pech als Treibstoffersatz zu gewinnen. Angehörige der Luftwaffe hatten sich in Kamikaze-Angriffen geopfert, auch weil es zu wenig Treibstoff für die Rückkehr nach dem Einsatz gab.
In Japan war man der Ansicht, dass Deutschland den Ersten Weltkrieg verloren habe, weil es sich ökonomisch nicht genügend autark gemacht hatte. Der starke Wunsch nach Selbstständigkeit führte zu einer aggressiven japanischen Militärpolitik. 1931 eroberte Japan die Mandschurei und griff 1937 China an. Ziel war ein selbstständiger Militärblock. In den eroberten Gebieten fand Japan aber kein Öl. Die Abhängigkeit von Ölimporten aus den USA wuchs stattdessen: 80 Prozent des japanischen Öls stammten aus Kalifornien. Japan versuchte den Zugriff auf Öl in Sumatra und Borneo und griff 1939 Südchina und im September 1940 Französisch-Indochina an. Als im Juli 1941 das US-Embargo griff, attackierte man mit aller Entschiedenheit im Pazifik den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbour.
Totalitäre Mangelwirtschaft in Nordkorea
Als sich die Sowjets 1990 aus Nordkorea zurückzogen, ging es der herrschenden Elite vor allem darum, ihre Privilegien zu erhalten. Zwischen 1995 und 1998 fielen einer Hungersnot 600.000 bis eine Millionen Menschen zum Opfer, das entspricht drei bis fünf Prozent der gesamten Bevölkerung. Zwar gab es in Nordkorea eine Politik wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Aber die Lebensmittelproduktion war industrialisiert worden und basierte auf Kunstdünger und auf Öl, das aus der Sowjetunion kam. Als diese Lieferungen ausfielen, gingen die geringen Restölmengen ans Militär. Die Industrie und auch die Landwirtschaft brachen vollständig zusammen. Das Beispiel zeigt, wie das Fehlen einer Energiereserve ein ganzes Wirtschaftssystem lahmlegt: Ohne Öl konnte die Kohle nicht transportiert werden, die Kraftwerke konnten keinen Strom mehr erzeugen, die Eisenbahn fiel aus.
Sozioökonomische Anpassung in Kuba
Kuba musste 1993 verkraften, dass die Öllieferungen aus der Sowjetunion vollständig ausblieben. Der Ölimport Kubas ging zwischen 1989 und 1993 um satte 71 Prozent zurück. 1990 rief Fidel Castro den nationalen Notstand aus, die sogenannte „Sonderperiode“. Die Krise hatte verheerende Auswirkungen auf die gesamte kubanische Wirtschaft: Maschinen, Autos und Busse standen still. Es gab kaum mehr Strom. Wie in Nordkorea gab es eine Lebensmittelknappheit. Die durchschnittliche Nahrungsmittelaufnahme fiel deutlich unter das Existenzminimum.
Aber die Leute starben nicht an Unterernährung, es gab keine Banden, Kannibalen oder Obdachlose – im Gegensatz zu Nordkorea. Die Regierung in Kuba war menschlicher als in Nordkorea und riskierte vorsichtige Reformen: Sie öffnete das Land für den Tourismus, legalisierte den informellen Sektor und unterstützte Selbsthilfe. Die kubanische Bevölkerung vollbrachte ein wahres Wunder: Die Menschen hielten auf örtlicher Ebene, in den städtischen Dörfern zusammen. Viele Familien leben dort seit Generationen im selben Haus. Verwandte, Freunde und Nachbarschaften unterstützten sich. Die Krise brachte die Menschen enger zusammen und stärkte das gegenseitige Vertrauen. Ein anderer wichtiger Faktor war das traditionelle Wissen über Landbau. Obwohl nur vier Prozent der Bauern nicht kollektiviert wurden und elf Prozent in privaten Kooperativen arbeitete, war deren Wissen über traditionellen Landbau wichtig. Es gab Hunderte von Gärtnervereinen, in denen nicht nur Wissen, sondern auch Samen und Geräte ausgetauscht wurden. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre verbesserte sich die wirtschaftliche Situation wieder: Öl wurde im Land entdeckt und aus Venezuela importiert. Es ist jedoch ermutigend, dass Kuba in den früher 90er Jahren einen plötzlichen Ölschock durch einen bemerkenswerten Gemeinschaftsgeist überlebte. Der Vergleich mit Nordkorea zeigt, was dort geleistet wurde.
Künftige Reaktionen
Vermutlich werden auch künftig unterschiedliche Länder verschieden auf einen globalen Ölpreis-Schock reagieren. Militärisch ausgerichtete Länder werden eine räuberische Mentalität nach japanischem Vorbild zeigen. Länder mit einer autoritären Struktur werden sich zurückziehen wie Nordkorea. Und Länder mit einem starken Gemeinschaftsgeist werden sich anpassen, wie es auf Kuba geschah. Es könnte auch weitere Reaktionen geben, etwa die Mobilisierung nationalistischer Stimmungen durch populistische Regierungen.
Die Kuba-Lösung ist zwar wünschenswert. Sie ist aber einfacher in Gesellschaften, in denen der Individualismus und Massenkonsum nicht die Wurzel der Gesellschaft bildet. In westlichen Gesellschaften dürfte das eher nicht der Fall sein. In Ländern wie Deutschland dürfte das Überleben letzlich davon abhängen, ob sich die Menschen gegenseitig lokal unterstützen und der Wandel zum Selbstversorgen gelingt.
Plötzlicher Wegfall
Eine Energiekrise und der Aufbau neuer Energieinfrastruktur ist niemals schnell und leicht zu bewältigen. Einem Peak-Oil wird also ein langsamer und schmerzhafter Prozess sozialer und technischer Anpassung folgen, der ein Jahrhundert oder noch länger andauern kann. Einem Peak-Oil wird also weder ein plötzlicher Zusammenbruch, noch ein reibungsloser Übergang folgen. Die Menschen werden ihren bisherigen Lebensstil nur langsam aufgeben.
Anhand seiner Analysen wagt Friedrichs folgende Prognosen, wie die Welt auf eine Ölverknappung reagieren wird:
Riesige Räuber
Die USA haben sowohl einen großen Ölhunger, als auch gewaltiges militärisches Potenzial. Vermutlich schlägt Amerika daher die „Räuber-Strategie“ analog zu Japan ein: Die ressourcenreicheren Nachbarländer Mexiko und Kanada werden sich den USA anschließen.
In Südamerika werden Venezuela und Ecuador vom Anstieg der Ölpreise profitieren. Das große Brasilien könnte sich gegen Übergriffe aus den USA behaupten: Das Land ist groß genug, verfügt über ausreichend eigene Ressourcen und liegt ausreichend weit genug von den USA entfernt. Den anderen lateinamerikanischen Ländern ohne eigene Ölquellen droht eine Krise. Es ist nicht absehbar, inwieweit sie von einer Lösung wie Kuba profitieren können.
Umstieg auf Selbstversorgung
Westeuropa hat zwar ein ausreichend großes militärisches Potenzial. Aus historischen Gründen scheidet aber die militärische Option ebenso aus wie ein diktatorischer Rückzug. Bei den Verhandlungen mit den Quellenländern sitzt Europa stets am kürzeren Hebel, so dass nur der kommunal basierte Ansatz übrigbleibt. Das Überleben wird davon abhängen, ob der Rückzug auf Nachbarschaftshilfe gelingt. Das wird in Europa nicht leicht sein, weil der industrielle Lebensstil tief verwurzelt ist. Zudem gilt es, Probleme zwischen verschiedenen Ethnien zu lösen. Der unausweichliche Übergang zu nachbarschaftsbasierter Selbstversorger-Wirtschaft wird schmerzhaft sein und Generationen andauern.
In Japan sieht die Situation ähnlich wie in Westeuropa aus.
Ländern mit erst unlängst stattgefundener Industrialisierung oder jüngerer autoritärer Tradition fällt der Übergang leichter. Sehr unterentwickelte Staaten mit geringem Lebensstandard haben wenig mehr als den Zusammenhalt sozialer Gruppen als Überlebenschance. Das gilt insbesonder für die Länder des südlichen Afrikas. Das unausweichliche Ende der sogenannten Grünen Revolution der Landwirtschaft und das Ausbleiben internationaler Hilfen wird Umweltprobleme und Unsicherheit heraufrufen. Die Herstellung von Biotreibstoffen kann die Probleme herauszögern. Es besteht jedoch die Gefahr, dass sie die Produktion von Nahrungsmitteln verdrängen und damit zum Problem für die Armen werden. Als Konsequenz drohen Hungersnöte, Seuchen und Massensterben. In manchen Gegenden könnte eine wiedererwachte Nachbarschaftsbewegung und ein Rückzug zur Subsistenzwirtschaft einen Notanker darstellen.
Militär und Machthunger
Russland verfügt über genug Energiereserven für den eigenen Bedarf. Seine Ressourcen verstärken seine politische Stellung.
Im Gegensatz dazu ist China auf Ölimporte angewiesen. Um sein Überleben zu sichern, könnte China versuchen, sich mit militärischen Mitteln den Zugang zu zentralasiatischen Kapazitäten zu sichern. Alternativ ist ein autoritärer Rückzug analog zu Nordkorea denkbar.
Indien verfügt über eine deutlich schwächere Militärmacht, könnte sich jedoch dennoch an begrenzten Operationen in der regionalen Nachbarschaft beteiligen.
Die Ölstaaten Zentralasiens und des mittleren Ostens werden noch stärker als bisher von ihren Schätzen profitieren. Der mittlere Osten wird Westeuropa als attraktives Ziel muslimischer Zuwanderung ablösen.
Mögliche Alternativen
Der Anteil der Erneuerbaren wird sich in unruhigen Krisenzeiten nur schwer ausweiten lassen, wenn der systematische Wandel nicht schon vorher begonnen hat: So benötigt die Industrie für die Herstellung von Windturbinenherstellung große Mengen Energie und Rohmaterial, das heute durch Nichterneuerbare geliefert wird.
Wir alle wünschen uns, dass die Industrie-gesellschaft auch künftig bestehen bleibt. Jedoch kann eine Industriegesellschaft, wie wir sie kennen, nicht auf Dauer Bestand haben. Auch wenn wir die Idee nicht mögen: Es wäre extrem leichtsinnig, die Folgen einer künftigen Ölverknappung nicht ernst zu nehmen.
Aus dem Sammelband: Energy, Transport, & the Environment, London, Springer 2012, aus dem Englischen von Aribert Peters
Am Ende des Öls
Teures Benzin und Heizöl zwingen zu einem Blick in die Zukunft: Wie viel Öl wird künftig zu welchem Preis zu haben sein? Welche Folgen hat dies für die Wirtschaft und die Gesellschaft?
(18. Dezember 2012) Noch nie war Heizöl so teuer wie derzeit: Ein Liter schlägt mit knapp einem Euro zu Buche. Auch Erdgas und Benzin sind so teuer wie nie zuvor. Erdöl und Erdgas sind endliche Ressourcen. Seit der Förderhöhepunkt für konventionelles Erdöl 2006 überschritten wurde, geht die Förderung zurück. Gleichzeitig wächst weltweit der Verbrauch an Erdöl und Gas. Verbraucher stellen sich die bange Frage, wie die weitere Entwicklung aussieht. Wie werden sich die Ölpreise angesichts weltweit sinkender Produktion und steigender Nachfrage entwickeln? Und welche Auswirkungen hat das auf unsere Wirtschaft insgesamt und auf die Weltwirtschaft?
Simulationsrechnungen zeigen, dass die Weltwirtschaft es durchaus verkraftet, wenn die Ölförderung weltweit jährlich immer langsamer zunimmt. Dramatische Folgen hätte jedoch ein Rückgang der Ölförderung. Auch wenn die Ölknappheit nicht langsam steigen sondern schockartig zunimmt, dann sind die weltweiten wirtschaftlichen Folgen verheerend. Der Internationale Währungsfonds IWF empfiehlt daher der Politik, sich auf unerwartete Ölknappheit einzustellen und das Risiko einer weltweiten Ölverknappung zu senken.
Öl regiert die Welt
Öl ist weltweit ein Schlüsselfaktor der Wirtschaft. Öl ist das meistgehandelte Gut und macht zehn Prozent des weltweit gehandelten Gütervolumens aus. Änderung der Ölmärkte haben deshalb direkte Folgen für Wachstum, Inflation, Handelsbilanz und Armut weltweit. Öl deckt 33 Prozent des Weltenergiebedarfs. Im Transportsektor (Güterverkehr, Schiffsverkehr, Flugverkehr, Personentransport) ist es kaum und nur langfristig ersetzbar. Aufgrund seiner einzigartigen physikalischen Eigenschaften wie hohe Energiedichte, leichter Lager- und Transportfähigkeit lässt sich das „schwarze Gold“ nur begrenzt durch andere Stoffe ersetzen. Aber auch die Petrochemie kommt nicht ohne Öl aus.
Übersteigt die weltweite Ölnachfrage das Angebot, kommt es zu einer Verknappung. Die Preise steigen. Das hat zur Folge, dass sich einerseits das Angebot ausweitet, etwa weil neue Lagerstätten erschlossen werden, und andererseits die Nachfrage sinkt. Der Preis steigt so lange, bis Angebot und Nachfrage wieder im Gleichgewicht sind.
Der weltweite Energiehunger wächst rasch. Eine besondere Bedeutung kommt dabei China zu: Schon heute ist es das Land mit dem höchsten Energieverbrauch. Chinas Energiehunger wird sich bis 2017 verdoppeln und bis 2025 verdreifachen. Die Nachfrage steigt also stetig. Welche Folgen hat das für die Ölpreise?
Teuer ist nicht unbezahlbar
Der IWF hat untersucht, in welchem Ausmaß steigende Ölpreise die Nachfrage nach dem schwarzen Gold reduzieren. Das niederschmetternde Ergebnis lautet: Die Nachfrage bleibt selbst bei steigenden Preisen fast unverändert: Steigen die Preise um zehn Prozent, reduziert sich die Nachfrage um gerade mal 0,2 Prozent. Selbst eine Verdopplung der Preise drosselt den Ölhunger um nur zwei Prozent. Ökonomen sprechen von einer Elastizität von -0,02. Über längere Zeiträume betrachtet liegt diese Elastizität viermal höher (-0,7).
Diese Zahlen verraten, dass die Ölpreise erst sehr dramatisch ansteigen müssen, bevor die Nachfrage spürbar sinkt. Mit anderen Worten: Öl muss weltweit erst unbezahlbar teuer werden, bevor die Nachfrage so weit abnimmt, dass das verfügbare Öl für alle ausreicht, die diesen hohen Preis bezahlen wollen und können. Für Nicht-OECD-Länder liegt die Elastizität noch geringer: Sie sind noch weniger in der Lage, ohne Öl auszukommen.
Wachstum lässt Preise klettern
Auch steigende Einkommen lassen den Ölverbrauch klettern. Für diesen Faktor beträgt die Elastizität 0,68: Ein kurzfristiger Einkommenszuwachs um ein Prozent lässt den Ölverbrauch um 0,68 Prozent steigen. Umgekehrt sinkt die Ölnachfrage bei geringerem Einkommen.
Bis 2015 prognostiziert die Prognose des Weltwährungsfonds (IWF) weltweit ein durchschnittliches jährliches Wirtschaftswachstum von 4,6 Prozent – was die Nachfrage nach Öl entsprechend ausweitet. Daraus folgert der IWF, dass nur substanzielle Preissteigerungen die Ölmärkte ins Gleichgewicht bringen können.
Peak Oil oder Ausweitung?
Zur Ölverfügbarkeit in der Zukunft herrschen zwei unterschiedliche Auffassungen. Die traditionelle Sicht ist davon überzeugt, dass höhere Ölpreise dazu führen, dass neue Lagerstätten intensiver erschlossen werden und verbesserte Technik vorhandene Ölfelder effizienter nutzen können.
Die Vertreter der „Peak-Oil-These“ dagegen meinen, dass auch mehr Geld nicht mehr Öl verfügbar machen kann. Sie gehen von einem raschen Rückgang der Ölförderung nach dem Höhepunkt der konventionellen Ölförderung im Jahr 2006 aus.
Ein Blick auf die Entwicklung der weltweiten Ölförderung sorgt für Ernüchterung: Die weltweite Ölförderung ist zwar ständig gewachsen. Jedoch reduzierte sich das jährliche Förderwachstum dramatisch zwischen 1965 und 2005 in drei Schritten sehr deutlich. Und: Nach 2005 brach die weltweite Förderung sogar ein. Die US-amerikanische Energy Information Agency hat deshalb seit 2001 laufend ihre Prognosen nach unten korrigieren müssen.
Fakt ist, dass die Ölpreise seit 2000 schnell steigen. Trotzdem schlägt sich dies nicht in einer Erhöhung der Ölförderung nieder. Stattdessen haben sich die vorhergesagten Förderrückgänge bewahrheitet, wenn es auch etwas länger gedauert hat, als die Peak-Oil-Vertreter prognostiziert hatten.
Eine Gruppe von IWF-Wissenschaftlern hat in einer Modellberechnung beide Perspektiven berücksichtigt. Ergebnis: In den kommenden zehn Jahren steigt die Ölförderung weltweit um drei bis zehn Prozent, während sich die Preise verdoppeln (Jaromir Benes et. al, 2012: The Future of Oil: Geology versus Technology, IMF Working Paper 12/109).
Zwölf Preisschocks
Die Entwicklung der Ölpreise seit 2000 deutet auf eine wachsende weltweite Verknappung hin (siehe Grafik): Einerseits wächst die Nachfrage, andererseits steigen die Ölförderungen kaum noch. Wenn diese Spannungen größer werden, sei es durch stärkere Nachfrage oder Versorgungsengpässe, dann sind Ölpreissprünge wie 2007/2008 nicht auszuschließen.
Der amerikanische Wissenschaftler James Hamilton hat die Folgen solcher sprunghaften Ölpreissteigerungen der Vergangenheit untersucht (James Hamilton, 2011: National Bureau of Economic Research, Working Paper: Historical Oil Shocks, Working Paper 167790). Er zählte zwölf Ölpreisschocks seit 1947 auf und beobachtete, dass jeder Preisschock eine wirtschaftliche Rezession nach sich zog. Dabei lagen die Produktionsverluste weitaus höher als der Wert der fehlenden Energie: Wenn Verbraucher plötzlich mehr für Energie ausgeben müssen, dann sinken ihre Ausgaben für andere Güter entsprechend. Dieser Effekt wird durch einen Multiplikator verstärkt.
Gezielte Steuern helfen
Offensichtlich reagieren weder die Ölförderung noch die Nachfrage angemessen auf Preisänderungen. Das wird die weltweite Ölverknappung weiter anfachen. Viele Länder mildern die Folgen steigender Ölpreise durch Subventionen für die Bevölkerung. Dabei droht jedoch ein rascher Ruin der Staatsfinanzen, ohne dass diese Investition die Bürger vor künftigen Preissprüngen schützen könnte. Der IWF schlägt daher kosteneffiziente, zielgerichtete Hilfsstrategien vor. Höhere Steuern auf Öl beispielsweise helfen dabei, den Wandel weg vom Öl zu beschleunigen: Die Steuern nehmen Preissprünge vorweg und finanzieren Umstellungsstrategien. Insgesamt empfiehlt der IWF eine stärkere internationale Kooperation, um den Gefahren durch weltweite Ölverknappung wirksam zu begegnen.
Die weltweite Ölförderung hat ihren Höhepunkt bereits überschritten.
Peak Oil - Von jetzt an abwärts
(16. März 2012) Die weltweite Ölförderung hat ihren Höhepunkt bereits überschritten. Das berichtete ein Kommentar in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature“ (26. Januar 2012, S. 433). Zwischen 1998 und 2004 ließ die weltweit steigende Nachfrage sowohl Preise als auch die Produktionsmengen ansteigen. Seit 2005 steigen die Ölpreise zwar jährlich um 15 Prozent. Die weltweit gefördert Menge wächst aber nicht weiter, sondern stagniert bei 75 Millionen Barrel täglich. Die Förderung aus den weltweit bekannten Ölfeldern sinkt jedes Jahr sogar um 4,5 bis 6,7 Prozent.
Das US-Energieministerium rechnet dagegen mit einer Steigerung der Ölproduktion von 30 Prozent bis 2030. Das wäre jedoch nur möglich, wenn Quellen mit einer Produktionsmenge von 64 Millionen Barrel neu erschlossen würden, was etwa der heutigen Produktionsmenge entspricht. Die kanadischen Ölsande werden bis 2035 auf eine Produktion von 4,7 Millionen Barrel täglich ausgebaut. Venezuelas Ölsande liefern schon heute etwa zwei Millionen Barrel Öl täglich, doch lässt sich diese Produktion nicht steigern. Zwar wird es künftig genügend Öl geben, doch immer weniger Verbraucher werden in der Lage sein, sich den teuren Brennstoff zu leisten. Die Ebbe wird es nicht an der Tankstelle, sondern im Portemonnaie geben. Denn die Preise werden so lange und so weit ansteigen, bis die Nachfrage auf die Menge des verfügbaren Öls absinkt. Steigen die Ausgaben für Öl, dann bleibt weniger Kaufkraft für andere Güter – das Wirtschaftswachstum bricht ein.
Kohle kann dieses Problem nicht lösen, denn das weltweite Fördermaximum von Kohle wird 2025 überschritten. Stattdessen gilt es, die Energieeffizienz zu erhöhen: Gegenwärtig wird aus neun Einheiten Primärenergie nur eine Einheit Nutzenergie gewonnen.
Das Ölzeitalter geht zu Ende. Aber was kommt danach?